Bewahrung des Dhamma

1. Buddhas Lehren wurden über 300 bis 400 Jahre meist mündlich weitergeben von einer Generation zur nächsten, bevor es vor ca. 2000 Jahren in Matale/Sri Lanka in umfassender Weise aufgeschrieben wurde.

  • Buddha Dhamma hat inhaltlich fast vollständig überlebt. Der Grund liegt im kompakten Format, geeignet für die einfache verbale Übertragung. In den meisten Fällen ist es eine Zusammenfassung in gekürzter Form; siehe Sutta – Einführung.
  • Heute enthält die vollständige Aufzeichnung von Buddhas Lehren 59 Bände im Palikanon (Tipitaka).

2. Die Diskurse des Buddha wurden in der Magadhi-Sprache gelehrt,  kondensiert und niedergeschrieben. Diese Schriftform wurde Pāli genannt. Aber Pāli hat keine eigene Schrift, sodass es mit Singhala-Schrift niedergeschrieben wurde.

  • Diese Tatsache liefert eine einfache Unterscheidungsmöglichkeit, um die Mahāyāna Literatur auszusortieren, die in Sanskrit geschrieben wurde und nie in Pāli. Also wurden alle Sanskrit Sutras von mahāyānischen Philosophen geschrieben.
  • Um die Wende des ersten Jahrtausends begannen die Übersetzungen des Tipitaka ins Chinesische und anschließend ins Tibetische. Damit kann man davon ausgehen, dass die Original-Manuskripte in Pāli die ursprünglichen Diskurse vom Buddha enthalten.

3. Heute ist es schwer (vor allem für Menschen aus dem Westen) zu ergründen, dass ein solches Maß an Genauigkeit durch mündliche Übertragung möglich war.

  • Allerdings müssen wir die Traditionen und auch die Entschlossenheit der Mönche über Hunderte von Jahren verstehen.
  • Auch heute gibt es Menschen, die große Teile des Tipitaka auswendig gelernt haben, vor allem in Myanmar (ehemals Burma). In Myanmar gibt es spezielle Prüfungen, um dieses Wissen zu testen; siehe TIPITAKADHARA Sayadaws OF MYANMAR (Burma) IN FIVE DECADES. Siehe auch Memorizing the Tipitaka.
  • Während der Zeit der mündlichen Übertragung gab es Gruppen von Bhikkhus, die Abschnitte des Tipitaka auswendig lernten (überlappend mit anderen Abschnitten). Dann kamen sie zu einem Sangāyanā  (Buddhistisches Konzil/Rat) zusammen und verglichen ihre Versionen um sicherzustellen, dass alle kompatibel sind.
  • Ein wesentlicher Grund für die Zusammenkunft zum Ersten Buddhistischen Konzil innerhalb von drei Monaten nach dem Parinibbāna des Buddhas war die notwendige Organisation des umfassenden Materials. Innerhalb der nächsten 200 Jahre wurden zwei weitere Räte abgehalten um die Lehre zu überprüfen und zu rezitieren. Der Tipitaka wurde mit drei Kategorien zum Abschluss gebracht (ti + pitaka oder „drei Körbe“).

4. Ein kritischer Punkt ist, dass eine Sutta in vielen Fällen eine gekürzte Fassung eines Diskurses ist. Zum Beispiel wurde ein Diskurs über einen langen Abend vermittelt. Stellen Sie sich vor, wie viele Seiten das schriftlich wären! Doch es wurde alles auf ein paar Seiten zusammengefasst. Das gleiche gilt für alle wichtigen Suttas. Sonst wäre es nicht möglich gewesen Tausende von Suttas zu übertragen.

  • Der Buddha lieferte die meisten seiner Reden in Māghadhi Sprache (māghadhi = maga+ adhi oder „Edler Pfad“). Der Tipitaka wurde in Pāli mit singhalesischer Schrift geschrieben. Pāli ist eine Version von Māghadhi geeignet für die Niederschrift mündlicher Diskurse in kompakter Form.
  • Jedes Paliwort wird mit viel Information verpackt und so wurden Kommentare (attha katha) geschrieben, um die Bedeutung wichtiger Pāli Wörter und die Schlüsselsätze in den Suttas zu erklären.
  • So ist der Tipitaka mit den Kommentaren zu verwenden. Pāli Suttas sollten nicht Wort für Wort übersetzt werden; siehe Sutta – Einführung.
  • Die meisten dieser Singhalesischen Kommentare wurden in der Anuradhapura Ära verbrannt; siehe Falsche Theravada Interpretationen – Historische Zeitleiste.
  • Glücklicherweise sind drei ursprüngliche Kommentare der Hauptschüler des Buddha (Sariputta, Kaccayana, usw.) im Tipitaka enthalten (im Khuddhaka Nikāya) und haben überlebt. Die aktuelle Wiederbelebung des reinen Dhammas durch die beiden Theros in Sri Lanka basiert zum Teil auf der Durchsicht dieser drei Dokumente (Patisambhidamagga, Petakopadesa und Nettippakarana).

5. Mit dem Verlust der meisten Kommentare und dem fehlenden Bekanntheitsgrad der obigen drei Kommentare begannen die Menschen, den Tipitaka Wort für Wort zu übersetzen. Das Problem verschlimmerte sich durch den zunehmenden Gebrauch der Sanskrit-Sprache um das erste Jahrhundert u.Z.

  • Zum Beispiel wurde anicca zuerst ins Sanskrit als „anitya“ übersetzt. Dann wurde dieses „anitya“ als singhalesische Übersetzung für anicca ANGENOMMEN. In ähnlicher Weise wurde anatta ins Sanskrit als „anāthma“ übersetzt und „anāthma“ wiederum als singhalesisches Wort für anatta angenommen. Dies hat in all den Jahren Millionen von Menschen daran gehindert, Nibbàna zu erreichen. Siehe Anicca, Dukkha, Anatta – Falsche Deutungen .
  • Der Buddha hatte das vorausgesehen und davor gewarnt, den Tipitaka zu übersetzen, insbesondere ins Sanskrit. Es gab zwei Brahmanen mit den Namen Tepula und Yameru, die Experten auf dem Gebiet der vedischen Texte waren. Sie wurden Bhikkhus und fragten den Buddha, ob sie die Suttas ins Sanskrit übersetzen sollen. Da ermahnte sie der Buddha, dass Sanskrit eine Sprache mit musikalischem Unterton sei und von hochmütigen Brahmanen stammt. Es war unmöglich, die wahre Bedeutung von Māghadhi Wörtern ins Sanskrit zu vermitteln (beschrieben in Chūllavagga Pāli, Vinaya Pitaka).
  • Ein weiteres Beispiel ist die Übersetzung von Paticca Samuppada ins Sanskrit als  Pratityasamutpada; siehe Paticca Samuppada – „pati+ichcha“ + „sama+uppäda“. Ich glaube, dass es nicht möglich ist, einige Schlüssel-Pāli-Wörter ins Sanskrit, Englische oder eine andere Sprache zu übersetzen, ohne die wahre Bedeutung zu verlieren. Deshalb halte ich mich besser an die ursprünglichen Worte und erkläre, was gemeint ist. Siehe  Annantara und Samanantara Paccaya.

6. Ein gravierendes Problem heutzutage ist der Versuch eine bestimmte Sutta Wort für Wort in eine andere Sprache zu übersetzen. So ist die Dhamma Cakka Pavattana Sutta auf ein paar Seiten übersetzt.

  • Deshalb sind die meisten der bestehenden Übersetzungen im besten Fall unzureichend und fehlerhaft in den meisten Fällen; siehe Sutta – Einführung.

7. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sogar bis ins 20. Jahrhundert der ganze Tipitaka auf speziell vorbereiteten Ola Blättern geschrieben wurde (Palmblätter). Diese verfallen über ca. 100 Jahre und so mußte der Tipitaka neu abgeschrieben werden. Auch wenn das ein sehr arbeitsintensiver Prozess ist (es sind etwa 59 große Bände in der modernen gedruckten Version des Tipitaka), hat es einen weiteren wichtigen Zweck erfüllt.

  • Die Singhalesische Sprache (Wort und Schrift) veränderte sich in den letzten 2000 Jahren. Die Notwendigkeit den Tipitaka alle 100 Jahre neu zu schreiben stellte sicher, dass die Änderungen der Singhalesischen Schrift berücksichtigt wurden; natürlich hat sich die Pāli Sprache nicht verändert.
  • Das folgende Video gibt eine Vorstellung davon, wie diese Blätter vorbereitet und welche Werkzeuge verwendet wurden um zu schreiben:

Ola Leaf Manuscripts

8. Kurz bevor die singhalesischen Kommentare verbrannt wurden, übersetzte und bearbeitete Buddhaghosa jene Kommentare zurück ins Pāli in seinem Visuddhimagga und anderen Büchern.

  • Obwohl er viele Fehler machte (wie z.B. Kasina Meditation einzubauen und Anāpanasati Bhavana  mit „Atem-Meditation“ zu ersetzen), behielt er die Worte anicca und anatta in der Pāli Version des Visuddhimagga bei. Siehe Buddhaghosas Visuddhimagga – eine fokussierte Analyse.
  • Damit geschah die falsche Übersetzung der Worte anicca und anatta lange vor ihm, wahrscheinlich im 1. bis 2. Jahrhundert u.Z.. Siehe Fehlinterpretationen von Anicca und Anatta durch frühe europäische Gelehrte.

Chronologie der Ausarbeitung von Buddha Dhamma geeignet für die Weitergabe

Das Folgende ist eine Zusammenfassung der technischen Details, die nicht für alle von Interesse sein werden. Es passt hier und dient der Vollständigkeit.

Kurz nachdem Buddha starb, wählte der ehrenwerte Mahakassapa, der de facto Chef des Sangha, fünfhundert Mönche aus (alles Arahants), um eine verbindliche Version der Lehren zusammenzustellen. Dieses Erste Buddhistische Konzil wurde drei Monate nach dem Parinibbāna des Buddha abgehalten, bei Rājagaha der Hauptstadt von Magadha. Cullavagga, eines der Bücher des Pāli Vinaya Pitaka, berichtet darüber, wie die authorisierten Texte auf dem Ersten Buddhistischen Konzil erstellt wurden: Auf der Grundlage der Rezitationen des ehrwürdigen Upali wurde der Vinaya Pitaka erstellt (Korb der Disziplin).  Der ehrwürdige Ananda rezitiert dann „Dhamma“, d.h. die Diskurse. Auf Grundlage dieser Rezitationen entstand der Sutta Pitaka (Korb der Diskurse). Der Ehrwürdige Ananda soll ein erstaunliches Gedächtnis gehabt haben und konnte alle Suttas vom Buddha auswendig vortragen. Abhidamma wurde von allen am Rat beteiligten Arahants zusammengetragen. Obwohl Teile des Abhidhamma bei dieser frühen buddhistischen Ratssitzung rezitiert wurden, dauerte es bis zum Dritten Buddhistischen Konzil, bis die endgültige Form fixiert wurde (Abhidhamma Pitaka).

  • Es war während des Dritten Konzils, dass die endgültige Fassung des Tipitaka (wie heute verfügbar) kompiliert wurde. Das Konzil vollendete den Abhidhammapitaka und fügte einige Bücher dem Khuddhaka Nikāya hinzu, zusätzlich zum Kathavatthu.

Die Zusammensetzung des Tipitaka ist wie folgt:

1. Der Vinaya Pitaka besteht aus fünf Bücher: Grobe Ordnungswidrigkeiten (Prajika Pāli), Ordnungswidrigkeiten (Pacittiya Pāli), Großer Abschnitt (Mahavagga Pāli), Kleiner Abschnitt (Culavagga Pāli) und Epitome des Vinaya (Parivara Pāli).

2. Der Sutta Pitaka besteht aus fünf Nikāyas: Digha Nikāya (Sammlung der langen Diskurse), Majjhima Nikāya (Sammlung der mittellangen Diskurse), Samutta Nikāya (Verbundene Diskurse), Anguttara Nikāya (Angereihte Diskurse) und Khuddaka Nikāya (Kleinere Sammlung).

3. Der Abhidamma Pitaka besteht aus folgenden sieben Büchern: Dhamma Sangani (Klassifizierung der Dhammas), Vibhanga (Das Buch der Analyse), Kathavatthu (Streitpunkte, dies wurde vom ehrwürdigen Moggaliputta Tissa auf dem Dritten Buddhistischen Konzil erstellt), Puggala Pannatti (Beschreibung der Personen), Dhatukatha (Diskussion mit Bezug zu Elementen), Yamaka (Das Buch der Paare) und Patthana (Das Buch der Beziehungen).

  • Alle diese 31 Bücher werden gemeinsam Tipitaka genannt (drei Körbe oder Palikanon).

Dieser auf dem Dritten Konzil abgeschlossene und vergrößerte Kanon wurde 29 v.u.Z.  im Aluvihara Kloster/Sri Lanka beim Vierten Buddhistischen Konzil niedergeschrieben. Das Material in Pāli wurde in singhalesischer Schrift geschrieben (Pāli hat keine eigene Schrift). Dazu nutzte man Palmblätter und ein Stilo (ein spitzes dolchartiges Instrument), um die Buchstaben in die weichen Blätter zu ritzen. Eine aus Beeren hergestellte Tinte wurde über die ganze Seite gerieben und dann vorsichtig entfernt, sodass nur die Vertiefungen die Farbe beibehielten. Es wird gesagt, dass der Tipitaka auch auf Goldblätter geschrieben wurde.

  • Es muss erwähnt werden, dass der Theravada-Buddhismus im ersten Jahrhundert u.Z. von Sri Lanka nach Burma und Thailand gebracht wurde und in den folgenden zwei Jahrhunderten in angrenzende Länder wie Laos und Kambodscha diffundierte. Dort überlebte es in seiner Reinheit bis auf den heutigen Tag. (In Kambodscha ermordete das Khmer-Regime in den 1970er Jahren die meisten Mönche und Buddha Dhamma starb dort praktisch aus).
  • Während der Sangha (mit Hilfe der meisten Könige) in Sri Lanka die Lehre mit Stolz und Ehre intakt hielt, durchlebte der Buddhismus in Indien, China, Japan und Tibet viele Veränderungen. In Indien verschwand er schließlich um 1200 u.Z.

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