Buddhist oder Bhauddhayā (Upāsaka)?

23.4.2022, überarbeitet

1. Die Begriffe „Buddhismus“ und „Buddhist“ wurden von englischen, französischen und deutschen Historikern im 19. Jahrhundert erfunden, als sie auf Buddha Dhamma in Indien und Sri Lanka stießen. Das Pali-Wort ist Upāsaka und das Sinhala-Wort ist Bhauddhayā.

  • Der Entdeckung der Asoka-Säulen in Indien folgte die Entdeckung der Pali-Literatur über Buddha Dhamma in Sri Lanka und anderen Ländern wie Burma und Thailand (zusammen mit übersetzten chinesischen Skripten). Es gab keine praktizierenden „Buddhisten“ oder buddhistische Literatur in Indien.

2. Hier sind zwei wichtige Punkte, die Grundlage der Begriffe sind:

  • Bis zu dieser Zeit hieß es Buddha Dhamma oder nur Dhamma bzw. „die Lehre des Buddha“.
  • Eine Person, die fleißig den vom Buddha gezeigten Pfad folgte, war ein Bhauddhayā (=bhava + uddha + = jemand der den Wiedergeburtsprozess stoppen will, d.h. das Leiden beenden will).

3. Heutzutage haben viele Menschen schonmal vom Buddha Dhamma gehört. Viele sind einfach nur froh, die Gebote zum moralischen Verhalten zu befolgen. Einige praktizieren Samatha-Meditation (z.B. Atem-Meditation), um dem Stress des modernen Lebens zu entfliehen. Das ist ein perfekt guter Ansatz, zumindest für den Anfang.

4. Jede Person versteht Buddha Dhamma anders, je nachdem wieviel sie vom „korrekten Dhamma“ gehört haben.

  • Die meisten Menschen haben die folgenden Missverständnisse: (1) Buddha Dhamma lindert körperliche Beschwerden, (2) Buddha Dhamma verschafft vorübergehende Linderung von psychischem Stress (wie in der Atem-Meditation).

5. Buddha wies auf zwei Formen des verborgenen Leidens hin, dessen sich die Menschen nicht bewusst sind:

  • Die unaufhörliche Not (pilana) bzw. Ablenkung/Verwirrung, die wir alle fühlen können (aber meist nicht wahrnehmen), ergibt sich aus Gier, Hass und Unwissenheit.
  • Unmoralische Taten, die wir aufgrund von Gier, Hass und Unwissenheit tun, werden in zukünftigen Wiedergeburten zu noch mehr Leiden führen (Geburt in einer Apaya).

6. Einige glauben nicht an den Wiedergeburtsprozess, sodass sie nicht wirklich den zweiten Punkt wahrhaben wollen.

  • Viele Menschen haben die Anfänge von Niramisa Sukha während eines Meditations-Retreats oder bei der regelmäßigen Meditation zu Hause erfahren. Sie erkennen jedoch nicht, dass Niramisa Sukha permanent sein kann. Siehe Buddhismus ohne Wiedergeburt und Nibbana?.
  • Nur wenn man beginnt die Anicca-Natur zu realisieren, wird man ein wahrer Bhauddhaya.

7. Ein Bhauddhayā beginnt die Sinnlosigkeit des Seins in allen 31 Reichen zu realisieren und irgendwann wird er/sie die erste Stufe von Nibbana erreichen.

  • Zu diesem Zeitpunkt hat man Niramisa Sukha dauerhaft gemacht, d.h. wenn man keine Meditation für den Rest des Lebens mehr macht, wird man sich trotzdem Niramisa Sukha bewahren.

8. Viele Menschen werden zunächst Buddhist, weil sie entweder den Wunsch haben mehr über die „weitere Welt“ zu lernen oder weil sie ein moralisches Leben und ein Gefühl von Glück suchen.

  • Wenn man aber wirklich dem Pfad des Buddha folgen will, muss man zunächst verstehen, was der Wiedergeburtsprozess ist und warum man diesen stoppen sollte

9. Es gibt keine Rituale um Buddhist bzw. Bhauddhayā zu werden. Wenn man  sich von der Weltanschauung des Buddha überzeugt und beginnt, die Sinnlosigkeit allen Strebens in dieser Welt zu erfassen, wird man zum Bhauddhayā im Sinne des Wortes.

  • Dann wird sich die eigene Persönlichkeit ohne Kraftaufwand langsam verändern. Man fängt an die Welt anders zu sehen und anders auf äußere Ereignisse zu reagieren. Es geht um die Veränderung der Wahrnehmung über diese Welt, d.h. es ist alles geistig.

Dhammo ha ve rakkati Dhammacari, d.h. „Das Dhamma führt und schützt den, der nach dem Dhamma lebt. Man wird mit der Zeit die Veränderung wahrnehmen. Die eigenen Vorlieben und Bindungen ändern sich zuerst.

 

 

Hinterlasse einen Kommentar