1. Die Akusala-Mula-Version von Paticca Samuppada (PS) ist die einzige in den aktuellen Theravada-Texten, auch wenn die anderen Versionen im Tipitaka enthalten sind (Paṭiccasamuppādavibhaṅga Vb 6).
Akusala-Mula PS beschreibt den PS-Prozess für normale Menschen (anariya), die im sansarischen Kreislauf gefangen sind. Er ist auch zweifach:
- Der uppatti PS beschreibt, wie ein „Lebensstrom“ bzw. ein Wesen die sansarische Reise über wiederholte Geburten in den 31 Reichen durchmacht.
- Der pavutti (oder pravurti) PS beschreibt den Moment-zu-Moment-Verlauf eines „Lebensstroms“ bzw. Wesens.
- Wichtig ist: Buddhaghosa beschrieb in seinem Visuddhimagga nur den uppatti PS. In der letzten Zeit haben mehrere Theros darauf hingewiesen und den pavutti PS beschrieben.
2. Besprechen wir zuerst den uppatti PS, der die sansarische Reise von Geburt zu Geburt beschreibt. Die Schritte sind folgende :
“avijjā paccayā sankhāra; sankhāra paccayā viññāna; viññāna paccayā nāmarūpa, nāmarūpa paccayā salāyatana, salāyatana paccayā phassō, phassa paccayā vēdanā, vēdanā paccayā tanhā, tanhā paccayā upādāna, upādāna paccayā bhavō, bhava paccayā jāti, jāti paccayā jarā, marana, soka-paridēva-dukkha-dōmanassupāyasā sambhavan’ti”
Das zeigt, wie diese ganze Masse des Leidens entsteht: “Evametassa kevalassa dukkhakkhandhassa samudayō hōti“.
Übersetzt:
3. Mit Unwissenheit über die vier edlen Wahrheiten als Bedingung häuft man Sankhara an. Hier sind Abhisankhāra gemeint, getan mit alobha, adosa, amoha oder lobha, dosa, moha (puññābhisaṅkhāro, apuññābhisaṅkhāro, āneñjābhisaṅkhāro, kāyasaṅkhāro, vacīsaṅkhāro, cittasaṅkhāro).
- Wenn wir geboren werden, haben wir nur den kleinen Baby-Körper, der als eine einzelne Zelle im Mutterleib begann. Wir wachsen auf und sammeln „Material“ an, sowohl materiell als auch ideell: Wissen, materielle Dinge, Freunde, Ehepartner, Kinder, Ruhm, usw.
- Während wir diese „Dinge“ ansammeln, erwerben wir auch neue Gewohnheiten (gati) oder stärken die aus früheren Leben mitgebrachten. Dies geschieht gemäß dem pavutti PS in jedem Moment: pati + ichcha sama+uppāda, d.h. wir tun Dinge, die wir mögen und erhalten Ergebisse ähnlicher Art.
- Wenn wir sterben, nehmen wir die Kamma-Samen aus unseren Taten (gute und schlechte) mit ins neue Leben. Die Gewohnheiten (gati) und Verlangen (asava) sind eingebettet in den Kamma-Samen. Diese sind im manomaya kaya und der Geistkörper verlässt den toten Körper mit diesem „aktualisierten“ Satz Kamma-Samen. Dies ist im Grunde das „Nettoergebnis“ unseres Lebens hier.
- Ein bestehender Kamma-Samen (aus diesem oder einem früheren Leben) bestimmt das nächste Leben, wo wir entsprechend unseren gati und asava mehr Kamma-Samen erwerben. So wiederholt sich der Zyklus.
4. Mit Sankhara als Bedingung entsteht patisandhi viññāna im neuen Leben.
- Dieses Viññāna des neuen Lebens entsteht aus der Natur des Kamma-Samens, der zum neuen Leben führte. Wenn der Kamma-Samen durch hasserfüllte Taten erworben wurde, ist das Viññāna passend dazu. Wenn es ein Kamma-Samen aus einer großzügigen Tat mit Güte getan ist, könnte es das Viññāna eines Brahma in Rupa oder Arupa Loka sein.
- Das „Basis-Viññāna“ für ein Tier unterscheidet sich signifikant von dem eines Menschen selbst für den gleichen „Lebensstrom“. Wenn ein Mensch als Tier wiedergeboren wird, macht das Viññāna einen großen Schritt nach unten. Viññāna wird also nicht von Leben zu Leben übertragen. Es kann sich stark verändern.
5. Mit Viññāna als Bedingung entsteht Nāmarūpa.
- Auch hier entspricht Nāmarūpa des neuen Lebens dem pati+ichcha sama+uppāda. In den oben genannten Fällen kann die neue Lebensform einem Wesen in der Niraya (Hölle) entsprechen oder einem Brahma mit einem feinstofflichen Körper.
6. Mit Nāmarūpa als Bedingung entsteht Salāyatana.
- Die Salāyatana (6 Sinnestore) entstehen passend dazu: In den oben genannten Fällen werden alle sechs Sinnestore für das Wesen in der Niraya eingerichtet oder nur drei Sinnestore (Auge, Ohr und Geist) für einen Brahma.
7. Mit Salāyatana als Bedingung entsteht Phasso.
- Hier ist Phassa wirklich Samphassa oder San Phassa.
- Deshalb ist dieser Akusala-Mula PS nicht anwendbar auf einen Arahant (und meist für andere Ariyas auch nicht). Ein Arahant erzeugt kein Samphassa, sondern nur Phassa ohne San.
8. Mit (San)Phassa als Bedingung entsteht Vedanā.
- Solche Wechselwirkungen mit der Außenwelt führen zu Gefühlen (vedanā) verschiedener Art. Hier ist es wichtig zu erkennen, dass hier nicht alle vedanā eine Rolle spielen. Vedanā aufgrund von kamma vipaka entstehen nur mit phassa (ohne san). Nur Vedanā aufgrund von samphassa (samphassa ja vedanā) spielen hier eine Rolle.
- Solche „samphassa ja vedanā“ hängen von gati und asava ab: siehe Vedanā (Gefühle).
- Wir können diesen Teil von Vedanā (basierend auf san) noch in diesem Leben loswerden, indem wir schlechte Gewohnheiten loswerden und Sampajanno werden. Siehe Kayanupassana – Der Abschnitt zu Gewohnheiten (Sampajanapabba).
9. Mit Vedanā als Bedingung entsteht Tanha.
- Tanha entsteht, wenn man „anhaftet“ oder mit einer Sache/Situation „verschmilzt“: bei Sukha Vedanā bindet man sich via Gier, bei Missfallen bindet man sich via Hass. Man bindet sich auch mit Nichtwissen darüber, was man tun soll (bei einem stark abgelenkten Geist). Siehe Tanha – Wie wir via Gier, Hass und Ignoranz anhaften.
10. Mit Tanha als Bedingung ensteht Upadana.
- Im Moment des Todes bzw. dem letzten Citta Vithi des Lebens „sieht“ das sterbende Wesen ein Kamma Nimitta. Dies ist normalerweise eine Vision oder ein Geräusch, was die Art des starken Kamma-Samens darstellt, der in den Vordergrund rückt. Wenn dieser Kamma-Samen für die nächste Geburt z.B. einen Mord beinhaltet, dann kann die sterbende Person eine Waffe sehen oder einen Ton dazu hören oder sich selbst schussbereit sehen. Die Person hat dann die gleichen hasserfüllten Gedanken wie zur Zeit, als die Straftat begangen wurde. Da das entsprechende Gati vorhanden ist, erfasst die Person diese Situation automatisch (upadana).
11. Mit Upadana als Bedingung entsteht Bhavō.
- Die nächste Citta Vithi beginnt mit der neuen Existenz oder Bhava passend zum Geisteszustand: „pati+ichcha sama+uppāda“. Je nach erfasstem Kamma Nimitta entsteht eine passende Existenz als Mensch, Tier, Deva usw.
12. Mit Bhava als Bedingung entsteht Jathi (neue Geburt).
- Dann entsteht eine Geburt passend zum Bhava. Wenn das Bhava im Menschen-Reich ist, wird das zur Geburt als Mensch führen. Hier liegt der Unterschied zwischen Bhava und Jathi: Die Dauer des gewählten „menschlichen Bhava“ endet mit Erschöpfen der kammischen Energie, die mit diesem Bhava verbunden ist (Energie des kamma-beeja). Wenn also die Kamma-Samen noch Energie für tausend Jahre Leben enthalten, wird die nächste Geburt auch im Menschen-Reich stattfinden. Das gilt, solange man kein anantariya Kamma oder ein sehr starkes Kamma anderer Art begeht. Zum Beispiel wird ein Anagami oder ein Arahant nicht mehr im Menschen-Reich wiedergeboren. Wenn man ein Elternteil tötet, führt das schon in der nächsten Geburt zu sehr schlechtem Vipaka. All dies sind anantariya Kamma.
13. Mit Jathi als Bedingung entsteht “jarā, maranan, soka-parideva-dukkha-dōmanassupāyasa sambhavan’ti”.
- Jati führt unweigerlich zu Verfall und schließlich zum Tod. So entsteht dukkha.
- Egal wo man in den 31 Reichen geboren wird, man altert und stirbt letztlich. Zwischen Geburt und Tod geht man durch viele Arten von Leiden, insbesondere im Menschen-Reich und darunter. Alter und Tod sind Gewissheiten. Und der ganze Zyklus startet nach dem Tod erneut.
14. Die obigen Schritte beschreiben den uppatti PS. Was während einer bestimmten Lebenszeit geschieht, ist hier beschrieben: Akusala-Mula Pavutti (Pravurthi) Paticca Samuppda.