Das Erlernen von Buddha Dhamma (bzw. auf dem edlen Pfad gehen) unterscheidet sich sehr vom Erlernen von gewöhnlichen Dingen wie Geschichte, Ökonomie oder Physik.
- Ariya Jhāna und die nachfolgenden Abhinnā-Kräfte werden als „Nebenprodukte“ verwirklicht, nachdem man die Anagami-Stufe erreicht hat.
- Sogar das Erreichen von Magga Phala hat keine festgelegten Prozeduren, außer dem achtfachen Pfad zu folgen. Jedoch können Kammatthana hilfreich sein.
- Das Wichtigste ist den Geist zu reinigen. Dinge werden nur mit einem gereinigten Geist klar.
2. Es gibt ein ausgezeichnetes Beispiel, was im Tipitaka beschrieben wird. Es gab zwei Bhikkhus zur Zeit des Buddha, genannt Mahāpantaka und Cūlapantaka. Sie waren Brüder und Mahāpantaka war der Älteste von beiden. Mahāpantaka hatte sechs Monate versucht, Cūlapantaka einen bestimmten Vers (Gātā) zu lehren, aber Cūlapantaka konnte es nicht auswendig lernen.
- Mahapantaka wurde frustriert und forderte Culapantaka auf seine Robe abzulegen und lief weinend davon. Der Buddha sah diesen Vorfall und erkannte, dass Culapantaka sehr einzigartige versteckte Fähigkeiten hatte.
- Er gab Culapantaka die richtigen Anweisungen. Culapantaka war in der Lage, nicht nur die Arahantschaft zu erlangen, sondern auch noch am selben Tag gewaltige, übernatürliche (abhinnā) Kräfte zu erlangen. Der Trick für Cūlapantaka war, dass er einen bestimmten Knackpunkt überschreiten musste, der seinen Geist blockiert hatte.
- Er rezitierte nicht einen, sondern 500 Gātā an diesem Tag. Es gibt viele Berichte über seine Abhinnā-Kräfte. Einmal machte er 999 Kopien von sich selbst und sie waren alle an verschiedenen Aktivitäten im Tempel beteiligt.
- Der Punkt ist, dass nichts davon über „Buchwissen“ gewonnen wurde. Sobald der Durchbruch mit den Anweisungen des Buddha kam, strömte der Rest sofort nach.
- Niemand lehrte ihn, sich all diese 500 Verse einzuprägen oder Abhinnā-Kräfte zu kultivieren. Eine gute Version dieser Geschichte ist im Dhammapada Vers 25 – Cūlapantaka Vatthu zu finden.
3. Ein weiteres Beispiel ist, wie der ehrenwerte Ananda über Nacht die Arahant-Stufe und viele Abhinnā-Kräfte erlangte. Drei Monate nach dem Parinibbāna des Buddha sollte der erste buddhistische Rat (Sangāyana) stattfinden, und am Tag vor dem Beginn hatte Ananda die Arahant-Stufe nicht erreicht. Er wurde zum Sotapanna, als der Buddha noch lebte.
- Da nur „sivpilisimbiya“ Arahants (jene mit patisambhidā ñāna) den Sangayana besuchen durften, stand Ananda unter Druck, die Arahantschaft zu erlangen. Trotz seiner Bemühungen hatte er die Arahantschaft in der Nacht zuvor nicht erreicht, und er beschloss sich hinzulegen um auszuruhen. Als er zu Bett ging, während er über ein Dhamma-Konzept nachdachte, erlangte er die Arahantschaft, obwohl er nicht in einer der vier Körperhaltungen war (er lag noch nicht im Bett, war aber vom Boden weg).
- Gleichzeitig erwarb er damit auch viele Abhinnā-Kräfte. Am nächsten Tag, als er zur Sangayana Halle ging, waren alle schon drin. Er stand vor der Tür und verkündete, dass er die Arahantschaft erreicht habe und verlangte die Öffnung der Tür. Einer der Arahants befragte Ananda, um Zweifel an seiner Errungenschaft zu zerstreuen.
- Der ehrenwerte Ananda ging durch die geschlossene Tür hinein, reiste durch die Luft und setzte sich. Dann war allen klar, dass er nicht nur die Arahantschaft erreicht hatte, sondern auch über Nacht Abhinnā-Kräfte kultiviert hatte; siehe Ananda – der Wächter des Dhamma.
4. Waharaka Thēro gab das folgende Gleichnis, was passiert, wenn man die Sōtapanna-Stufe erreicht und WARUM es nur einen Bruchteil einer Sekunde dauert.
- Angenommen, Person X läuft an einem Hinweisschild vorbei, auf dem einige Informationen in kleinen Buchstaben geschrieben sind. Es ist nicht möglich, die Zeichen während des Laufens zu lesen, egal wie oft man am Schild vorbeiläuft.
- Aber angenommen, dass X für ein paar Sekunden stoppt, um die Information zu lesen. Dann fährt X mit dem Laufen fort. Jetzt, da er die Nachricht gelesen hat, die auf dem Schild steht, weiß er, was dort steht. Während er wieder läuft, kann X es aber wieder nicht lesen.
- Auf dieselbe Weise dauert es nur einen Bruchteil einer Sekunde, wenn der Geist die wahre Natur dieser Welt (anicca, dukkha, anatta) erfasst. Der Geist muss ruhig sein UND man muss genug Hintergrundmaterial gelernt haben (im Gleichnis muss X die Sprache kennen, in der die Information geschrieben wurde).
- Während man dieses unterstützende Material sammelt, ist man ein Sōtapanna Anugāmi. Dann kann der Sōtapanna-Phala-Moment jederzeit kommen. Er kommt und geht, ohne dass man es merkt. Erst Wochen oder Monate später wird man die permanente Veränderung in sich selbst erkennen.
5. Deshalb habe ich oben in Nr. 1 gesagt, dass es keine festgelegten Verfahren gibt, um Fortschritte auf dem Pfad zu machen oder Abhinnā-Kräfte zu entwickeln (natürlich sind die Anariya-Techniken anders).
- Man wird automatisch Magga Phala erreichen.
- Man kann später auch Ariya Jhāna erreichen, wenn man sie in den letzten vorherigen Leben kultiviert hatte. Für andere kann es einige Zeit dauern Ariya Jhāna zu kultivieren. Jhāna unterscheiden sich sehr von Magga Phala und es ist vielleicht nicht einfach zu überprüfen, ob jemand Ariya oder Anariya Jhâna erreicht hat. Siehe Unterschied zwischen Jhāna und Stufen von Nibbāna.
- Während bestimmte Meditationstechniken hilfreich sein könnten, sind die beiden Hauptfaktoren Kusala Sīla (moralisches Leben) und das Verstehen der wirklichen Natur dieser Welt, d.h. Tilakkhana.
6. Unser Ziel sollte es sein, zukünftiges Leiden zu beseitigen, indem wir Weisheit (paññā) kultivieren und dadurch Micca Ditthi loswerden.
- Natürlich ist das Lernen des korrekten Buddha Dhamma eine freudige Erfahrung, die einen motivieren kann, weiter zu lernen und dadurch die wahre Botschaft des Buddha zu verstehen.
- „Lernen“ ist hier nicht „Auswendiglernen„. Man muss die Schlüsselidee oder Saññā zu einem bestimmten Konzept erfassen. Wenn man Saññā für ein Konzept erfasst, verliert man es nicht: Saññā (Wahrnehmung).
7. Diese Webseite mit Hunderten von Texten könnte Menschen entmutigen und zum Missverständnis verleiten, dass man all diese verschiedenen Dinge auswendig lernen muss, um das Dhamma zu verstehen.
- Es ist nicht notwendig, irgendetwas auswendig zu lernen. Das meiste Material auf der Website ist zur Referenz. Wenn man Details über ein Konzept vergisst, ist es einfach, über die Such-Funktion oben rechts relevante Beiträge zu finden.
- Das Hören einer Dēsana oder das Lesen des Dhamma ist ein wesentlicher Teil des Lernens (Konzepte erfassen).
- In Jhāna zu kommen oder Magga Phala zu erlangen, hat keine festgelegten Prozeduren. Sie werden AUTOMATISCH realisiert, wenn man dem Pfad folgt und die Weisheit wächst.
- Der Schlüssel ist, sich von Dasa Akusala fernzuhalten, ein moralisches Leben zu führen und die Kernbotschaft zu verstehen, die in den Tilakkhana (anicca, dukkha, anatta) eingebettet ist, indem man Dhamma lernt und kontempliert.
- Übrigens gibt es eine Verbindung zwischen Dasa Akusala und Anatta: Dasa Akusala und Anatta – der kritische Link.
8. Erinnerung und Weisheit sind zwei verschiedene Dinge, wenn auch etwas verwandt. Um die Botschaft des Buddha zu verstehen, sollte man Weisheit (paññā) kultivieren, anstatt Verse auswendig zu lernen. Nehmen wir ein einfaches Beispiel, um dies zu erklären.
- Ein Kind kann das Addieren lernen, indem es nur auswendig lernt. Dann wäre es in der Lage, die richtige Antwort zur Addition zweier Zahlen zu geben, die gemerkt wurde. Aber es könnte nicht zwei zufällig gewählte Zahlen addieren.
- Wenn das Kind jedoch unterrichtet wird, WIE man zwei Zahlen addiert (z.B. Zählen der Finger an der Hand), wird das Kind „sehen“, WARUM 2 + 3 = 5 ist. Dann kann das Kind zwei beliebige Zahlen addieren.
- Sobald dies erfasst wird, ist es für das Kind leicht, auch Subtraktion, Multiplikation und Division zu erlernen.
- Es ist jedoch eine unmögliche Aufgabe, sich die Lösungen von mathematischen Operationen ALLER Zahlen zu merken. Man muss einfach nur das Prinzip erfassen.
9. Es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen „echtem Lernen“ (begreifen von Konzepten) und Auswendiglernen (nur blindes Befolgen von Regeln/Anweisungen).
- Das ist ein Konzept, was für viele heutzutage schwer zu verstehen ist, weil wir so sehr daran gewöhnt sind, „Bücherwissen anzusammeln“. Es gibt viele Menschen, die bestimmte Aufgaben mechanisch wiederholen können, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Wenn sich dann die Situation ändert, wissen sie nicht, wie sie mit der „neuen Situation“ umgehen sollen.
10. Die Botschaft des Buddha ist einzigartig. Sie geht weit über das moralische Leben hinaus. Viele Leute denken, dass man durch ein moralisches Leben ein himmlisches Dasein nach dem Tod bekommt.
- Am anderen Ende des Spektrums glauben andere Menschen, dass das Töten von Menschen, die ihrem Gott untreu sind, auch zu einem himmlischen Leben führen kann, was für jeden vernünftigen Menschen aber unvorstellbar sein muss.
- Wenn ein Geist jedoch von früh an kontaminiert ist, sinken solche gefährlichen Ideen in den Geist und können nur schwer verändert werden.
- Beide Extreme sind glaubensbasiert.
- Es gibt ein Schlüsselelement der Argumentation im Buddha-Dhamma. Es kann von einer vernünftigen moralischen Person verstanden werden. Es kann tiefgehend verfolgt werden, wenn gewünscht. Blinder Glaube nützt gar nichts.
11. Buddha Dhamma unterscheidet sich von jeder anderen Religion oder Philosophie.
- Man muss zuerst die grundlegenden Informationen von jemandem bekommen, der die Grundlagen wirklich kennt (Kamma/Vipāka, Dasa Akusala, Paticca Samuppāda usw.). Dann sind tiefere Aspekte wie anicca, dukkha, anatta zu betrachten.
- Es ist nur möglich die Grundlagen zu absorbieren, wenn man ein moralisches Leben führt. Es mag schwer zu glauben sein, aber ein allzu verunreinigter Geist kann Buddha Dhamma NICHT absorbieren.
- Ein verunreinigter Geist ist wie ein schmutziges Tuch, das nicht durch Einweichen in einem Farbstoff bunt gemacht werden kann. Das Tuch muss gereinigt werden, um dann den Farbstoff zu absorbieren.
- Daher ist der erste Schritt, sich von den schlimmsten Dasa Akusala fernzuhalten, die auch „panca dushcharitha“ oder „fünf unmoralische Qualitäten“ genannt werden: Töten, Stehlen, extremes Fehlverhalten, Lügen und Rausch.
12. Was in der Kalama-Sutta besprochen wird, ist dieser allererste Schritt: Was einem selbst nicht widerfahren soll, soll auch keinem anderen widerfahren. Niemand mag es verletzt und elend zu sein. Jeder normale Mensch sollte in der Lage sein, dieses einfache Konzept zu verstehen.
- Dieser Schritt muss geschehen, bevor man mit den fünf Geboten oder dem moralischen Verhalten (panca sīla) beginnt; siehe Die fünf Gebote – Was der Buddha damit meinte.
- Nur dann kann man anfangen, die tieferen Konzepte wie anicca, dukkha, anatta und die edlen Wahrheiten zu verstehen und auf dem edlen Pfad beginnen; siehe Was ist einzigartig in Buddha Dhamma?. Die Fähigkeit, tiefere Konzepte zu verstehen, wird leichter, wenn man den Geist reinigt.
13. Auch wenn diese Website eine nützliche Ressource sein wird, sollte man keine Schlüsselkonzepte auswendig lernen. Das ist auch nicht möglich. Es gibt zu viel Material. Es ist jedoch wichtig, verschiedene Aspekte zu erfassen und „Lücken“ im „großen Bild“ zu schließen.
- Es findet sich alles im Tipitaka, und der verstorbene Waharaka Thēro hat die Schlüsselbegriffe für uns geklärt, damit wir unseren eigenen Weg allmählich finden.
- Es wird leichter, ein gegebenes Konzept zu analysieren, wenn man Fortschritte macht. Je mehr man über ein Konzept nachdenkt (sich nicht nur die Formulierung merkt), desto mehr „sieht“ man die Bedeutung und wie man sie in anderen Situationen einsetzt.
- Irgendwann versteht man Schlüsselbegriffe und kann Zusammenhänge zwischen verschiedenen Aspekten erkennen und das Gesamtbild sehen oder dieses große Bild noch deutlicher machen. Das ist etwa der Punkt, wo ein Sōtapanna Anugāmi zu Sōtapanna wird.