Kayanupassana – Abschnitt zu Gewohnheiten (Sampajanapabba)

Dies ist eigentlich eine Erweiterung des Abschnitts über Körperhaltungen (Iriyapathapabba) und geht in feinere Details und Aktivitäten. Der entscheidende Punkt ist, sensibel jede Handlung zu betrachten und die Bildung „guter Gewohnheiten“ zu fördern d.h. ein“Sampajanno“ zu werden.

1. Man kann nicht mit diesem Abschnitt beginnen, wenn man schon bei den „größeren unmoralischen Aktivitäten“ keine Disziplin aufbringen kann. Tötet man Tiere zum Vergnügen oder als Hobby, dann hat es keinen Sinn, sich Gedanken darüber zu machen, ob man einem Hund einen Fußtritt verpasst.

  • Wenn man mit etwas Übung die größeren schlechten Taten abstellt, wird man „sensibilisiert“, d.h. man wird auch geringfügige Vergehen erkennen, bevor man sie ausführt.

2. Der entsprechende Absatz zu Sampajanapabba lautet in der Sutta:

Puna ca param, bhikkhave, bhikkhu abhikkante patikkante sampajānakāri hōti, ālokité vilokité  sampajānakāri hōti, saminjité pasärite sampajānakāri hōti, sanghātipattacivaradhārane sampajānakāri hōti, asite pite khōyite sāyite sampajānakāri hōti, uccārapassāvakamme sampajānakāri hōti, gate thite nisinne sutte jägarite bhāsite tunhibhäve sampajānakāri hōti“.

Hier ist die herkömmliche Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • „Ein Mönch, während er vorwärts oder rückwärts geht, tut dies mit konstantem tiefen Verständnis der Unbeständigkeit; ob er geradeaus sieht oder seitwärts, tut er dies mit konstantem tiefen Verständnis der Unbeständigkeit; während er sich beugt oder streckt, tut er dies mit konstantem tiefen Verständnis der Unbeständigkeit; ob er seine Roben oder seine Schale trägt, so tut er dies mit konstantem tiefen Verständnis der Unbeständigkeit, ob er isst, trinkt, kaut oder genießt, tut er dies mit konstantem tiefen Verständnis der Unbeständigkeit; während er die Rufe der Natur hört, so tut er dies mit konstantem tiefen Verständnis der Unbeständigkeit, ob er geht, steht, sitzt, schläft oder wacht, sprechend oder in der Stille, so tut er dies mit konstantem tiefen Verständnis der Unbeständigkeit“.

3. So sind viele mögliche „feinere Details zu Haltungen und Handlungen“ in der direkten Übersetzung oben zu finden. Die sind auch korrekt. Der Punkt ist, in jeder Handlung „moralisch achtsam“ zu sein, und nicht wie ein Roboter nur formal zu handeln, wie die meisten Menschen es tun.

  • Ich bin nicht sicher, woher das Wort „Unbeständigkeit“ kommt, offenbar als Übersetzung des Wortes „sampajänkari“. Aber wie im Artikel Satipattana Sutta – Aufbau erklärt, bedeutet sampajano zu wissen, was richtig und was falsch bzw. San ist (via fortgeschrittene Weisheit).
  • So bedeutet „sampajankäri“ etwas auf die richtige Weise tun und sampajankäri höti bedeutet, das zu werden.

4. Wenn man die feineren Details bzgl. „moralisch achtsam sein“ betrachtet, liegt der Fokus nicht mehr auf der Vermeidung der Großen Acht, sondern eher darauf, sich korrekt und höflich gegenüber anderen zu verhalten: z.B. angemessene Kleidung zu einem Anlass zu tragen, unangenehme Geräusche beim Essen zu vermeiden, auf einer überfüllten Straße sich der anderen Personen  bewusst zu  sein, keinen Müll rumliegen zu lassen, usw.

  • Wie im Beitrag Sutta – Einführung gesagt, gibt eine Sutta Anweisungen in der Niddesa bzw. als kurze Beschreibung. Es muss erklärt werden, anstatt eine direkte Übersetzung zu liefern. Jede Sutta wurde ursprünglich über mehrere Stunden gelehrt und dann in besonderer Weise zusammengefasst, um es kurz darzustellen und für die mündliche Übertragung aufzubereiten.

5. Ein Beispiel dafür ist die direkte Übersetzung von „… uccārapassāvakamme sampajānakārī hoti“ als „während er die Rufe der Natur hört, so tut er dies mit konstantem tiefen Verständnis der Unbeständigkeit“ (aus der herkömmlichen Übersetzung in # 2 oben) .

  • Hier ist gemeint, mit Anstand zu handeln. In all diesen Fällen bedeutet sampajānakārī hoti mit Sorgfalt und Umsicht zu handeln.

6. Es gibt viele andere Aspekte. Wenn man z.B. täglich ein Nickerchen um die Mittagszeit macht, sollte man sich fragen, warum man das braucht. Falls man keine anstrengende Tätigkeit ausübt, ist es keine gute Gewohnheit. Dann könnte es eine schlechte Gewohnheit sein.

  • Wir sollten auch gute Gewohnheiten entwickeln. Sieht man unterwegs jemanden, der Hilfe braucht, sollte man diese nach Möglichkeit anbieten. Da sind viele kleine Angelegenheiten, die man gut machen oder eben vermeiden kann: nicht in der Öffentlichkeit spucken oder einfach Müll hinterlassen.
  • Natürlich sollte auch jede Kleinigkeit nicht zu unmoralischen Aktivitäten ausufern. Ein gutes Beispiel ist das übermäßige Trinken. Das Trinken von Alkohol ist kein akusala Kamma per se (und es ist nicht falsch im sozialen Umfeld einen Drink zu genießen), aber es besteht die Gefahr berauscht zu werden. Ein betrunkener Geist kann sehr gefährlich sein. Man kann jeden Sinn für Anstand verlieren und in Situationen geraten, die unmoralisch und beleidigend sind. Sowohl Trinken als auch Rauchen kann schädlich für einen selbst und für andere sein.

7. Während man gute Gewohnheiten entwickelt und schlechte verwirft, wird man zunehmend „sensibilisiert“ und sogar kleine Fehler fallen einem auf. Gleichzeitig wird man eine starke Verbesserung im eigenen „inneren Feuer“ erkennen, weniger anfällig für Aggressionen und toleranter gegenüber anderen sein.

  • Es gibt viele Beiträge zu Gewohnheiten und wie diese zu sansarischen Gewohnheiten und Asavas werden. Gute Gewohnheiten zu entwickeln und schlechte Gewohnheiten loszuwerden ist der Schlüssel zur „Abkühlung“, kurzfristig und auf lange Sicht.
  • Eltern, Lehrer und Freunde spielen Schlüsselrollen im Leben eines Kindes, denn der Geist eines Kindes kann von anderen Personen und Umständen in guter oder schlechter Weise beeinflusst werden und zu lebenslangen Gewohnheiten führen. Wenn das Fundament richtig gesetzt ist, dann wird es einfacher sein, ein Sampajanno zu werden: einer der das Feuer unter Kontrolle hat.

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