1. Anicca wurde im Tipitaka auf verschiedene Weise analysiert. In Patisambidha Magga Prakarana im Tipitaka wird es so erklärt: „uppāda vayattena anicca„. Das bedeutet: „(diese Welt ist) anicca, weil wir immer wieder den Prozess von Geburt (Entstehen) und Tod (Vergehen/Zerfall) durchlaufen“.
- Zwischen Geburt und Tod gibt es viel Leiden (vor allem in den Reichen unterhalb des Menschen-Reiches, wo die meisten Wesen leben).
2. Dies tun wir seit unvorstellbar langer Zeit (ohne Anfang). Es gibt auch kein Ende, bis man Nibbāna erreicht.
- Einige begehen Selbstmord und hoffen damit alles zu beenden. Aber das Ende dieses Lebens löst das „Problem“ nicht. In der Tat kann es zur Geburt in einem unteren Reich führen, was nur das Leiden erhöht.
- Diesen endlosen Geburts-/Todesprozess fortzusetzen ist anatta, d.h. es ist fruchtlos, ohne Substanz, voller Leiden, und somit ist man wirklich hilflos.
3. Wir können die drei Eigenschaften (Tilakkhana) dieser Welt sehen, indem wir sorgfältig das Schicksal von allem untersuchen, was in dieser Welt auftaucht (Sankata).
- Ob es sich um ein Lebewesen oder um ein inaktives Ding handelt: ein Sankata entsteht, dauert eine bestimmte Zeit an und vergeht dann.
- Bei einem inaktiven Objekt stoppt der Prozess beim Zerstörungsschritt und es fühlt während des Prozesses nichts.
- Aber ein Lebewesen leidet (meistens) während des Entstehens/des Lebens/im Sterben, obwohl es Spuren von Glück gibt (wenn im Menschen-Reich oder darüber geboren).
- Und der Prozess stoppt nicht, im Gegensatz zu einem leblosen Objekt. Es wiederholt sich einfach immer wieder.
4. Das Leiden eines Lebewesens wird auch durch die „Sankata-Eigenschaften der inaktiven Objekte“ verstärkt. Wir arbeiten hart daran „Dinge“ zu erwerben, aber entweder werden sie verbraucht/zerstört (Häuser, Autos, Möbel, …) oder wir sterben vorher und müssen die Dinge zurückzulassen. Wenn wir Glück haben und wieder im Menschen-Reich geboren werden, beginnen wir diesen „Akkumulationsprozess“ erneut, werden wieder traurig/depressiv ….
- Wenn wir das logisch durchdenken (und das ist echte Meditation), sollten wir die Schlüsselbegriffe anicca, dukkha, anatta erfassen können.
- Im Laufe der Zeit haben sich Philosophen (wie auch die meisten Menschen) gefragt: „Was ist der Sinn des Lebens?„. Und sie denken dabei normalerweise nur an dieses gegenwärtige Leben.
5. Jemand, der etwas Bedeutendes geleistet hat, kann im Moment dieser Leistung anders denken. Aber das dauert nur eine kurze Zeit. Beim Tod ist alles vorbei. Wenn derjenige im nächsten Leben etwas Bedeutendes erreichen wollte (vorausgesetzt man hat das Glück, als Mensch wiedergeboren zu sein), dann muss man von vorne anfangen.
- Dieser Punkt wird deutlich, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt und über das Leben berühmter Persönlichkeiten wie Kaiser, Könige, Politiker, Filmstars nachdenkt. Die meisten von ihnen werden in unteren Reichen wiedergeboren, weil sie Abscheuliches getan haben, um einige dieser Positionen zu bekommen.
- Wenn man das „große Bild“ über die Welt und die endlose Reise in Sansara versteht, wird deutlich, dass wir uns durch unzählige Menschenleben umsonst gekämpft haben, „um ein flüchtiges Glück zu finden“. Es gibt keinen Sinn des Lebens auf lange Sicht. Das lässt einen leiden und das ist die Natur dieser Welt.
6. Mit Geburt ist der Tod vorprogrammiert. Es gibt keine Ausnahme, außer Nibbāna. Dies ist die akālika oder „zeitlose“ Qualität von Nibbāna.
- Alle Sankata funktionieren auf der Grundlage von Kamma Vipaka, was meist Zeit braucht, um Früchte zu bringen. Aus diesem Grund können die Menschen das Funktionieren von Kamma nicht „sehen“. Es mag Drogendealer geben, die wie Könige leben, aber sie werden in Zukunft mit Zinsen dafür zahlen.
- Nibbāna bringt sofort Früchte, es gibt keine Zeitlücke (es ist „akalika„), im Gegensatz zu einem Sankata. Sobald Nibbana erreicht ist, gibt es keine Zeitdauer, nach der es zerstört wird. Es ist ewig.
- Magga Phala (Sotapanna, Skadagami, Anagami, Arahant) werden in einem Citta erreicht (Dauer = weniger als eine Nanosekunde). Und da sie durch die BESEITIGUNG DER URSACHEN erreicht wurden, ist keine Zerstörung damit verbunden, d.h. sie sind ewig.
- Im Vergleich dazu entsteht ein lebendes Wesen aufgrund von Ursachen. Wenn die zugrunde liegende Ursache bzw. der „Treibstoff“ ausgeht, stirbt das Lebewesen. Aber der Prozess hört nicht auf, weil das Wesen während dieses Lebens oder in früheren Leben neue Ursachen (neues Kamma) erworben hat.
7. Im Dhamma Vandana steht:
„Svākkhatō bhagavatä dhammö sanditthikō akālikō ehi-passikō opanīyikō paccattam veditabbō vinnuhiti„
Die akālika Qualität von Dhamma, führt zu Wirkungen, die nicht von der Zeit abhängen.
- Das wird durch die zuvor gelistete Qualität erreicht: sanditthikō“ (san + ditthikō). Buddha Dhamma erklärt San, was die Ursache (Avijjā und Tanhā) für das Entstehen von Sankata ist (lebend oder inaktiv). Siehe Was ist San?
- „Bhagavatā dhammō“ kann als Buddhas Dhamma verstanden werden, aber es hat auch eine tiefere Bedeutung (Dieses Dhamma wurde vom Buddha Gautama ENTDECKT, wie auch von unzähligen anderen Buddha vor ihm). „Bhagavatā“ (bhaga + vata, mit bhaga = „teilen“ und vata = „der Prozess„, der wie ein „Lebewesen“ aussieht) meint das Dhamma durch Analyse einer „Person“ als „seine Handlungen“. Das deutet an, dass es in keinem „Lebewesen“ ein dauerhaftes Ding gibt.
- Und dieser Prozess führt zu svakkhata (sva = „selbst“ und akkata oder akrutha oder akriya bedeutet „außerkraft setzen“), was bedeutet, das Konzept eines „ich“ (asmi māna) loszuwerden. Das geschieht vollständig auf der Arahant-Stufe. Es geht nicht darum, ob ein „Selbst“ existiert oder nicht. Vielmehr muss man erkennen, dass nichts auf dieser Welt wert ist, als „mein“ angesehen zu werden.
8. Manche interpretieren „uppāda vayattena anicca“ fälschlicherweise als „Dinge sind UNBESTÄNDIG, weil ALLES innerhalb von 17 Gedankenmomenten geformt und zerstört wird“. Siehe Existiert ein Objekt (Rupa) nur für 17 Gedankenmomente?
- Jedes Sankata hat seine eigene Lebenszeit: Eine Fliege lebt nur für ein paar Tage, ein Mensch lebt vielleicht 100 Jahre.