Anussati and Anupassanā – Achtsam sein und Verunreinigungen entfernen

Anussati und Anupassanā

1. Anussati und Anupassanā sind zwei Pāli-Wörter, die verwandte, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. Es hilft, den Unterschied zu verstehen. Viele Menschen verwenden heutzutage verschiedene Arten von Anussati fälschlicherweise als Kammatthāna (Meditationsthemen).

  • Wenn man Anapāna und Satipatthāna versteht, ist dies im Grunde eine andere Art, das gleiche zu sagen. Es sind verschiedene Blickwinkel auf das Ziel (Nibbāna) und wie man dorthin kommt, d.h. wie man den Pfad kultiviert.
  • Nibbāna wird erreicht, indem man Gier, Hass und Unwissenheit (Lobha, Dosa, Moha) aus dem Geist entfernt. Dieser Prozess funktioniert jedoch nur, wenn man die Tilakkhana versteht. Der Rest sind nur Details, um dorthin zu gelangen.
  • Anu kann zwei Bedeutungen haben. Eine ist „entsprechend“ oder „durch diesen Prozess“. Die andere Bedeutung ist „Nahrung“ für schlechtes Viññāna, was grundsätzlich Keles oder Klesha oder Verunreingungen sind. Aber hier ist vor allem die erste Bedeutung relevant. Jetzt erkennen wir die Ursprünge dieser beiden Wörter (pada nirukti).

Buddhānussati, Mettānussati, Asubhānussati, Maranānussati

2. Der Begriff Anusati (anu + sati) meint die Denkweise (mit den Tilakkhana im Hintergrund), mit der man Nibbāna erreicht.

  • Es gibt verschiedene Arten der Anussati, aber vier werden als Caturarakkha oder „Vier Schutzbetrachtungen“ zusammengefasst, die man immer beibehalten sollte, um Ärger und Fehler zu vermeiden. Dies kommt in folgendem Vers zum Ausdruck (ich habe die Quelle im Tipitaka nicht gefunden):

Buddhānussati metta ca, asubham maranānussati; iti ima caturarakkha, Bhikkhu bhaveyya silava

Übersetzt: “Buddhānussati, mettānussati, asubhānussati, maranānussati, dies sind die vier Schutzbetrachtungen für einen Bhikkhu, der Sila kultiviert (moralisches Verhalten). “

  • Diese Vier sollte man immer im Auge behalten, um den Geist vor Verunreinigungen zu schützen.

3. Das Wort Buddha kommt von bhava + uddha bzw. „Bhava auslöschen“, d.h. den Wiedergeburtsprozess stoppen, um zukünftiges Leiden zu verhindern. Buddhānussati bedeutet also, diese Schlüsselbotschaft ständig im Auge zu behalten.

  • Asubha bedeutet „unfruchtbar“ und sogar „schädlich“. Sich an Sinnesfreuden zu binden, ist auf lange Sicht schädlich. Asubhānussati bedeutet also, sich immer der schlechten Konsequenzen der Bindung in dieser Welt bewusst zu sein, auch wenn sie auf den ersten Blick verlockend scheinen.
  • Mit Mettānussati erinnern wir  uns, dass alle Lebewesen im selben Boot sitzen und auf lange Sicht leiden. Daher sollten wir Mitgefühl und Liebe für alle Wesen haben. Dies kann natürlich auf verschiedenen Ebenen umgesetzt werden, je nach dem, wie weit man fortgeschritten ist (einfaches Mettā bis Ariya Mettā Bhavana).
  • Wenn man sich der wahren Bedeutung der Tilakkhana bewusst wird, erkennt man die Fruchtlosigkeit des Suchens nach Glück in dieser Welt, aber auch die Gefahr des Seins. Wenn diese Erkenntnis kommt, wird man sich verstärkt bemühen, dem Pfad zu folgen, da der Tod jederzeit kommen kann (Maranānussati). Das ist unvermeidlich. Die Maranasati-Sutta (AN 6.19) zeigt, wie wichtig die Achtsamkeit auf den Tod ist, und dass man den edlen Pfad unverzüglich kultivieren muss.

4. Daher sind diese vier Arten von Anussati im Wesentlichen vier Arten von „Achtsamkeit“, nicht nur beim Meditieren, sondern vor allem beim täglichen Leben in der Gesellschaft.

  • Diese vier Schutzbetrachtungen tragen in der Praxis enorm dazu bei, Satipatthāna bzw. Anapāna aufrechtzuerhalten, während man mit anderen Menschen und Tieren interagiert.
  • Wenn jemand zum Beispiel etwas Verletzendes sagt, sollte man nicht wütend werden und zurückschlagen, sondern man sollte sich sofort daran erinnern, dass bhava uddha das Ziel ist, dass Bhava schädlich ist, dass auch dieser „Angreifer“ verloren in Sansara ist und dass uns der Tod jederzeit ereilen kann.

5. Wie in vielen Fällen haben diese vier Schutzbetrachtungen auch weltliche Bedeutungen. Diese werden natürlich auch hilfreich sein:

  • Bei der Buddhānussati denkt man über die neun höchsten Eigenschaften des Buddha nach. Das ist natürlich eine gute Sache.
  • Asubhānussati ist die Betrachtung der „Widerwärtigkeit des Körpers“. Das ist eine Fehlinterpretation. Man kann Asubha Bhāvana tun, um über die wahre Natur des Körpers nachzudenken. Ein männlicher oder weiblicher Körper kann verlockend sein, wenn der Körper jung und schön ist, aber beide werden mit der Zeit vergehen.
  • Mettānussati ist das Wiederholen von „Mögen alle Wesen glücklich und gesund sein“. Wiederum keine schlechte Sache.
  • Zur Maranānussati rezitiert man „jeevitam aniyatan, marana niyatam“ bzw. „Das Leben ist unsicher, der Tod ist gewiss.“. Während die Aussage an sich wahr ist, kann diese Rezitation nicht viele Verunreinigungen beseitigen. Aber es kann helfen, Leben nicht als Glücksbringer wahrzunehmen, sondern als Gefahr.

Aniccānupassanā, Dukkhānupassanā, Anattānupassanā, Asubhānupassanā

6. Betrachten wir nun Anupassanā. Das ist im Gegensatz zu Anusssati für die formale Meditation relevanter.

  • Passa bedeutet „loswerden/aussortieren“, wie in „assa passa“. Siehe Was ist Ānāpāna?.
  • Anupassanā bedeutet daher, Verunreinigungen aussortieren, je nach Präfix vor Anupassanā. Es gibt vier Arten von Anupassanā, drei direkt mit den Tilakkhana assoziiert: Aniccānupassanā, Dukkhānupassanā, Anattānupassanā. Nr. 4 ist Asubhānupassanā.
  • Normale Menschen betrachten diese Welt als nicca, sukha, atta, subha. Der Schlüssel zu Nibbāna liegt im Erkennen der wahren Natur: anicca, dukkha, anatta, asubha.

7. Aniccānupassanā bedeutet also, sich von Unreinheiten zu befreien, indem man über die anicca-Natur kontempliert.

  • In ähnlicher Weise bedeuten Dukkhānupassanā und Anattānupassanā die Kontemplation über dukkha und anatta.
  • Asubhānupassanā war bisher im Hintergrund. Das wird für einen Sotapanna immer wichtiger, um zur Sakadāgāmi-/Anāgāmi-Stufe zu gelangen. Hierbei müssen die schlechten Folgen von Sinnesfreuden bedacht werden. Das verlangt tiefere Einsichten.

8. Für das Erreichen der Sotapanna-Stufe sind die ersten drei Anupassanā relevanter. Asubhānupassanā kann jedoch auch nützlich sein, da es den Geist beruhigt.

  • Tāpa (bzw. das Brennen oder die „Erregung des Geistes“) entsteht durch Kāmacchanda und Vyāpāda: Gier und Hass. Beide entstehen aufgrund übermäßiger Gier oder „Blindheit aufgrund übermäßiger Sehnsucht nach Sinnesfreuden“. Siehe Kāma Guna, Kāma, Kāma Rāga, Kāmaccanda.

Dhamma verstehen: Ein schrittweiser Prozess

9. Man kann nicht einfach anfangen, diese Anupassanā zu kontemplieren. Es ist ein schrittweiser Prozess. Natürlich muss man die Tilakkhana erfassen.

  • Schon vorher muss man die 10 Miccā Ditthi loswerden, indem man den weltlichen achtfachen Pfad kultiviert: Micca Ditthi – Tabelle.

Wenn man eine der beiden folgenden Sichtweisen hat, ist es NICHT möglich, die Tilakkhana zu verstehen:

  • Das nächste Leben ist ewig, entweder im Himmel oder in der Hölle (vielleicht noch vorher im Fegefeuer).
  • Dieses Leben ist alles, was man hat. Wenn man stirbt, ist es vorbei. Keine Wiedergeburt, keine Hölle, kein Himmel.

10. Beide obige Ansichten blockieren den Weg zu Nibbāna. Hier einige Gründe:

  • Keine der obigen Ansichten wird den Gesetzen von Kamma gerecht: Das eigene Handeln hat Konsequenzen und diese Konsequenzen sind viel komplexer als nur „Hölle“ oder nur „Himmel“ (und das für immer).
  • Es ist nicht möglich, ein konsistentes Bild (Weltbild) zu haben, ohne falsche Ansichten loszuwerden, z.B.  „Widergeburt gibt es nicht“, „Gandhabba gibt es nicht“, „Edle und Yogis können frühere Leben nicht sehen“.
  • Mit den obigen Ansichten kann man die Dukkha-Natur nicht verstehen. Das meiste zukünftige Leiden findet sich in den Apāyā. Daher muss man sich von den Dasa Akusala fernhalten, die mit starken unmoralischen Javana Citta getan werden.

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