Javana eines Citta – Wurzel der geistigen Kraft

1. Der Geist ist ein mächtiges Werkzeug, siehe Macht des menschlichen Geistes. Es gibt verschiedene Citta-Arten. Die mit viel Kraft sind Javana Citta (javana = „Pfeil im Flug“).

  • Javana Citta sind verantwortlich für Abhisankhara: potente Sankhara, die gute oder schlechte Ergebnisse bringen. Punnabhisankhara sind verdienstvolle Abhisankhara mit guten Ergebnissen. Apunnabhisankhara sind unmoralische Abhisankhara mit schlechten Ergebnissen.
  • Javana Citta entstehen in Pancadvara Citta Vithi und Manodvara Citta Vithi, wenn das Objekt klar und stark ist. Siehe Citta Vithi – Verarbeitung von Sinneseindrücken.

2. Von den 54 Citta-Typen in Kama Loka sind 29 Javana Citta: 12 akusala Citta, 8 maha kusala Citta, 8 maha kiriya Citta und das funktionelle Lächeln produzierende Citta (die letzten 9 Cittas erzeugen nur Arahants).

  • Kusala Citta erzeugen Energie für Wiedergeburt im Menschenreich oder höher. Sie helfen auch Nibbana zu ereichen. Akusala Citta erzeugen Energie für Wiedergeburt in den Apayas (untere 4 Reiche).
  • Normale Menschen erzeugen also nur 20 von 54 Citta mit Javana: 12 akusala Citta, 8 maha kusala Citta.
  • Vipaka Citta Vithi enthalten keine Javana Citta. Somit sind keine Javana Citta beim Erkennen von Sinneseindrücken (Sehen, Hören, usw.) beteiligt. Solche Citta Vithi nennt man daher prittarammana (schwache) und atiparittarammana (sehr schwache) Citta Vithi.  Doch aufgrund dieser Vipaka Citta Vithi können wir sofort potente atimahattarammana (sehr starke) und mahattarammana (starke) Citta Vithi initiieren, d.h. solche mit Javana Citta.
  • Wenn wir also basierend auf Vipaka Vinnana beginnen, Pläne zu schmieden (das Bild kaufen, den Lieblingssong wieder hören, usw.), dann enthalten die nachfolgenden Citta Vithi auch Javana Citta und führen zu Abhisankhara bzw. Kamma.

3. Nicht alle akusala Javana Citta haben die gleiche Kraft.

  • Von den 8 Gier verwurzelten Citta, sind die 4, die mit Vergnügen getan werden (somanassa-sahagata), stärker als die 4 mit neutralem Gefühl (uppekha-sahagata).
  • Als nächstes sind die mit Micca Ditthi (ditthi-sahagata) kraftvoller, als die 4 ohne Micca Ditthi (ditthi-vippayutta).
  • Die 8 Gier verwurzelten Citta  sind sortiert nach „spontan getan“ oder „mit der Absicht, eine Gegenleistung zu empfangen“ (sasankharika).
  • Die 2 Hass verwurzelten akusala Citta werden immer mit Missfallen getan und sind mit Abneigung verbunden. Das „spontane“ Citta ist stärker als das „mit Aufforderung“ getane.
  • Die 2 Ignoranz verwurzelten akusala Citta werden immer mit einem neutralen Gefühl getan. Das stärkere Citta basiert auf Vicikicca und das zweite basiert auf Uddhacca.

4. Die oben aufgeführte Liste zeigt die Reihenfolge der Stärke von akusala Citta.  Siehe Bedingungen für die vier Stufen von Nibbana.

  • Das stärkste akusala Javana Citta ist das Lobha Citta „von Freude begleitet, mit falscher Ansicht verbunden“ bzw. „somanassa-sahagata, ditthi-sampayutta Citta“.
  • Das schwächste der 12 akusala Citta ist „von Gleichmut begleitet, mit einem unruhigen Geist verbunden“ oder in Pali „upekkha-sahagata uddhacca-sampayutta Citta“.

5. Schauen wir nun auf die Sortierung der 8 maha kusala Citta.

  • Auch hier sind die 4 mit freudigem Herzen (somanassa-sahagata) getan, stärker als die mit neutralem Gefühl getan.
  • Werden sie mit Wissen getan (nana-sampayutta), haben sie mehr Javana als die ohne Wissen (nana-vippayutta). Wissen ist hier ein Basisverständnis über die Folgen eigener Handlungen bis hin zum „Verstehen der Tilakkhana“.
  • Schließlich haben die „spontanen“ kusala Citta mehr Javana als die „mit Aufforderung“ getanen.

6. Somit ist das stärkste kusala Citta „von Freude begleitet, mit Wissen verbunden“ bzw. „somanassa-sahagata, nana-sampayutta citta“.

Man tut dabei eine gute Tat mit vollem Verständnis der Vorteile und deshalb mit freudigem Herzen und ohne Aufforderung. Es wird spontan und freudig getan, weil man die Vorteile kennt. Da es spontan kommt, muss das Wissen darüber schon im Geist sein.

  • Das schwächste kusala Citta tut man „mit einem neutralem Geist, nicht mit Wissen verbunden, zum eigenen Vorteil“ oder in Pali „upekkha-sahagata, nana-vippayutta, sasankharika Citta“. Dabei tut man eine gute Tat ohne Wissen, entweder mit Aufforderung durch andere oder nach eigener Überlegung. Solche Taten bringen Vorteile, da aber die Javana-Kraft reduziert ist, sind die Vorteile geringer.

7. Betrachten wir einige Beispiele.

  • Manche Menschen sind so weit auf dem falschen Weg, dass sie schlechte Taten mit Freude begehen. Oder ihre Denkweise wandelt sich soweit, dass sie solche Taten als angenehm empfinden. Es gibt z.B. Fälle, in denen eine Person mit zahlosen Messerstichen getötet wird, obwohl schon ein oder zwei Stiche tötlich wären.
  • Man kann sich leicht vorstellen, dass solche „leidenschaftlichen“ Morde intensive Javana Citta enthalten. Der Mörder wird absorbiert in die Tat, was die Javana-Kraft maximiert.
  • Ein Kamma wird zu Kamma patha bzw. ein „vollständiges/starkes Kamma“, wenn ein körperlicher Akt begangen wird. Man braucht intensive Javana für die Ausführung der Tat. Ist man sich aber der Folgen solcher Handlungen bewusst (d.h. ohne Micca Ditthi), dann wird man wahrscheinlich vorher stoppen.

8. Auf der anderen Seite kann auch der kleinste Akt der Güte viel Nutzen bringen, wenn es mit vollem Verständnis und freudigem Herz getan wird. Hier kommt die Javana aus dem Wissen bzw. Verständnis. Wir erleben solche „kleinen Taten der Güte“ immer wieder und können sogar die Verdienste daraus teilen, wenn unser Herz froh darüber wird.

  • Für eine wohlhabende Person ist es leicht, einen Scheck auszustellen. Wird das aber nur zu Werbezwecken getan oder weil man unter Druck steht, so wird es nicht viel Nutzen bringen. Wenn aber eine arme Person einer anderen noch ärmeren Person hilft und sogar Freude dabei empfindet, so werden die Verdienste mannigfaltig sein.

9. Javana wird auch mit dem Begriff Sanvega erfasst (san + vega, mit vega = „schnell“). Sanvega bedeutet einen starken emotionalen Zustand. Das kann auf der guten oder auf der schlechten Seite sein. Es werden damit Punnabhisankhara (verdienstvolle Handlungen) oder Apunnabhisankhara (unmoralischen Handlungen) getan.

  • In der singhalesischen Sprache wird Sanvega verwendet, um emotional intensive Situationen zu beschreiben, vor allem für traurige Situationen. Es ist jedoch bei allen starken emotionalen Situationen anwendbar.

10. Der Geist und das Herz stehen im engen Kontakt. Hören wir beispielsweise vom Tod eines Freundes, fühlen wir das wie einen Stich im Herzen. Es schmerzt geradezu und man kann schlecht atmen. Das liegt in der Natur des Menschen. Tun wir eine verdienstvolle Handlung, fühlen wir hingegen Freude im Herzen.

  • Wir „fühlen“ mit dem Herz, weil die Citta in Verbindung mit der Hadaya Vatthu entstehen, die nah am physischen Herz liegt. Die Hadaya Vatthu ist Teil des Manomaya Kaya, der wie ein „Gespenst“ den physischen Körper umklammert.

11. Es macht einen großen Unterschied, wie sehr wir uns mit unseren Gedanken beschäftigen. Die Wirksamkeit von guten oder schlechten Citta hängt entscheidend vom damit verbundenen Verlangen ab. Drei der vier Grundlagen der geistigen Kraft hängen davon ab: Chanda, Citta, Viriya. Siehe Die vier Grundlagen der geistigen Kraft (Cattārō  Iddhipada).

  • Der vierte Faktor Vimansa (Überlegung/Untersuchung) ist wichtig, um Nana (Wissen/Weisheit) zu entwickeln. Wenn man wirklich anicca, dukkha, anatta versteht, entwickelt sich das Panna Cetasika und Unwissenheit über die wahre Natur dieser Welt verschwindet (Avijja).

12. Aus der Analyse oben wird klar, dass man sich besser an seine guten Taten erinnert und damit Citta Pasada kultiviert bzw. einen freudigen und ruhigen Geist.

  • Schlechte Taten der Vergangenheit sollte man besser vergessen und einen Neuanfang machen. Man sollte sich auf entgegen gesetzte gute Taten konzentrieren.
  • Dies ist Teil von Anapana. Wir müssen die „guten Dinge“ voranbringen und die „schlechten Dinge“ verwerfen. Die Gedanken sind das, was letztlich zählt. Daraus entsteht unser Charakter (Gathi). Je mehr wir Anapana richtig ausführen, umso mehr ändert sich unser Gathi zum Besseren.

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