Bhava und Jāti – Existenz und Geburt

1. Aus der Ratana Sutta: „..Na te bhavaṃ aṭṭhamamādiyanti„, das bedeutet „(ein Sotapanna) wird nicht in einem achten Bhava geboren“. In Paticca Samuppada heißt es „bhava paccaya jati“ oder „Existenz führt bei passenden Bedingungen zu Geburt“.

  • Wenn man eine „Menschen-Existenz bekommt (bhava)“, kann man viele Male als Mensch geboren werden (jāti). Zwischen zwei benachbarten Geburten als Mensch, ist der Lebensstrom im Gandhabba-Zustand.
  • In Wiedergeburtsgeschichten gibt es immer eine „Zeitlücke“ zwischen aufeinanderfolgenden menschlichen Geburten (jāti). Die „Lücke“ dauert zumindest einige Jahre.
  • In den meisten Wiedergeburtsgeschichten endete das vorherige Menschenleben unerwartet durch Unfall oder Mord. Daher ist die kammische Energie für das Menschen-Bhava noch nicht erschöpft. Die Gandhabba kam aus dem toten Körper heraus und wartete auf eine andere Gebärmutter.
  • Darüber hinaus beschrieb der Buddha die Seltenheit einer Menschen-Existenz. Siehe Wie der Buddha die Chance der Wiedergeburt im Menschen-Reich beschrieb. Wenn Bhava als identisch mit Geburt gesehen wird, dann sind all die Wiedergeburtsgeschichten unwahr.

2. In beiden Sprachen, Pali und Singhalesisch, bedeutet jāti „Geburt“. Bhava bedeutet Thibena Bava in Singhalesisch bzw.  „ein Zustand der Existenz“.

  • „Bha“ bedeutet „etablieren“. Wenn wir starke Gefühle über etwas haben (z.B. etwas gern haben und Gedanken darum kreisen lassen), wird das ein sehr potentes Abhisankhara; diese geistige Kraft wird im Kamma Bhava etabliert als Kamma Beeja (Samen).
  • Darum ist es einfach, Kamma Beeja oder Kamma Bhava auf Grundlage von Gati (Gewohnheiten / Charakter) zu etablieren. Jede Person mag bestimmte Dinge. So stärken wir bestehende Kamma Bija, die ggf. zu Wiedergeburt mit diesem Gati oder Bhava führen. Das ist mit Anhaftung oder Upadana gemeint.

3. Schauen wir auf einige Beispiele.

  • Ein Alkoholiker trinkt aus Gewohnheit und gilt als „Säufer“. Er hat eine Trinkgewohnheit (gati) und ein Verlangen (asava). Aber er ist nicht ständig betrunken oder im Zustand der Trunkenheit, sondern nur wenn er darin „geboren“ wird (jāti). Die Vorliebe für Alkoholgenuss ist das Bhava, was seinem Gati entspricht. Da Gati oder Bhava vorhanden ist, kann er leicht in diesen Zustand „geboren“ werden (jāti). Das entspricht dem Schritt „bhava paccaya jati“ in Paticca Samuppada Zyklen, die während dieses Lebens ablaufen.
  • Auf der anderen Seite, kann jemand sogar eine Abneigung gegen Alkohol haben. Diese Person hat also kein Gati oder Bhava für den Rauschzustand und somit ist eine Geburt darin unwahrscheinlich. Der Schritt „bhava paccaya jati“ läuft nicht ab, weil die Ursache (bhava) nicht da ist.
  • Eine Person mit wirklich schlechter Laune hat ein Gati oder Bhava dafür und wird bei der geringsten Provokation „explodieren“. Eine andere Person hat vielleicht nur eine Spur dieses Bhavas und kommt daher nur schwer in „explosive“ Stimmung. Je stärker das Bhava, desto leichter die Geburt darin.

4. Bhava ist eng mit gathi (Gewohnheiten/Charakter) verbunden. Man kultiviert ein bestimmtes Bhava mit passenden Aktivitäten, die dieses Bhava fördern. Dies geschieht durch wiederholte PS-Zyklen während eines Lebens.

5. Die obigen Beispiele beschreiben, wie pavutti Kamma Bhava gemacht werden, d.h. wie man ein bestimmtes Bhava in diesem Leben vorbereitet (via Sankhara). Ein Alkoholiker tut dies über Mano, Vaci und Kaya Sankhara: er denkt über solche Aktivitäten nach (mano sankhara), plant sie (vaci sankhara, d.h. vitakka und vicara sind auf Trinkaktivitäten fokussiert) und handelt körperlich (kaya sankhara). Wiederholung stärkt das Bhava.

  • Ein anderes Beispiel: Ein Kind hat Vergnügen daran, Katzen oder Hunde zu quälen. Wenn diese Gewohnheit nicht gestoppt wird, kann das Kind später auch Spaß daran haben, Menschen zu foltern. PS kann ins Extreme gehen, wenn nicht frühzeitig gestoppt wird.

6. Solche Kamma Bhava können zu uppatti Kamma Bhava werden. Dies ist die eigentliche Gefahr. Im Moment des Todes wird man in eine Umgebung gezogen (upadana), die mit eigenen Gati am besten kompatibel ist.

  • Weil man freiwillig anhaftet (d.h. upadana), führt das zu einem ähnlichen Bhava: d.h. pati + ichcha führt zu sama + uppada oder paticca samuppada. Dies ist der Schritt „upadana paccaya bhava“.
  • Ein Alkoholiker ist anfällig dafür, in Familien geboren zu werden, wo der Vater oder die Mutter (oder beide) Alkoholiker sind. Das ist die geeignete Umgebung für sein Upadana und Bhava.
  • Wer Tiere oder Menschen quält, kann in der Niraya (Hölle) geboren werden, wo es unaufhörliche Folter gibt. Je nach Art des Bhava ist man dort der „Folterknecht“ oder das Opfer.
  • Jemand mit Güte kann als Deva geboren werden. Wer Mitgefühl für andere Wesen kultiviert (d.h. Brahma Bhava), kann als Brahma geboren werden. Jemand mit schändlichen Qualitäten eines Hundes, kann ein Hunde-Bhava entwickeln und immer wieder als Hund geboren werden, bis diese kammische Energie ausgeht.

7. Kamma Beeja ist auch mit Bhava verwandt. Wenn man eine Gewohnheit entwickelt (Gathi), stärkt das Bhava bzw.  Kamma Beeja.

  • Ein Alkoholiker mit einem Kamma  Bhava  für Trunkenheit wird leicht in den Zustand „geboren“ (jati). Der Anblick einer Bar reicht aus. Dies ist ein Beispiel für ein pavutti Kamma Bhava.
  • Eine Person, die ein Bhava für das Quälen anderer Lebewesen kultiviert, ergreift am Ende der aktuellen Existenz als Mensch möglicherweise gerade diesen Kamma-Samen für die nächste Existenz. In diesem Fall kann die Person viele Male in der Niraya geboren werden. Dies ist ein Beispiel für eine uppatti Kamma Bhava.

9. Damit wird deutlich, dass man auf die Hauptursachen schauen muss, wenn man bestimmte Gewohnheiten oder Verhaltensmustern untersucht. Wir können in PS rückwärts gehen, um die Ursachen zu finden. Um im Zustand der Trunkenheit geboren zu werden, braucht man das Bhava eines Alkoholikers. Dieses Bhava wurde über Upadana konditioniert (bereitwillig und kraftvoll umarmend), was wiederum aus Tanha (Anhaftung) enstand, was aus dem passenden Gefühl (Vedana) kommt (er mag das Gefühl der Trunkenheit), was durch (San)phassa oder Kontakt kommt, wofür die Salayatana (sechs Sinne mit San verwendet) eingesetzt wurden, deren Grundlage Namarupa war (zugehörige geistige Vorstellungen), was aus dem Vinnana (verunreinigtes Bewusstsein) hervorgeht, welches durch Sankhara (Kaya, Vaci, Mano Sankhara) genährt wurde. Natürlich war der Ausgangspunkt Avijja (Unkenntnis der Folgen im weltlichen Sinne und Ignoranz der wahren Natur dieser Welt im tieferen Sinne). Wenn wir diese Schritte untersuchen, können wir sehen, dass der gesamte Zyklus an jeder beliebigen Stelle gestoppt werden kann:

  • Durch Betrachtung der negativen Folgen des Trinkens, könnte er Unwissenheit entfernen und einen Entschluss fassen, damit aufzuhören.
  • Wenn er achtsam ist, könnte er aufkommende Gedanken über das Trinken frühzeitig stoppen (also Mano/Vaci Sankhara beenden) und damit mehrere PS-Zyklen stoppen.
  • Je weniger er durch solche PS-Zyklen geht, umso schwächer wird das Vinnana bzw. die Geisteshaltung zum Trinken.
  • Dann wird er immer weniger zugehörige Namarupa erzeugen, weniger Salayatana einsetzen, weniger Phassa …usw. Die Gewohnheit verschwindet.

10. Wenn man es schafft, diese Trinkgewohnheit loszuwerden (Gati), hat man auch das Bhava entfernt. Dann ist es unwahrscheinlich, dass man wieder in dem Zustand der Trunkenheit geboren wird.

  • Der Auslöser, um ein Trinker-Jati zu erzeugen, muss dann stärker sein, denn das Bhava bzw. Gati ist schwach oder ganz entfernt. Der Geist „sieht“ einfach keine zwingende Notwendigkeit, in diesen Zustand geboren zu werden.

11. Alles oben genannte ist auch gültig für „gute Bhava“ oder „gute Gati“. Um das gute Bhava zu kultivieren, muss man möglichst viele PS-Zyklen durchlaufen. Das Bhava und auch die neuronalen Verbindungen im Gehirn für diese Gewohnheit werden gestärkt.

  • Es ist leicht zu verstehen, warum man Kindern gute Gewohnheiten vermitteln und schlechte Gewohnheiten schon in der Entwicklung stoppen sollte. Es ist viel einfacher die Bildung von Bhava in frühen Stadien zu stoppen. Sobald die Gewohnheit etabliert ist, wird es schwieriger, sie zu entfernen.

12. Wenn ein Tier die kammische Energie für das Tier-Bhava erschöpft hat und wenn es dominanten Kamma-Samen für ein Menschen-Bhava hat, kann das im Moment des Todes in den Vordergrund des Geistes rücken. Der Übergang vom Tier- zum Menschen-Bhava (cuti-patisandhi) geschieht im letzten Citta Vitthi als Tier.

  • Nun hat dieses neue Menschen-Bhava genug kammische Energie für bspw. 1000 Jahre. In diesem Fall dauert das Menschen-Bhava 1000 Jahre, es sei denn, ein sehr starkes Kamma wird begangen, gut oder schlecht. So könnte der Mensch 10 aufeinander folgende Geburten (jati) im Menschen-Reich mit jeweils grob 100 Jahren durchleben. Am Ende des ersten Jati findet kein Cuti-Patisandhi-Übergang statt. Die Gandhabba kommt aus dem toten Körper und wartet auf eine geeignete neue Menschen-Gebärmutter. Siehe Gandhabba – nur im Menschen- und Tierreich.
  • Es ist nicht leicht, eine geeignete Gebärmutter zu finden, so dass die  Gandhabba frustrierend lange warten muss. Es können viele Jahre vergehen, bevor eine Gebärmutter verfügbar wird. Daher gibt es immer eine zeitliche Lücke zwischen aufeinanderfolgenden Leben in den meisten Wiedergeburtsgeschichten.

13. Es gibt mehrere wichtige Wörter, die mit Bhava assoziiert werden.

  • Eine Person, die danach strebt, Bhava zu entfernen und Nibbana zu erreichen, ist ein Bhauddha; siehe Buddhist oder Bhauddha? .
  • Bhikkhu hat eine ähnliche Bedeutung: bhava + khaya. Normalerweise ist das Wort Bhikkhu ein starkes Wort und bezeichnet einen „überzeugten Bhauddha“. Heutzutage wird Bhikkhu ausschließlich für buddhistische Mönche verwendet, die das „Haushälterleben“ aufgegeben haben.
  • Ein Buddha ist jemand, der Bhava entfernt hat. Dies kann über drei Arten erfolgen, wie hier beschrieben: Saddharma Pundika Sutra (Lotus Sutra) – Eine fokussierte Analyse.

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