Kanha/Sukka Kamma und Kammakkhaya

Kanha/Sukka Kamma dasselbe wie Pāpa/Puñña Kamma

1. Kanha (dunkel), sukka (hell) und kammakkhayāya Kamma sind wichtige Begriffe, die kurz in der Kukkuravatika Sutta MN 57 besprochen werden (in der Niddesa-Version). In diesem Text werden wir diese Begriffe klären. Die Sutta wird hier besprochen:  Kukkuravatika Sutta (Majjhima Nikāya 57) – Kammakkhaya. In weiteren Suttā aus dem Anguttara Nikāya werden auch die Begriffe geklärt: AN 4.232- AN 4.238.

  • Kanha und sukka Kamma sind nichts anderes als pāpa und puñña Kamma. Siehe Kusala und Akusala Kamma, Puñña und Pāpa Kamma.
  • Kanha bedeutet „dunkel“ und bezieht sich auf pāpa (schlechtes) Kamma. Sukka bedeutet „hell“ oder „weiß“ und bezieht sich auf puñña (gutes) Kamma. Der König der Götter wird Sakka genannt, weil er sukka (puñña) Kamma tut. Beides unterscheidet sich von kusala Kamma. Die Absicht spielt hier eine Rolle und ist entscheidend für den Weg zu Nibbāna.

Kammakkhayāya Kamma sind Kusala Kamma

2. Der Begriff kammakkhayāya Kamma bedeutet das gleiche wie kusala Kamma.

  • Kammakkhayāya Kamma bedeutet Kamma, was die Auswirkungen von bestehendem Kamma Vipāka aufhebt„. Wir sollten die wörtliche Übersetzung von „kammakkhaya“ nicht als „Beseitigung von Kamma“ auffassen.
  • Man beachte den Unterschied zwischen den Begriffen kammakkhayāya und kammakkhaya. Kammakkhaya wird erreicht, wenn man seinen Geist reinigt, indem man KammakkhayāyaKamma tut, was zu Kammakkhaya führt. Das sind kusala Kamma.

Kammakkhaya bedeutet die Kultivierung von Paññā

3. Hat man ein Kamma getan, wird diese Energie für eine lange Zeit bestehen, bis sie verbraucht ist. Aber man kann die BEDINGUNGEN ENTFERNEN, unter denen dieses Kamma sein Vipāka hervorbringen kann. Das ist mit kammakkhaya gemeint.

  • Zum Beispiel tötete Angulimala fast 1000 Menschen. Diese Taten schufen Kamma Bīja. Doch einige Wochen nach der Begegnung mit dem Buddha erlangte Angulimala die Arahantschaft. Zu diesem Zeitpunkt wurde sein Geist rein und er vermied jegliche Bedingungen für das „Keimen“ dieser Kamma Vipāka.
  • Samen, die Millionen von Jahren an einem kühlen, trockenen Ort liegen, werden schließlich zu „Blindgängern“ (d.h. sie können nicht mehr keimen).
  • Obwohl die Kamma Bīja von Angulimala bei seinem Tod potent waren, konnten sie nicht mehr keimen. Sie wurden zu Blindgängern. Das ist mit kammakkhaya gemeint.

Ohne Upādāna kann Kamma Bīja kein neues Bhava hervorbringen

4. Im Geist eines Menschen können verschiedene Kamma Bīja keimen. Ein durchschnittlicher Mensch kann viele Kamma Bīja für Wiedergeburt in den Apāyā haben, nur bedeutet das nicht, dass diese auch Vipāka bringen werden.

  • Ein reiner Geist wird schlechtes Kamma Vipāka nicht ergreifen (upādāna). Natürlich muss man physische Leiden des Körpers bis zum Tod ertragen.

Eine Analogie: Stellen Sie sich den Geist als Ball vor, an dem ein Haken befestigt ist. Die Größe des Hakens ist proportional zur Verunreinigung des Geistes.

  • Kamma Bīja sind dann Ringe in verschiedenen Größen: kleine Ringe für kleines Vipaka und große Ringe für großes Vipaka.

Wir werden auf diese Analogie zurückkommen.

Upādāna ist der Haken

5. Stellen wir uns einen hochgradig unreinen Geist vor (d.h. mit einem großen Haken dran). Dazu denken wir uns ein Gebiet mit einer großen Anzahl von Kamma Bīja verschiedener Größen (also viele Ringe unterschiedlicher Größe).

  • Der Haken wird sicher Ringe passender Größe einsammeln: Er kann weder zu kleine Ringe noch zu große Ringe aufnehmen.
  • Auf die gleiche Weise wird ein stark unreiner Geist große Kamma Bīja einsammeln. Ein weniger unreiner Geist wird nur kleinere Kamma Bīja aufnehmen.
  • Der Vorgang entspricht einem Geist, der Bhava (kamma bīja) ergreift, was dem eigenen Gati entspricht. Ein Mörder ergreift Höllen-Bhava (niraya), was einem „großen Ring“ entspricht. Er wird kein Bhava im Menschen- oder Deva-Reich ergreifen, was zu klein wäre, um am großen Haken zu halten.
  • Ein vollständig reiner Geist wird keine „Haken“ haben. Die Bedingungen dieses Geistes haben sich geändert.

6. Wenn man dem edlen Pfad folgt, wird der eigene „geistige Haken“ gemäß der Analogie kleiner. Paññā wächst dabei.

  • Man tut dies, indem man kusala Kamma tut. Kusala bedeutet, Verunreinigungen aus dem Geist entfernen (ku + sala, mit ku für „Verunreinigungen“ und sala für „entfernen“).
  • Ein kusala Kamma hat keinen direkten Einfluss auf bestehende schlechte oder gute Kamma Bīja. Der Geist wird nur reiner und der „geistige Haken“ schrumpft. Kammakkhaya ist also das Schrumpfen des „geistigen Hakens“.
  • Übrigens, das größte akusala Kamma ist Micchā Diṭṭhi.

Verminderung von Upādāna

7. Sogar vor der Sōtapanna Anugāmi Stufe kann der geistige Haken schrumpfen, aber nicht so stark. Natürlich werden die Kamma Bīja bzw. „Ringe“ fast gleich groß bleiben.

  • Wenn man die Sōtapanna-Stufe erreicht, wird der geistige Haken in einem einzigen Gedankenmoment (im Sōtapanna phala citta) drastisch schrumpfen, weil man die unfruchtbare und gefährliche Natur dieser Welt versteht, insbesondere die Gefahren der Apāyā.
  • Avijjā reduziert sich auch um Größenordnungen. Das ist für viele ein schwer zu verstehender Punkt. Aber das kann man erleben. Tage und Wochen nach dem Phala Citta wird man sein verändertes Verhalten wahrnehmen.
  • Der Geist eines Sōtapanna wird keine großen Ringe mehr fangen können, was starkem Kamma Bīja entspricht und Wiedergeburt in den Apāyā bewirkt.

8. Während man die Sakadāgāmi-, Anāgāmi-Stufen erreicht, wird der Haken weiter schrumpfen. Beim Arahant phala citta wird der Haken verschwinden, Avijjā wird vollständig entfernt und Paññā erreicht den Gipfel.

  • Kammakkhaya reduziert Āsava (bzw. Gati). Der Geist wird kein „schlechtes Bhava“ ergreifen.
  • Im Fall von Angulimala waren alle seine Ringe (einschließlich der großen) zum Zeitpunkt seines Todes vorhanden. Nur der Haken war verschwunden.

Kusala Kammā entfernt keine Kamma Bīja

9. Kammakkhayāya Kamma bzw. kusala Kamma entfernt keine Kamma Bīja. Es führt nur zu einem Geisteszustand, in dem bestehende Kamma Bīja kein Vipāka bringen können. Das ist ein SEHR WICHTIGER Punkt, den man verstehen muss.

  • Es basiert auf Anantara und Samanantara Paccaya.
  • Wenn man weiterhin kusala Kamma tut, wird die Weisheit (paññā) wachsen und man wird zunehmend die wahre Natur dieser Welt bzw. die Tilakkhana verstehen. Das bewirkt kammakkhaya über vier Stufen bis Nibbāna

10. Daher geschieht kammakkhaya auf verschiedenen Stufen.

  • Kamma Bija für Wiedergeburten in den Apāyā werden auf der Sōtapanna-Stufe effektiv zu Blindgängern. Auf dieser Stufe hat der Geist die Gefahren von apayagami Kamma klar verstanden.
  • Auf der Sakadāgāmi-Stufe werden alle Kamma-Samen für Wiedergeburt im Menschen-Reich zu Blindgängern. Man hat dann keine Zweifel mehr, dass der Besitz von Dingen, die Sinnesfreuden bereiten, unnötig und gefährlich ist.
  • Auf der Anāgāmi-Stufe werden alle Kamma-Samen für Wiedergeburt irgendwo in Kāmalōka zu Blindgängern. Nun weiß man „tief im Inneren“, dass Sinnesfreuden gefährlich sind.
  • Alle weiteren Kamma-Samen werden auf der Arahant-Stufe zu Blindgängern.

Puñña und Pāpa Kamma

11. Schauen wir auf die Bedeutungen von puñña und pāpa Kamma.

  • Es gibt sechs Ursachen, die Bhava (und damit Jāti) in den 31 Reichen entstehen lassen: lōbha (Gier), dōsa (Hass), mōha (Unwissenheit) und alōbha (Nicht-Gier), adōsa (Nicht-Hass), amōha (ohne Unwissenheit). Hierbei ist amōha nicht paññā (Weisheit). Es bedeutet auf der Grundstufe nur, dass man handelt, ohne moralisch blind zu sein.
  • Wenn man mit irgendeiner Kombination der drei „schlechten Wurzeln“ handelt (lōbha, dōsa, mōha), tut man pāpa Kamma bzw. kanha Kamma. Die Citta enthalten dann asōbhana Cetasika.
  • Wenn man mit irgendeiner Kombination der drei „guten Wurzeln“ handelt (alōbha, adōsa, amōha), tut man puñña Kamma bzw. sukka Kamma. Die Citta enthalten dann sōbhana Cetasika.

12. Puñña (sukka) Kamma erzeugt „gute Kamma Bija“ für Wiedergeburten in den guten Reichen (im Menschen-Reich und darüber). Sie können auch „gutes Vipāka“ während eines Lebens bringen.

  • Pāpa (kanha) Kamma erzeugt „schlechte Kamma Bija“ für Wiedergeburten in den schlechten Reichen (unterhalb des Menschen-Reichs bzw. Apāyā). Sie können auch „schlechtes Vipāka“ während eines Lebens bringen.
  • Wie im Text Kukkuravatika Sutta (Majjhima Nikaya 57) – Kammakkhaya gezeigt, gibt es auch Kamma, die dunkle und helle Ergebnisse bringen. Der Buddha nannte sie kanhasukka Kamma. Kanhasukka Vipāka verursachen sowohl gute als auch schlechte Vipāka in einigen Reichen (Menschen-, Deva- und Vinipata-Reiche).
  • Ein Beispiel ist, wenn man eine Schlange daran hindert, einen Frosch zu fangen. Man tut ein puñña Kamma, indem man das Leben des Frosches rettet, aber man tut auch ein pāpa Kamma, indem man die Schlange an ihrer Mahlzeit hindert.

Kusala/Puñña Kamma in den Apāyā unmöglich

13. In den Apāyā ist man nicht in der Lage, kusala Kamma zu tun und den „geistigen Haken“ zu schrumpfen. Wesen in den vier Apāyā-Loka sind unfähig, kusala Kamma zu tun. Sie sind auch kaum fähig, puñña Kamma zu tun.

  • Deshalb sollte man puñña Kamma tun und sich von pāpa Kamma fernhalten. Dann wird man mit guter Wahrscheinlichkeit in einem guten Reich geboren  und kann auf Nibbāna hinarbeiten.
  • Auch wenn puñña (sukka) Kamma zur Wiedergeburt in einem guten Reich führt, muss man kusala Kamma tun, um den „geistigen Haken“ zu schrumpfen.
  • Aber puñña Kamma schafft den notwendigen Hintergrund (āyu, vaṇṇa, sukha, bala, paññā; siehe Zwei Versionen der 37 Faktoren der Erleuchtung). Nicht alle Menschen haben das. Wenn jemand extrem arm, krank, von Unglück verfolgt ist, usw. , wird diese Person auch kaum die passende Geisteshaltung haben, um Buddha Dhamma zu verstehen.

14. Die obige Erklärung ist eine verkürzte (niddesa) Version der Kukkuravatika Sutta (MN 57). Patiniddesa bzw. eine detaillierte Analyse wird mit diesem Text und dem zugehörigen hier geliefert: Kukkuravatika Sutta (Majjhima Nikāya 57) – Kammakkhaya.

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