Pabhassara Citta und Saññā Vipallāsa

25.3.2024

Pabhassara Citta (Geist) bezeichnet den „leidfreien Zustand“ des Geistes. Zwei Hauptgründe für die Blockierung dieses Zustands sind die „falschen Sichtweisen“ und die „verzerrte Saññā/Wahrnehmung„, was automatisch mit den Sinneseindrücken entsteht. Ein Puthujjano (oder sogar ein Sotapanna) haftet an dieser „verzerrten Saññā“, da er/sie nicht erfasst hat, dass es sich um eine Illusion handelt.

Einführung

1. Pabhassara Citta (Geist) und Saññā Vipallāsa sind unterschiedliche Konzepte, aber sie sind miteinander verwandt. Über „falsche Sichtweisen“ finden sich auf der Webseite bereits viele Texte.

2. Die „verzerrte Saññā“ ist der Welt unbekannt, bis ein Buddha das Folgende entdeckt: Der Pabhassara-Geist bleibt verborgen, weil diese „verzerrte Saññā“ unweigerlich zu „verunreinigter Saññā“ führt und damit MEHR Verunreinigungen hinzufügt. (Der andere Faktor sind die „verzerrten/unreinen Sichtweisen“.) Mit anderen Worten, man kann nicht damit beginnen, seinen Geist zu reinigen, weil ein Gedankenprozess IMMER mit einem bereits verunreinigten Geist beginnt!

  • Eine andere Art, das oben Gesagte zu formulieren: Der Geist eines Puthujjana (Durchschnittsmenschen) beginnt IMMER mit dem Pañcupādānakkhandha-Zustand und NIE mit dem Pañcakkhandha-Zustand.
  • Sogar das erste Citta eines Citta Vithi, das beim Empfang eines Sinneseindrucks entsteht, enthält schon die „verzerrte Saññā“ und haftet sofort daran an bzw. generiert „unreine Saññā“. So beginnt der Geist eines Puthujjana direkt mit dem Pañcupādānakkhandha.
  • Der erste Schritt zum“Entsperren“ des Pabhassara-Geistes ist die Beseitigung der falschen Sichtweisen auf der Sotapanna-Stufe. Selbst danach ist es unmöglich, den „leidfreien Geisteszustand“ bzw.  Pabhassara Citta vollständig zu erreichen. Man muss das Problem mit der „verzerrten Saññā“ bzw. „Sanna Vipallasa“ verstehen. Wir werden das weiter unten besprechen.
Pabhassara Citta

3. Der Pabhassara-Geist (der reine Citta erzeugt) entsteht, wenn man Arahant Phala erreicht. Er hat nur die sieben universellen Cetasika: phassa (Kontakt), vedanā (Gefühl), saññā (Wahrnehmung), cētanā (Wille), ekaggata (Einspitzigkeit), jivitindriya (Lebensvermögen), manasikāra (Erinnerung). In diesem Citta sind vedanā und saññā rein. Dieses Citta kann keine kammische Energie erzeugen.

  • Wir alle haben diesen „reinen Zustand“ tief in unserem Geist. Im Geist eines Puthujjana bleibt dieser Pabhassara-Zustand mit mehreren Schichten von Unreinheiten bedeckt (d.h. in jedem Citta, was entsteht). Diese Verunreinigungen können auf verschiedene Weise charakterisiert werden, zum Beispiel als zehn Saṁyojana oder sieben Anusaya; siehe unten.
  • Pabhassara Citta (der „leidfreie Zustand des Geistes“) ist wie ein Edelstein, der unter Schichten von Schmutz verborgen liegt. Doch anders als bei einem Edelstein ist der „Schmutz“ nicht physischer, sondern geistiger Natur. Es sind die tief verwurzelten Verunreinigungen(saṁyojana/anusaya), die nicht durch einen „physischen Prozess“ entfernt werden können.
  • Der Buddha benutzte mehrere Wege, um den „Schmutz“ zu beschreiben bzw. zu quantifizieren. Wir konzentrieren uns auf die zehn Saṁyojana UND sieben Anusaya, die unter anderem in Bedingungen für die vier Stufen von Nibbāna genannnt sind.
Beseitigung von Saṁyojana und Anusaya

4. Verunreinigungen können nur aus dem Geist entfernt werden, indem man das „größere Weltbild“ versteht, was der Buddha entdeckte. Das beinhaltet zwei Schritte (nach der Vollendung des weltlichen achtfachen Pfades).

Der ERSTE Schritt besteht darin, die primäre Weltsicht des Buddha zu verstehen, d.h. dass die Welt der 31 Reiche von anicca-Natur ist. Das VERSTÄNDNIS ist Sammā Diṭṭhi und dieser Schritt beseitigt diṭṭhi vipallāsa (verzerrte/falsche Sichtweisen).

  • In diesem ERSTEN Schritt zu Nibbāna werden drei der zehn Saṁyojana und zwei der sieben Anusaya, die mit falschen Sichtweisen verbunden sind, entfernt.
  • Sammā Diṭṭhi verhindert zukünftige Wiedergeburten in den unteren vier Reichen (apāyā) und man wird Sotapanna.

Der ZWEITE Schritt besteht darin, die feineren Details innerhalb der Weltanschauung des Buddhas zu sehen. Das bedeutet in erster Linie zu verstehen, wie diese „verzerrte Saññā“ entsteht. Mit diesem Verständnis kann ein Sotapanna dann beginnen, die restlichen Schritte des edlen achtfachen Pfades zu kultivieren und saññā vipallāsa zu entfernen. 

  • Dieses Verständnis führt schließlich zur Beseitigung der restlichen Saṁyojana und Anusaya mit der Kultivierung der tieferen Version von Satipaṭṭhāna.
  • Es ist unmöglich, diese „verzerrte Saññā“ mit Willenskraft zu verhindern. Um diese zu stoppen, muss jemand sie zuerst erklären (in den Suttā in zusammengefasster Form); dann muss man es erfassen.
  • Anmerkung: Ein Sotapanna erreicht innerhalb von sieben Bhava das finale Ziel Nibbāna, selbst wenn es keine weiteren Anweisungen über „verzerrte Saññā“ gibt. Das kann jedoch Millionen Jahre dauern. Der Buddha erklärte, dass ein Sotapanna innerhalb von sieben Tagen die Arahant- oder Anāgāmi-Stufe erreichen kann, wenn Satipaṭṭhāna Bhāvanā korrekt und ohne Pause praktiziert wird. Siehe Mahāsatipaṭṭhāna Sutta (DN 22).

Wir hatten das oben genannte in nur einem Text kurz besprochen, Vipallāsa (Diṭṭhi, Saññā, Citta) beeinflussen Saṅkhāra; hier wird es in der aktuellen Textreihe ausführlich beschrieben. Es gibt auch Citta Vipallāsa, was ebenfalls im ZWEITEN Schritt entfernt wird.

Begründung für die „Schmutzentfernung“ – Erster Schritt

5. Wir haben die Gründe für die Beseitigung der drei Samyojanas (sakkāya diṭṭhi, vicikicchā, sīlabbata parāmasa) und das Erreichen der Sotapanna-Stufe in vielen Texten betrachtet. Dieser erste Schritt ist die Beseitigung von falschen Sichtweisen (bzw. diṭṭhi vipallāsa).

  • Hier ist es am besten, sich auf Sakkāya Diṭṭhi zu konzentrieren; die anderen beiden Saṁyojana verschwinden automatisch mit Sakkāya Diṭṭhi. Damit haben wir die Argumentation hinter dem ERSTEN Schritt hinreichend durchleuchtet.
Begründung für die „Schmutzbeseitigung“ – Zweiter Schritt

6. Um über die Sotapanna-Stufe hinauszugehen, ist ein tieferes Verständnis erforderlich. Insbesondere ist es notwendig zu verstehen, wie Kāma Saññā auf Kāma Dhātu-Stufe automatisch entsteht, d.h. wie Saññā Vipallāsa entsteht. Das geschieht auf der Upaya-Stufe und damit vor der Upādāna-Stufe; siehe den Text Upaya und Upādāna – Zwei Stufen der Anhaftung. Upaya startet automatisch mit Diṭṭhi, Saññā und Citta Vipallāsa.

  • Mit Saññā Vipallāsa wird man weiterhin wahrnehmen, dass manche Dinge (Speisen, Häuser, Autos usw.) und manche Menschen (insbesondere solche, die attraktiv aussehen) eine eingebaute „geistig angenehme Natur“ haben. Ohne diese tiefere Analyse zu sehen, würden wir zum Beispiel denken, dass der gute Geschmack dem Zucker innewohnt, dass bestimmte Gerüche übel sind, während andere gut sind, dass manche Menschen attraktiver sind usw.
  • All diese Wahrnehmungen sind jedoch „vom Geist gemacht“. Das soll nicht heißen, dass diese Wahrnehmungen unwirklich sind. Sie sind „real“, weil der physische Körper durch kammische Energie geformt wurde, um diese Wahrnehmungen zu vermitteln. Deshalb hat selbst ein Arahant (der als Mensch geboren wurde) diese „verzerrte Saññā/Wahrnehmung„. Aber ein Arahant hat verstanden, wie diese „verzerrte Saññā“ entsteht und wird daher nicht das Stadium der „verunreinigten Saññā“ erreichen.
  • Wenn man einmal den Ursprung der „verzerrten Saññā“ verstanden hat, kann man sehen, warum der Buddha „Saññā“ eine Fata Morgana oder Illusion nannte. Siehe Pheṇapiṇḍūpama Sutta (SN 22.95). Dieses Wissen selbst hilft, zwei der verbleibenden Saṁyojana loszuwerden (kāma rāga, paṭigha). Das geschieht über zwei Stufen: Sakadāgami und Anāgāmi.

7. Nach der Befreiung aus Kāmaloka auf der Anāgāmi-Stufe gelangt ein Geist auf die nächsthöhere Ebene Rupaloka (umfasst die 16 Reiche der rupāvacara Brahma).

  • Kāma Saññā wird in Kāma Dhātu automatisch für jeden entstehen. Ebenso wird Rupa Saññā in Rupa Dhātu automatisch für jeden entstehen, der dort geboren wird. Hinweis: Rupa Saññā und Rupa Dhātu beziehen sich hier sowohl auf rupa rupa (Sichtbares) als auch auf sadda rupa (Klänge).
  • Hier bedeutet „verunreinigte Saññā“ wahrzunehmen, dass „jhānische Erfahrung/Vergnügen“ real und absolut ist. Aber das ist sie nicht. So kann ein Arahant, der in ein Jhāna gelangt, die gleiche Erfahrung machen wie ein anariya Yogi (piti, sukha, etc.). Aber während der anariya Yogi diese Erfahrung als „real“ wahrnimmt, würde der Arahant nicht an ihr haften.
  • Anmerkung 1: Es ist möglich, zur Geisteshaltung in Rupaloka zu transzendieren, ohne diese beiden Saṁyojana (kāma rāga, paṭigha) zu beseitigen . Dazu muss man den Geist auf ein neutrales Objekt wie den Atem oder ein Kasina-Objekt fokussieren und anariya rupāvacara Jhāna kultivieren. Siehe Ānāpānasati – Überblick.
  • Anmerkung 2: Es kann viele Anāgāmis (und sogar Arahants) geben, die kein rupāvacara Jhāna kultiviert haben.

8. Nachdem man den Geist gereinigt hat, um bis zu Arupaloka zu transzendieren, muss man den Prozess auch dort wiederholen.

  • Sobald man von den vier Reichen in Arupaloka befreit ist, wird man zum Arahant. Dann wird der Geist keine Wiedergeburt in den 31 Reichen ergreifen.
  • Die obige Beschreibung fasst die Beseitigung der verbleibenden sieben Saṁyojana und fünf Anusaya für einen Sotapanna durch Beseitigung von Kāma Rāga, Rupa Rāga und Arupa Rāga zusammen.
Zweite Stufe und Befreiung von den drei Lokā

9. Der Geist muss beim Empfang von Sinneseindrücken in einem der drei Dhātus beginnen, die den drei Lokā entsprechen: Kāmaloka, Rupaloka, Arupaloka.

  • Wenn ein Geist von einem bestimmten Loka (oder Bhava) befreit wird, kann er nicht mehr über die Dhātu-Stufe hinaus verunreinigt werden.
  • Sowohl Anāgāmis als auch Arahants sind von Kāmaloka/Kāmabhava befreit, und daher wird ihr Geist nur Kāmasanna generieren, aber nicht im nächsten Schritt automatisch Kāmasaṅkappa erzeugen (mit Kāmaraga).
  • Nur der Geist eines Arahants ist von Rupaloka und Arupaloka/Bhava befreit.
  • Dazu kann man die Sanidāna Sutta (SN 14.12) und die Paṭhamabhava Sutta (AN 3.76) lesen, um das besser zu verstehen (auch wenn diese Übersetzungen vielleicht nicht völlig korrekt sind).
Zusammenfassung

10. Wir alle haben den leidfreien, reinen Zustand (pabhassara) des Geistes in uns verborgen. Er kann in zwei Schritten aufgedeckt werden:

(i) Beseitigung von falschen Sichtweisen und

(ii) Beseitigung von verzerrter Saññā.

  • Um über die Sotapanna-Stufe hinauszugehen, sind diese feineren Details in der Weltsicht des Buddha notwendig. Darüber hinaus kann das Verständnis dieses „detaillierteren Bildes“ auch den Weg zum Sotapanna beschleunigen. Es gibt andere Wege, um die Sotapanna-Stufe zu erreichen. Aber meiner Meinung nach könnte der derzeitige Ansatz für einige, wenn auch nicht für alle, besser sein.
  • Das oben Gesagte ist eine knappe Zusammenfassung, und ich muss noch weitere „Verbindungen“ herstellen, um ein vollständiges Bild zu vermitteln. Es ist jedoch unerlässlich, den Hintergrund zu verstehen. Es wird einige Mühe kosten, diese tiefgreifenden Konzepte vollständig zu verstehen. Bitte glauben Sie nicht, dass dies durch das bloße Lesen von Texten möglich ist!
  • Der entscheidende Punkt ist, dass die aktuelle Textreihe die wichtigste ist, die ich bisher geschrieben habe. Sie wird helfen, Sotapatti zu erreichen (oder das Verständnis eines Sotapanna-Anugami weiter zu festigen), sowie beim Erreichen höherer Magga Phala unterstützen.

Hinterlasse einen Kommentar