Nāmagotta, Bhava, Kamma Bīja und Mano Loka (Geistebene)

überarbeitet 15.2.2022

1. Ein starkes Kamma kann in der Zukunft Vipāka bringen. Der Geist setzt ein wenig Energie frei und das ist ein Kamma Bīja (oder kamma bhava). Wo sind diese Kamma Bija gespeichert? Das ist ein bisschen schwer zu erklären, weil wir kein „Gefühl“ für geistige Phänomene haben. Es fällt uns schwer, Dinge zu erfassen, die nicht mit den fünf physischen Sinnen erkennbar sind. Wir wollen sehen, hören, schmecken, riechen oder berühren. Das erkennen wir leichter als „real“.

2. Aus dem zweitgenannten Text oben wird klar, dass eine vollständige Aufzeichnung aller unserer bisherigen Aktivitäten (auch nur während eines Lebens) unmöglich in den Neuronen im Gehirn „gespeichert“ werden kann. Es gibt Menschen, die alle Ereignisse und kleinste Details aus vielen Jahren abrufen können.

  • Der Buddha sagte, diese Erinnerungen sind in Manō Lōka bzw. der Geistebene. Erinnerungen in Manōlōka kommen via Mana Indriya im Gehirn ins Bewusstsein.
  • Die „Speicherung“ erfolgt nicht in einem physischen Gerät wie USB-Stick oder CD-ROM. Manōlōka ist frei von jeglichen materiellen Dingen; es ist alles nāma und keine Materie.
  • Eine gute Analogie zur Geistebene ist die „Traumwelt“. Wenn wir träumen, können wir „hören“, „sehen“ und „handeln“. Aber es ist alles Nâma. Wenn wir Erinnerungen abrufen, sehen wir diese wie im Traum.
  • Wir können Erinnerungen sehr schnell abrufen. Wir denken nur darüber nach und „sehen“ unmittelbar das Ereignis, mit Geräuschen, Gefühlen, Farben… Unser Geist kann sich mit der Geistebene verbinden und ohne Verzögerung Informationen abrufen.
  • Beim Abrufen der Information wirkt das Gehirn als Vermittler. Es verhält sich wie ein „Sender“ und „Empfänger“ in der Kommunikation mit der Geistebene. Wenn wir alt werden, nimmt die Gehirnleistung ab und die Erinnerung verblasst. Meditation hilft, das Gehirn gesund zu halten (insbesondere Dhamma Vicaya bzw. Kontemplation von Dhamma-Konzepten).
  • Es gibt nur wenige Menschen mit der Fähigkeit, alle Erinnerungen aus diesem Leben abzurufen. Diese Fähigkeit kann auch durch die Entwicklung von Abhinna-Kräften kultiviert werden.

3. Wenn wir etwas wünschen oder hoffen, wird diese Information auch in der Geistebene gespeichert. Später können wir uns daran erinnern.

  • Während Nāmagotta nur Erinnerung ist, hat ein Wunsch eine gewisse Energie. Wenn der Wunsch nicht durch weiteres Nachdenken kultiviert wird, klingt die Energie bald ab.
  • Wenn wir einen „Entschluss“ treffen, der mehr Javana hat als ein „Wunsch“, sind die Aufzeichnungen dauerhafter und stärker, d.h. sie verblassen nicht so schnell.
  • Unsere Wünsche, Entschlüsse, Verlangen und zukünftigen Pläne sind alles Sankhara (moralische und unmoralische). Einige von ihnen sind stark und werden Abhisankhara. Sie alle führen zu Kamma Bīja (Kamma-Samen) unterschiedlicher Stärke. Einige führen zu Wiedergeburt, andere bringen Vipaka während eines Lebens. Sie können gut oder schlecht sein.
  • Der Vers „dhammo ha vé rakkati dhammacari“ oder „Dhamma führt diejenigen, die nach dem Dhamma leben“ gilt sowohl für „gute“ und „schlechte“ Dhamma. Für moralische Menschen führt der Pfad nach oben, für unmoralische Menschen führt er nach unten. Mutter Natur ist neutral. Jeder wählt selbst, wie er vorgeht. Allerdings entsprechen die Ergebnisse immer dem Kamma bzw. den Taten; siehe Paticca Samuppada – „pati+ichcha“ + „sama+uppada.

4. Aufzeichnungen in Nāmagotta und geistige Aktivitäten bzgl. der „Zukunftspläne“ (was Kamma Bīja entspricht) lagern in der Geistebene. Der Unterschied ist, dass Namagotta dauerhaft ist, aber ohne Energie, während die Aufzeichnungen über „Zukunftspläne“ im Fluss sind und stärker oder schwächer werden können.

  • Der Datensatz eines Entschlusses (ob schon erfüllt oder nicht) wird jedoch in der Geistebene aufgezeichnet. Kurz nach dem Entschluss gehört er zur Vergangenheit und  dieser Gedanke wird eine Aufzeichnung in Nāmagotta
  • Wenn man den Entschluss fast, eine andere Person zu töten, dann wird dieser Datensatz in der Geistebene als Nāmagotta gespeichert. Darüber hinaus wird eine vorläufige Aufzeichnung eines Kamma Bīja angelegt, der mit der Zukunft verbunden ist. Je mehr man über den Plan nachdenkt, desto mehr stärkt man den Kamma Bīja. Kommt man doch noch zu Verstand und verwirft den Mord-Plan, verblasst diese Energie und kein Kamma Bīja ist damit assoziiert.
  • Wenn man über eine gute oder schlechte Tat nachdenkt, ist das „kammische Potential“ nicht vollständig, d.h. Kamma Patha ist nicht vollständig. Würde man den Mord von oben ausführen, wäre Kamma Patha vollständig und ein Kamma Bīja wird erzeugt, der bis zu 91 Maha Kappā vorhanden ist (ein Maha Kappā  entspricht der Zyklusdauer eines Sonnensystems, grob 30 Milliarden Jahre).
  • Wenn dieser starke Kamma Bīja zur Wiedergeburt führt, wird die Energie abgebaut und das Ergebnis (Geburt) als Nāmagotta gespeichert.

5. Je nach Art der Tat, wird der Kamma Bīja in verschiedenen „Dosen“ abgelegt, die man Kamma Bhava nennt.

  • Wenn jemand bspw. Rupa Jhanas kultiviert, wird der zugehörige Kamma Bīja im Rupaloka Bhava oder einfach im Rupa Bhava abgelegt. Kultiviert man Arupa Jhanas (eines der höchsten vier Jhanas), so wird der zugehörige Kamma Bīja im Arupa Bhava abgelegt und man kann in Arupa Loka geboren werden.
  • Alle anderen (Abhi)Sankhara bringen Vipaka in Kama Loka (Deva Loka, Menschen-Reich und Apaya).
  • Fassen wir zusammen: Wenn wir ein Kamma tun (abhisankhara), erzeugen wir eine gewisse Energie, genannt Kamma Bīja, die im passenden Bhava in der Geistebene gespeichert wird. Wenn man das mit dem Kamma Bīja verbundene Vipaka erlebt, wird diese Energie verbraucht und nur eine Aufzeichnung verbleibt als Nāmagotta in der Geistebene.

Geist Flugzeug Zeichnung

Klicken Sie zum Öffnen und Drucken der obigen Darstellung: Geistebene (engl.)

  • Wir erzeugen Kamma Bīja unterschiedlicher Stärke in verschiedenen Bhava während einer Lebensdauer, die zu weiteren Wiedergeburten sowie unzähligen Kamma Vipaka während dieser Wiedergeburten führen.

6. Es gibt zwei Möglichkeiten, um starke Kamma Bīja zu umgehen, die schlechtes Kamma Patha darstellen.

  • Man kann die Ungeheuerlichkeit der Tat erkennen, ernsthaft um Vergebung im Geist bitten und sich in moralischen Taten engagieren. Damit kann ein Teil der Energie verbraucht werden. Noch besser ist es, wenn man Ariya Metta Bhavana kultiviert und damit die Energie vollständig verbraucht (außer bei anantariya Kamma, wie das Töten der Eltern). Siehe 5. Ariya Metta Bhavana.
  • Der andere Weg ist natürlich das Erreichen der Arahantschaft. Vipaka ist nur noch möglich bis zum Tod des Arahant, danach wird alles Kamma zu Null.
  • Wenn Kamma-Samen nicht so stark sind und kein Vipaka innerhalb von 91 Maha Kappā bringen, dann wird es auch zu Null. Nur Nāmagotta ist permanent. Kamma Bīja haben jedoch Energie und warten auf passende Bedingungen, um Vipaka zu bringen und sie verändern sich mit der Zeit. Doch Nāmagotta sind nur Aufzeichnungen.

7. Es gibt spezielle Fälle, in denen sich Kamma Bīja (und damit Kamma Bhava) nicht ändern. Ein anantariya Kamma erzeugt Kamma Bīja (und kamma bhava), was ohne Ausnahme Vipaka bringt: bhava paccaya jati wird in diesem Fall geschehen. Siehe Was bedeutet „paccaya“ in Paticca Samuppada?.

  • Auf der unmoralischen Seite gibt es fünf ānantariya Kamma, die am Ende dieses Lebens (d.h. wenn man stirbt) eine Wiedergeburt in einem Apāyā nach sich ziehen. Das sind: Töten der Mutter, Töten des Vaters, Töten eines Arahants, Verletzen eines Buddhas und Verursachen eines Schisma im Saṅgha (Glaubensspaltung). Siehe Parikuppa Sutta (AN 5.129).
  • Auf der moralischen Seite können alle Stufen von Nibbana  als anatariya  Kamma gedacht werden. Erreicht man die Sotapanna-Stufe, wird man nur noch nach dem Ariya Bhava geboren, d.h. Wiedergeburt in den untersten vier Reichen ist nicht möglich.
  • Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass ein Bodhisatta, der Paramita kultiviert, um ein Buddha zu werden, einen sehr starken Kamma Bīja über unzählige Leben erzeugt. Ab einem gewissen Punkt ist der Kamma Bīja vollständig etabliert und der Bodhisatta bekommt Niyata Vivarana von einem Buddha zu dieser Zeit (Bestätigung, dass er ein Buddha wird bzw. Buddha Bhava hat) .

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