Pancupādānakkhandha – Es ist alles geistig

Rūpa und Rūpakkhandha sind zwei verschiedene Dinge. In Rūpa Lōka gibt es Rūpa, die aus „physischer Materie“ (Suddhashtaka) bestehen. Der Rūpakkhandha eines Wesens besteht aber aus den Erinnerungen von allem jemals Wahrgenommenen, inkl. aller Hoffnungen und Pläne für die Zukunft. Da die anderen vier Khandha (Vēdanā, Saññā, Sankhāra, Viññāna) sowieso geistig sind, sind alle fünf rein geistig.

1. Im Text Pancakkhandha – ein falsch verstandenes Konzept betrachteten wir eine tiefere Bedeutung der fünf Haufen bzw. Aggregate. Der Pancakkhandha bzw. die „Welt“ eines Lebewesens unterscheidet sich von Wesen zu Wesen.

  • Natürlich gibt es in den 31 Reichen der Existenz Rūpa bzw. Materie (und Energie). Aber die Erfahrungen sind alle geistig (was auch Energie enthält). Der Rūpakkhandha besteht aus Gedanken, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Wünschen usw. über Rūpa, die wir erlebt haben, jetzt erleben und in der Zukunft erleben möchten. Diese „Spuren von Rupa“ sind im Geist, auch wenn wir uns nicht an alle erinnern können.
  • Wir erleben die „materielle Welt“ nur zum „aktuellen Zeitpunkt“ (in einem Citta Vithi), dann ist sie vorbei. Wir erleben tatsächlich nicht ein einzelnes Citta oder einen einzelnen Citta Vithi, sondern die Gesamtwirkung vieler Citta Vithi, die in einem Augenblick durchlaufen. 

2. Diese „Gesamterfahrung des Sehens“ in kurzer Zeit nennen wir schlicht Sehen (ditta). Gleiches gilt für das Hören (suta).Die anderen drei physischen Sinne heißen muta.

  • Wenn wir zum Beispiel eine Mahlzeit essen, bleibt der Sinneskontakt bestehen, bis wir mit dem Essen fertig sind. Wenn wir Kopfschmerzen haben (Dukha Vēdanā) oder eine Massage bekommen (Sukha Vēdanā), ist die Sinneserfahrung für eine gewisse Zeit vorhanden.
  • Aber das Nachdenken darüber (viññāta) – mit dem sechsten Sinn, dem Geist – kann jederzeit erlebt werden. Wir können vergangene Erfahrungen durchleben oder verlockende zukünftige Erfahrungen planen.
  • Ditta, suta, muta, viññāta beinhalten alles, was wir erleben und wir können uns später daran erinnern. Sie werden als Rūpa, Vēdanā, Saññā, Sankhāra und Viññāna bzw. die fünf Haufen kategorisiert.
  • Begriffe wie ditta, suta, muta, viññāta sind nur als Detail interessant. Diese Begriffe sind in den Sutta genannt.

3. Upādāna (upa + ādāna, mit upa = „nah“ und ādāna = „ziehen“) bedeutet „ergreifen und nah bei sich halten“. Man versucht nur Dinge zu ergreifen und in seiner Nähe zu halten, die man mag: panca upādāna khandha oder pancupādānakkhandha. Wir können den Begriff Pancupādānakkhandha als „fünf anhaftende Aggregate“ übersetzen.

  • Aus einer unendlichen Vielfalt von „Dingen“ dieser Welt, erlebt man seinen Pancakkhandha. „Dinge“, an die man via Tanha gebunden ist und die man deshalb ergreift und nah bei sich hält, sind aber Pancupādānakkhandha.
  • Daher ist Pancupādānakkhandha das, was wir uns wünschen, und das ist rein geistig. Es ist ein Bruchteil vom Erlebten bzw. vom Pancakkhandha.

4. Tauchen wir zunächst etwas tiefer in das Konzept vom Panca Khandha (fünf Haufen) bzw. Pancakkhandha. Dann kann man Verbindungen zu anderen Konzepten auf einer tieferen Ebene erkennen.

  • Die fünf Haufen umfassen alles, was man in der Vergangenheit erlebt hat (Rūpa, Vēdanā, Saññā, Sankhāra, Viññāna), was man gerade erlebt und was man erhofft und plant.
  • Da die Erfahrung jedes Lebewesens einzigartig ist, ist auch der Pancakkhandha eines Lebewesens einzigartig. Das liegt daran, dass die geistigen Aufzeichnungen unterschiedlich sind, auch wenn die externen Rupa gleich sind.

5. Ein neugeborenes Baby hat nicht viel Erfahrung mit diesem Leben (außer den Eindrücken während der Schwangerschaft im Mutterleib). Aber es hat trotzdem unendlich viele Dinge aus der Vergangenheit in den fünf Aggregaten gespeichert.

  • Während das Baby wächst, wächst auch sein Pancakkhandha. Natürlich erinnern wir uns nur an einen Bruchteil dessen, was im Pancakkhandha gespeichert ist. Sogar das Erlebte im aktuelle Leben wird nur zu einem gewissen Teil wahrgenommen. Jeden Tag erleben wir viele Dinge und vergessen das meiste davon in kurzer Zeit.
6. Einige tiefere Wünsche, Gewohnheiten und Charaktere bleiben jedoch unter der Oberfläche als Gathi und Asava verborgen (beides zeigt sich als Cētasika in unseren Citta, wenn sich passende Bedingungen ergeben). Während z.B. das Baby wächst, tauchen einige dieser guten und schlechten Gathi auf und verstärken sich sogar. Das hängt von den Eltern, Freunden und anderen Umweltfaktoren ab.
  • Deshalb kann jeder Mensch irgendetwas recht gut. Besitzt man bspw. musikalisches Talent aus vergangenen Leben, ist eine musikalische Familie für dieses Gathi gut geeignet. Wächst das Kind aber in einer „unmusikalischen Umgebung“ auf, bleibt dieses Gathi ggf. verborgen.
  • Ebenso kann jemand mit Tendenz zum Alkoholkonsum in einem familiären Umfeld aufwachsen, wo diese Gewohnheit nicht vorkommt. Wir können über zig weitere Charaktermerkmale nachdenken, die je nach Umgebung unterdrückt oder gefördert werden.
  • Dies ist der Grund, warum Menschen, die viele Jahre kein Talent für irgendwas zeigen, plötzlich in einem neuen Umfeld aufblühen und Erfolg haben. Anders ausgedrückt: man kann nicht wissen, dass man upādāna für bestimmte Dinge hat, außer man lebt in passender Umgebung.
  • Wir sollten uns von schlechtem Gathi fernhalten (wenn nötig mit Kraftanstrengung) und gutes Gathi kultivieren. Eltern, Freunde und Lehrer spielen für die Zukunft eines Kindes eine große Rolle. Schließlich müssen wir beim Streben nach Nibbana alles upādāna aufgeben, aber das wird erst ab etwa der Sakadāgāmi-Stufe relevant. Zuerst müssen wir upādāna für wirklich unmoralische Aktivitäten verlieren. Auf der Sōtapanna-Stufe erkennt man nur die Gefahr von upādāna für die schlimmsten Gewohnheiten, die in die Apāya führen. Es ist ein schrittweiser Prozess.

7. Die Tendenz, vergangene Erfahrungen und Wünsche für die Zukunft immer wieder neu aufleben zu lassen, muss klar von der Fähigkeit unterschieden werden, nur Erinnerungen abzurufen. Der Buddha war in der Lage, sich an Dinge zu erinnern, die vor Billionen Jahren geschahen. Dabei genoss er weder die Erinnerung, noch lehnte er sie ab.

  • Kāma (genauer Kāma Rāga) ist die Tendenz, solche geistigen Freuden aus der Vergangenheit oder Pläne für die Zukunft zu genießen. Siehe Assāda, Ādīnava, Nissarana.
  • Im Pancupdanakkhandha einer Person sind bestimmte Dinge und Ereignisse eingebettet, denen man Priorität einräumt, d.h. man hat Gathi bzw. Anusaya dafür. Diese Gathi zeigen sich automatisch als Cētasika (z.B. Hass und Furchtlosigkeit, falsch zu handeln).

8. Nun können wir Nibbāna in Bezug auf Pancupādānakkhandha sehen. Wenn man upādāna für Gathi auslöscht, das zu den Apaya, den höheren Reichen in Kamalōka und Rūpa oder Arūpa Lōka passt, wird man dem entsprechend zum Sōtapanna, Sakadāgāmi, Anāgāmi, Arahant.

  • Wenn man immer wieder Schichten vom Pancupādānakkhandha entfernt, erreicht man höhere Stufen von Nibbāna und verliert schließlich beim Erreichen der Arahant-Stufe jegliches Upādāna und damit den Pancupādānakkhandha. Der Pancakkhandha bleibt jedoch erhalten.  Nach dem Tod verbleibt alles im Nāma Lōka als Nāma Gotta.
  • Jeder mit ausreichenden abhinna Kräften kann diese Nāma Gotta untersuchen. So beschrieb zum Beispiel Buddha Gotama das Leben früherer Buddhas.

9. Wenn man nicht Sōtapanna ist, kann Apāya Gathi an die Oberfläche kommen, insbesondere unter extremen Bedingungen. Wir waren alle unzählige Male in den Apāya, es ist also nichts, worüber man spekulieren muss. Wir hatten diese schlechten Gathi, und es ist möglich, dass sie wieder auftauchen. Das ist die Gefahr, die es zu erkennen gilt.

  • Auch wenn wir es schaffen, „extreme Bedingungen“ in diesem Leben zu vermeiden, weil wir gutes Vipaka erleben und unter guten Bedingungen geboren wurden, so wissen wir doch nicht, wo wir in der Zukunft geboren werden. Deshalb sagte der Buddha: „..appamadena sampadeta“ bzw. „beeilt euch und sortiert San aus“.

10. Wie eingangs erwähnt, ist jeder Pancakkhandha ein Unikat. Jeder erlebt seine Sinneseindrücke, Gefühle, Wahrnehmungen, Sankhara und Viññāna. Wir treffen unsere Entscheidungen entsprechend dem aktuellen Gathi. Gathi zeigt sich im Pancakkhandha in der Art, wie wir die Welt sehen und verstehen und noch mehr im Pancupādānakkhandha (als Verlangen nach weltlichen Dingen).

  • Ditthi (unsere Weltanschauung) ist ein kritischer Teil sowohl vom Pancakkhandha als auch vom Pancupādānakkhandha. Unsere Entscheidungen hängen entscheidend von Ditthi ab. Der erste Schritt hin zu Nibbāna ist Sammā Ditthi.
  • Wenn man die wahre Natur dieser Welt nicht kennt und versteht, kann man Sammā Ditthi nicht erreichen.

11. Wenn man mit Avijjā handelt (weil man die wahre Natur der Welt nicht versteht), erzeugt man (Abhi)Sankhāra und fügt dem Pancupādānakkhandha immer wieder etwas hinzu.

  • Wenn man aber mit dem Schritt Avijjā paccayā Sankhāra startet und ohne Achtsamkeit und Wissen handelt, führt dies letztlich zu Upādāna paccayā Bhava. Entsprechend den (Abhi)Sankhāra bindet man sich an bestimmte Arten von Bhava. Paticca Samuppada erklärt, wie wir aufgrund des Niveaus von Avijja passendes Bhava erschaffen.
  • Pancupadankkhandha enthält Verlangen und Wünsche eines Lebensstroms, und damit  Tendenzen, wo und wie man Wiedergeburten haben wird.

12. Egal wie wir die Dinge analysieren, sie alle konvergieren zur selben Grundlage. Bevor wir uns auf den Weg in die Sicherheit machen (d.h. zu Nibbāna oder zumindest zur Sōtapanna-Stufe), müssen wir die „Lage des Landes“ herausfinden. Das ist anicca, dukkha, anatta bzw. die Natur dieser Welt.

  • Nur dann wird der Geist bereitwillig Ditthis aufgeben und die Gefahren von Sinnesfreuden erkennen, beginnend mit Kāmachanda.

13. Der Unterschied zwischen der „physischen Welt“ bestehend aus Cattārō Mahā Bhuta  und dem rein geistigen Pancakkhandha ist wichtig zu erkennen.

  • Die physische Welt da draußen ist für uns alle gleich. Aber unsere geistigen Eindrücke davon (Pancakkhandha) sind für jeden von uns unterschiedlich. Es ist leicht zu erkennen, dass unsere Gefühle, Wahrnehmungen und Sankhāra unterschiedlich sind.

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