Einführung – Was ist Leiden?

Dukkha Sacca bedeutet „Wahrheit über das Leiden“

1. Dukkha Sacca („sachcha“ ausgesprochen) bezieht sich nicht nur auf das im Wiedergeburtsprozess verborgene Leiden, sondern auch auf dessen Beseitigung.

  • Buddha leugnete nicht, dass es in dieser Welt „Vergnügen“ gibt. In den Deva– und Brahma Loka sind sinnliche (kāma) und jhānische Vergnügen im Vergleich zu denen im Menschenreich noch gesteigert.
  • Aber das Problem ist, dass JEDES Lebewesen viel mehr Zeit in den vier unteren Reichen (apāyā) verbringt als in Menschen-, Deva– und Brahma-Reichen. Daher enthält der Wiedergeburtsprozess mit Abstand mehr Netto-Leiden.

Missverständnisse über Dukkha Sacca (erste edle Wahrheit)

2. Menschen sind süchtig nach dem vorübergehenden „Geistesfrieden“, der durch Atemmeditation oder ähnliche „Techniken“ erreicht wird. Aber das unterdrückt nur „oberflächliches Leiden“. Der Buddha sagte, dass Sansara viel härteres Leiden mit sich bringt.

  • Im Buddha Dhamma geht es darum, dieses härtere und längerfristige Leiden zu stoppen UND einen Zustand zu erlangen, in dem es absolut kein Leiden gibt. „Nibbānische Glückseligkeit“ oder schlicht „Nibbāna“ bedeutet, nicht einmal eine Spur von Leiden zu erfahren.
  • Eine grobe Analogie ist jemand, der sein Leben lang unter Migräne litt und diese nun endlich loswird. Es ist jedoch nur eine Analogie, denn rupa, vedanā, saññā, saṅkhāra, viññāna sind in Nibbāna abwesend.
  • Das ist logisch, da die 3 ultimativen Realitäten citta, cetasika, rupa in Nibbāna nicht vorhanden sind. Obwohl Nibbāna also „existiert“, können wir es mit der weltlichen Terminologie nicht beschreiben. Siehe Sechs Ursachen – Loka Samudaya (Entstehen des Leidens) und Loka Nirodhaya (Nibbāna).

Nibbānische Glückseligkeit ist die völlige Abwesenheit von Leiden

3. Das wird z.B. in der Nibbānasukha Sutta (AN 9.34) erklärt. Der Vers „Nibbānaṁ paramaṁ sukhaṁ“ bezieht sich NICHT auf sukha vedanā im weltlichen Sinne eines „angenehmen Gefühls“, da es in Nibbāna kein vedanā gibt. Siehe Nibbāna „existiert“, aber nicht in dieser Welt.

  • Jhāna sind nicht Nibbāna. Es sind Geisteszustände der Brahma Loka, und gehören daher zu „dieser Welt“. Jedes fühlende Wesen, erlangte irgendwann Jhāna und wurde in seiner tiefen Vergangenheit viele Male in Brahma-Welten geboren!
  • Nibbāna ist einfach die völlige Abwesenheit von Leiden. Deshalb gaben Prinz Siddhattha und viele Könige und reiche Leute ihr „fürstliches Leben“ auf, um Nibbāna zu suchen. Wie schlimm ist also dieses Leiden im Wiedergeburtsprozess?

Das „wahre Leiden“ verstehen – Es liegt im Wiedergeburtsprozess

4. Die meisten Wiedergeburten erfolgen in den vier unteren Reichen (apāyā). Wir können das Leiden nur in einem davon sehen, dem Tierreich.

  • Der Buddha erklärte die Arten des Leidens in den anderen drei Apāyās detailliert, z.B. Bālapaṇḍita Sutta (MN 129) oder Devadūta Sutta (MN 130).
  • Die deutsche Übersetzung der ersten Sutta: Tore und Weise (MN 129). Diese Sutta erklärt, dass eine Person, die sich auf unmoralische Taten einlässt (bālo oder „Narr“), die Konsequenzen (kamma vipāka) sowohl in diesem Leben als auch in zukünftigen Existenzen in den Apāyās erwarten kann. Die Schilderung der Erfahrungen in den Niraya ist erschreckend.
  • Eine verwandte Sutta ist die Pāyāsi Sutta (DN 23). Sie handelt von den falschen Sichtweisen, dass es keinen Wiedergeburtsprozess gibt, usw. Falls Zweifel an der Gültigkeit des Wiedergeburtsprozesses oder an der Existenz der Apāyās bestehen, sollte man die oben genannten Suttās lesen.

Glücklicherweise erinnern wir uns nicht an frühere Bhava

5. Wie im Text „Wie der Buddha die Chance der Wiedergeburt im Menschen-Reich beschrieb“ gesagt, werden wir während eines Menschen-Bhava, was tausende Jahre andauern kann, viele Male mit physischem Körper wiedergeboren, weshalb sich manche Kinder an vergangene Leben erinnern können. Diese Wiedergeburten fanden aber während desselben Menschen-Bhava statt.

  • Einige Yogis mit abhiññā-Kräften können ihr letztes Bhava kurz vor dem aktuellen Bhava sehen. Fast alle von ihnen hatten wahrscheinlich ein Brahma-Bhava vor dem aktuellen Menschen-Bhava. Es ist unvorstellbar selten, ein Menschen-Bhava nach einem beendeten Menschen-Bhava oder nach einem Bhava in den Apāyās zu bekommen. Außerdem ist es für Menschen mit Jhānā-Fähigkeiten sehr wahrscheinlich, dass sie unmittelbar vor diesem Menschen-Bhava ein Brahma-Bhava hatten. Daher können solche Yogis ggf. ihr früheres Brahma-Bhava sehen. Aber es gibt keine Berichte über jemanden, der sich an ein Tier- oder Peta-Bhava in den Apāyās erinnert.
  • So sind die einzelnen Bhava isoliert und es ist schwierig „zurückzublicken“, insbesondere auf vergangene Existenzen in den unteren Reichen.
  • Das ist ein Glück, denn es würde Alpträume hervorrufen, sich an solche Leiden in den Apāyās zu erinnern. Die folgende Sutta gibt jedoch eine Vorstellung über den Grad des Leidens in den elenden Reichen.

Sattisata Sutta (SN 56.35) – Mach den Deal!

6. In der Sattisata Sutta (SN 56.35) riet der Buddha den Bhikkhus, ihre gesamte wache Zeit dem Streben nach Nibbāna zu widmen. Um dies zu verdeutlichen, gab der Buddha eine Analogie. Es ist eine kurze Sutta, hier die Übersetzung („Hundert Speere“).

„Bhikkhus, angenommen, ein Mann hätte eine Lebenszeit von einhundert Jahren, und jemand sagte zu ihm: ‚Komm, guter Mann, sie werden am Morgen, am Mittag und am Nachmittag jeweils hundert Speere auf dich werfen, und du wirst hundert Jahre mit dreihundert Speerstichen am Tag leben. Aber wenn die hundert Jahre um sind, wirst du zum ersten Mal die vier edlen Wahrheiten verstehen.‘

Es wäre eine weise Entscheidung, Bhikkhus, wenn dieser Mann das Angebot annähme. Aus welchem Grund? Weil dieses Saṁsāra ohne erkennbaren Anfang ist. Ihr habt viel gelitten durch unzählige Speere, Schläge mit Schwertern, Schläge mit Äxten usw. (und werdet dies auch in Zukunft tun, wenn ihr nicht Nibbāna erlangt.)

Aber, Bhikkhus, ich sage nicht, dass der Weg zu Nibbāna von Leiden oder Unmut begleitet ist. Vielmehr ist der Weg zu Nibbāna von Glück und Freude begleitet.

Deshalb, Bhikkhus, solltet ihr euch bemühen zu verstehen: ‚Dies ist Leiden. Dies sind die Ursachen für Leiden. Die Beseitigung dieser Ursachen wird zur Beendigung des Leidens führen. Dies ist der Weg zur Beendigung des Leidens.'“

Fehlübersetzungen einiger Suttās und Unterdrückung ausgewählter Suttās

7. Viele Menschen ignorieren diese Suttās. Sie sagen, dies seien „spätere Ergänzungen“ oder „nach dem Tod des Buddha entstellt worden“. Dann suchen sie ein paar Suttās und übersetzen diese falsch, um ihren Standpunkt zu beweisen! Zum Beispiel sagte Buddha in seinem ersten Diskurs: „..ayamantimā jāti, natthi dāni punabbhavo’ti“ bzw. „…dies ist meine letzte Geburt. Es gibt kein Ergreifen mehr, kein wiederholtes Bhava.“ Ist die Dhammacakkappavattana Sutta (SN 56.11) eine spätere Ergänzung?

  • Ich bin bereit, über JEDE Sutta im Tipiṭaka zu sprechen. Aber bitte unterlassen Sie es, nur MEINUNGEN zu äußern oder andere Fehlübersetzungen zu zitieren. Wir diskutieren über die Lehre des Buddha. Sie mögen anderer Meinung sein, und das ist in Ordnung, aber verdrehen Sie nicht seine Lehre. Buddhas Lehre steht im Gegensatz zu den „akzeptierten Normen“ und das ist genau der Grund, warum wir alle seit so langer Zeit in diesem leidvollen Wiedergeburtsprozess gefangen sind! Der folgende Vers erscheint aus diesem Grund 8-mal in der ersten Lehrrede des Buddha. „pubbe ananussutesu dhammesu cakkhuṁ udapādi, ñāṇaṁ udapādi, paññā udapādi, vijjā udapādi, āloko udapādi…“ bzw. „so waren die Vision, das Wissen, die Weisheit, die durchdringende Sicht und der Weg, sich von der Welt zu trennen, die in mir aufkamen bezüglich dieser Lehre, die zuvor nicht gehört wurde…“ ) .
  • Der Buddha erläuterte, welche Art von Leiden zu erwarten ist, und erklärte, wie solch schreckliches Leiden entsteht (dukkha samudaya) und wie wir es verhindern können (dukkha nirodhaya). Der Weg dorthin ist natürlich der edle achtfache Pfad. Um diesem Pfad zu folgen, muss man zuerst die ersten 3 edlen Wahrheiten verstehen.
  • Übrigens erklärte der Buddha auch, dass Leiden nicht durch eine Seele (oder ātman im Hinduismus) verursacht wird, denn so etwas gibt es gar nicht. Paṭicca Samuppāda beginnt mit „avijjā paccayā saṅkhāra“. Dieser Prozess läuft unabhängig von einer „Seele“ ab. Es gibt nur Satta, die aufgrund von Avijjā solche Saṅkhāra erzeugen.

Dukkha Samudaya – Erklärt durch Akusala-Mula Paṭicca Samuppāda

8. Akusala-mula PS beschreibt die Mechanismen, wie Leiden in dieser Welt entstehen (dukkha samudaya).

  • Idappaccayātā Paṭicca Samuppāda beschreibt, wie wir im Laufe unseres Lebens kammische Energien ansammeln. Solche kammischen Energien „häufen sich an“ und führen zu zukünftigen Existenzen, meist in den Apāyās. Siehe Akusala-Mūla Uppatti Paṭicca Samuppāda.
  • Jede Geburt „in dieser Welt“ bringt Leiden: jāti paccayā jarā, maranasoka-paridēva-dukkha-dōmanassupāyasā sambhavan’ti„.

Dukkha Nirodhaya – Erklärt durch Kusala-Mula Paṭicca Samuppāda

9. Kusala mula Paṭicca Samuppāda beschreibt den Prozess der Beseitigung von Leiden.

  • Kusalamūla paccayā saṅkhāra“ entfernt Verunreinigungen bis hin zur Arahantschaft. Mit dem Tod eines Arahants endet das Leiden für diesen Lebensstrom.

Zwei Arten von Saṅkhāra in Dukkha Samudaya und Dukkha Nirodhaya

10. Saṅkhāra mit Avijjā getan verlängern den Wiedergeburtsprozess (puññābhisaṅkhāro, apuññābhisaṅkhāro, āneñjābhisaṅkhāro –> dukkha samudaya).

  • Auf der anderen Seite stoppen kusala Saṅkhāra mit Paññā getan den Wiedergeburtsprozess (dukkha nirodhaya).

Verbindung zu den Hauptursachen

11. Akusala Kamma tut man mit Lobha, Dosa, Moha oder den weltlichen Versionen von Alobha, Adosa, Amoha.

  • Kusala Saṅkhāra tut man mit den lokottara (transzendeten) Versionen von Alobha, Adosa, Amoha, d.h. mit Verstehen der edlen Wahrheiten/Paṭicca Samuppāda/Tilakkhana.
  • Nun müssen wir noch die drei Kategorien des Leidens betrachten.

Drei Kategorien des Leidens

12. Die drei Kategorien des Leidens werden in der Dukkhatā Sutta (SN 45.165) genannt: „…dukkha dukkhatā, saṅkhāra dukkhatā, vipariṇāma dukkhatāimā kho, bhikkhave, tisso dukkhatā.

  • Es macht keinen Sinn, die Namen der 3 Kategorien zu übersetzen: dukkha dukkhatā, saṅkhāra dukkhatā, vipariṇāma dukkhatā. Stattdessen sollte man die Bedeutungen verstehen. Hier steht „dukkhatā“ für „Dukkha-Typ.

Das Schlimmste ist Dukkha-Dukkha

13. Wie der Name schon sagt, ist das stärkste Leiden Dukkha-Dukkha, was direkt aufgrund von Kamma Vipāka entsteht. Es sind die gut bekannten Leiden wie physische Verletzung, Krankheit, körperliche Unannehmlichkeiten usw., die wir während des Lebens erfahren. In den Apāyas überwiegt Dukkha-Dukkha.

  • Alle drei Kategorien werden im nächsten Text ausführlicher besprochen: Einführung II – Die drei Kategorien des Leidens.

Hinterlasse einen Kommentar