Bhava – kammische Energie als Treibstoff für Existenz

Bhava ist vom Geist erzeugte kammische Energie. Diese Energie kann eine neue Existenz in kāma bhava, rupa bhava oder arupa bhava auslösen. Das Wort Buddha bedeutet „Bhava stoppen“ (bhava + uddha).

Ergreifen eines Bhava (kammische Energie) führt zu Jati (Geburt)

1. Es gibt verschiedene Arten von jāti (Geburten). Siehe Jāti – verschiedene Arten von Geburt.

  • Nichts entsteht ohne Ursachen und ohne ausreichende Energie. Jede Geburt kann nur entstehen, wenn es Energie gibt, welche diese Geburt aufrechterhalten kann. Verschiedene Arten von Energie können verschiedene Arten von Geburt stützen.
  • Drei Haupttypen von bhava beziehen sich auf kammische Energien, die Existenzen in Kāmaloka, Rupaloka, Arupaloka aufrechterhalten. Der Buddha erklärt das Ananda in der Paṭhamabhava Sutta (AN 3.76). Der ehrwürdige Ananda fragt den Buddha: „Bhante, man spricht von diesem Ding namens „bhava„. Wie ist bhava definiert?
  • Die 31 Reiche dieser Welt werden in drei Kategorien unterteilt: 11 Reiche in Kāmaloka, 16 Reiche in Rupaloka und 4 Reiche in Arupaloka.
  • Existenzen in diesen drei Kategorien werden von kāma bhava, rupa bhava, arupa bhava unterstützt. Es sind drei Arten von Energien, die vom Geist gemacht werden.

Kāma Bhava notwendig für Geburten in Kāma Loka

2. Der Buddha erklärte kāma bhava wie folgt: „Kāmadhātuvepakkañca, ānanda, kammaṁ nābhavissa, api nu kho kāmabhavo paññāyethā“ ti?

Übersetzt: „Wenn, Ānanda, eine in der Sinnessphäre etablierte kammische Energie (kāmadhātuvepakkañca bzw. kāma dhātuve pakkañca) nicht ergriffen wird (nābhavissa bzw. na abhavissa), kann dann eine Existenz in einem sinnlichen Reich (kāma bhavo) entstehen?“

  • Der ehrwürdige Ananda antwortete, dass dies nicht möglich sei. Um in einem der 11 Reiche in Kāmaloka geboren zu werden, muss eine solche geeignete Art von Energie kultiviert und dann erfasst werden, um „die Geburt in Kāmaloka zu beginnen“.
  • Natürlich gibt es verschiedene Arten kammischer Energie, welche die 11 Reiche in Kāmaloka antreiben. Eins ist allen gemein: das Verlangen nach Sinneserfahrung, insbesondere mit den fünf physischen Sinnen. Daher der Begriff pañca kāma bzw. „fünf Arten von kāma“.
  • Deva in den 6 Devaloka haben weniger dichte Körper als Menschen. Aber sie haben immer noch genug Körper, um alle fünf physischen Sinne zu erleben.

Rupa Bhava notwendig für Geburten in Rupa Loka

3. In gleicher Weise wie oben erklärte der Buddha rupa bhava: „Rūpadhātuvepakkañca, ānanda, kammaṁ nābhavissa, api nu kho rūpabhavo paññāyethā“ ti?

Übersetzt: „Wenn, Ananda, eine in der rupa-Ebene (rupadhātuvepakkañca bzw. rupa dhātuve pakkañca) etablierte kammische Energie nicht ergriffen wird (nābhavissa oder na abhavissa), kann dann eine rupa-Existenz (rupa bhavo) entstehen?“ – Nein.

  • Daher muss man die notwendige Art von Energie kultiviert haben, um eine Geburt in einem der 16 rupāvacara Brahma-Reiche zu ergreifen. Solche Energien werden mit rupāvacara Jhāna erzeugt.
  • Um rupāvacara Jhāna zu kultivieren, MUSS man das Verlangen nach dem Stärksten der pañca kāma aufgeben: Sinneserfahrungen mit dem physischen Körper (und damit Geruch, Geschmack, Körperkontakt).
  • Deshalb haben rupāvacara Brahma keinen physischen Körper. Sie sind zufrieden mit Sehen und Hören (und Denken).
  • Der physische Körper ist aber nötig für Riechen, Schmecken, körperliche Berührung. Ein rupāvacara Brahma hat nur den Manomaya Kāya bzw. den Geistkörper.
  • Aus Nahtod-Erlebnissen wissen wir, dass Gandhabba sehen und hören, nachdem sie den physischen Körper verlassen haben. Ein physischer Körper mit Augen und Ohren ist nicht notwendig dafür. Nur cakkhu und sota pasāda rupa (im manomaya kāya) sind nötig zum Sehen und Hören.

Arupa Bhava notwendig für Geburten in Arupa Loka

4. Wie zu erwarten, erklärte der Buddha arupa bhava wie folgt: „Arūpadhātuvepakkañca, ānanda, kammaṁ nābhavissa, api nu kho arūpabhavo paññāyethā“ ti?

Übersetzt: „Wenn, Ananda, eine in der arupa-Ebene festgelegte kammische Energie (arupaadhātuvepakkañca bzw. arupa dhātuve pakkañca) nicht ergriffen wird (nābhavissa oder na abhavissa), kann dann eine arupa-Existenz (arupa bhavo) entstehen?“ – Nein.

  • Daher muss man die notwendige Energie kultiviert haben, die mit arupa bhava verbunden ist, um eine Geburt in einem der 16 arupāvacara Brahma-Reiche in Arupa Loka zu erfassen. Solche Energien werden mit arupāvacara Jhāna erzeugt.
  • Um arupāvacara Jhāna zu kultivieren, MUSS man das Verlangen nach allen pañca kāma aufgeben (Sinnesfreuden via die fünf physischen Sinne). Deshalb haben arupāvacara Brahma keine Pasāda Rupa, sondern nur Hadaya Vatthu. Damit ist Sehen und Hören nicht möglich. Sie können nur denken.
  • Die einzige „Materie“ in den Reichen der rupāvacara Brahma sind Suddhāṭṭhaka.

Der Grad des Leiden sinkt mit „abnehmender Materie“

5. Im Allgemeinen sinkt der Grad des Leidens mit abnehmender Materie. Sinneserfahrungen mit allen sechs Sinnen gibt es nur in den 11 Reichen von Kāma Loka. Dort findet sich auch das meiste Leiden! Während die Wesen der Deva-Reiche mit „weniger dichten Körpern“ optimale Sinnesfreuden erleben, leiden die Wesen der vier unteren Reiche (apāyā) am meisten. Das Menschen-Reich in der Mitte bietet sowohl Vergnügen als auch Leiden.

  • Natürlich gibt es pañca kāma-Freuden nur in Kāma Loka. Körperliche Berührung, Geschmack, Geruch erfordern dichte Körper. Es ist jedoch ein „Preis zu zahlen“.
  • Rupāvacara Jhāna (ariya oder anariya) sind schon viel besser und langanhaltender als pañca kāma-Freuden. Es sind die ersten vier Jhāna. Die höheren vier arupāvacara Jhāna sind noch besser als rupāvacara Jhāna.
  • Menschen, welche Jhāna kultiviert haben, erkennen den mit „sensorischen Kontakten“ verbundenen Stress. Je näher der Kontakt ist, desto größer wird das Stressniveau.
  • Eine Ausnahme von dieser „Regel“ sind einige Petas (hungrige Geister). Sie haben subtile (wenig dichte) Körper.

Erhöhte „Abkühlung“ durch weniger sensorische Kontakte

6. Auf lange Sicht bringen die Fähigkeiten für sensorisches Erleben „eingebautes Leiden“ mit sich, und zwar viel mehr als irgendwelche Freuden. Die Fähigkeiten Riechen, Schmecken und Berühren erfordern einen dichten physischen Körper. Dieser physische Körper bringt körperliche Schmerzen und Krankheit. Solche Nachteile sind in Deva-Reichen mit weniger dichten Körpern minimal. Aber in anderen Reichen von Kāma Loka können solche Leiden unerträglich werden, insbesondere in den Apāyā.

  • Kultiviert man solche rupāvacara Jhāna, erlebt man „Erleichterung“ in diesem Leben. Nähert man sich den höheren rupāvacara Jhāna, fühlt man den physischen Körper immer weniger. Im vierten Jhāna spürt man den physischen Körper überhaupt nicht. Beim Tod des gegenwärtigen Menschen-Körpers werden diese Yogis ausnahmslos in den rupāvacara Brahma Reichen wiedergeboren.
  • Wenn man das vierte Jhāna überschreitet und in höhere Jhānā gelangt, wird man feststellen, dass selbst rupāvacara Jhāna stressig sind. Die Erholung wird noch spürbarer, wenn man zum höchsten arupāvacara Jhāna gelangt. Dort fühlt man sich einfach lebendig und der Stress ist minimal. Im Fall von anariya Jhāna kann man jedoch nicht darüber hinausgehen und den verbleibenden Stress stoppen, da noch immer Anusaya vorhanden sind (latente Verunreinigungen). Außerdem wird man mit verbleibenden Anusaya später auch in den Apāyā wiedergeboren. Darum sind anariya Jhānā am Ende nutzlos.
  • Aber ein Arahant, der das höchste Jhāna erreicht, kann „das Leben anhalten“ und in Nirodha Samāpatti verweilen. Das kann bis zu 7 Tage andauern und man kann während dieser Zeit „Nibbāna erleben“. Aber das ist keine Erfahrung in dieser Welt, die mit Vedana Cetasika beschrieben werden kann. Wir haben einfach keine Begriffe dafür. 

In Parinibbāna gibt es kein Leiden

7. Nicht einmal eine Spur von Stress – ganz zu schweigen von Leiden – bleibt zurück, wenn ein Arahant beim Tod Parinibbāna erreicht. Alle drei Ebenen der Existenz fehlen in Parinibbāna (kāma bhava, rupa bhava, arupa bhava)!.

  • Auch ein Arahant lebt bis zum letzten Tod „in dieser Welt“ und ist dem physischen Leiden unterworfen (kamma vipāka). Sogar der Buddha hatte einige Beschwerden und der ehrenwerte  Moggallana wurde zu Tode geschlagen. Somit ist Nibbāna erst nach dem Tod des Arahant vollständig.

Zusammenfassung

8. Bhava ist vom Geist gemachte kammische Energie. Oben haben wir drei Haupttypen von bhava besprochen, die für ALLE Geburten (jāti) in dieser Welt mit 31 Reichen verantwortlich sind.

  • Wie wir sehen, wird die erforderliche kammische Energie vom Geist selbst erzeugt. Bei Rupa Bhava und Arupa Bhava wird diese Energie in entsprechenden Jhāna Cittā generiert.
  • Energien für Kāma Bhava werden mit Javana Citta erzeugt. Javana Cittā entstehen, wenn wir starkes Kamma erzeugen (via sankhara). Javana-Energie für Geburten in  einer Niraya (Hölle) entstehen im Geist des Mörders, während er/sie die Tat ausführt.
  • Auf diese Weise sind verschiedene Arten von Bhava mit verschiedenen Arten von Kamma verbunden. Jhāna zu kultivieren ist auch eine Art Kamma.
  • Das Wort Buddha bedeutet „Bhava stoppen“ (bhava + uddha). Nur ein Buddha kann herausfinden, wie man nicht mehr verschiedene Arten von Bhava ergreift (kammische Energien) und so jegliches zukünftiges Leiden stoppt. Deshalb ist „Buddha“ ein gemeinsamer Titel für alle Arahants, denn alle haben Bhava ausgelöscht.

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