Chronologie von Edward Conze

Edward Conze war ein Mahayana-Gelehrter und übersetzte die Mahayana Prajnaparamita (oder  Vollkommenheit der Weisheit) Sutras aus dem ursprünglichen Sanskrit ins Englische. Siehe Wiki – Edward Conze

Alle SanskritSutras sind Mahayana-Suttas, die von Mahayana-Philosophen wie Nagarjuna verfasst wurden, die aber keine Arahants waren. Es sind keine vom Buddha gelehrten Original-Suttas.

Conze war von  den Mahayana Suttas beeindruckt. In seinem Buch „Zum indischen Mahayana-Buddhismus“ (1968) fasste er Werke des Mahayana/Zen-Gelehrten D.T. Suzuki zusammen. Auch wenn die Ausrichtung auf Mahayana Suttas klar ist, kann man mit seiner Chronologie deutlich zeigen, wie Mahayana-Gelehrte ihre eigenen Suttas schrieben und später versuchten, diese dem Buddha zuzuschreiben.

Diese Chronologie wird im Detail von Edward Conze in seinem Buch „Eine kurze Geschichte des Buddhismus“ (1980) diskutiert. Nach Conze kann die Geschichte des Buddhismus grob in vier Perioden unterteilt werden:

  1. Der alte Buddhismus, der sich weitgehend mit dem Theravada deckt
  2. Aufstieg des Mahayana,
  3. Aufstieg des Tantra (Vajryana) und Ch’an (Zen),
  4. Keine weiteren Abspaltungen.

Die erste Periode dauerte etwa 500 Jahre, die zweite und dritte Periode umfassen in etwa die ersten 1000 Jahre u.Z.. Die letzten 1000 Jahren kann als die vierte Periode betrachtet werden. Während dieser ganzen Zeit wurde das Theravada Dhamma weitgehend intakt gehalten. In der folgenden Beschreibung werden auch einige Unterschiede zwischen der ursprünglichen Lehre und der Mahayana-Ideologie deutlich.

Im Folgenden gebe ich die Geschichte Wort für Wort wie von E. Conze präsentiert wieder (S. 45 ff in seinem Buch) [hier die deutsche Übersetzung]:

„…… Um 100 v.u.Z. (rund 400 Jahre nach dem Parinibbana des Buddha) hatten eine Reihe von Buddhisten in Indien das Gefühl, dass die bestehenden Aussagen der Lehre abgestanden und unbrauchbar geworden waren. In der Überzeugung, dass Dhamma immer neue Umformungen erfordert, um den Bedürfnissen des neuen Zeitalters, neuen Bevölkerungsgruppen und neuen sozialen Gegebenheiten gerecht zu werden, begannen sie, neue Literatur zu produzieren, die letztlich als Mahayana-Buddhismus bekannt wurde. Die Schaffung dieser Literatur ist eine der bedeutendsten Ausbrüche kreativer Energie in der Geschichte der Menschheit und dauerte etwa vier bis fünf Jahrhunderte an. Wiederholung allein, so glaubten sie, kann keine lebendige Religion aufrechterhalten. Ohne ausgleichende Innovationen würde Religion erstarren und seine lebensspendenden Eigenschaften verlieren.“

Bisher scheint die Mahayana-Haltung ganz logisch. Was schwieriger zu verstehen ist, ist die Tatsache, dass sie bei der Präsentation der neuen Schriften darauf bestanden, das diese die originalen Worte des Buddha seien, obwohl die Texte offensichtlich Jahrhunderte nach dem Parinibbana des Buddha geschrieben wurden. Sie folgten der Mahasanghikas, die die Bedeutung des historischen Gautama Buddha zu minimieren suchte, den sie durch den Buddha ersetzten, der die Verkörperung des Dhamma ist (dharmakaya). In der Doktrin „Lotus des guten Gesetzes“ wird gesagt, dass der Buddha, weit entfernt von seiner Erleuchtung in Bodhgaya, für Äonen und Äonen wartet, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und dass er das Gesetz jederzeit an unzähligen Orten und in unzähligen Verkleidungen predigt.

„…… Nicht zufrieden damit versuchten die Mahayanisten ihre eigenen Schriften mit dem historischen Buddha durch eine Reihe mythologischer Fiktionen zu verknüpfen. Sie behaupteten, dass sie vom Buddha im Laufe seines Lebens auf der Erde instruiert wurden, dass parallel zum Ersten Buddhistischen Konzil in Rajagaha (wo die Suttas des Theravada kodifiziert wurden) die Mahayana Suttas durch eine Reihe von Bodhisattvas kodifiziert wurden, und zwar auf dem mythischen Berg Vimalasvabhava. Die Texte blieben für fünf Jahrhunderte wie durch ein Wunder erhalten und wurden in den unterirdischen Palästen der Nagas aufbewahrt (bzw. beim König der Gandharvas bzw. dem König der Götter). Dann werden, wie Nagarjuna es ausdrückt, ‚500 Jahre nach Buddhas Nirvana, als das gute Gesetz allmählich  verschwand und in großer Gefahr war‘, diese Schätze aus der Vergangenheit ausgegraben, aufgedeckt und bekannt gemacht.“

Was waren die wichtigsten Neuerungen der Mahayana-Lehre? Fünf Punkte:

1. In Bezug auf das Ziel gibt es eine Verschiebung vom Arahant-Ideal zum Bodhisattva-Ideal.

2. Ein neuer Weg der Rettung wird ausgearbeitet, indem Mitgefühl mit Weisheit gleichauf zählt, und was durch allmählichen Fortschritt durch sechs „Vollkommenheiten“ (paramita) gekennzeichnet ist.

3. Der Glaube erhält neuen Raum, indem ein neues Pantheon von Gottheiten vorgesehen ist, oder besser Personen, die mehr als göttlich sind.

4. „Fähigkeit in den Mitteln“ (upayakausalya), eine völlig neue Tugend, wird für die Heiligen wesentlich und rangiert sogar über Weisheit, die höchste Tugend bis dahin.

5. Eine kohärente ontologische Lehre wird ausgearbeitet, die Dinge wie „Leerheit“, „Solchheit“ usw. enthält“.

Wir werden nun diese Neuerungen einzeln betrachten.

1. Das Ziel der Arhantschaft wird nun auf den zweiten Platz verwiesen. Die Mahayanisten streben an, ein „Bodhisattva“ zu werden. Ein Bodhisattva zeichnet sich durch drei Merkmale aus: (a) In seinem Wesen wird er vom Wunsch getragen, die volle Erleuchtung eines Buddhas zu erlangen, (b) er wird von zwei Kräften im gleichen Verhältnis dominiert, d.h. durch Mitgefühl und Weisheit. Aus Mitgefühl vertagt er selbstlos seinen Eintritt in die Seligkeit von Nirvana, um leidenden Kreaturen zu helfen, … (c) Obwohl die Absicht für ultimative Reinheit besteht, bleibt ein Bodhisattva in Verbindung mit gewöhnlichen Menschen, indem er die gleichen Leidenschaften pflegt wie diese. Seine Leidenschaften beeinträchtigen bzw. verschmutzen jedoch nicht seinen Geist.

2. Das Mitgefühl eines Bodhisattvas wird „groß“ genannt, weil es grenzenlos ist und keine Unterschiede macht … Diese Erleuchtung zieht nicht automatisch den Wunsch nach sich, Anderen zu helfen. Unter den Erleuchteten unterscheiden sie drei Typen, zwei von ihnen „egoistisch“, einer „selbstlos“. Die „egoistischen“ Typen sind Arahants und Pratyekabuddhas, von den gesagt wird, dass sie die Idee des Hinayana repräsentieren, das „minderwertige Fahrzeug“. Die „Selbstlosen“ sind die Buddhas, und das Streben nach der uneigennützigen Erleuchtung als Bodhisattva ist das „Buddha-Fahrzeug“ des „Großen Fahrzeugs“ (maha-yana).

Ein Bodhisattva muss ein geduldiger Mensch sein. Er will ein Buddha werden, aber seine Entfernung von der transzendenten Vollkommenheit eines höchsten Buddhas, der beides kennt und alles ist, wird offensichtlich endlos sein. In einem Leben kann es unmöglich erreicht werden. Unzählige Leben werden benötigt und ein Bodhisattva muss für Äonen und Äonen warten, bevor er sein Ziel erreichen kann. Dennoch ist er von der Buddhaschaft nur durch ein einziges Hindernis getrennt, nämlich durch seinen Glauben an ein persönliches Selbst. Sich selbst loszuwerden ist die oberste Aufgabe des Bodhisattva. Durch zwei Arten von Maßnahmen versucht er sich selbst zu entfernen – aktiv durch Selbstaufopferung und selbstlosen Dienst, kognitiv durch die Einsicht in die objektive Nicht-Existenz eines Selbst. Die erste Maßnahme basiert auf Mitgefühl, die zweite auf Weisheit.

Die Einheit von Mitgefühl und Weisheit wird durch die sechs „Vollkommenheiten“ oder „Paramita“ gelebt, die sechs „Methoden, mit denen wir zum Jenseits gehen“. Eine Person verwandelt sich in einen Bodhisattva, wenn er zuerst beschließt die volle Erleuchtung zum Wohle aller Wesen zu gewinnen. Die Sechs sind: die Vollkommenheit des Gebens, Moral, Geduld, Kraft, Meditation und Weisheit“.

Damit endet das Zitat von Edward Conze(Ich habe nichts hinzugefügt oder etwas anderes eingebracht. Es wurde nur etwas Text ausgelassen, um es präzise zu zeigen).

Ich stimme der Analyse von Conze mit Ausnahme der Aussage im ersten Absatz zu: „Die Schaffung dieser Literatur ist eine der bedeutendsten Ausbrüche kreativer Energie in der Geschichte der Menschheit und dauerte etwa vier bis fünf Jahrhunderte an.“ Diese Literatur, obwohl voluminös, machte eine einfache Theorie viel verwirrender und widersprüchlich. Wir werden das in einem weiteren Text besprechen. Das einzig Gute daran ist, dass es komplett in Sanskrit geschrieben ist, und somit von den ursprünglichen Lehren im Pali-Tipitaka unterscheidbar wird.

Zusätzlich zu den „Verbesserungen“, die in Indien eingefügt wurden, gab es weitere Maßnahmen mit nationalem  Beigeschmack, als sich der Mahayana-Buddhismus nach China, Japan und Tibet ausbreitete (und mit neuen Namen wie Zen, Vajrayana, usw. daherkam).

Also ist die Prämisse des Mahayana-Buddhismus, das Buddha Dhamma „zu verfeinern und zu verbessern“. Dies steht im krassen Widerspruch zu einem fundamentalen Konzept im Dhamma, dass nur ein Buddha diese Gesetze der Natur entdecken kann und per DEFINITION ist es nicht möglich diese zu verbessern. Sie selbst geben zu, dass ein Buddha in der Welt nach langer Zeit erscheint, und somit ist ihr Versuch, Buddha Dhamma zu ändern einer der grundlegendsten Widersprüche des Mahayana-Buddhismus.

Wir müssen den grundlegenden Unterschied zwischen Buddha Dhamma und allen anderen menschlichen Aktivitäten verstehen: Alle anderen menschlichen Bemühungen beinhalten kumulative Anstrengungen, sei es Wissenschaft, Philosophie, Technik, usw. Siehe Dhamma und Wissenschaft – Einführung. All diese Bemühungen werden „innerhalb des Systems“ gemacht, mit dem Wissen und der Erfahrung innerhalb des Systems erworben; siehe Gödels Unvollständigkeitssatz. Ein Buddha transzendiert das Menschen-Reich und entdeckt die „gesamte Existenz“ der 31 Reiche; siehe Die große vereinheitlichte Theorie. Die Mahayanisten nahmen diese Weltsicht, die nicht zugänglich für normale Menschen ist, um ihre eigenen Theorien einzuflechten. Diese Theorien erschweren und verkomplizieren nur das „bereits scheinbare esoterische“ Bild. Aus diesem Grund gibt es heutzutage so viele scheinbare Widersprüche im „Buddhismus“. Das Hinzufügen, was definitionsgemäß ohnehin falsch wäre, verzerrt nur das richtige Bild. Mein Ziel ist ein einheitliches Bild mit anerkannten wissenschaftlichen Methoden zu liefern.

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