Indriya und Ayatana

1. Wir leben seit anfangloser Zeit in dieser Welt mit 31 Reichen, weil wir Sinnesfreuden genießen möchten. Durch das Verständnis, wie wir diese Sinneseindrücke tatsächlich erleben, können wir ihre wahre Natur sehen.

  • In deutscher Sprache sprechen wir über die fünf physischen Sinne von Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper. Wir sprechen auch über den Geist, der angeblich im physischen Gehirn „wohnt“, Signale der fünf Sinne verarbeitet und „Bewusstsein“ über die Außenwelt erzeugt. Das ist die aktuelle konventionelle und wissenschaftlich akzeptierte Theorie, vor allem in der westlichen Welt.
  • In Buddha Dhamma haben die Sinnesfähigkeiten zwei Aspekte: körperlich und geistig.

2. Daher gibt es zwei Versionen von Sinnesfähigkeiten in Buddha Dhamma: Indriya und Ayatana.

  • Die physischen Sinnesfähigkeiten nennt man Indriya.
  • Aber diese Indriya  können abhängig von der Situation als Ayatana verwendet werden.
  • Wir werden sehen, wie wir buchstäblich „unsere eigene Zukunft erschaffen“, indem wir die Indriya als Ayatana einsetzen.

3. Die fünf physischen Sinne bzw. Indriya sind einfach „physikalische Instrumente“,  befestigt auf dem physischen Körpern, um Informationen von der Außenwelt zu extrahieren (Sichtbares, Geräusche, Gerüche, Geschmäcker und Berührung).

  • Darüber gibt es den Manaindriya, um Dhamma (Konzepte, Gathi und Bhava sind Synonyme) von Nama Loka zu extrahieren. Mana Indriya befindet sich im Inneren des Gehirns und wurde noch nicht von der Wissenschaft identifiziert.
  • Dies wird im Detail betrachtet unter Was ist Dhamma? – Eine tiefere Analyse.

4. Indriya  wird zu Ayatana, wenn wir die Indriya bewusst einsetzen und Abhisankhāra akkumulieren.

  • Anders gesagt: Wenn Kamma Vipāka zu Sinneseindrücken führt, arbeiten die Sinnesfakultäten als Indriya. Basierend darauf können wir die Sinnesfakultäten bewusst einsetzen und Kamma generieren. Dabei arbeiten die Indriya als Ayatana

5. Wenn wir zufällig ein schönes Haus sehen (z.B. beim Spaziergang), arbeiten die Augen als Cakkhu Indriya. Aber wenn uns das Haus gefällt und wir stehen bleiben, um es näher zu betrachten, dann verwenden wir die Augen als Cakkāyatana.

  • Wenn wir etwas essen, um den Hunger zu stillen, arbeitet die Zunge als Jivhā Indriya. Aber wenn wir anhaften und darüber nachdenken, wie wir den Geschmack verlängern können, dann wird die Zunge als Jivhāyatana verwendet.
  • Ein Lehrer, der zu Schülern spricht, wird den Körper als Kāya Indriya einsetzen (ohne Abhisankhāra).  Aber Lügen oder Tratschen beinhaltet Kāyātana (mit Abhisankhāra).
  • Wenn wir uns an eine vergessene Adresse erinnern, verwenden wir den Mana Indriya (oder Manindriya). Aber wenn es um sexuelle Begierden geht, ist der Mana Ayatana (oder  Manāyatana) im Spiel.

6. Eine weitere Unterscheidung ist möglich, wenn wir uns den Cakkhu Indriya als mechanisches Gerät (wie eine Kamera) vorstellen. Das Gerät macht nur ein Bild für das Gehirn.

  • Cakkhāyatana kann ins Spiel kommen, wenn diese Informationen vom Gehirn an die Cakkhu Pasada Rūpa gesendet und von der Hadaya Vatthu (Geist) verarbeitet werden. Basierend auf dem eigenen Charakter (Gathi) kann die Person Gier oder Hass gegenüber dem Gesehenen generieren. Dann würde der Cakkāyatana (und möglicherweise andere Ayatana) weitere Handlungen begleiten.
  • Der Cakkhāyatana entsteht nie in einem Arahant, weil es keine Anusaya oder Asava (Verunreinigungen) vorhanden sind. Es gibt keine Kama Gathi, Raga Gathi, Dosa Gathi, Moha Gathi,  usw.
  • Die gleichen Vorgänge laufen natürlich mit den anderen Sinnesfakultäten ab.

7.  Indriya können also als physische Geräte betrachtet werden, die Sinneseindrücke von der Außenwelt extrahieren. Die Ayatana sind dagegen geistig.

  • Die sechs Ayatana (zusammenfassend als Salāyatana bezeichnet) werden zu einem bestimmten Zeitpunkt kreiert, abhängig von der Situation und auch vom Gathi des Wesens.
  • Im Akusala-Mula Pavutti (oder Pravurthi) Paticca Samuppada entstehen die Salayatana über Namarupa paccayā Salayatana. Wenn wir die Schritte rückwärts verfolgen, entsteht Nāmarupa über Viññāna paccayā Nāmarūpa. Davor entsteht Sankhara paccayā Viññāna, Avijja paccayā Sankhara. So entstehen die Salāyatana als eine Reihe von geistigen Handlungen mit dem Start Avijja.
  • Wenn einer der sechs Indriya einen Sinneseindruck herein holt, kann dieser basierend auf Avijja Gier oder Hass induzieren und die Salāyatana hervorrufen.

8. Die Indriya ändern sich nicht von Moment zu Moment, aber die Ayatana schon.

  • Zum Beispiel ändern sich unsere Augen (Cakkhu Indriya) über viele Jahre nicht wesentlich. Natürlich kann ein Unfall oder Alterung zu viel Veränderung beitragen.
  • Der Cakkāyatana ändert sich aber von Moment zu Moment. Wir werden von einem attraktiven Sinnesobjekt sofort angezogen.

9. Wenn wir in diese Welt geboren werden, brauchen wir die Sinnesfähigkeiten um zu leben. Hier nutzen wir sie als Indriya.

  • Aber wenn wir sie als Ayatana verwenden, erzeugen wir in gewisser Hinsicht zukünftiges Bhava (via Abhisankhara).

10. Jetzt wird klar, was mit Indriya Bhavana gemeint ist. Man muss einfach dafür sorgen, dass die Indriya nicht als Ayatana zum Einsatz kommen.

  • Natürlich müssen wir uns zuerst auf die schlechtesten Handlungen konzentrieren. Zum Beispiel könnte man beim Spaeziergang einen interessantes Objekt in einem Geschäft sehen, stehen bleiben und über den Kauf nachdenken. Dabei sind Ayatana im Spiel. Aber das ist für einen normalen Menschen kaum zu vermeiden, solange kein Magga Phala erreicht wurde.
  • Man kann natürlich auch auf die Idee kommen, das Objekt der Begierde zu stehlen. Das ist natürlich viel gefährlicher. Sobald diese Denkweise aufkommt, muss man über die Konsequenzen nachdenken und sofort stoppen.
  • Indriya Bhavana ist eine spezielle Anwendung der Satipattana Bhavana und muss während der normalen Tagesaktivitäten ausgeführt werden.

11. Somit nutzen nur Arahants ihre Sinnesfähigkeiten die ganze Zeit als Indriya. Sie bilden keine Anhaftung für Körperkontakt, Geschmack, Geruch, Klang, Visuelles oder Konzepte (Gedanken).

  • Selbst ein normaler Mensch verwendet die Indriya nicht ständig als Ayatana. Wir sehen während des Tages zahlreiche Dinge und ignorieren die meisten davon. Für diese Diese haben wir keine Anusaya bzw. Asava. Wir haben kein Gathi dafür.

12. Schließlich muss gesagt werden, dass es noch andere Arten von Indriya gibt, je nach Kontext.

  • Zum Beispiel beziehen sich die Panca Indriya in den 37 Faktoren der Erleuchtung auf ganz andere Indriya: Sati, Samadhi, Panna, Viriya, Saddha. Siehe 37 Faktoren der Erleuchtung.
  • Es gibt fünf Indriya in Panca Indriya (panca = fünf), während es in Bezug auf die Sinnesfähigkeiten sechs Indriya sind.

Diese mit den Ayatana wahrgenommenen Geist gemachten Vergnügen nennt man Assada (Asvāda in singhalesisch).

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