Einführung II – Drei Arten von Dukkha

Drei Kategorien des Leidens

1. Die drei Kategorien des Leidens sind in der Dukkhatā Sutta (SN 45.165) genannt: “…dukkha dukkhatā, saṅkhāra dukkhatā, vipariṇāma dukkhatāimā kho, bhikkhave, tisso dukkhatā.”

  • Es macht keinen Sinn, die Namen der drei Kategorien zu übersetzen. Stattdessen sollte man die Bedeutungen verstehen. Hier bedeutet dukkhatā „Arten von dukkha“.
  • Wir nennen die 3 Arten von Leiden dukkha-dukkha, saṅkhāra-dukkha, vipariṇāma-dukkha.
  • Kurz definiert als:

Saṅkhāra-Dukkha entsteht aus den Anstrengungen, Rupa nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu bekommen und zu erhalten. Das basiert auf Mano, Vaci, Kāya Saṅkhāra.
Vipariṇāma-Dukkha entsteht, wenn Rupa entgegen unseren Wünschen verfallen und zerstört werden (interne und externe Rupa).
– Unsere Bemühungen bei der Saṅkhāra-Erzeugung führen zu mehr Kamma Vipāka, was Dukkha-Dukkha einbringt

  • Alle drei Arten von Dukkha enden, wenn wir (Abhi)Saṅkhāra stoppen (bzw. akusala mula PS: „avijjā paccayā saṅkhāra…„).

Worauf basiert das Leiden?

2. Was macht unsere ganze Welt aus? Wir nehmen externe Rupa durch fünf physische Sinne wahr (interne Rupa) und denken darüber nach. Somit können wir „unsere Welt“ zusammenfassen, als das was wir durch sechs Sinne erleben (Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper, Geist). Wenn einer der sechs Sinne nicht funktioniert oder schwächer wird, leiden wir. Wenn uns das, was wir mit den sechs Sinnen erleben, nicht gefällt, leiden wir auch.

  • Mit Hilfe dieser Sinne erfahren wir 6 Arten von Rupa der äußeren Welt: Sichtbares, Geräusche, Geruch, Geschmack, Berührung und Dhammā. Wenn dieses Erleben nicht  unseren Wünschen entspricht, leiden wir. Siehe auch Was sind Dhammā?
  • Diese zwölf Ayatana (sechs Interne + sechs Externe) machen „unsere Welt“ aus. Alles ist in diesen zwölf enthalten – alle zwölf führen zu Leiden, nicht nur in diesem Leben sondern auch in zukünftigen Leben.

Drei Arten von Dukkha während des Lebens

3. Rupa unterliegt Veränderungen, die Leiden einbringen. Betrachten wir zunächst, ob wir den physischen Körper und die damit verbundenen Sinnesfähigkeiten zu unserer Zufriedenheit erhalten können.

  • Die fünf physischen Sinne bleiben vielleicht viele Jahre in einem guten Zustand. Doch wir beginnen, dieses verborgene Leiden zu spüren, wenn wir das mittlere Alter überschritten haben. Zum Beispiel werden Sehvermögen, Gehör und Geschmackssinn schwächer. Der Körper beginnt zu erschlaffen und auch das Gehirn verliert seine Leistungsfähigkeit. Das bringt Vipariṇāma-Dukkha.
  • Was tun also die Menschen? Wir suchen nach Möglichkeiten zur Verbesserung: Brille, Hörgerät, mehr Gewürze ins Essen, kosmetische Eingriffe, etc. Gegen einige dieser Maßnahmen ist nichts einzuwenden. Wir müssen zum Beispiel sehen, also treffen wir Vorkehrungen zum Schutz der Augen und tragen eine Brille. Dasselbe gilt für Hörgeräte. Sogar einige kosmetische Eingriffe können hilfreich sein (z.B. Färben der Haare), um ein gewisses Maß an Selbstvertrauen aufrechtzuerhalten.
  • Diese „Heilmittel“ erfordern Anstrengung und sind Teil von Saṅkhāra-Dukkha.

4. Diese beiden Arten von Dukkha entstehen auch durch externe Rupa.

  • Zum Beispiel sind Häuser, Autos oder andere „wertvolle Dinge“ ebenfalls Sankhata, genau wie der physische Körper. Auch sie unterliegen ungewollten Veränderungen und werden in Zukunft aufhören zu existieren. Auch das bedingt Vipariṇāma-Dukkha.
  • Auch da müssen wir uns bemühen, sie zu erhalten und zu reparieren, sodass wir jedenfalls eine Weile damit zufrieden sind. Auch das ist Teil von Saṅkhāra-Dukkha.
  • Kamma-Vipaka zeigt sich auch als Dukkha-Dukkha. Wenn zum Beispiel eine Frau ein „Facelifting“ bekommt, muss sie den Chirurgen bezahlen. Wenn das Auto repariert wurde, müssen wir den Mechaniker bezahlen. All das beinhaltet Dukkha-Dukkha.

Mentaler Stress – Teil von Saṅkhāra-Dukkha

5. Die Hauptursache des Leidens liegt im GEIST. Ein reicher Mensch kann leiden, weil er Besitz verliert. Ein armer Mensch kann leiden, weil er nicht bekommt, was er will. Beide Personen leiden durch die Aktivität des Geistes: Anhaftung an das, was man hat, oder Verlangen nach dem, was man sich wünscht. Dies ist ein weiterer Aspekt von anicca. Es ist meist geistig und wird Sankhāra Dukkha genannt. Es entsteht durch die Mühen, Dinge zur Zufriedenheit zu erhalten.

  • Wenn wir zum Beispiel ein Haus kaufen, gibt es endlos viele Dinge, die getan werden müssen, um es „zu erhalten“. Auch das ist Teil von Sankhāra Dukkha. Oft sind wir uns dieser Leiden nicht bewusst. Wir machen uns viel Arbeit für eine leckere Mahlzeit, dann erleben wir vielleicht 10-15 Minuten Genuss beim Essen, und dann müssen wir noch aufräumen und abwaschen. Wir haben Stunden zugebracht, um einen kurzweiligen Sinnesgenuss zu erleben.

Wir engagieren uns in Sankhara aufgrund von Avijja

6. Das Leiden, was wir bisher besprochen haben, entsteht aus einem Aspekt von anicca: alles in dieser Welt unterliegt Veränderung, Verfall und letztlich Zerstörung (viparināma dukkha).

  • Saṅkhāra-dukkha entsteht aus den Mühen zur Aufrechterhaltung der internen Rupa und Erwerb und Aufrechterhaltung der externen Rupa. Das erfordert Denken, Sprechen und körperliches Tun (mano, vaci, kāya saṅkhāra).
  • Dukkha-Dukkha entsteht aus den unerwarteten Veränderungen während der Existenz eines Sankhata.

Drei Arten von Dukkha im Wiedergeburtsprozess

7. Saṅkhāra bedeutet san + khāra bzw. Bemühungen, Dinge in dieser Welt zur eigenen Zufriedenheit anzusammeln/zu erhalten. Jedes Saṅkhata entsteht aufgrund solcher Anstregungen.

  • Jede Handlung zum Leben in dieser Welt beinhaltet Saṅkhāra. Zum Beispiel ist das Atmen kāya saṅkhāra, das ohne kammische Folgen bleibt. Saṅkhāra, die Lobha, Dosa, Moha enthalten, sind Abhisaṅkhāra. Diese Unterscheidung wird in den Suttas meist nicht betont, ist aber im Abhidhamma zu finden (Vb 6).
  • Letzten Endes sind alle diese Bemühungen vergeblich. Wie sehr wir uns auch anstrengen, der Körper wird im Alter zerfallen. Wenn wir sterben, müssen wir alles zurücklassen, was wir mit viel Mühe angesammelt haben. Deshalb entstehen (Abhi)Saṅkhāra durch Avijja, d.h. avijjā paccaya saṅkhāra.
  • Abhisaṅkhāra  sind die Ursache für alle Arten von Sankhata, intern und extern. Das geschieht über akusala-mula Paticca Samuppada.

8. In diesem weiten Sinne können die drei Arten von Dukkha den drei Stufen eines Sankhata zugeschrieben werden: uppāda (Entstehen), vaya (Zerstörung) und ṭhiti (Existenz). Die drei Stufen werden in der Saṅkhatalakkhaṇa Sutta (AN 3.47) genannt.

  • Die drei Dukkhatā korrelieren mit den drei Lakkhana (Merkmalen) eines Sankhata.
    Sankhata entstehen via Paticca Samuppāda, beginnend mit „avijjā paccayā sankhāra.“ Somit ist uppāda lakkhana eines Sankhata mit saṅkhāra dukkhatā verbunden.
    – Jedes Sankhata wird schließlich zerstört und hat daher vaya lakkhana. Das ist mit vipariṇāma dukkhatā verbunden.
    – Zwischen Geburt und Tod existiert ein Sankhata (tithi). Währenddessen erfährt es unerwartete Veränderungen (aññathā), und das führt zu dukkha dukkhatā. Es wird ausgedrückt durch: „titthassa sankata lakkhanan, dukkha dukkhata.“

9. Petakopadesa – ein Kommentar im Tipitaka – erklärt, wie die drei Dukkhatā (tisso dukkhatā) mit den drei Lakkhaṇa eines Sankhata korrelieren. Siehe 5. Hāravibhaṅgapañcamabhūmi im ersten Absatz (nur in Pali verfügbar). Es ist gewissermaßen versteckt!

Leider fehlen dort Teile des kompletten Verses und Kommas sind falsch gesetzt, aber Buddha Jayanthi Tipitaka Edition enthält die vollständige Version:

Tattha tīṇi saṅkhatalakkhaṇāni tisso dukkhatā:

uppādo saṅkhatalakkhaṇaṁ saṅkhāradukkhatāya dukkhatā ca,

vayo saṅkhatalakkhaṇaṁ vipariṇāmadukkhatā ca,

aññathattaṁ saṅkhatalakkhaṇaṁ dukkhadukkhatāya dukkhatā ca, imesaṁ tiṇṇaṁ saṅkhatalakkhaṇānaṁ…”

Dukkha-Dukkha

10. Die schlimmste Kategorie des Leidens im Wiedergeburtsprozess entsteht als Kamma Vipāka, was auch Wiedergeburt in den Apāyās bewirkt. Lebewesen in den Apāyās erfahren härteres Leiden.

  • Eine Person, die Geld damit verdiente, indem sie andere Menschen tötete oder bestahl, mag in diesem Leben gut leben (zumindest scheinbar), wird aber in den kommenden Geburten viel Leid erfahren. Dies ist die schlimmste Kategorie von Dukkha-Dukkha, die durch unmoralische Taten entsteht. Bis zum Tod des physischen Körpers unterliegt auch ein Arahant dem Dukkha-Dukkha.
  • Diese dritte Kategorie des Leidens (dukkha-dukkha), entsteht durch pāpa Kamma bzw. akusala Kamma. Die Schwere des Leidens hängt von der Schwere der Tat ab. Paṭicca Samuppāda beschreibt den grundlegenden Mechanismus.
  • Die Ergebnisse unserer Taten werden nicht unseren Wünschen entsprechen. Vielmehr werden sie sich nach den Ursachen (lobha, dosa, moha) und den jeweils vorherrschenden Bedingungen richten. Paṭicca Samuppāda zeigt den zwingenden Mechanismus der Natur.

Dukkha-Dukkha im Wiedergeburtsprozess ist verzögertes Ergebnis von „schlechten Saṅkhāra“

11. All unsere Handlungen (einschließlich Sprechen, Denken) sind Saṅkhāra.

  • Alles geschieht aufgrund von Ursachen. Gute Taten bringen gute Ergebnisse, schlechte Taten schlechte Ergebnisse. Dies ist die Grundlage der Wissenschaft und auch der Natur. „Auf Aktion folgt Reaktion.“ Das ist garantiert, früher oder später.
  • Deshalb ist Wiedergeburt Realität. Manche Menschen leben verschwenderisch mit Geld, das sie durch unmoralisches Tun verdient haben. Sie WERDEN die Konsequenzen in zukünftigen Wiedergeburten erleiden.
  • Das erklärt auch, warum Menschen mit unterschiedlichem Maß an Gesundheit, Reichtum, Schönheit usw. geboren werden und warum es unzählige Arten von Tieren mit unterschiedlichem Maß an Leid gibt. Das sind alles Ergebnisse von schlechten Taten, die in früheren Leben begangen wurden.

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