Was ist Samadhi? – Drei Arten von Achtsamkeit

1.  Samadhi (sama +adhi, wobei sama ‚gleich‘ bedeutet und adhi ‚Dominanz‘) bedeutet, dass das Objekt zur Priorität und der Geist darauf fokussiert wird. Wenn der Geist auf ein Objekt (arammana) fokussiert wird, übernimmt das Ekaggata Cetasika und hält den Geist daran fest.

  • So kommt man nicht nur zu Samadhi, sondern auch  in anariya Jhana via Atem-Meditation.
  • Man kommt zu Samadhi, egal auf was man sich fokussiert oder von was man absorbiert wird.
  • Achtsamkeit hängt von der Situation ab. Die Art der Achtsamkeit beim Autofahren unterscheidet sich von der Achtsamkeit beim Entwurf eines Gebäudes (oder beim Lesen eines Buches). Achtsamkeit um ein Jhana zu erreichen, ist wiederum völlig verschieden davon.

2. Es kann zahlreiche Arten von Samadhi geben. Hier unterscheiden wir drei Arten von Samadhi oder Achtsamkeit:

  • Momentane Achtsamkeit (khanika samādhi)
  • Zugangs-Achtsamkeit (upacara samādhi)
  • Absorptions-Achtsamkeit (appanā samādhi)

Lassen Sie uns jede Art getrennt besprechen.

3. Wir sollten immer die momentane Achtsamkeit oder khanika Samadhi haben. Hierbei wechseln wir häufig den Fokus von einem Objekt zum anderen basierend auf der Notwendigkeit.

  • Wir können momentane Achtsamkeit während des Tages verwenden, wenn wir aktiv sind. Wenn wir mit jemandem sprechen, sollten wir achtsam sein, was wir sagen. Je mehr man übt, wird man in der Lage sein, Rede durch Achtsamkeit zu kontrollieren. Es ist das gleiche mit jedem körperlichen Akt. Wenn wir die Straße überqueren, sollten wir den Verkehr bewusst wahrnehmen, usw.
  • Viele Menschen nehmen das falsch wahr und nutzen es als formale Meditation. Es ist irgendwie albern die „Gehmeditation“ zu tun, indem man sagt: „den Fuß heben“, „den Fuß senken“ usw. wie ein Roboter die Bewegungen durchzugehen. Hier ist Buddhas wahre Lehre durch äußere Einflüsse verlorengegangen.
  • Zum Beispiel müssen wir beim Autofahren auf die Straße und andere Fahrzeuge achten. Wir müssen ein Auge auf den Verkehr im Allgemeinen halten und darauf vorbereitet sein, Maßnahmen zu ergreifen. So ist es wichtig, fremde Gedanken aus dem Geist fernzuhalten (z.B. den Streit mit einem Kollegen oder Gedanken über den nächsten Kinobesuch). Der Fokus liegt also auf verschiedenen Aufgaben in optimaler Weise, um die Sache korrekt zu erledigen.

4. Die Zugangs-Konzentration (upacara samadhi) ist stärker konzentriert. Wenn wir ein Buch lesen, werden wir absobiert (wenn wir das Thema wirklich brauchen oder verstehen wollen). Wir können nicht über andere Dinge nachdenken, während wir lesen. Aber wir können die Buchseiten umblättern oder einen Verweis nachschlagen.

  • Auf der transzendenten (lokottara) Seite lauschen wir einem Dhamma-Diskurs oder lesen ein Dhamma-Konzept und kommen so zu Zugangs- Konzentration oder Upacara Samadhi. Lesen eines Dhamma-Konzepts zu einer ruhigen Zeit kann beruhigen. Wenn mit Verständnis und fokussiertem Geist  gelesen, kann man zu tieferem Samadhi kommen.
  • Jemand schreibt einen Programm-Code, ein Chirurg operiert im OP, ein Architekt entwirft ein Gebäude, ein Wissenschaftler denkt über eine neue Theorie nach, ein Geschäftsmann plant eine Geschäftsidee: all dies beinhaltet Zugangs-Konzentration (Achtsamkeit) und es sind weltliche Samadhi. Man kann auch eine Art Trance fühlen, wenn man wirklich in eine Aufgabe absorbiert wird.

5. Appana Samadhi oder Absorption in Achtsamkeit kann zu einem jhanischen Zustand führen. Hier braucht man einen ruhigen Ort, schließt die Augen und konzentriert sich auf nur ein Objekt.

  • In Ariya Meditationen, liegt der Fokus auf etwas im Zusammenhang mit Nibbana: es kann ein Dhamma-Konzept oder Nibbana selbst sein (z.B. Konzentration auf den Frieden durch Verwerfen von Sinnesfreuden, dazu muss anicca, dukkha, anatta verstanden werden). Ariya Metta Bhavana ist eine andere Möglichkeit.
  • In Anariya Meditationen ist dieses Objekt normalerweise ein Kasina oder der Atem oder das Heben/Senken der Bauchdecke.

6. Lassen Sie uns einige allgemeine Merkmale der drei Typen untersuchen.

  • Für jemanden mit Praxiserfahrung ist es möglich, schnell zu Appana Samadhi zu gelangen. So ist der Unterschied zwischen den drei Typen nicht in der Zeitskala zu finden, sondern liegt beim Ziel oder der aktuellen Situation.
  • Arbeits- oder Haushaltsunfälle passieren, wenn man die momentane Achtsamkeit verliert: man kann den falschen Schalter betätigen oder sich beim Gemüseschälen in den Finger schneiden.
  • Man kann für Stunden lesen und kriegt doch nichts in den Kopf rein, wenn der Geist wandert. Man kann stundenlang in Meditation sitzen und nicht zu Samadhi kommen, wenn der Geist wandert.

7. Bei all diesen drei Typen ist Achtsamkeit einfacher zu erreichen, wenn die fünf Hindernisse nicht den Geist bedecken. Siehe Schlüssel zur Beruhigung des Geistes – Die fünf Hindernisse.

  • Wenn man gierige oder hasserfüllte Gedanken hat (kamachanda und vyapada), ist es schwierig auch nur eine der drei Arten zu erreichen.
  • Wenn der Geist lethargisch ist (thina middha), wenn man unruhig ist (uddacca kukkucca), wenn man keine klare Vorstellung von der Aufgabe hat (vicikicca), dann kann eine einfache Aufgabe schwer lösbar und frustrierend werden.

8. Es hilft also ein moralisches Leben zu führen, d.h. die zehn unmoralischen Handlungen (Dasa Akusala) so weit wie möglich zu vermeiden. Und es zahlt sich aus Vorbereitungen zu machen.

  • Speziell für upacara und appana Samadhi sollte man sicherstellen, dass andere Aufgaben warten können, so dass die Meditation nicht unterbrochen werden muss. Einfache Dinge wie auf die Toilette gehen und nicht zuviel Essen, stellen sicher, dass man meditieren kann.
  • Vorbereitende Prozeduren wie Rezitation von Geboten oder Blumen und Weihrauch für den Buddha sind auch eine Möglichkeit um den Geist zu beruhigen. Wie wir später besprechen werden, hat das Erreichen von Citta Pasada  oder einem „freudigen Geist“ einen triftigen Grund.

9. Samadhi ist eigentlich der Endpunkt der Achtsamkeit (Sati).

  • Samadhi ist ein Synonym für das Ekaggata Cetasika (mentaler Faktor), d.h. Fokus haben. Man kann es kultivieren, indem man auf die richtige Weise achtsam ist, d.h. mit Samma Sati .

10. Schließlich ist es auch möglich zu Micca Samadhi zu gelangen, dem Gegenteil von Samma Samadhi. Ein Meisterdieb plant einen großen Raub oder ein Serienkiller plant einen Mord. Beides fokussiert und absorbiert den Geist auf eine unmoralische Tat.

  • So gibt es drei Arten von Samadhi nach Moralaspekten kategorisiert: Micca Samadhi und zwei Arten von Samma Samadhi, eine weltliche (um ein besseres Leben zu führen) und eine transzendente Version (mit Fokus auf Nibbana).

11. Wenn dieser Text mit Achtsamkeit gelesen und nicht nur überflogen wird, kann Upacara Samadhi entstehen. Wenn der Geist „vom Thema absorbiert“ wird, ist er in einem Zustand von Samadhi. Natürlich ist das nur möglich, wenn das Material für die Person interessant ist.

  • Wenn es richtig getan wird, geht der Puls runter und der Geist wird ruhig und friedlich während des Lesens. Manche Menschen haben sogar Magga Phala durch aufmerksames Hören von einem Dhamma-Diskurs erreicht.

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