Mehr als 99% der unmoralischen Handlungen haben ihre Ursachen in micca Ditthi (falsche Sichtweisen). Siehe Was ist das einzige Akusala, was ein Sotapanna entfernt hat?. Daher ist es wichtig, micca Ditthi zu verstehen.
- Eine einfache, aber grundlegende Analyse falscher Ansichten finden Sie unter Falsche Sichtweisen (Micca Ditthi) – Eine einfache Analyse.
1. Wir haben alle unsere Ansichten über Dinge dieser Welt: Politik, Religion, Sport, Lebensstil, Essen usw. Und meistens macht es Spaß darüber zu reden und zu debattieren, wessen Ansichten die richtigen sind. Aber jeder von uns hat Ansichten, die auf einem begrenzten Wissen von nur einem Bruchteil dieser Welt basieren.
- Ein guter Weg herauszufinden, ob eine Sicht besser ist als eine andere, besteht darin zu untersuchen, ob diese Sicht mehr Einsicht bietet UND mehr Erklärungskraft über die Welt hat.
- In der Tat ist das der einzige Weg. Weil jeder einfach sagen kann: „Meine Sichtweise ist besser als deine„.
2. Wenn ich mich auf Ditthi bzw. falsche Sichtweisen beziehe, sind dies die falschen Ansichten bzgl. des Buddha und seinem Dhamma. Ditthi bedeutet „Sichtweise“, aber in der Pali-Literatur ist es üblich, statt „micca ditthi“ nur „ditthi“ zu schreiben. Es ist wichtig, die „richtige Sichtweise“ zu haben, weil wir andernfalls falsche Entscheidungen treffen. Das kann sehr schlechte Ergebnisse für Milliarden Jahre einbringen. Um richtige Entscheidungen zu treffen, müssen wir „das ganze Bild sehen“ bzw. die Weltanschauung des Buddha.
- Natürlich hat man das Recht seine eigenen Ansichten zu haben. Es ist nur so, dass nach Buddha Dhamma bestimmte Ansichten nicht nur falsch sind, sondern zu katastrophalen Ergebnissen führen. Entweder akzeptiert man diese Tatsache oder man lehnt sie ab. Man sollte erst das „große Bild“ des Buddha betrachten und DANN entscheiden, ob es Sinn macht oder nicht. Zuerst wollen wir sehen, warum man diesen Blick auf das große Bild überhaupt haben sollte.
3. Wenn man kein klares Gesamtbild hat, trifft man schlechte Entscheidungen. Zum Beispiel sieht ein Fisch die Schnur oder den Haken nicht, sondern nur den Wurm. Damit gerät er in Schwierigkeiten. Wenn er das ganze Bild sehen würde (mit Schnur und Haken), könnte er erkennen, dass etwas falsch ist und er würde nicht versuchen den Wurm zu fressen. Wenn der Fisch den Angler an Land sehen würde, der die Angelrute hält, wäre das ein weiterer Hinweis. Aber der Fisch kann nur sein „Reich“ sehen. Genau so können wir nur „unser Reich“ innerhalb der größeren Welt mit 31 Reichen sehen. Wir sehen die Ebene des Leidens in den unteren Reichen nicht.
- Wir sind von Natur aus nicht in der Lage, das „ganze Bild“ zu sehen, weil unsere Sinnesfähigkeiten von unserem Kamma gebildet werden, um nur einen Teil der Welt zu erkennen. Deshalb können wir uns dieses ganze Bild nicht einmal vorstellen, egal wie schlau wir sind. Es braucht einen ganz besonderen, sehr reinen Geist, um das ganze Bild zu sehen: den Geist eines Buddha. Siehe Macht des menschlichen Geistes – Einführung und nachfolgende Texte.
4. Der Buddha beschrieb dies im Gleichnis vom „Elefanten und den sechs Blinden“. Jeder Blinde spürt oder erkundet einen anderen Teil des Elefanten und hat daher seine Ansicht, was ein Elefant ist: Der eine untersucht den Schwanz und meint, der Elefant sei wie ein Seil, ein anderer untersucht das Bein und sagt, der Elefant sei wie eine Säule, usw.
- Die Person, die den Schwanz untersucht, ist sich sicher, dass der Elefant wie ein Seil ist, „weil ich weiß, was ich erlebe, du kannst mir nicht sagen, dass es nicht wie ein Seil ist“. Er bemerkt einfach nicht, dass der Schwanz nur ein Teil des Ganzen ist.
5. Bis ein Buddha auf diese Welt kommt, kann jeder Mensch nur einen kleinen Teil des Gesamtbildes sehen. Wie das kleine Mädchen im Video den ganzen Elefanten sehen kann, kann nur ein Buddha das ganze Bild der Welt sehen.
- Der Mathematiker Kurt Gödel bewies dies mathematisch in seinem Unvollständigkeitssatz, der besagt, dass es nicht möglich ist, die vollständige Wahrheit eines geschlossenen Systems innerhalb dieses Systems zu entdecken. Siehe Gödels Unvollständigkeitssatz. So wird die Wissenschaft NIEMALS in der Lage sein, eine GESAMTE Reihe von Gesetzen über die Natur zu entdecken. Sie kann nur Teile entdecken. Die bisher freigelegten Teile sind konsistent mit Buddha Dhamma.
6. Gemäß dem Buddha sind Ditthis so: Manche Leute sagen, es gibt einen Wiedergeburtsprozess, und manche sagen, das sei Unsinn. Manche sagen, wenn wir sterben, gehen wir entweder in die Hölle oder in den Himmel. Manche sagen, die Dinge existieren wirklich dauerhaft, und andere sagen, alles sei nur Illusion. All dies sind Ditthis, weil keine dieser Sichtweisen zum GANZEN BILD passt. Keine von diesen kann die Launen des Lebens erklären. Siehe Launen des Lebens und der Weg gute Geburten zu suchen.
- Zum Beispiel können wir nur zwei der 31 Reiche sehen: Tier- und Menschen-Reich. Wir sind uns nicht bewusst, dass die meisten Wesen in den unteren vier Reichen gefangen sind, wo es viel mehr Leid gibt, als wir im Menschenreich sehen können. Wir erkennen nicht, dass unmoralischen Taten aus diesem Leben UND aus den vergangenen Leben (die uns nicht bewusst sind) zur Wiedergeburt in diesen unteren Reichen führen. Das ist das Kamma-Gesetz, ein weiterer Teil des „großen Bildes“. Es gibt Hinweise auf Wiedergeburt. Siehe Hinweise auf Wiedergeburt.
7. Buddha-Dhamma kann man nicht vollständig verstehen, ohne das „große Bild“ von einem Buddha oder einer edlen Person gelernt zu haben. Jetzt, wo der Buddha nicht mehr lebt, gibt es viele „Versionen“ von Buddha Dhamma. Die Frage ist, wie wir herausfinden, welcher Version wir vertrauen können. Der Buddha gab eine Lösung für dieses Problem: Findet die Version, die die folgenden Bedingungen erfüllt:
- Alle Aspekte sollten mit Sutta und Vinaya (und somit Abhidhamma) übereinstimmen. Diese wurden ca. 500 Jahre lang mündlich übertragen und dann vor etwa 2000 Jahren im Pali Tipitaka niedergeschrieben.
- Alle drei Beschreibungen im Tipitaka (Sutta, Vinaya, Abhidhamma) müssen miteinander übereinstimmen.
8. Diese zweite Voraussetzung ist es, Fehler in der (besonders mündlichen) Übertragung aus der Zeit des Buddha zu erfassen. Es muss berücksichtigt werden, dass alle drei Teile für eine einfache mündliche Übertragung formuliert wurden. Ich kenne mehrere Sutta auswendig, die ich als kleiner Junge lernte. Sie wurden so formuliert, dass sie sich leicht abrufen lassen. Es gab verschiedene Gruppen von Bhikkus, denen die Verantwortung für verschiedene Abschnitte während der Zeit der mündlichen Übermittlung oblag. Siehe Bewahrung des Dhamma.
9. Viele Versionen des heute praktizierten „Buddhismus“ bestehen den obigen Test nicht. Alle Mahayana-Versionen stehen in krassem Widerspruch zu den Lehren im Tipitaka. Einige Schlüsselkonzepte, die im Theravada gelehrt werden, stimmen auch nicht mit dem Tipitaka überein. Siehe Warum ist es wichtig, das reine Buddha-Dhamma zu finden?
- Sobald man die Schlüsselkonzepte findet, die konsistent sind, kann man leicht herausfinden, was Ditthis sind und was nicht.
10. Wichtig ist zu erkennen, dass Ditthis etablierte Sichtweisen über die Welt sind (eine Sicht, die man nicht mal im Ansatz überdenken würde), die mit Buddha Dhamma inkonsistent sind. Nehmen wir ein paar Beispiele:
- Zwei gute Beispiele sind die zwei Sichtweisen von „es gibt ein Selbst“ und „es gibt kein Selbst“. Siehe Ditthi (falsche Sichtweise), Samma Ditthi (korrekte Sichtweise). Beides sind falsche Sichtweisen gemäß Buddha: es gibt nur einen sich ständig verändernden Lebensstrom, der sich nach dem Prinzip Ursache-Wirkung entwickelt (Paticca Samuppada). Siehe Was reinkarniert? – Konzept eines Lebensstroms.
- Ein anderes Ditthi ist, dass es keinen Wiedergeburtsprozess gibt oder dass es einen Wiedergeburtsprozess gibt, aber wir niemals als Tier wiedergeboren werden, weil wir in diesem Leben nichts Schlechtes getan haben. Das ist nur Glaube, es gibt keine stützenden Beweise zur Bestätigung. Auf der anderen Seite kann Buddha Dhamma mit z.B. Wiedergeburtsprozess, Kamma-Gesetz, Paticca Samuppada und anderen Schlüsselbegriffen wie Tilakkhana oder Gandhabba ALLES erklären, was wir erleben. Es muss verstanden werden, dass alle diese Puzzlestücke da sein müssen, um das ganze Bild zu vervollständigen
11. Wir klammern uns an Ditthis, die mit den Gesetzen der Natur unvereinbar sind. Sobald man die Botschaft eines Buddha hört, sollte man zumindest die Glaubwürdigkeit dieser Botschaft untersuchen, indem man sich die Beweise ansieht, die er präsentiert hat. Letztlich muss man die Entscheidung treffen, Buddhas Botschaft anzunehmen oder nicht. Darum kann man keinen anderen erlösen. Es geschieht alles im eigenen Geist.
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- Lassen Sie mich ein Beispiel geben, wie begrenzt unser Weltbild noch vor 200 Jahren war. Die Menschen glaubten, dass die Erde der einzige Planet sei, der von der Sonne umkreist wird. Als der Buddha vor 2500 Jahren sagte, dass es unzählige Weltsysteme mit anderen Sonnen und Monden gibt, dachten die Leute auch, dass dies eine verrückte Idee sei. Aber es gibt viele Ditthis, die sich in den letzten 100 Jahren als falsch herausstellten.
12. Einige dieser Ansichten sind tief verwurzelt und nicht einfach loszuwerden. Die Hauptsache ist, NICHT festzuhalten an Sichtweisen, die der Buddha Ditthi nannte: „Ich weiß, dass dies wahr ist, und nur das.“ Sogar ein Sotapanna mag nicht völlig überzeugt sein, dass es zum Beispiel arupa Loka gibt, aber er hat dies nicht ausgeschlossen. Er hat somit kein Ditthi. Nur ein Arahant hat „vollständig“ Samma Ditthi.
- Wenn man Buddha Dhamma lernt, wird man mehr und mehr Vertrauen in die Weltsicht des Buddha haben und die falschen Sichtweisen loswerden. Da der Geist nicht gezwungen werden kann, irgendetwas zu akzeptieren, kommt diese „Veränderung der Sichtweise“ nur durch das Lernen des reinen Dhamma und durch die verbesserte Lebenserfahrung. Der Geist wird gereinigt. Siehe Die Bedeutung der Reinigung des Geistes.
- Wir können nicht nach Belieben Teile von Buddha-Dhamma auswählen, wenn wir die Vorteile ernten wollen. Natürlich könnte man sich dafür entscheiden, mit Teilen des Buddha Dhamma zu „leben“, mit denen man vertraut ist. Der Buddha sagte, man solle seine Lehre nur akzeptieren, wenn sie Sinn macht. Um jedoch Sinn zu ergeben, muss man das gesamte Bild betrachten. Ansonsten ergeht es einem wie dem Blinden, der nur das Bein eines Elefanten untersucht und daraus schließt, der Elefant sei eine Säule.
13. Ditthi ist eines von 14 akusala Cetasika und gehört zu den Dasa Akusala. Siehe Zehn unmoralische Taten (Dasa Akusala) und Ditthi (falsche Sichtweise), Samma Ditthi (korrekte Sichtweise). Ditthi wurde vom Buddha in vielerlei Hinsicht beschrieben. Auf der Sotapanna-Stufe werden jene Ditthis, die zur Wiedergeburt in den Apayas führen, dauerhaft entfernt (Sakkaya Ditthi, Vicikicca, Silabbata Paramasa). Siehe Apayagami Citta vermeiden.
- Daher ist es wichtig zu erkennen, dass die Sotapanna-Stufe NICHT erreicht werden kann, bis niyata micca ditthi bzw. etablierte falsche Sichtweisen entfernt werden. Zum Beispiel sollte man nicht daran festhalten, dass es keinen Wiedergeburtsprozess gibt. Man sollte zumindest offen bleiben.
- Micca Ditthi ist die falsche Wahrnehmung von nicca, sukha, atta, d.h. dass die Dinge langfristig zur eigenen Zufriedenheit aufrechterhalten werden können, somit dauerhaftes Glück entsteht, und dass es sinnvoll ist, in dieser Welt mit 31 Reichen zu bleiben. Man erreicht die erste Stufe von Samma Ditthi, wenn man anicca, dukkha, anatta bis zu einem gewissen Grad auf der Sotapanna-Stufe versteht.
14. Der Buddha sagte, dass sein Dhamma schwer zu verstehen ist. Es ist nicht wie irgendetwas, was jemand zuvor gelehrt hat, außer ein vorheriger Buddha: Es ist „pubbe anunussetu dhammesu“ bzw. „Ein Dhamma, das zuvor nicht gehört wurde“. Deshalb war der Buddha kurz nach seiner Erleuchtung beunruhigt, ob er in der Lage sein wird, dieses schwierige Dhamma normalen Menschen beizubringen. Es bedarf einer echten Anstrengung, diese Botschaft anzunehmen. Eine Beschreibung der 10 micca Ditthi findet sich unter Drei Arten von Ditthi, achtfache Pfade und Samadhi und in den Tabellen.