In der Loka Sutta (SN 12.44) erklärte der Buddha das Entstehen und Vergehen der „Welt eines Individuums“. Es bezieht sich nicht direkt auf das Entstehen und Vergehen der gesamten physischen Welt.
Einführung
1. Die Sabba Sutta (SN 35.23) erklärt alles, was zur Welt gehört, als „Kiñca, bhikkhave, sabbaṁ? Cakkhuñceva rūpā ca, sotañca saddā ca, ghānañca gandhā ca, jivhā ca rasā ca, kāyo ca phoṭṭhabbā ca, mano ca dhammā ca – idaṁ vuccati, bhikkhave, sabbaṁ. “
Übersetzt: „Und was, Bhikkhu, ist ‚alles‚? Auge und Sichtbares, Ohr und Geräusche, Nase und Gerüche, Zunge und Geschmack, Körper und taktile Objekte, Geist und geistige Phänomene (dhammā). Das nennt man ‚alles‚.“
- Hier bezieht sich „alles“ auf „alles in der Welt“. Es ist ziemlich klar, dass der Buddha sich jeweils auf die Welt eines Individuums bezieht. Eine Person hat sechs Sinnesfähigkeiten und erlebt mit diesen die „Welt“. Die eigene Welt ist also alles mit den Sinnesfähigkeiten Erlebte.
- Diese Beschreibung stimmt mit der Aussage überein, dass die fünf Aggregate (pancakkhandha) mit der eigenen Welt identisch sind. Rupakkhandha umfasst die Aufzeichnungen aller wahrgenommenen Rupa. Die vier geistigen Aggregate umfassen alle Phänomene, die als Ergebnis solcher Sinneserfahrungen entstehen.
- Die „Welt einer Person“ unterscheidet sich immer von der „Welt einer anderen Person“. In der Loka Sutta beschreibt der Buddha, wie diese Welt im Wiedergeburtsprozess immer wieder entsteht. Natürlich ist die erlebte Welt bei verschiedenen Geburten auch sehr unterschiedlich. Die meisten Geburten finden in leidvollen Welten statt. Deshalb sollte man diesen Prozess stoppen.
Loka Sutta – Entstehen der eigenen Welt
2. So beschrieb der Buddha das „Entstehen der eigenen Welt“ in der Loka Sutta (SN 12.44): “Katamo ca, bhikkhave, lokassa samudayo? Cakkhuñca paṭicca rūpe ca uppajjati cakkhuviññāṇaṁ. Tiṇṇaṁ saṅgati phasso. Phassa paccayā vedanā; vedanā paccayā taṇhā; taṇhā paccayā upādānaṁ; upādāna paccayā bhavo; bhava paccayā jāti; jāti paccayā jarāmaraṇaṁ sokaparidevadukkhadomanassupāyāsā sambhavanti. Ayaṁ kho, bhikkhave, lokassa samudayo.”
Übersetzt: „Und was, Bhikkhu, ist der Ursprung der Welt? In Abhängigkeit vom Auge und Sichtbarem (rupa) entsteht Augen-Bewusstsein. Darauf folgt der „Kontakt mit den drei Arten von San“ bzw. samphassa. Mit samphassa als Bedingung folgt samphassa-jā-vedanā; mit samphassa-jā-vedanā als Bedingung taṇhā; mit taṇhā als Bedingung upādāna; mit upādāna als Bedingung Existenz (bhava); mit bhava als Bedingung Geburt; mit Geburt als Bedingung entstehen Alter und Tod, Sorgen, Wehklagen, Schmerz, Missfallen und Verzweiflung. Dies, Bhikkhu, ist der Ursprung der Welt.“
- Das Wort samudaya kommt von san + udaya, was sich auf samudaya“ reimt. Samudaya ist also „entstehen aufgrund von san„. Gemeint ist nicht das Entstehen der ganzen Welt mit Billionen von Sternen und Planeten, sondern das Wiederentstehen der Welt für ein Lebewesen nach einem vorhergehenden Tod. Wenn San (bzw. die Verunreinigungen Gier, Hass, Unwissenheit) beseitigt wäre, würde man nicht wiedergeboren werden und diese leidvolle Welt erneut erleben.
- Nur sensorisches Erleben ist NICHT Grundursache für Leiden. Vielmehr ist die Bindung an solche sensorische Erfahrung mit samphassa die Hauptursache. Das ist der entscheidende Punkt dieser Sutta.
Zeitliche Abfolge im obigen Vers
3. Der gesamte Prozess beginnt mit einem Sinneseindruck via einen der sechs Sinne. Der obige Vers beschreibt, was passiert, wenn man ein Objekt sieht, an das man sich bindet (die anderen 5 Sinne funktionieren in gleicher Weise). Diese Bindung (taṇhā) führt schließlich in irgendeiner Form zu Leiden.
- Der Prozess beginnt mit „cakkhuñca paṭicca rūpe ca uppajjati cakkhuviññāṇaṁ“, d.h. cakkhu viññāṇa entsteht, wenn man ein Objekt sieht. Es ist nur Sehen. Hier wird kein Kamma erzeugt. Dieses „Sehereignis“ bzw. cakkhu viññāṇa entsteht mit Hilfe von Phassa Cetasika. Phassa (Kontakt) entsteht hier zwischen cakkhu und rupa.
- Phassa Cetasika ist ein universelles Cetasika, was bei JEDEM Sinneskontakt vorkommt. Jedes Geräusch und jeder Geruch involviert phassa cetasika. Jedes Lebewesen, einschließlich Arahant, erlebt die Welt mit den 6 Sinnesfähigkeiten (außer bei diversen Krankheiten oder Behinderung).
- Der nächste Schritt ist „tiṇṇaṁ saṅgati phasso„.
Tiṇṇam Saṅgati Phasso
4. Dieser kurze Vers wird häufig falsch übersetzt als: „die Verbindung der drei ist Berührung (Kontakt).“ Siehe die Übersetzung der Loka Sutta bei Sutta Central: Die Welt (SN 12.44).
- Es macht keinen Sinn zu sagen, die Verbindung von Cakkhu, Rupa und Cakkhu Viññāṇa ist Berührung“. Cakkhu Viññāṇa (bzw. Sehen eines Objekts) entsteht bei Kontakt von Cakkhu und Rupa. Es gibt keine „Verbindung der drei“.
- Stattdessen kommt es im zweiten Schritt zu „Kontakt mit verunreinigten Gati“ (samphassa). Samphassa (san + phassa) ist ein interner Prozess, der im Geist stattfindet.
- Es gibt drei wichtige verunreinigte Gati: Lobha, Dosa, Moha. Auf diese bezieht sich der Vers.
Phassa Paccayā Vedanā ist Samphassa Paccayā Samphassa Jā-Vēdanā.
5. Auf „tiṇṇaṁ saṅgati phasso“ folgt „phassa paccayā vedanā„, was eigentlich „samphassa paccayā samphassa-jā-vēdanā“ ist. Es ist geistgemachtes Vedanā aufgrund von Samphassa.
- Ein Arahant hat vēdanā, aber nicht samphassa oder samphassa-jā-vēdanā. Man haftet an einem Objekt (ārammana) nur dann, wenn Samphassa im Spiel ist.
Loka Samudaya wird für einen Arahant nicht stattfinden
6. Für einen Arahant endet der Prozess mit dem „Sehens eines Objekts“, da kein Samphassa entsteht.
- Anders gesagt, hat ein Arahant kein Saṅgati (san gati) bzw. „verunreinigtes Gati“. Der Geist eines Arahant ist rein und frei von Verunreinigung.
- Für einen Arahant ist „Sehen“ wirklich nur Sehen, keine Anhaftung. Jeder Sinneseindruck wird nur erlebt/registriert. Es wird nichts hinzugefügt, „tiṇṇaṁ saṅgati phasso“ findet für einen Arahant nicht statt. Somit fehlen alle anderen darauf folgenden Schritte! Deshalb ist ein Arahant frei von zukünftigem Leiden.
Wie erlangt man Arahantschaft?
7. Nun ist die Frage: „Wie wird man Arahant?“
Der Buddha gab im zweiten Teil der Sutta die Antwort: “Katamo ca, bhikkhave, lokassa atthaṅgamo? Cakkhuñca paṭicca rūpe ca uppajjati cakkhuviññāṇaṁ. Tiṇṇaṁ saṅgati phasso. Phassa paccayā vedanā; vedanā paccayā taṇhā. Tassāyeva taṇhāya asesavirāganirodhā upādāna nirodho; upādāna nirodhā bhava nirodho …pe… evametassa kevalassa dukkhakkhandhassa nirodho hoti. Ayaṁ kho, bhikkhave, lokassa atthaṅgamo.”
Übersetzt: „Und wie, Bhikkhu, endet die Welt? In Abhängigkeit vom Auge und Sichtbarem (rupa) entsteht Augenbewusstsein. Darauf folgt der „Kontakt mit den drei Arten von San bzw. Samphassa. Mit samphassa als Bedingung folgt samphassa-jā-vedanā; mit samphassa-jā-vedanā als Bedingung taṇhā. Aber mit dem spurlosen Verblassen und Stoppen von Taṇhā endet Upādāna. Mit dem Ende von Upādāna endet Existenz (bhava); mit dem Ende von Existenz endet Geburt; mit dem Ende von Geburt enden Alterung und Tod, Trauer, Wehklage, Schmerz, Missfallen und Verzweiflung. Damit endet die ganze Masse des Leidens. So, Bhikkhu, endet die Welt.“
- Bis zum Erreichen der Arahantschaft, kann man je nach Sinneseindruck Samphassa erzeugen. Mit höherem Magga Phala reduzieren sich die möglichen Arammana, welche Samphassa triggern können. Zum Beispiel wird man mit Erreichen der Anāgāmi-Stufe nicht mehr an Sinnesfreuden anhaften, die in Kāmaloka verfügbar sind.
- Ein Arahant hat alle Verunreinigungen beseitigt, und daher wird der akusala-mula-PS verhindert. Das ist das Ende der Welt für diesen Arahant!
Ein Sinneseindruck ist ein Auslöser für PS-Prozesse
8. Wie in der Loka Sutta betont, beginnt die Anhäufung von kammischer Energie mit einem Sinneseindruck. Kamma wird im PS-Schritt „taṇhā paccayā upādānaṁ“ erzeugt.
- Um den akusala mula PS zu stoppen, muss man die Abfolge der Ereignisse nach einem Sinneseindruck beim Entstehen von Taṇhā stoppen. Offensichtlich können wir es in diesem Moment nicht kontrollieren, da es innerhalb von Sekundenbruchteilen geschieht.
- Zwei Dinge sind nötig, um Taṇhā im Laufe der Zeit zu reduzieren und zu eliminieren: (i) Erstens muss man diesen gesamten Prozess, wie oben erklärt, verstehen. Das ist dassanā pahātabbā (Entfernen via Sehen), wo ein großer Teil der falschen Sichtweisen auf der Sotapanna-Stufe entfernt wird. (ii) Sobald man die Sotapanna-Stufe erreicht hat, muss man mit Ānāpāna und Satipaṭṭhāna Bhāvanā die Tendenz beseitigen, an Sinnesfreuden anzuhaften. Man gelangt zu höherem Magga Phala mit bhāvanā pahātabbā (Entfernen via Meditation). In der Sabbāsava Sutta (MN 2) steht das Entfernen via dassanā pahātabbā an erster Stelle, das Entfernung via bhāvanā pahātabbā an letzter.
Paṭicca Samuppāda-Prozess beginnt mit Sinneseindruck
9. Daher beginnt der akusala-mula-PS nicht automatisch mit avijjā paccayā saṅkhāra. Niemand würde mit Avijjā ohne Ursache handeln. Der Grund für das Handeln mit Avijjā ist immer ein Sinnesobjekt, was für den unreinen Geist je nach Gati eine Versuchung darstellt.
- Man kann das sehen, wenn man die beiden Lehrreden der Sabba Sutta (SN 35,23) und Loka Sutta (SN 12,44) kombiniert.
- Tatsächlich findet sich das Thema in vielen Lehrreden, einschließlich der Chachakka Sutta (MN 148).