Viññāna paccayā Nāmarūpa

Das am Pavutti Paticca Samuppada Zyklus beteiligte Nāmarūpa hat eine etwas andere Bedeutung als das Nāmarūpa im Patisandhi Paticca Samuppada Zyklus. Hier bedeutet pavutti „während des Lebens“. Im Gegensatz dazu arbeitet der Patisandhi Paticca Samuppada Zyklus beim Übergang des Lebensstroms von einer Existenz zur nächsten (z.B. von Tier zu Mensch).

  • Im Patisandhi-Moment ändert sich das Grundniveau von Viññāna drastisch. Dieser Übergang geschieht in der zweiten Hälfte des letzten Citta Vithi des Lebens. Dies wird hier mehr im Detail besprochen: Cuti-Patisandhi – Eine Abhidhamma-Beschreibung.

Viññāna paccaya Nāmarūpa beim Patisandhi

1. Der entscheidende Punkt ist, dass am Ende des letzten Citta Vithi des Tieres ein sehr feiner Menschen-Körper, genannt Gandhabba, aus dem toten Körper des Tieres austritt. Dieser feine Körper ist nicht mit bloßem Auge zu sehen. Diese Gandhabba wird durch Kamma Vipāka gebildet, das zu diesem neuen Menschen-Leben geführt hat. Den Bauplan des Menschen enthält die Gandhabba. Das ist der neue Nāmarūpa dieses Lebensstroms.

  • Dieser Bauplan des physischen Menschenkörpers enthält alle wichtigen Details des neuen Lebens (Jati); z.B. Geschlecht, Größe, Gestalt, jede große körperliche Beeinträchtigung usw. Einige Eigenschaften wie Hautfarbe oder Haarfarbe hängen von den Eltern ab, sind aber auch beeinflusst durch Kamma Vipāka.

2. Sobald also das Viññāna für die nächste Existenz im Schritt Sankhara  paccayā Viññāna bestimmt wurde, folgt Viññāna paccayā Nāmarūpa, d.h. Gandhabba wird gebildet. 

  • Nāma umfasst die Grundstufe des Viññāna für die neue menschliche Existenz, die sehr verschieden vom Nāma des Tieres ist. Natürlich entspricht Rupa einer menschlichen Gestalt und nicht der des Tieres. Somit macht Nāmarūpa in diesem Fall einen großen Sprung am Ende des Tier-Bhavas.

3. Wir hatten schon gesagt, dass ein Tier oft wiedergeboren wird, bis die kammische Energie des Tier-Bhava erschöpft ist; siehe Bhava und Jathi – Existenz und Geburt.

  • In solchen Fällen kommt beim Tod des Tieres die Tier-Gandhabba aus dem toten Körper und wartet auf eine geeignete Gebärmutter dieser Tierart. Hier hat sich Nāmarūpa verändert, entspricht aber immer noch der Tierart. Die Änderung kann also nur geringfügig sein.
  • Viññāna paccayā Nāmarūpa führt zu einem komplett neuen Nāmarūpa nur im Patisandhi-Moment zu einer neuen Existenz.

Viññāna paccaya Nāmarūpa während einer Lebenszeit

1. Lassen Sie uns nun mit der Menschen-Gandhabba weitermachen, die sich beim Tod des Tieres bildete.

  • Sobald dieser Mensch aktiv wird, kann er seinen Nāmarūpa beeinflussen, je nachdem wie er sein Leben führt. Die Veränderungen im Nāmarūpa über den Pavutti Paticca Samuppada Zyklus können subtil sein.
  • Sobald die Gandhabba in eine geeignete Gebärmutter gezogen wurde, wächst Nāmarūpa in der Gebärmutter gemäß dem Bauplan der Gandhabba. Nach der Geburt setzt sich der Prozess fort.

2. Hier bedeutet Nāmarūpa vor allem die geistigen Formationen der Person während jeder Aktivität. Das hängt vom Nāma oder Viññāna für die jeweilige Tätigkeit ab. Das Viññāna ist NICHT das Patisandhi Viññāna, sondern das Viññāna verbunden mit der Aktivität, d.h. Viññāna entsteht aus der Art der Tätigkeit bzw. Sankhara.

  • Diese Pavutti Viññāna sind im Wesentlichen die sechs Arten von Viññāna im Zusammenhang mit den sechs Sinnen: Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körperkontakt und Geist bzw. Cakkhu, Sota, Gandha, Jivha, Kāya, Mano Viññāna.

3. Lassen Sie uns ein Beispiel betrachten. Wenn ein Dieb etwas stehlen will, beginnt der Prozess mit Avijja paccayā Sankhara. Aus Ignoranz über die Folgen beginnt er über den Plan nachzudenken. Das lässt Viññāna für den Diebstahl entstehen: Sankhara paccayā Viññāna.

  • Am Anfang sind meist Mano Viññāna an der Planung beteiligt. Hier bedeutet Viññāna paccayā Nāmarūpa das Visualisieren der Tat: Wie einbrechen, wie die Beute rausholen, sichere Fluchtoptionen. Nāmarūpa sind also die geistigen Bilder. Je mehr er darüber nachdenkt, desto stärker wird dieses Viññāna und Nāmarūpa. Er verfestigt den Plan.

4. In einem anderen Beispiel kann ein Politiker Geld für einen Krankenhausbau spenden, hat aber eigentlich nur die Absicht wiedergewählt zu werden. So beginnt er den Prozess mit Avijja paccayā Sankhara und entwickelt nach und nach einen Plan und damit Viññāna, also Sankhara paccayā Viññāna. Als nächstes folgt Viññāna paccayā Nāmarūpa: er visulaisiert das Krankenhausgebäude und auch die Dankbarkeit der Menschen für seine Großzügigkeit.

  • Je mehr er darüber nachdenkt, desto stärker wird dieses Viññāna und Nāmarūpa.

5. In allen Beispielen wird vielleicht schon offensichtlich, dass auch der umgekehrte Schritt auftritt: Nāmarūpa paccayā Viññāna und auch  sofort umgekehrt Viññāna paccayā Nāmarūpa. Je mehr man Nāmarūpa visualisiert, desto stärker wird das Viññāna.

  • Dies geschieht manchmal auch in anderen Schritten und wird als Annamanna Paccaya bezeichnet. Annamanna bedeutet „voneinander abhängig“.
  • Es gilt insbesondere für Sankhara paccayā Viññāna. Je stärker das Viññāna wird, umso wahrscheinlicher engagiert man sich in der gleichen Art von Handlung (Sankhara). Sie nähren sich gegenseitig. Dies geschieht häufig bei der Bildung von Gewohnheiten.

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