Assada, Adinava, Nissarana – Einführung

1. Zuerst die Aussprache der drei Wörter:

2. Es gibt zwei Hauptkategorien von „Vergnügen“, die man erlebt: (i) Vergnügen aufgrund von Kamma Vipāka, und (ii) vom Geist gemachte „Vergnügen“, wenn wir mehr Váci Sankhara generieren (Denken/Sprechen mit sich selbst), während wir die Erfahrung aus (i) erinnern. 

  • Zum Beispiel erzeugt das Essen von einem Stück Kuchen ein „gutes Gefühl“ über den Geschmack selbst. Das gehört zur ersten Kategorie und ist Kamma Vipāka. Damit wird kein neues Kamma erzeugt. Siehe Avyākata Paticca Samuppada für Vipaka Viññāna.
  • Aber wenn wir „auf den Geschmack kommen“ und darüber nachdenken, wie gut der Kuchen schmeckt und uns nach mehr sehnen, generieren wir Váci Sankhara und erzeugen neues Kamma. Diese zweite Art wird als Assada bezeichnet.

3. Daher sind Assada im Grunde „vom Geist gemachte Vergnügen“, d.h. nur die zweite Kategorie.

  • Die Vergnügen der Kategorie (i) entstehen AUTOMATISCH durch Sinneseindrücke. Sie entstehen aufgrund von Kamma Vipāka über Mano Sankhara. Mano Sankhara sind definiert als Vedanā und Sanna, die in jedem Citta entstehen.
  • Basierend auf diesen ersten Gefühlen starten wir vielleicht Váci Sankhara (Sprechen zu uns im Stillen, was Vitakka/Vicara ist, dann folgt Sprache mit dem Mund) und dann Kāya Sankhara (körperliche Handlungen). Wir haben die Kontrolle über Váci und Kāya Sankhara und das ist der Schlüssel, das verunreinigte Gathi zu ändern.
  • Váci Sankhara bedeutet Sprechen mit dem Mund, aber auch „Sprechen im Geist“.

4. Kamma Vipaka können wir nicht stoppen. Zum Beispiel wird auch ein Arahant die Süße von Zucker oder die Salzigkeit von Salz schmecken. Aber er/sie wird nicht daran haften und Vergnügen der Kategorie (ii) erzeugen.

  • Dieses Verlangen und anschließendes bewusstes Denken darüber sind Assada, welche die samsarische Reise verlängern.
  • Wir müssen also unterscheiden zwischen automatisch erzeugten Mano Sankhara (aufgrund von Vipāka) und dem bewussten Generieren von Vaci und Kāya Sankhara.

5. Nur das bewusste Erzeugen von Vaci und Kāya Sankhara führt zu zukünftigem Leiden (und auch zu Tapa bzw. „Hitze“ im Geist).

  • Wir werden „süchtig“ nach Dingen wie Drogen, Alkohol und sogar übermäßiges Essen, indem wir ständig darüber nachdenken. Wir neigen dazu, Erfahrungen aus der Vergangenheit zu erinnern und daraus zukünftige Erfahrungen zu kreieren. Das führt zu Váci Sankhara und später Kaya Sankhara.
  • So stärken wir „alte schlechte Gewohnheiten“ und erzeugen auch „neue schlechte Gewohnheiten“ bzw. entwickeln Gathi. Diese Gewohnheiten bzw. Gathi können also samsarische Gathi oder ganz neue sein.
  • Dieses wichtige Konzept über Gathi wird in der aktuellen Theravada-Literatur nicht besprochen, aber es erklärt viele andere Konzepte.

6. Je mehr wir solche „Geist gemachten Vergnügen“ (Assada) genießen, umso mehr etablieren wir das entsprechende Gathi. Zum Beispiel kann ein Alkoholiker immer wieder die Erfahrungen aus der Vergangenheit abrufen und somit Gathi für mehr Alkoholgenuss aufbauen. Dann wird es immer schwieriger, den Alkoholkonsum zu kontrollieren.

  • Das kann noch schlimmere Folge haben: das Gathi wird das, wonach man sich sehnt und treibt immer wieder neue Paticca Samuppada Zyklen an via Upadana paccayā Bhava. Man kann so einen PS-Zyklus nur im Geist starten, was dann Váci Sankhara und „Bhava eines Säufers“ erzeugt. Dann folgt das physische Trinken als Kāya Sankhara. Schon bald wird man ein Alkoholiker.
  • Adīnava bedeutet „schlechte Folgen oder Gefahren“. Was wir als „geistige Freuden“ (Assada) wahrnehmen, wird schlimme Folgen haben sowohl in diesem Leben als auch in zukünftigen Leben:  Im obigen Beispiel kann z.B. die nächste Geburt bei einer „alkoholsüchtigen Mutter“ passieren.

7. Das ist eine andere Art, die Erste Edle Wahrheit auszudrücken. Was ein normaler Mensch als somanassa wahrnimmt (suva + manasa oder „gute Gefühle im Geist“), ist tatsächlich Ursache für zukünftiges Leiden, aber nur wenn man anhaftet.

  • Beachten Sie den Unterschied zwischen einem leckeren Essen und der Anhaftung an solches Essen, dem Sehen einer schönen Landschaft und der Anhaftung an solche Landschaften, dem Hören angenehmer Musik und der Anhaftung an solche Musik, usw.
  • Schöne Dinge zu erleben ohne anzuhaften ist nicht leicht. Das wird erst mit der Anagami-Stufe erreicht und erfordert mehr Lernen und Kontemplation (Satipattana Bhavana).
  • Allerdings reicht es für die Sotapanna-Stufe aus, „mit Weisheit zu sehen“, dass Assada zu Adinava führen. Wird dieses Verstehen klar, verhindert man automatisch apāyagāmi Kamma, d.h. der Geist wird grobe Assada los.

8. Wenn man die schlechten Folgen (Adīnava) dieser Geist gemachten Vergnügen (Assada) versteht, hat man die Erste Edle Wahrheit, die Ursachen dafür, wie man die Ursachen beseitigt und auf welchem Weg verstanden, d.h. alle Vier Edlen Wahrheiten.

  • Das führt zum Ende der samsarischen Reise und heißt Nissarana (Ende der Carana oder Reise, nis + charana, reimt sich als Nissarana).
  • Aber es ist ein Schritt-für-Schritt-Prozess, der mit der Sotapanna Anugāmi Stufe beginnt und auf der Arahant-Stufe gipfelt.

9.  Es wird mehrere Texte brauchen, um das im Detail zu erklären. Letztlich hilft es beim Verstehen von Paticca Samuppada und bei der Satipattana/Anapana Bhavana.

  • Assada stehen im Zusammenhang mit Asava und Anusaya sowie mit Gathi.
  • Im Folgenden werden wir ein paar Beispiele betrachten, um Assāda,  Adīnava und  Nissarana  in einfachen Worten zu erklären.

10. Es gibt viele Dinge, welche schnelle Befriedigung bieten, aber langfristig schädlich sind. Ein gutes Beispiel ist Rauchen. Ein Raucher hat Genuss beim Rauchen. Darüberhinaus wird er/sie das Erlebnis immer wiederholen. Das ist Assada. Aber ohne Zweifel ergeben sich auf lange Sicht gesundheitliche Probleme.

  • Am Ende gilt das für alle Sinnesvergnügen. Aber keine Sorge, wir müssen nicht alles auf einmal aufgeben. In der Tat würde das zwanghafte „Aufgeben“ aller Sinnesfreuden nur zu Stress und Ärger führen. Unser Geist wird automatisch mehr und mehr „schlechte Dinge“ vermeiden, sobald wir Dhamma lernen und verstehen.
  • Das Verlangen nach schmackhaftem Essen ist ein weiteres Beispiel. Die meisten von uns können nicht die schlechten Folgen von übermäßiger Beschäftigung mit Essen sehen. Als Folge davon haben wir ein Problem mit Fettleibigkeit in den meisten westlichen Ländern. Dies bedeutet gesundheitliche Beschwerden und erhöhte Gesundheitskosten für alle. Doch viele Menschen beginnen Adīnava bzgl. der Essgewohnheiten zu sehen und bereiten deshalb Nissarana vor.
  • Alkoholgenuss, Drogenmissbrauch oder in schlechter Gesellschaft leben sind relativ leicht verständliche Beispiele.

11. Allerdings können wir systematisch die „Ursachen“ für alle diese Probleme verstehen, indem wir die Richtlinien des Buddha anwenden. Sobald wir die tatsächlichen Ursachen erkannt haben, können wir nicht nur „banale Probleme“ korrekt durchdenken, sondern auch langfristige Vorteile erkennen: Es ist die gleiche Argumentationslinie, die schließlich zu den vier Stufen von Nibbāna führt.

  • Obwohl sich Buddha Dhamma auf die „Beseitigung des langfristigen Leidens“ konzentriert, kann es auch helfen, „kurzfristiges Leiden“ zu beseitigen.
  • Als klares Beispiel kann man die Gesundheit buddhistischer Mönche anführen. Im Durchschnitt sind sie gesünder als die „Haushälter“ in buddhistischen Ländern. Sie rauchen nicht und essen auch nicht übermäßig.
  • Und man kann deutlich ihre „Freude im Herzen“ und die Ruhe des Geistes sehen, obwohl sie nur wenige Habseligkeiten besitzen und keine Befriedigung in Sinnesfreuden suchen.

12. Wenn man tief genug darüber nachdenkt, kann man erkennen, dass einige „Sinnesfreuden“ nicht so verschieden von Drogenkonsum sind. Sie erzeugen einen Ausbruch der Freude, führen aber unweigerlich zu schlechten Ergebnissen.

  • Wir suchen Sinnesfreuden, weil wir nicht den Wert eines ruhigen, friedlichen Geistes realisiert haben. Man versteht nicht den Wert eines „neutralen Geistes“ (upekkhā), bis man erlebt. Wir erkennen nicht den „unaufhörlichen Stress“, bis wir ihn reduziert haben.
  • Der Geist ist ständig unter Stress auf der Suche nach Sinnesfreuden. Das haben wir in zahlreichen früheren Geburten schon getan. Deshalb ist es so schwer, negative Folgen zu sehen.

13. Im Sambhōdhi Vagga des Anguttara Nikāya gibt es mehrere Sutta zu Assada, Adīnava, Nissarana. Die Pubbeva Sambodha Sutta (AN 3.103) bietet eine knappe Erklärung:

“..ko nu kho loke assādo, ko ādīnavo, kiṃ nissaraṇan’ti? Tassa mayhaṃ, bhikkhave, etadahosi: ‘yaṃ kho lokam paṭicca uppajjati sukhaṃ sōmanassaṃ, ayaṃ loke assādo. Yaṃ loko anicco dukkho vipari­ṇāma­dhammo, ayaṃ loke ādīnavo. Yo loke ­chanda­rāga­vinayo ­chanda­rāgap­pahānaṃ, idaṃ loke nissaraṇan’ti..”.

Übersetzt : „..Was sind Assada, Adīnava und Nissarana in dieser Welt? Wenn man anhaftet (paticca) an Sukha/Somanassa, das ist Assada. Das führt zu Dhamma (das sind die Samen für zukünftiges Leiden, Kamma Beeja) mit Anicca, Dukkha und Viparināma Natur, und das heißt Adīnava. Das Entstehen solcher Dhamma kann gestoppt werden, indem man die Tendenz zu Sinnesfreuden begrenzt (chandarāgavinayo) und sich somit von Verlangen nach Sinnesfreuden befreit (chandarāgappahānaṃ)  ..“.

  • Sukha sind „körperliche Freuden“ und Somanassa sind „Geistesvergnügen“.
  • In dieser Sutta sagt der Buddha, dass er nicht in der Lage war, die Buddhaschaft zu erlangen, bis er die Notwendigkeit erkannte, die Gefahren in Sinnesvergnügen zu sehen, und fleißig daran zu arbeiten, solche Verlangen auszulöschen.

14. Assada Sutta (AN 6.112) ist bemerkenswert, da sie Assada Ditthi mit Anicca Sanna verbindet:

Tayome, bhikkhave, dhammā. Katame tayo? Assādadiṭṭhi, attānudiṭṭhi, micchādiṭṭhi. Ime kho, bhikkhave, tayo dhammā. Imesaṃ kho, bhikkhave, tiṇṇaṃ dhammānaṃ pahānāya tayo dhammā bhāvetabbā. Katame tayo? Assādadiṭṭhiyā pahānāya aniccasaññā bhāvetabbā, attānudiṭṭhiyā pahānāya anattasaññā bhāvetabbā, micchādiṭṭhiyā pahānāya sammādiṭṭhi bhāvetabbā. Imesaṃ kho, bhikkhave, tiṇṇaṃ dhammānaṃ pahānāya ime tayo dhammā bhāvetabbā”ti“.

  • Meditation über Anicca Sanna  führt zum Entfernen von Assada Ditthi. Das liegt daran, dass Geist gemachte Vergnügen (Assada) auf der falschen Wahrnehmung von Nicca Sanna beruhen, d.h. diese Sinnesvergnügen sind fruchtbar/sinnvoll/führen zu Glück….

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