Annantara und Samanantara Paccaya

1. Dies sind zwei wichtige Paccaya bzw. Bedingungen in Buddha Dhamma. Alles in dieser Welt geschieht aus Ursachen (hetu). Aber nur weil es Ursachen gibt, sind die Wirkungen nicht fix. Es müssen auch geeignete Bedingungen realisiert werden.

2. Darum ist Kamma nicht deterministisch. Siehe Was ist Kamma? – Wird alles durch Kamma bestimmt?. Hier werden wir die Gründe besprechen.

  • Wenn wir gute oder schlechte Taten begehen, wird das kammische Potenzial im Zusammenhang mit dieser Tat in einem Kamma Beeja gespeichert (Kamma-Samen). Die Frage nach dem „Speicherort“ wird noch beantwortet, aber jetzt muss man nur wissen, dass ein Kamma-Samen kein physischer Samen ist, sondern Energie oder Potential. Dieses Konzept wird hier erklärt: Sankhara, Kamma, Kamma Beeja, Kamma Vipaka.
  • Die Keimung eines Kamma-Samens ähnelt aber der Keimung eines physischen (Apfel-)Samens. Der Apfelkern hat das Potenzial einen Apfelbaum hervorzubringen, aber die Samen keimen nicht, bis geeignete Bedingungen vorliegen: Boden, Wasser, Sonnenlicht usw.
  • In gleicher Weise kommt Kamma Vipaka nur zum Tragen, wenn passende Bedingungen vorliegen.

3. Schauen wir nun auf die Annantara/Samanantara-Beziehung, wie im Patthana Dhamma beschrieben (Buch über „Bedingte Beziehungen“ in Abhidhamma):

  • An“ bedeutet „Nahrung“ oder in diesem Fall der Kamma-Samen. „Antara“ bedeutet „auf Lager“.
  • Damit bedeutet Annantara ein „Kamma-Samen auf Lager“ (auf Keimung wartend).
  • Sama“ bedeutet „gleich“ oder „ähnlich“. Damit bedeutet Samanantara (samaannantara) „passende Bedingungen“ für Annantara.
  • Daher gehören Annantara und Samanantara zusammen. Es muss Annantara vorhanden sein (eine Ursache bzw. gespeicherte Energie in einem Samen), damit Samanantara wirken kann. Auf der anderen Seite braucht es Samanantara (passende Bedingungen). Ist es nicht da, kann ein Kamma-Samen als Annantara keine Früchte tragen.

4. Hier ist ein Beispiel vom Buddha: Wenn man einen Acker vorbereitet, indem man den Boden pflügt, Wasser und Sonnenlicht verfügbar macht, ist damit Samanantara für den Samen gegeben. Wenn man aber keinen Apfel-Samen dazugibt (Annantara), wird auch kein Baum wachsen.

  • Hält man anderseits die Apfelsamen an einem kühlen, trockenen Ort, werden sie nicht keimen, d.h. Samanantara fehlt.
  • Nur wenn beide Bedingungen erfüllt sind, wird der Samen keimen und ein Apfelbaum wachsen.
  • Wenn man jedoch einen Apfelkern pflanzt, wird kein Mangobaum entstehen. Samanantara lässt als Wirkung nur das entstehen, was mit dem Samen übereinstimmt, also mit Annantara.

5. Ein Radiosender, der ein Radioprogramm ausstrahlt, kann als Annantara betrachtet werden: die „Samen-Energie“ steht überall im Sendebereich zur Verfügung. Aber man kann nicht ohne Radio das Programm hören. Auch muss das Radio auf die richtige Frequenz „abgestimmt“ sein. Wenn diese Bedingungen (Samanantara) erfüllt sind, kann man das Programm auch weit entfernt hören. Die Zeitverzögerung zwischen Senden und Empfang ist sehr kurz.

  • Kamma Vipaka kann als „unmittelbare Kommunikation“ betrachtet werden, um Wirkung zu bringen, wenn die Bedingungen stimmen. Alle kammischen Potentiale stehen im „unmittelbaren Kontakt“ mit uns über ein Konzept ähnlich dem der Quanten-Verschränkung: siehe Quantenverschränkung – Wir sind alle miteinander verbunden. So warten alle potentiellen Kamma-Samen als Annantara, um sofortige Wirkung zu bringen, wenn passende Bedingungen (Samanantara) vorliegen.

6. Mit Achtsamkeit können wir viele schlechte Kamma Vipaka vermeiden. Wir stellen einfach sicher, dass Samanantara nicht vorhanden ist. Nachts gehen wir nicht durch die unbeleuchteten Straßen berüchtigter Stadtviertel. Im Auto schnallen wir uns an. Das sind Vorkehrungen gegen schlechtes Kamma und das vermeidet entsprechendes Kamma Vipaka.

  • Auf gleiche Weise können wir gute Kamma-Samen zum Keimen bringen, indem für die passenden Bedingungen gesorgt wird. Um eine Prüfung zu bestehen oder einen guten Job zu bekommen, sollten wir hilfreiche Bedingungen schaffen, d.h. vor der Prüfung lernen, in guter Gesellschaft leben,  Informationen beschaffen usw.
  • Manchmal bekommt man auch unerwartet gute Ergebnisse, wenn die Kamma-Samen stark sind.

7. Aus unserer Vergangenheit bringen wir unzählige Kamma-Samen mit (gute und schlechte). Einige der Stärkeren tragen Früchte, egal was wir tun, vor allem die anantariya Kamma Vipaka.

  • Aber im Allgemeinen können wir mit Achtsamkeit (d.h. Verhindern passender Bedingungen) viele schlechte Kamma Vipaka vermeiden und durch Optimierung von Samanantara die guten Kamma Vipaka nutzen.
  • Ein besonders wichtiger Fall ist die Erziehung eines Kindes. Die Eltern und Lehrer haben eine große Verantwortung für die Bereitstellung guter Voraussetzungen für den jungen Geist. Insbesondere kann schlechte Gesellschaft und schlechte Lebensbedingungen ein junges Leben in die falsche Richtung lenken. In gleicher Weise fördern gute Freunde, ein angenehmes Lernumfeld, u.a. die Entwicklung zu einem verantwortlichen Erwachsenen.

8. Eine wichtige Querverbindung ist die Verknüpfung von Gathi mit ähnlichem Gathi, siehe Das Gesetz der Anziehung, Charakter (Gathi) und Verlangen (Asavas).

  • Wenn zum Beispiel eine Gandhabba auf eine geeignete Gebärmutter wartet, kommt Annantara-Samanantara Paccaya ins Spiel.  Hat die Person  in früheren Leben z.B. die Gewohnheit „Alkoholkonsum“ entwickelt, wird sie auch von einer Frau (Gebärmutter) mit ähnlichen Gewohnheiten angezogen, möglicherweise alkohol- oder drogenabhängig. Das Konzept der Gandhabba wird beschrieben in Manomaya Kaya und physischer Körper.
  • In ähnlicher Weise wird eine Gandhabba, die zuvor moralische Leben führte von einer Gebärmutter in moralischen Familien angezogen. Hier ist Samanantara für die Gandhabba eine Umgebung, die zu ihrem eigenen Gathi passt.
  • Doch egal wie und wo man geboren wurde, man kann das eigene „Schicksal“ ändern, indem man gute Bedingungen für gutes Kamma Vipaka schafft und keine Bedingungen für schlechtes Kamma Vipaka zulässt.

Eine wichtige Anwendung für Annantara-Samanantara Paccaya ist hier: Übertragung von Verdiensten (Pattidana) – Wie funktioniert das?.

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