Voraussetzungen für die Satipattana Bhavana

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, folge ich nicht der Reihenfolge in der Sutta. Das Material soll in heute passender Form präsentiert werden. Am Ende ist natürlich der Inhalt der Sutta komplett dargestellt.

1. Aus dem vorherigen Beitrag ist klar, dass diese Meditation nicht nur in formellen Sitzungen zu praktizieren ist, auch wenn solche Sitzungen hilfreich sind. Insbesondere muss Dhammānupassana während der formellen Sitzung durchgeführt werden. Damit schauen wir nun auf den Beginn der Sutta (nach der Uddēsa bzw. „Kurzbeschreibung“):

Kathaṃ ca pana, bhikkhavē, bhikkhu kāyē kāyanupassi viharati?“

  • Hier wird „ca“ als „cha“ ausgesprochen.
  • viharati“ bedeutet „leben“. Damit heißt es: „Bhikkhus, was ist damit gemeint: Leben mit Kāyānupassanā des Körpers (kaye kāyānupassanā)?“.
  • Dies macht deutlich, dass Bhavana  nicht nur in formeller Sitzung geübt wird, man muss es „leben“.

2. Die nächste Phrase beschreibt die Vorbereitung der Bhavana:

Idha, bhikkhavē, bhikkhu aranna gatō vā rukkhamūla gatō vā sunnāgāra gatō vā nisidati pallankaṃ ābhujitvā, ujuṃ kāyaṃ paṇidhāya, parimukhaṃ satiṃ upaṭṭhapetvā“.

  • Die herkömmliche Übersetzung geht etwa so: „Hier ist ein Mönch in den Wald gegangen, oder zum Fuß eines Baumes, oder in einen leeren Raum, setzt sich mit gekreuzten Beinen hin, hält seinen Körper aufrecht und fixiert sein Bewusstsein in die Gegend um den Mund“.
  • Natürlich ist das der richtige Ansatz für eine formelle Sitzung mit der Ausnahme, dass man das Bewusstsein nicht „um den Mund“, sondern auf den Gegenstand der Betrachtung konzentriert.

3. In der Einleitung wurde schon gesagt, dass die Sutta (wie die meisten anderen Sutta auch) offenbar für die Übertragung der konventionellen Bedeutung entworfen wurde, während die tiefere Bedeutung versteckt blieb; siehe Sutta – Einführung. Dies hier ist ein gutes Beispiel dafür. Lassen Sie uns den obigen Satz im Detail anschauen. Leider kann ich nicht die komplette Sutta in der Weise darstellen, weil es zu umfänglich wäre.

  • Der Begriff „gato vā“ bedeutet „einsteigen“ oder im tieferen Sinne „in die Denkweise kommen“.
  • Aranna ist ein Wald (oder Waldkloster). Aber die verborgene Bedeutung kommt von „rana“, was „Kampf“ bedeutet und damit „aranna“ = „sich von Kämpfen fern halten“. Damit bedeutet „aranna gato vā“  „in eine ruhige Denkweise kommen und sich von den täglichen Kämpfen fernhalten“. Die konventionelle Deutung sagt: „in den Wald gegangen“.
  • Rukkha“ ist ein „Baum“ und „mula“ ist die „Wurzel“. Auch wenn die Spitze eines Baumes mit dem Wind hin und her schwankt, ist der Baumstamm nahe der Wurzel sehr stabil. So bedeutet „rukkhamūla gato vā“ = „in eine stabile Denkweise kommen“. Die konventionelle Deutung sagt: „zum Fuß eines Baumes gegangen“.

4. Als nächstes folgt „sunnāgāra“ = leeres Gebäude oder leerer Raum. Die tiefere Bedeutung ist, dass der Geist frei von Gier, Hass und Ignoranz sein soll. Man sollte keine wandernden Gedanken zulassen.

  • Jetzt kommt „ nisidati pallaṅkaṃ äbhujitvā“, was übersetzt wird als „setzt sich mit gekreuzten Beinen hin“. Das Schlüsselwort hier ist „anka“ oder wörtlich „Nummer“ in Pāli oder Singhalesisch. „Die Zahl reduzieren“ oder „palla + anka“ bedeutet: keine Wichtigkeit schenken. So bedeutet „nisidati pallankaṃ àbhujitvā“ = „sei bescheiden und lass jeden Sinn von Überlegenheit los“.
  • Ujuṃ Kayam paṇidhāya“ wird übersetzt als „hält seinen Körper aufrecht“. Im tieferen Sinne geht es um „offen und ehrlich sein“.
  • Der Beitrag Kāyānupassanā – Abschnitt zu Körperhaltungen (Iriyapathapabba) beschreibt, wie man Satipattāna in allen vier Körperhaltungen praktiziert (sitzen, stehen, gehen, liegen). Daher ist die Idee „den physischen Körper aufrecht zu halten“ eine falsche Deutung.

5. Schließlich ist „parimukhaṃ satim upaṭṭhapetvā“ der Schlüssel zur Satipattana: Wörtlich übersetzt als „fixiert sein Bewusstsein in die Gegend um den Mund“. Gemeint ist aber den Geist auf dem Hauptobjekt zu halten („mukkha nimitta“), d.h. den Geist auf „Nibbāna“ oder die „Abkühlung“ fixieren.

  • In diesem Satz wird die erforderliche Geisteshaltung des Meditierenden beschrieben, die Körperhaltung beschränkt sich nicht auf formale Sitz-Meditation.

6. Damit kann man diesen Satz so übersetzen: „Geh in eine ruhige und stabile Geisteshaltung frei von Gier, Hass und Ignoranz; sei bescheiden ohne Gefühl der Überlegenheit; sei offen und ehrlich und konzentriere den Geist auf das Hauptziel der Abkühlung“.

  • Solch ein Geisteszustand muss für alle Zeiten gepflegt werden. Das ist der Schlüssel zur Abkühlung auf langfristiger Basis.
  • Natürlich kann die konventionelle Auslegung auch für formale Sitz-Meditationen verwendet werden, natürlich ohne „das Bewusstsein um den Mund herum zu fixieren“. Man konzentriert sich immer auf die Abkühlung und darauf ein „Atāpi Sampajannö“ zu werden. Siehe Satipattana Sutta – Aufbau und Kāyānupassanā – Abschnitt zu Gewohnheiten (Sampajanapabba).
  • Die Idee ist ein „Feuerwehrmann“ zu werden (Atāpi Sampajannö), der immer auf der Suche nach Feuer ist. Hier sind jedoch die geistigen Ereignisse gemeint, die zu geistigem Feuer in der Zukunft führen. Dies sind grundsätzlich alle unmoralischen Handlungen, Reden und Gedanken.

7. Es gibt sechs Abschnitte oder „pabba“ in der Kāyānupassanā. Ich habe Iriyāpathapabba (Abschnitt zu Körperhaltungen) und Sampajānapabba (Abschnitt zu Gewohnheiten) in den vorherigen Beiträgen beschrieben und den Punkt betont, dass diese Bhavana nicht auf formale Sitzungen beschränkt werden darf. Man könnte vielleicht denken: „Wie soll ich den ganzen Tag meditieren?“. Diese Frage stellt sich nur wegen der Missverständnisse, was Bhavana bedeutet.

  • Der Buddha sagte: „bhāvānāya bahuleekathaya“ oder „Bhavana ist das, was man die ganze Zeit tut“. Es geht darum immer gute Gewohnheiten zu entwickeln und schlechte Gewohnheiten loszuwerden.
  • Man kann die „formale Sitzung“ praktizieren, um zu tieferen Ebenen von Samādhi oder in Jhanas zu gelangen.

8. Buddha Dhamma ist keine Religion im Sinne der Bereitstellung von „Rettung“ durch bestimmte Regeln oder Verfahren. Der Buddha sagte, der einzige Weg um dauerhaftes Glück zu erreichen, ist den Geist zu reinigen. Es beginnt bei den schlimmsten unmoralischen Handlungen wie Töten, Stehlen usw. Sieht man die Vorteile, geht man einen Schritt weiter.

  • Je mehr man seinen Geist reinigt, umso mehr wird die wahre Natur dieser Welt deutlich. Man kann nicht darüber in einem Aufsatz oder sogar vielen Büchern lesen und es dann wissen. Man muss es in die Tat umsetzen. Auch wenn es gut ist, über anicca, dukkha, anatta zu lesen, so ist es doch nicht möglich, diese drei Merkmale damit auch zu realisieren, bis man seinen Geist zu einem gewissen Grad reinigt und die „Abkühlung“ erlebt. Dies wird in der  Dhammānupassanā besprochen.

9. Die Satipattana Sutta beschreibt einen methodischen Weg, um dem Pfad des Buddha zu folgen. Zunächst muss man sich nicht einmal darum kümmern, ob das Konzept der Wiedergeburt gültig ist oder ob es 31 Reiche der Existenz gibt. Man konzentriert sich nur auf das Erkennen des „inneren Feuers“ (ātāpi), dessen wir uns normalerweise nicht bewusst sind.

  • Während man den Geist reinigt, kann man deutlich dieses Feuer sehen und wahrnehmen, wie es beginnt. Wenn man die „großen Feuer“ beseitigt, wird man in der Lage sein, die kleineren zu sehen. Man wird „sensibilisiert“. Und dann geht man jene kleineren Bränden an. Es ist ein allmählicher Schritt-für-Schritt-Prozess. Deshalb wird es als Pfad bezeichnet. Je höher man auf dem Pfad steigt, desto mehr kann man „sehen“ und loslassen. Umso glücklicher wird man.

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