Bhava paccayā Jāthi … Jarā, Marana

1. Im vorhergehenden Beitrag sahen wir, wie ein Jugendlicher durch wiederholte unmoralische Handlungen bestimmte Arten von Existenz erzeugt (Kamma Bhava).

  • Kamma Bhava kann mit der Zeit gestärkt werden und eine neue Existenz für die sansarische Reise hervorrufen, d.h. ein Patisandhi Bhava.
  • Das ergibt also zwei Arten von Bhava: Kamma Bhava für Erfahrungen innerhalb eines Lebens und Uppatti Bhava für neue Existenzen in Samsara.

2. Das Konzept von Bhava kann man auch als Samen ansehen. Wenn wir Handlungen mit Ignoranz (und Gier oder Hass) ausführen, erzeugt das einen Kamma-Samen mit Energie für Konsequenzen in der Zukunft. Das Konzept eines Kamma-Samen ist leichter zu verstehen.

  • Genau wie ein gewöhnlicher Samen das Potenzial hat, eine Pflanze entstehen zu lassen, hat ein Kamma-Samen das Potenzial Jathi (Geburt) hervorzubringen.

3. Wegen dem Einfluss seiner Freunde beginnt der Teenager mit Drogen zu handeln und er wird nach und nach in die Bandenaktivität einbezogen. Schließlich begeht er Gewalttaten und tötet vielleicht sogar feindliche Bandenmitglieder.

  • Wahrscheinlich mussten ihn seine Freunde dazu ermutigen, als er erstmals Gewalttaten ausführen sollte. Vielleicht wurde er gezwungen. Nehmen wir an, dass er keine sansarische Gewohnheit dafür hatte. Als er den ersten Akt dieser Art beging, wurde ein kleiner Kamma-Samen erzeugt.

4. Schon beim nächsten Mal machte es der vorhandene kleine Kamma-Samen leichter, die Tat auszuführen. Der Samen wurde dabei größer. Sein Vinnana für solche Taten wächst auch. Je mehr der Teenager so etwas tut, umso leichter kommt er in das passende Bhava und der Kamma-Samen wird gestärkt.

  • Dies ist eine andere Möglichkeit „Gewohnheitsbildung“ auszudrücken. Das Vinnana für ähnliches Verhalten wächst. Die Person wird in diesen Zustand ‚geboren‘. Pati + ichcha führt zu sama + uppāda, siehe Paticca Samuppada – „pati+ichcha“+“sama+uppada“.
  • Wiederholte Sankhara führen zur Verstärkung des passenden Viññāna und es breitet sich über die Schritte in Paticca Samuppada aus, bis „Kamma Bhava“ entsteht.

5. Lassen Sie uns nun betrachten, wie im Pavutti Paticca Samuppada Zyklus Jathi aus einem Kamma-Samen oder Kamma Bhava hervorgehtEines Tages wird sein Drogendeal von einem rivalisierenden Bandenmitglied sabotiert. Der Teenager gerät in Wut. Jetzt wird er leicht in diesen Tier ähnlichen Zustand „geboren“. Er schlägt auf seinen Feind ein. Dies ist „Jathi“ in dem Fall.

  • Wenn der Teenager langsam die Prügelei beendet, endet auch das Jathi. Es geht über in den Jara-Zustand (Zerfall). Das geht dann über in den Endzustand oder Tod (Marana) des Jathi.
  • Wenn also diese Episode vorbei ist, endet das temporäre Jathi als „Tier“.
  • Der Rest „Sōka, Paridēva, Dukkha, Domanassa“ bzw. viele Formen des Leidens kommen später in diesem Leben oder erst in zukünftigen Geburten. Der Kamma-Samen, der dem Teenager zu diesen Handlungen verhalf, wurde gestärkt.

6. Die kammische Energie des Kamma-Samens wurde nicht verbraucht. Das liegt daran, dass wir es hier nicht mit Kamma Vipāka zu tun haben, sondern dass der Kamma-Samen gestärkt wurde.

  • Wenn der Teenager bei der Prügelei mit rivalisierenden Bandenmitgliedern selbst Schläge ein stecken müsste, dann wäre das Kamma Vipāka und kammische Energie wird reduziert.
  • In jedem Fall endet das Jathi (die Konfrontation mit dem rivalisierenden Bandenmitglied) letztlich im Elend: Sōka, Paridēva, Dukkha, Domanassa.
  • Viele solche Pavutti PS Zyklen können während eines Tages arbeiten und der Teenager kann immer wieder in diesen Zustand der Konfrontation „geboren“ werden. Manche mögen geringfügig sein, wenn er bspw. sich über seine Freunde ärgert. Andere führen zu grober Gewalttätigkeit. Er hat das Bhava vorbereitet und kann leicht darin „geboren“ werden.
  • Ein vorhandener Pflanzen-Samen kann recht leicht zum Keimen gebracht werden, denn die Existenz ist schon vorbereitet.

7. Jetzt sehen wir, dass Bhava oder ein Kamma-Samen ein Potential für eine bestimmte Art von Existenz oder Geistes-Zustand im aktuellen Leben darstellt.

  • „Bhava paccya Jati“ bedeutet jedoch nicht, dass die Geburt innerhalb dieser Existenz garantiert ist. Es ist nur wahrscheinlich, dass eine Geburt bei geeigneten Bedingungen stattfindet.
  • Sollte der Teenager jedoch zu Verstand kommen und die Gefahren solcher Taten erkennen, dann würde das Potential des Kamma-Samens abnehmen. Zuerst müsste er die groben Gewalttaten stoppen. Falls er genug Entschlossenheit aufbringt und vielleicht von seiner Familie unterstützt wird,  kann der Teenager auf den richtigen Weg kommen.
  • Anfangs ist es trotz Entschlossenheit hart. Es ist wie der Versuch, ein fahrendes Auto zu stoppen. Bei hoher Geschwindigkeit braucht es mehr Kraft, um die Geschwindkeit zu reduzieren. Es ist jedoch vergleichsweise einfach ein langsames Auto zu stoppen.

8. Ändert der Teenager seinen Weg nicht, dann kann der Kamma-Samen stark genug werden und eine neue Existenz (Wiedergeburt) hervorrufen, d.h. Uppatti Bhava.

  • Wir alle haben wahrscheinlich mehrere oder sogar viele große schlechte Kamma-Samen (d.h. viele schlechte Uppatti Bhava) für Wiedergeburten in den untersten vier Reichen (Apayas). Es gibt nur keine Möglichkeit das herauszufinden.
  • Natürlich haben wir auch viele gut Kamma-Samen für Wiedergeburten in den höheren Reichen.

9. Wir haben keine Kontrolle darüber, welches Uppatti Bhava am Ende der aktuellen Existenz gewählt wird. Die stärksten Kamma-Samen mit viel Upadana werden automatisch in den Vordergrund rücken. Der Buddha lehrte ein Gleichnis, wie diese Auswahl eines Uppatti Bhava beim Cuti-Patisandhi-Übergang geschieht.

  • Stellen Sie sich eine Scheune vor, wo die Kühe über Nacht gehalten werden. Am Morgen streben alle Kühe nach draußen. Aber wenn sich das Tor öffnet, ist die stärkste Kuh vorne. Die Schwächeren strengen sich nicht mal an, vorne zu sein.
  • Genauso gewinnt der stärkste Kamma-Samen im Cuti-Patisandhi-Moment.
  • Im Falle des Teeenager kann dieses kultivierte „Tier ähnliche“ Bhava der stärkste Kamma-Samen sein, was zu einer Geburt als aggressives Tier führt.

10. Ein Buddha könnte Patisandhi PS Zyklen in feineren Details sehen und welche Tierart entsteht. Dies liegt daran, dass ein Buddha nicht nur die Geschichte einer Person über viele Äonen zurückverfolgen kann, sondern auch das Gathi eingebettet in den Kamma-Samen sieht. Wir können nur die allgemeinen Trends von PS Zyklen diskutieren.  

11. Einmal in einer solchen Tier-Existenz geboren, wird das Tier wachsen, dann altern (Jara) und schließlich sterben (Marana).

  • Beim Tod wird wahrscheinlich noch kammische Energie vorhanden sein und viele weitere Tier-Geburten erzeugen. Es wird gesagt, dass Tiere viele hundert Male eine ähnliche Wiedergeburt durchlaufen.

12. Das ist der Unterschied zwischen Bhava und Jathi. Sobald man eine neue Existenz (Bhava) bekommt, kann man viele Geburten darin haben (Jathi), bis die Energie des Kamma-Samens vollständig ausgegeben ist.

  • Der letzte Schritt im PS Zyklus „jāti paccayā jarā, marana, sōka, paridēva, dukkha, dōmanassa“ wird das Wesen für lange Zeit begleiten.
  • Für das Menschen-Bhava gilt das gleiche. Deshalb können manche Menschen Erinnerungen aus früheren Leben abrufen. Es ist jedoch sehr schwierig, ein neues Bhava als Mensch zu bekommen. Siehe  Wie der Buddha die Chance der Wiedergeburt im Menschen-Reich beschrieb.

13. Bevor wir diesen Beitrag abschließen, noch eine wichtige Frage: Erreicht eine Person die Sotapanna-Stufe durch die Beseitigung aller schlechten Kamma-Samen (zumindest die für die Apayas geeigneten)?

  • Zwar ist es möglich die Wirksamkeit von Kamma-Samen zu reduzieren und vielleicht sogar einige vollständig auszulöschen. Jedoch ist es nicht möglich, alle zu entfernen. Viele Kamma-Samen können durch Ariya Metta Bhavana entfernt werden, siehe Ariya Metta Bhavana. Es wird gesagt, dass selbst der Buddha 11 schlechte Kamma Vipāka inkl. Rückenprobleme übrig hatte.
  • Im Cuti-Patisandhi-Moment entscheidet der PS Schritt „upadana paccayā bhava“ über die nächste Existenz. Wenn eine Person stirbt und das die letzte mögliche menschliche Geburt war, dann wird sie entsprechend dem dominaten Gathi die nächste Existenz ergreifen.

14. Der gewalttätige Jugendliche könnte im Cuti-Patisandhi-Moment wie in einem Traum die Situation eines geplatzten Drogendeals sehen. Durch seine natürlichen Instinkte wird er wütend zur Waffe greifen und diesen Feind erschießen. Dies ist ein Beispiel für ein Gathi Nimitta.

  • Das ist der Schritt „upadana paccayā bhava“ für die neue Existenz. Er nimmt bereitwillig die Haltung eines Tieres an und wird als Tier geboren. Sein nächster Gedankenmoment wird in diesem Tier sein, das aus dem toten Körper des Menschen als Gandhabba herauskommt.
  • Es braucht mehr Hintergrundmaterial bzgl. Manomaya Kaya, um die technischen Details zu verstehen. Das ist hier nicht entscheidend.

15. Wenden wir uns nochmal der Frage zu, wie ein Sotapanna schlechte Wiedergeburten vermeidet. Nehmen wir an, der Sotapanna hat die gleiche Art von Kamma-Samen wie dieser Teenager (aus früheren Leben angesammelt) und sie sind stark genug, um eine neue Existenz zu begründen.

  • Ein Sotapanna wird nicht die Waffe ergreifen und schießen, selbst wenn der schlimmste Feind auftaucht. Sein Charakter oder Gathi wurden dauerhaft verändert. Deshalb wird der Schritt „upadana paccayā bhava“ nicht für diesen speziellen Kamma-Samen ausgeführt.
  • In diesem Fall rückt das nächste starke Uppatti Bhava in den Vordergrund. Falls das auch ein schlechter Kamma-Samen geeignet für die Apayas ist, wird auch der zurückgewiesen. Schließlich wird der Sotapanna eine Wiedergeburt ergreifen, die mit seinem Gathi kompatibel ist, was niemals ein Apaya Gathi ist. Dieser Prozess geschieht automatisch und sehr schnell. Wir haben keine bewusste Kontrolle darüber.
  • Wiedergeburt wird durch die Art, wie man lebt, bestimmt. Hat man wie ein Tier gelebt, wird man leicht als Tier wiedergeboren, egal was man sich wünscht. Leider wissen wir nicht, wie wir unsere früheren Leben gelebt haben.
  • Pati + ichcha führt zu sama + uppāda: was man willig und gewohnheitsmäßig ergreift, wird auch am Ende der Existenz automatisch funktionieren.

 

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