Die Bedeutung der Reinigung des Geistes

Es lohnt sich den Fall des Ausrutschens aus dem vorherigen Text Das Fundament (Absatz 5) auf einer Eisfläche zu besprechen, um ein bisschen tiefer zu gehen. Die Fragen enden nicht, besonders wenn ein Kind immer weiter bohrt. Jeder Schritt führt zu einer Antwort: „Warum ist der Mann im Krankenhaus?“ – „Er ist auf Eis ausgerutscht“ – „Warum fiel er hin auf dem Eis?“ – „Weil Eis glatt ist und der Mann betrunken war.“ – „Warum ist Eis glatt?“

Bis zu diesem Punkt kann das Kind (oder ein durchschnittlicher Erwachsener) jede Antwort verstehen, WEIL auf Grundlage der Lebenserfahrung alle Antworten sinnvoll sind. Aber die letzte Frage kann nicht zur vollen Zufriedenheit eines Kindes beantwortet werden, wenn kein Hintergrundwissen in Physik vorhanden ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Festkörpern hat Eis diese besondere Eigenschaft: Sich abkühlendes Wasser dehnt sich aus. Als der Mann aufs Eis trat, veranlasste der Druck seines Gewichts ein Schrumpfen des Eises (d.h. es wurde flüssig), und so bildete sich eine dünne Schicht Wasser zwischen den Schuhsohlen und dem Eis. Deshalb rutschte er aus. 

  • Jetzt muss man aber das bisschen Physik gar nicht wissen, um nicht auf Eis auszurutschen. Es ist nur wichtig zu wissen, dass Eis glatt ist und man notwendige Vorkehrungen treffen muss.
  • Vielleicht war der Mann abgelenkt und eilte aus der Tür ohne zu merken, dass der Boden vereist ist. Wäre er betrunken, hätte das zum selben Ergebnis geführt. Wäre er in einem ruhigen, entspannten Zustand gewesen, wäre er vorsichtiger gewesen.
  • Ein aufgeregter Geist kann auch durch übermäßige Gier oder Hass verursacht werden. Die meisten Menschen bemerken das nicht, aber jeder kann sich an Momente erinnern, wo man schlechte Entscheidungen aus einem gierigen oder hasserfüllten Geisteszustand gemacht hat. Dies ist der Grund, warum es gefährlich ist, in erhitzte Situationen zu kommen. Menschen töten sogar im Moment großer Wut.

Was der Buddha zu vermitteln versuchte, war die Tatsache, dass wir die wahre Natur „dieser Welt“ durch Reinigung des Geistes wirklich verstehen können. Es gibt fünf Dinge, die Hindernisse genannt werden (panca nivarana) und die den Geist bedecken. Diese haben sich durch schlechte Gewohnheiten angesammelt, die wir über unzählige Leben entwickelt haben.

  • Jeder hat seine speziellen schlechten Gewohnheiten, aber wir alle haben welche. Dennoch können wir „in dieser Welt“ auf dieser „Basis“ funktionieren (z. B. nicht auf Eis ausrutschen), wenn wir es nicht übertreiben und z.B. durch Drogen/Alkohol verschlimmern und damit den Geist noch mehr ablenken.

Wir leben also alle mit diesem Basiszustand des Geistes, was uns aber nicht erlaubt, die wahre Natur „dieser Welt“ zu sehen. Wir werden nur vom Fluss des Lebens getragen, ohne dass wir versuchen zu prüfen, ob es gut ist, „einfach mit dem Strom zu schwimmen“. Unser ganzes Leben versuchen wir uns ein gemütliches Dasein zu verschaffen und schließlich sterben wir, ohne zu wissen, dass all diese Anstrengungen vergeblich waren.

Das Schlimmste ist, dass diese Geschichte nicht mit dem Tod endet, sondern sich nur in eine andere Phase (Wiedergeburt) bewegt, wo wir das gleiche tun.

  • Wir haben diesen unendlichen Prozess für unzählige Leben durchgemacht und die meisten waren viel schlechter als das aktuelle Menschenleben. Wenn man die Fruchtlosigkeit aller Anstrengungen „sieht“, in einer Welt Glück zu suchen, die inhärent nicht dazu in der Lage ist, dann wird man versuchen herauszukommen, indem man dem edlen Pfad des Buddha folgt und dauerhaftes Glück erreicht.  Das ist die Kernbotschaft des Buddha.

Wir werden beginnen, die Wahrheit von dem zu sehen, was im obigen Absatz gesagt wurde (d.h. die wahre Natur „dieser Welt“), wenn wir den Geist reinigen, um die fünf Hindernisse (pancanivarana) loszuwerden.

Aber um das zu tun, müssen wir zuerst die größere Weltsicht des Buddha untersuchen. Viele Menschen tauchen in das „Üben von Dhamma“ ein, ohne auch nur eine Vorstellung von der „Weltanschauung“ des Buddha zu haben. Wie kann man üben, wenn man nicht weiß, was das Ziel der Praxis ist? Das Ziel könnte dreifach sein:

  1. in diesem Leben einen friedlichen Geisteszustand zu erlangen
  2. im Hinblick auf eine längere Reichweite sicherzustellen, dass man ein besseres Leben auch in den kommenden Wiedergeburten haben wird
  3. aus diesem Kreislauf der Leid erfüllten Wiedergeburten rauszukommen und dauerhaftes Glück in Nibbana zu finden

Wenn das Ziel eines der obigen drei ist (besonders (2) oder (3)), dann muss man wissen, was die „Weltanschauung“ des Buddha war: Das ist Buddha-Dhamma.

Es ist über 2500 Jahren her, als der Buddha seine Botschaft über die bisher unbekannte Weltanschauung erklärte. In der Zwischenzeit wurde diese Botschaft verzerrt. Mein Ziel ist es, eine vernünftigere, logische Sichtweise zu schaffen, die auf der Theravada-Version basiert.

Da viele „nur schauen“ und keinen Grund haben, die Wahrheit dieser Weltanschauung zu glauben, werde ich sie als eine Theorie präsentieren. Wir werden diese Theorie kontinuierlich testen um zu sehen, ob es den etablierten wissenschaftlichen Standards entspricht, denn das ist es, was ich als Wissenschaftler gewohnt bin.

  • Viele Menschen, besonders in früheren Zeiten, machten diese Entscheidung über die sich verstärkende ERFAHRUNG, während sie dem Pfad folgten. Auf dem Pfad beginnt diese ERFAHRUNG, die Sinneserfahrung zu übersteigen. Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Empirismus, der auf der sensorischen Erfahrung beruht (was die philosophische Lehre war, die von John Locke und anderen in den frühen Tagen der wissenschaftlichen Revolution gefördert wurde) und die überaus verbesserte Erfahrung eines gereinigten Geistes.

Sobald man versteht, was diese größere Weltanschauung ist, kann man sehen, dass die Lösung für das Problem „Existenz“ nicht davon abhängt, tiefer in einer Endlosschleife die Frage zu stellen: „Was ist der Grund dafür?“ Wir haben einfach nicht genug Zeit in diesem Leben, um das alles zu lernen.

  • Vielmehr geht es nur darum den Geist zu reinigen, damit der Geist durch seine eigene verfeinerte Erfahrung „sehen“ kann, während man dem Pfad folgt.

Kurz gesagt entdeckte der Buddha, dass die Lösung des Problems der Existenz darin besteht, die wahre Natur dieser „Welt“ zu verstehen. Das ist noch komplexer als alles, was die Wissenschaft herausfindet.

  • Man muss nur das „ganze Bild“ sehen und erkennen: Egal wo wir geboren werden, wir werden nie lang anhaltendes Glück „in dieser Welt“ finden, weil „diese Welt“ inhärent unbeständig ist.    
  • Alles „in dieser Welt“ ist im ständigen Fluss, aber wir können das nicht sehen, weil unser Geist mit den fünf Hindernissen bedeckt ist.

Nun wollen wir uns den anderen Ansatz ansehen: „alles über diese Welt herauszufinden“. Dies ist der wissenschaftliche Ansatz (es gibt auch andere religiöse Ansätze, aber ich werde mich von diesem Thema fernhalten). Der wissenschaftliche Ansatz begann mit den alten Griechen, etwa zur gleichen Zeit wie der Buddha lebte.

  • Wir haben zwei Ansätze: Der Ansatz des Buddha basiert vollkommen auf dem Geist, die wissenschaftliche Methode basiert auf Materie.
  • Derzeit versuchen Wissenschaftler herauszufinden, wie der Geist in Bezug auf die Arbeit des Gehirns arbeitet, gedacht als einen schlauen Computer. Buddha Dhamma ist völlig im Einklang mit den materiellen Aspekten der Wissenschaft (wie wir noch sehen werden), aber im Buddha Dhamma geht der Geist der Materie voraus. Materie ist sekundär.

Lassen Sie uns zurück zum Fall des Ausrutschens auf Eis gehen. Um mit einer eisigen Oberfläche fertig zu werden, müssen wir nur wissen, dass wir es mit einer solchen Oberfläche zu tun haben. Wir brauchen nur einen wachsamen Geist, der nicht durch Alkohol, Wut, Lust usw. abgelenkt ist, um die Sache zu bewältigen. Das ist der Geist-Ansatz.

  • Wenn man die „Weltanschauung“ des Buddha-Dhamma sorgfältig untersucht, wird man feststellen, dass sich das Problem der Existenz auf das Verständnis der sich ständig verändernden Natur der Welt reduziert, ohne jedes Detail zu untersuchen. ALLE TEILE dieser Welt sind von unbeständiger Natur, und so kann man niemals irgendwann irgendetwas auf Dauer für sich erhalten bzw. so handhaben, dass es einem gefällt.
  • Das ist alles, was man wirklich wahrnehmen muss, wirklich verstehen muss, nicht nur lesen. Diese einfache Aufgabe ist das Härteste überhaupt. Das ist es, was eine Anstrengung erfordert. Aber zuerst muss man über diese „Weltanschauung“ lesen.

Auf der anderen Seite könnte man die Reihe von Fragen weiterführen, die tiefer auf die Ursachen hindeuten, warum Eis rutschig ist: warum dehnt sich Wasser aus, wenn es abgekühlt wird, die Natur der chemischen Bindungen, über Elektronen und Protonen, über Quarks, die Protonen bilden usw.

  • Es ist richtig, dass diese Untersuchungen zu vielen technologischen Fortschritten geführt haben, die wir heute genießen. Aber der Punkt ist, dass all dies „Untersuchen“ uns nicht näher an die Frage der Existenz gebracht hat. Im Moment nähert sich die Wissenschaft den Grenzen dieses Untersuchens, denn jetzt wissen wir, dass alle Materie nur Energie ist.
  • Und obwohl wir Menschen von den technologischen Fortschritten profitieren, können diese Vorteile nur für einen kurzen Moment (ca. 100 Jahre) in der sansarischen Zeitskala genossen werden. Buddha Dhamma bietet eine langfristige Lösung.

Der Buddha sagte vor 2500 Jahren, dass es am Ende keinen Vorteil gibt, tiefer in die Untersuchung materieller Eigenschaften zu gehen, was die Existenz betrifft. Egal was wir erreichen, alles ist vorübergehend und instabil.

  • Wenn man die drei Existenzmerkmale wirklich begreift (siehe Anicca, Dukkha, Anatta) und damit die unbefriedigende Natur dieser Existenz, wird man nicht versuchen „materielle Dinge“ zu gewinnen, sondern sich bemühen, Nibbana zu erreichen. Dies erfordert nur die Reinigung des eigenen Geistes. Es ist nicht erforderlich, die materielle Außenwelt im Detail zu untersuchen.
  • Wenn man tiefer in Buddha-Dhamma hineingeht, wird klar, dass geistige Energie die Grundlage aller Existenz ist. Aber das ist eine lange Geschichte. Wir müssen zuerst anfangen und sehen, ob die „größere Weltanschauung“ des Buddha Sinn macht.

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