Kāma Guṇa bezieht sich auf „falsche, vom Geist geschaffene Eigenschaften“, die ein unwissender Geist den Sinneseindrücken zuordnet . Aufgrund von Kāma Guṇa haften wir an weltlichen Dingen und denken, sie könnten uns Glück bringen. Der Geist von Arahants erzeugt kein Kāma Guṇa.
Die meisten Vedanā sind zusätzlich vom Geist gemacht
1. Zunächst kann man Vedanā in zwei Arten kategorisieren: vipāka vedanā (sukha, dukkha, adukkhamasukha vedanā) und samphassa-jā-vedanā (somanassa, domanassa vedanā). Die letztere Kategorie ist Geist gemacht und bei Arahants nicht vorhanden.
- Sukha und dukkha Vedanā werden NUR im physischen Körper empfunden; sie sind sārīrika Vedanā („sārīra“ bedeutet „physischer Körper“.) Sārīrika Vedanā kann auch „neutral“ oder adukkhamasukha sein. Jeder, der mit einem physischen Körper geboren wird (einschließlich Arahants), erlebt diese Art. Die folgende Sutta verwendet sārīrika Vedanā speziell, um den physischen Schmerz zu beschreiben, den der Buddha bei einer Verletzung empfand: Sakalika Sutta (SN 1.38).
- Alle anderen Sinneswahrnehmungen wie Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Erinnern (dhammā) führen nur zu adukkhamasukha Vedanā.
- Auf der Grundlage dieser vipāka Vedanā kann die Person jedoch „Geist gemachte“ samphassa-jā-vedanā erzeugen.
- Der Ursprung solcher samphassa-jā-vedanā sind „verzerrte Saññā“ über solche Sinneseindrücke. Der Geist haftet an solchen Saññā mit samphassa-jā-vedanā.
- Zum Beispiel sind die „Süße von Zucker“ und der „schlechte Geruch von Fäkalien“ „verzerrte Saññā“ und nicht Vedanā. Aber sie können zu samphassa-jā-vedanā führen. Darüber hinaus kann sārīrika Vedanā auch zu samphassa-jā-vedanā führen, wenn man sich z.B. neben dem körperlichen Schmerz auch „um die Genesung Sorgen macht„.
Samphassa-jā-Vedanā haben ihren Ursprung in „verzerrter Saññā“
2. Das Konzept der „verzerrten Saññā“ wird in Sotapanna-Stufe mit dem Verstehen von Wahrnehmung (Saññā) ausführlich besprochen.
- Jeder, der in Kāmaloka geboren wird, erzeugt automatisch spezifische Kāma Saññā für ein bestimmtes Sinnesobjekt. Somit entsteht „verzerrte Saññā“ sowohl bei Arahants als auch bei Durchschnittsmenschen(puthujjana).
- Während jedoch der Geist eines Puthujjana automatisch an „verzerrter Saññā“ festhält ,würde der Geist eines Arahants dies nicht tun.
- Anhaftung an „verzerrter Saññā“ initiiert unmittelbar darauf samphassa-jā-vedanā.
Schritte der Kamma-Akkumulation
3. Die Anhaftung an ein Ārammaṇa geschieht nicht in „einem Schuss“. Wenn wir zum Beispiel ein äußeres Objekt betrachten, nehmen unsere Augen das Bild nicht in einer einzigen Aufnahme auf (wie bei einer Kamera), sondern in vielen Aufnahmen, von denen jede nur ein unvollständiges Bild liefert.
- Er läuft jedoch so schnell ab, dass wir das Gefühl haben, ein Objekt in „einem Schuss“ zu sehen. Der Buddha analysierte diesen Prozess auf einer noch schnelleren Zeitskala. Es handelt sich um einen „ultraschnellen Prozess“, der innerhalb einer Milliardstel Sekunde abläuft und nur für den Geist eines Buddhas erkennbar ist. Betrachten wir zunächst die Zeitabfolge, die in mehreren Suttā und im Abhidhamma beschrieben wird. Es ergibt ein in sich konsistentes Bild, das mit den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen vereinbar ist.
- Die Schritte sind wie folgt: kāma dhātu → kāma saññā → kāma saṅkappa → kāmacchanda → kāma pariḷāha → kāma pariyesanā, was zur Ansammlung von Kamma über den Geist, Sprache und Körper führt (mano, vaci, kāya kamma). Siehe Purāna und Nava Kamma – Sequenz der Kamma-Erzeugung.

Kamma-Akkumulation stoppt für Arahants
4. Das Diagramm zeigt, dass der Geist auf Kāma Dhātu-Stufe beginnt, wenn ein Ārammaṇa auftaucht. Die Abfolge der Kamma-Akkumulation zeigt die Sanidāna Sutta (SN 14.12):
- „Kāma dhātuṁ, bhikkhave, paṭicca uppajjati kāma saññā, kāma saññaṁ paṭicca uppajjati kāma saṅkappo, kāma saṅkappaṁ paṭicca uppajjati kāmacchando, kāmacchandaṁ paṭicca uppajjati kāma pariḷāho, kāma pariḷāhaṁ paṭicca uppajjati kāma pariyesanā. “ bzw. „Anhaftung an Kāma Dhātu führt zu Kāma Saññā, Anhaftung an Kāma Saññā führt zu Kāma Saṅkappa, Anhaftung an Kāma Saṅkappa führt zu Kāmacchanda… und so weiter bis zu Kāma Pariyesanā.„
5. Entscheidend ist, Kāma Saṅkappa beginnt erst NACH Kāma Saññā zu entstehen. Wie in der Nibbedhika Sutta (AN 6.63) dargelegt, entsteht Kāmarāga NUR mit Kāma Saṅkappa: „Saṅkappa rāgo purisassa kāmo“ bzw. „Kāmarāga ist definiert als Kāma Saṅkappa (Mano Saṅkhāra verunreinigt mit Rāga.)“
- Solche Mano Saṅkhāra entstehen innerhalb einer Milliardstels Sekunde, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Das Entstehen von Kāmarāga kann nicht vermieden werden, wenn Kāma Rāga Anusaya bzw. Samyojana intakt ist.
- Für Arahants und Anagamis ist das nicht mehr möglich. Ihr Geist geht NICHT über Kāma Saññā hinaus.
6. Das Folgende ist ein kurzer Überblick zum Geist eines Arahants bzgl. Kāma Saññā.
- In der Upavāṇasandiṭṭhika Sutta (SN 35. 70) heißt es: „Idha pana, upavāṇa, bhikkhu cakkhunā rūpaṁ disvā rūpappaṭisaṁvedī ca hoti rūparāgappaṭisaṁvedī ca“ bzw. „Upavāna, nimm den Fall, dass ein Bhikkhu etwas Sichtbares mit seinen Augen sieht und auch das Verlangen nach dem Anblick erzeugt.“
- Im Vers kann man „rūpappaṭisaṁvedī“ getrennt schreiben als „rupa paṭisaṁvedī“ und „rūparāgappaṭisaṁvedī“ wird zu „rupa rāga paṭisaṁvedī.“ Das bloße Sehen(ohne Anhaftung, aber dennoch mit „verzerrter Saññā„) geschieht mit „rupa paṭisaṁvedī“, und die Anhaftung geschieht mit „rupa rāga paṭisaṁvedī“.
- So wird ein Arahant nur durch „rupa paṭisaṁvedī“ gehen, aber NICHT „rūpa rāga ppaṭisaṁvedī“ erreichen. Ein Bhikkhu unterhalb der Arahant/Anāgāmi-Stufen durchläuft beide Stufen. Man beachte, dass mit „rupa“ hier alle fünf Arten gemeint sind, die in Kāmaloka vorhanden sind.
Schritte der Kamma-Akkumulation für einen Puthujjana
7. Die ersten beiden Schritte der Kamma-Erzeugung finden für einen Puthujjana gleichzeitig statt, wenn ein Sinnesreiz reinkommt, d.h. im ersten Citta Vithi. Entsprechend dem Vers „Kāma dhātuṁ, bhikkhave, paṭicca uppajjati kāma saññā“ aus der „Sanidāna Sutta (SN 14.12)“ entstehen rupapaṭisaṁvedī und rūpa rāga ppaṭisaṁvedī für jeden mit kāma rāga anusaya/samyojana.
- Die beiden Suttā Sanidāna Sutta (SN 14.12) und Upavāṇasandiṭṭhika Sutta (SN 35.70) sagen also das Gleiche, aber auf unterschiedliche Weise.
Zwei Stufen der Viññāna-Ausdehnung
8. Betrachten wir nun die „Ausdehnung von Viññāna“ für einen Puthujjana in den nachfolgenden Stufen. Die zeitlich zunehmende Verunreinigung eines Geistes (viññāna) wird als zwei „Ausdehnungen“ dargestellt (oben im Bild gezeigt als zwei „Kegel“):
- In der purāna kamma-Stufe geschieht die Verunreinigung langsam, und wir sind uns des Sinnesreizes nicht/kaum bewusst.
- Die Verunreinigung nimmt in der nava kamma-Stufe zu, wo die Kamma-Ansammlung bewusst geschieht (mit javana citta).
- Diese zweite Stufe der Ausdehnung tritt NUR auf, WENN wir uns bewusst an das Ārammaṇa mit der Einstellung klammern, dass es uns Glück bescheren kann. An dieser Stelle kommt Kāma Guṇa ins Spiel.
- Schauen wir zuerst auf das Entstehen von bahidda viññāna und ajjhatta viññāna auf purāna kamma Stufe.
Entstehen von Bahidda Viññāna und Ajjhatta Viññāna
9. Wie oben gesagt, haftet der Geist eines Puthujjana an JEDEM Sinneseindruck (ārammaṇa) in Kāmaloka beim ersten Kontakt. Zu Beginn dieses Prozesses entsteht ein „verunreinigtes Viññāna“ als bahidda viññāna und verstärkt sich zu ajjhatta viññāna nur durch kāma saṅkappa, die mano kamma sind. Hier entstehen noch keine javana Cittā.
- Der erste Fall von „schwacher Anhaftung“ soll mit bahidda viññāna auftreten.
- In der nächsten Stufe wird dieses Viññāna auf ajjhatta viññāna-Stufe etwas stärker: „kāma saññaṁ paṭicca uppajjati kāma saṅkappo“ .
- Unmittelbar nach ajjhatta viññāna beginnt der Geist, sich an „seine Version des äußeren Rupa“ zu klammern („cakkhuviññeyyā rūpa“ bedeutet „rupa, was von cakkhuviññāṇa vorbereitet wurde“).
Übergang zu Nava Kamma mit Kāma Guṇa
10. Wenn cakkhuviññeyyā rūpa attraktiv ist, wird der Geist prüfen, ob dieses „zubereitete Rupa“ genug Kāma Guṇa enthält, d.h. ob es „verlockend genug“ ist. Kāma Guṇa befindet sich also NICHT im äußeren Objekt.
- In der Kāmaguṇa Sutta (AN 9.65) heißt es: „Pañcime, bhikkhave, kāmaguṇā.“ Es ist irreführend, dies mit „Es gibt fünf Kāma Guṇā“ zu übersetzen .
- Die „fünf“ bezieht sich auf die fünf Arten von Kāma (sinnliche Vergnügungen mit fünf physischen Sinnen), die in Kāmaloka verfügbar sind. Es gibt sechs Arten von Guṇa: iṭṭhā, kantā, manāpā, piyarūpā, kāmūpasaṁhitā, rajanīyā.
11. Das Konzept Kāma Guṇā und die sechs Arten werden im Text Kāma Rāga dominiert Rupa Rāga and Arupa Rāga besprochen und unten zitiert.
- Das Erste, iṭṭhā , bedeutet „Versprechen der Erfüllung“, was mit unserer wahrgenommenen nicca-Natur der Welt übereinstimmt. Die Welt ist jedoch von anicca-Natur, und somit basiert diese „iṭṭhā-Eigenschaft “ auf der Unwissenheit über die wahre Natur.
- Die drei Eigenschaften kantā, manāpā und piyarūpā drücken ähnliche Bedeutungen aus: wünschenswert, angenehm und wohltuend (und betonen die iṭṭhā-Eigenschaft).
- Das Fünfte, kāmūpasaṁhitā, bedeutet „Sinnlichkeit hervorrufen„.
- Das Letzte, rajanīyā, bedeutet „Verunreinigungen erzeugen“ und kann somit dazu führen, dass man auch unmoralisch handelt, um Befriedigung zu erlangen.
- Die letzten beiden Eigenschaften verdeutlichen, dass sich Kāma Guṇa hauptsächlich auf Kāmaloka bezieht.
Kāma Guṇa kommen nach Ajjhatta Viññāna ins Spiel
12. Auf ajjhatta viññāna-Stufe kommt das Gati einer bestimmten Person ins Spiel, denn ajjhatta bedeutet „das Eigene„.
- Während bahidda viññāna mit kāma ragaanusaya/samyojana ausgelöst wird, hängt ajjhatta viññāna auch vom eigenen Gati zu diesem Zeitpunkt ab.
- Kāma Gati manifestiert sich selbst bei derselben Person je nach Bedingungen auf verschiedenen Ebenen. Während man z.B. einen Erotik-Film anschaut, wird Kāma Gati verstärkt auftreten, aber während man Buddha Dhamma hört/liest, wird es nicht vorhanden sein.
- Abhängig von der Stärke des Kāma Guṇa und passend zum Ārammaṇa wird Viññāna weiter verunreinigt, d.h. Nava Kamma wird akkumuliert.
Nava Kamma – bewusst Kamma anhäufen
13. Wie im Bild oben dargestellt, verstärkt sich die Anhaftung an das „vom Geist geschaffene Rupa“, wenn Kāma Guṇa und Kāmacchanda entstehen.
- Das bedeutet, dass man stark anhaftet und der Geist im Zustand der Unruhe ist (kāma pariḷāha), bis der Wunsch nach „mehr davon“, befriedigt ist. Daher beginnt man, nach Wegen zu suchen, um dieses Verlangen zu erfüllen, d.h. man beschäftigt sich mit kāma pariyesana.
- Das ist der Zeitpunkt, an dem man beginnt, Kamma mit Sprache und Taten zu tun, d.h. man ist jetzt vollständig mit mano, vaci und kāya kamma beschäftigt.
Ein Beispiel
14. Nehmen wir zum Beispiel an, Person X geht zu einem Essen bei einem Freund. X wird ein Gericht angeboten, das er noch nie zuvor gekostet hat, und er findet es sehr lecker.
- Der Geschmack des Essens war kāma saññā (in diesem Fall rasa saññā), was automatisch kāma saṅkappa auslöste (–> bahidda viññāna). Je mehr kāma saṅkappa entsteht, desto mehr wird jivhā indriya zu jivhā āyatana mit ajjhatta viññāna.
- Wenn die Speise attraktiv erscheint (d.h. wenn es starke Kāma Guṇa auslöst), wird der Geist von X an rasa rupa anhaften. Das ist dann kāma chanda.
- Jetzt möchte X mehr über das Gericht wissen und beginnt, den Freund zu fragen, wie man es zubereitet oder wo man es kaufen kann. Das sind die restlichen Schritte, die zu kāya, vaci und mano kamma führen.
- Wenn X diesem Gericht wirklich zugetan ist, wird er am nächsten Tag vielleicht anderen Personen davon erzählen und sogar versuchen, es selbst zuzubereiten. All das führt zu vaci und kāya saṅkhāra. Wenn das der Fall ist, ist das Viññāna für die Mahlzeit stark.
Kāma Rāga bedeutet, sich an „vom Geist gemachte Vedanā“ zu binden.
15. Die Menschen-Welt hat eine Fülle von verlockenden Anblicken, Geräuschen, Geschmäckern, Gerüchen und körperlichen Annehmlichkeiten. Diese sind nicht Kāma. Es sind Kāma Guṇa, was wir geschaffen haben, indem wir mit diesem physischen Körper geboren wurden. Diese Geburt erfolgte nur, weil wir uns in der Vergangenheit nach einem solchen Körper sehnten. Um das zu begreifen, muss man verstehen, wie der Schritt „bhava paccayā jāti“ im Paṭicca Samuppāda zur Geburt des gegenwärtigen physischen Körpers geführt hat. Das ist Vipassanā!
- Dieser physische Körper wird durch kammische Energie geschaffen, um diese „verzerrte Saññā“ zu liefern. Deshalb wird sogar ein Arahant die „Süße einer schmackhaften Mahlzeit“ schmecken. Aber sein Geist hat vollständig verstanden, wie diese „verzerrte saññā“ entsteht und dass sie eine „Fata Morgana“ oder eine „Zaubershow“ ist. Der Buddha bezeichnete Saññā in der Pheṇapiṇḍūpama Sutta (SN 22.95) als Fata Morgana und Viññāna als Zauberer.
- Der nächste Schritt, Kāma Saṅkappa und damit bahidda viññāna, findet für einen Arahant nicht statt.
- Jeder, der nicht von der Kāmaloka befreit ist, wird zu bahidda viññāna und der ajjhatta viññāna gelangen, d.h. er wird die purāna kamma-Stufe durchlaufen.
- Aber die zweite Stufe, nava kamma, wird nur dann eingeleitet, wenn das Objekt (ārammaṇa) stark genug ist, um die bewusste Anhaftung (taṇhā) an dieses „vom Geist geschaffene Rupa“ auszulösen. Wenn das geschieht, dann wird der „Standard Paṭicca Samuppāda“ Prozess zum taṇhā paccayā upādāna übergehen, was zu einer „schnellen und starken Ausdehnung von Viññāna„ führt.
Der erste Schritt zur Beseitigung von Kāma Rāga ist die Beseitigung von Kāma Guṇa
16. Zuerst muss man verhindern, dass Nava Kamma generiert wird. Dazu muss man sich von Kāma Guṇa befreien, indem man seine Anhaftung an „Sinnesreize“ verliert .
- Die Yogakkhemi Sutta (SN 35.104) besagt, dass der Buddha Kāma Guṇa an der Wurzel abgeschnitten hat. Natürlich gilt das auch für Arahants und Anāgāmis.
- Das wird einfacher, wenn man erkennt, dass alle den Geist erfreuende Ārammaṇa unecht bzw. eine „Zaubershow“ sind.