Animisa Lōcana Bōdhi Poojā – Vorspiel für mehr Dankbarkeit

1. Die konventionelle Interpretation von Animisa Lōcana Bōdhi Poojā  ist, dass Buddha dem heiligen Bōdhi-Baum, der ihm Schatten spendete, als er die Erleuchtung erlangte, seine Dankbarkeit erwies. In der heutigen Literatur wird es so beschrieben, dass der Buddha die zweite Woche nach Erlangung der Erleuchtung damit verbrachte, den Bōdhi-Baum anzuschauen, ohne zu blinzeln – als ein Akt der Dankbarkeit gegenüber dem Baum, dass er während der Anstrengung zur Erlangung der Buddhaschaft von ihm beschützt wurde.

  • Es ist wahr, dass der Bōdhi-Baum ein besonderer Baum ist und viele einzigartige Eigenschaften hat, die wir hier nicht besprechen.
  • Aber es gibt keine Grundlage für die Interpretation, dass er den Bōdhi-Baum ansah, ohne auch nur zu blinzeln. Das Wort „animisa“ wird fälschlicherweise als „ohne zu blinzeln“ übersetzt. Was der Buddha jedoch in dieser Woche tat, stand im Zusammenhang mit seinen nachfolgenden Taten der Dankbarkeit.

2. Nimisa bzw. nimēsa ist ein Augenblick, und animisa bedeutet „ohne auch nur einen Augenblick innezuhalten“.  steht für die „lōkaya“ bzw. „Welt“, ca steht für „citta“ (Gedanken). Somit ist lōcana im Grunde Kontemplation, in diesem Fall über seinen langen Weg zur Buddhaschaft (bōdhi ist der „Weg zur Erleuchtung“, daher der Name 37 Bōdhipākshika Dhamma, wobei „pākshika“ für „relevant“ oder „verbunden mit“ steht. Die aktuelle Übersetzung lautet 37 Faktoren der Erleuchtung, was nicht allzu weit hergeholt ist).

  • Während Animisa Lōcana Bōdhi Poojā über 7 Tage ging der Buddha zurück, bis zu dem Zeitpunkt, wo er begann, die Voraussetzung für die Buddhaschaft zu erfüllen (pāramitā), d.h. er scannte die Aufzeichnungen in seinem Geist (nāma gotta) aus früheren Leben, um zu sehen, wer ihm während dieser ganzen Zeit geholfen hatte.
  • Aufzeichnungen der erlebten Vergangenheit bleiben im Grunde für immer intakt. Siehe Nāmagotta, Bhava, Kamma Bīja und Mano Loka (Geist-Ebene).
  • Nachdem er den Ort des Bōdhi-Baumes verlassen hatte, verbrachte er die ersten Jahre (und auch spätere Zeiten) damit, diejenigen ausfindig zu machen, die ihm während dieser ganzen Zeit geholfen hatten, und er half ihnen, Nibbāna zu erlangen.

3. Es wird gesagt, dass der Bōdhisatta ein sāra asenkkheyya kappa lakhayak brauchte, um die Voraussetzungen (pāramitā) zur Erlangung der Buddhaschaft zu erfüllen. Siehe Unterschied zwischen Wunsch und Entschlossenheit.

Es gibt vier asenkkheyya Kappā innerhalb eines mahā Kappa und lakhayak steht für „100.000“. Aber Menschen leben nur während eines asenkkheyya Kappa in Kāmalōka und während der anderen drei asenkkheyya Kappā werden Kāmalōka und einige der tiefer liegenden Rūpalōkā zerstört und später neu geformt.

  • Bei der Berechnung der Pāramitā-Zeit dauert asenkkheyya kappa lakhayak also tatsächlich die Zeit eines mahā Kappa. Ich habe noch nicht sicher herausgefunden, was „sāra“ bedeutet, auch wenn ich auf einige Schätzungen gestoßen bin. Demnach betrug die Zeit zur Erfüllung der Pāramitā eine Zahl (sāra) von hunderttausend mahā Kappā.
  • Es gibt jedoch andere Daten, die eine Vorstellung vermitteln, wie lange das ist. Gemäß dem Tipiṭaka gab es 512.000 Buddhas, die während der Pāramitā-Zeit des späteren Buddha Gotama in der Welt erschienen.
  • In den vergangenen 31 mahā Kappā gab es nur 7 Buddhas, und mit dem Maithreya-Buddha, der voraussichtlich vor dem Ende dieses mahā Kappa erscheinen wird, wären es 8 Buddhas in diesen 31 mahā Kappā. Wenn wir also annehmen, dass ungefähr alle vier mahā Kappā ein Buddha erscheint, dann würde die Zeit, die unser Bōdhisatta brauchte, um die Pāramitā zu vollenden, ungefähr zwei Millionen mahā Kappā betragen! Wenn wir ein mahā Kappa als etwa 30 Milliarden Jahre ansehen (siehe Saṃsārische Zeitskala), dann wäre die Pāramitā-Zeit etwa 60 Billionen Jahre!
  • Unabhängig von der tatsächlich benötigten Zeit kann man davon ausgehen, dass es wirklich unvorstellbar lang ist. Obwohl der neue Buddha ununterbrochen arbeitete (animisa), benötigte er ganze sieben Tage, um diese Zeitspanne abzurufen (also Nāmagotta zu „scannen“). Natürlich hatten viele der Schlüsselpersonen in mehreren Leben in irgendeiner Weise mit dem Bōdhisatta Kontakt.

4. Als der Buddha sieben Wochen nach Erlangung der Buddhaschaft den Bōdhi-Baum verließ, begann er sofort damit, seine „Schulden“ zurückzuzahlen.

5. Es wird gesagt, dass er zuerst Schulden bei seinen letzten „Lehrern“ zurückzahlen wollte: Alara Kalama und Uddaka Ramaputta. Unglücklicherweise waren beide kurz zuvor gestorben und beide waren in Arūpalōka wiedergeboren (beide hatten anāriya arūpa Jhānā kultiviert). In Arūpalōka haben die Wesen weder Augen noch Ohren und sind daher nicht in der Lage, Buddha Dhamma zu lernen. Daher konnte ihnen der Buddha nicht helfen.

  • Als nächstes dachte er an die fünf Asketen (Kondanna, Bhaddiya, Vappa, Mahānāma und Assaji), die sich um ihn gekümmert hatten, während er sechs Jahre lang Entbehrungen praktizierte. Diese fünf Asketen waren es, zu denen der Buddha die erste und zweite Lehrrede im Hirschpark von Isipathana hielt: Dhammacakkappavattana Sutta und Anatta Lakkhana Sutta. Sie alle wurden nach diesen beiden Reden Arahants.
  • Dann suchte der Buddha Yasa, den Sohn eines wohlhabenden Brahmanen, der in der Nähe lebte, predigte ihm das Dhamma und Yasa sowie 54 seiner Freunde wurden Bhikkhus und erlangten bald die Arahantschaft.

6. Viele, die dem Bōdhisatta bei seinen Bemühungen halfen, hatten auch Pāramitā erfüllt, um später Hauptschüler des Buddha zu werden. Sie selbst hatten in früheren Leben auf die Befreiung (Nibbāna) hingearbeitet.

  • Deshalb waren die meisten von ihnen in der Lage, Stufen von Nibbāna in kurzer Zeit zu erlangen.
  • Auch heutzutage ist es für einige Menschen leichter als für andere, weil sie sich schon in der Vergangenheit bemühten. Daher sollte man sich nicht in seinen Anstrengungen entmutigen lassen. Sie werden sich mit der Zeit auszahlen.

7. Als der Buddha Isipathana verließ, gab es also 60 Arahants in seinem Sāsana. Nachdem er sie in verschiedene Richtungen geschickt hatte, um seine Botschaft der Befreiung zu verbreiten, machte sich der Buddha selbst auf den Weg nach Uruvela, um die drei Kassapa-Brüder und ihre Anhänger zu treffen, die ihn in zahlreichen Leben in der langen Vergangenheit begleitet hatten.

  • Auf dem Weg dorthin fing er 30 junge wohlhabende Männer ab, die nach einer Frau suchten, die sie ihrer Wertsachen beraubt hatte. Auch das war keine zufällige Begegnung. Alle 30 hatten in früheren Leben Begegnungen mit dem Buddha und waren bereit, das Dhamma zu verstehen. Sie alle erlangten kurz danach Arahantschaft.

8. Nach seiner Ankunft in Urevala musste der Buddha viel Zeit und Mühe aufwenden, um die Kassapa-Brüder zu überzeugen. Sie waren Yōgis, die meinten, dass sie bereits die Befreiung erreicht hätten. Deshalb zögerten sie sehr, Buddha-Dhamma anzunehmen. Schließlich wurden sie Schüler des Buddha und alle 1000 erlangten die Arahantschaft, nachdem sie die Ādittasutta gehört hatten.

  • Dann reiste der Buddha mit diesen 1000 Arahants nach Rajagaha, der Hauptstadt des Königreichs Magadha. König Bimbisara wurde Sōtapanna und bot dem Buddha sein erstes Kloster an, den Bambushain in Rajagaha.

9. Während der Buddha im Bambushain verweilte, trafen die zwei Brahmanen Upatissa und Kolita den Thero Assaji (einen der fünf Asketen) und wurden Sōtapannas, nachdem sie einen einzigen Vers von ihm hörten. Dann trafen sie den Buddha und baten darum, Bhikkhus zu werden. Sie erlangten innerhalb von zwei Wochen die Arahantschaft.

  • Upatissa und Kolita wurden dann die beiden Hauptjünger des Buddha: Sariputta und Moggallana.

10. Dann machte sich der Buddha, begleitet von den Bhikkhus, auf den Weg nach Kapilavatthu, dem Königreich seines Vaters. Hier konnte er zahlreichen Menschen helfen, die in der Vergangenheit in vielen Leben mit ihm zusammen waren.

  • Übrigens sind diejenigen einander verpflichtet, die in dieselbe Familie geboren werden und gemeinsame Verwandte und Freunde haben. Daher sind die Verpflichtungen meist in dieser Reihenfolge. Natürlich ist man seinen Eltern am meisten schuldig.
  • Damit hier keine falsche Botschaft vermittelt wird, soll damit nicht die gängige Praxis gebilligt werden, Familie und Freunden Vergünstigungen zukommen zu lassen, indem staatliche Mittel missbraucht werden, wie dies heute von einigen Politikern praktiziert wird. Man sollte nur Dinge geben, die man selbst besitzt.

11. So waren die ersten Jahre von Buddhas Wirken der Rückzahlung von Schulden gewidmet. Natürlich wussten weder der Bōdhisatta (bis er zum Buddha wurde) noch seine Helfer vorher, dass dies der Fall sein wird. Doch so funktioniert die Natur.

  • Es ist leicht zu erkennen, dass Menschen mit gleichen Interessen dazu neigen, zusammen zu bleiben, weil sie ähnliche Gati haben. Das ist ein tiefes Konzept, was uns schon oft begegnete.

12. König Suddhodana, der Vater von Prinz Siddhartha, erlangte die Arahantschaft kurz vor seinem Tod, etwa fünf Jahre nach der Erleuchtung seines berühmten Sohnes.

  • Als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber seiner Mutter, die als Dēva im Tavatimsadēva Loka geboren wurde, predigte der Buddha seiner Mutter zusammen mit anderen Dēvas drei Monate lang ununterbrochen das Abhidhamma. Die Hauptthemen des Abhidhamma wurden dann vom Buddha dem ehrwürdigen Sariputta wiederholt, der anschließend mit seiner Gruppe von 500 Bhikkhus daran arbeitete, Abhidhamma Piṭaka zusammenzustellen, so wie wir es heute kennen.
  • Natürlich traten sowohl Prinzessin Yasodhara als auch Prinz Rahula in den Mönchsorden ein und erlangten ebenfalls die Arahantschaft.
  • Zahlreiche andere Verwandte wurden ebenfalls Mönche und erreichten verschiedene Stufen von Nibbāna.
  • Ein recht gutes Buch, was diese Chronologie darstellt, ist „The Life of the Buddha“ von Bhikkhu Nanamoli. Der Tipiṭaka selbst zeigt nicht die tatsächliche Chronologie der Ereignisse. Er ist nach anderen Kriterien geordnet.

13. Manchmal sind es nicht nur Helfer und Freunde, sondern auch Erzfeinde, die einander durch den Kreislauf von Samsāra folgen. Während fast alle anderen Verwandten des Buddha in der Lage waren, Nibbāna zu erlangen, gab es einige wenige, die ihren tief verankerten Hass auf den Buddha nicht überwinden konnten.

  • Beispiele sind Dēvadatta und König Suppabuddha, die Bruder bzw. Vater von Prinzessin Yasodhara waren. Beide endeten schließlich in der Niraya (Hölle), weil sie Böses gegen den Buddha taten.

 

 

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