Kayanupassana – Abschnitt zu Körperhaltungen (Iriyapathapabba)

1. Es gibt zwei austauschbare Bedeutungen für kaya: eine ist „Körper„, die andere ist alles, was zu Handlungen gehört (Kriya). In  Kayanupassana  ist die letztere allgemeiner. Dieser Abschnitt behandelt Körperhaltungen, ist aber auch mit allen Handlungen verbunden, die mit den sechs Sinnes initiiert werden. Dies wird deutlich, während wir uns durcharbeiten.

  • In Interaktion mit der Welt sehen wir Sichtbares (vanna) mit den Augen, hören Klänge (sadda) mit den Ohren, riechen Gerüche (gandha) mit der Nase, schmecken (rasa) mit der Zunge, spüren Berührung mit dem Körper (pottabba) und denken über Konzepte mit dem Geist nach (dhamma).
  • So sind sechs interne Kaya und sechs externe Kaya beteiligt, um die Welt zu erfahren. Wir stehen im Kontakt mit den internen Sinnesfähigkeiten (ajjhatta) und den zugehörigen sechs externen Entitäten (bahiddha), während wir eine der vier Hauptkörperhaltungen einnehmen (Sitzen, Stehen, Gehen, Liegen).

2. Wenn man auf dem Pfad beginnt, braucht man nicht an irgendetwas zu glauben, dass der Buddha (oder jemand anderes) über die wahre Natur der Welt sagte. Man kann mit dem einfachen Ziel rangehen, innere Ruhe zu finden oder eine gewisse Erleichterung vom täglichen Stress zu haben, d.h. zur Atäpi-Stufe zu gelangen.

  • Man kann sich den Geist offen halten, ob es Wiedergeburt gibt oder nicht, ob das Konzept von Kamma richtig ist oder nicht (natürlich sollte man sich nicht gleich dagegen aussprechen, das wäre „niyata Micca Ditthi“ und man würde keinen Fortschritt auf dem Pfad machen. Siehe Wie entscheiden wir, welche Ansicht falsch ist (Ditthi)?.

3. Der Buddha sagte, der Geist ist belastet mit Gier, Hass und Unwissenheit. Es ist nicht leicht, „die Wahrheit“ zu sehen (d.h. die Ignoranz bzw. Unwissenheit zu entfernen), da der Geist normalerweise durch starke Kombinationen aus Gier und Hass „bedeckt“ ist, d.h. durch Kamachanda (blind durch Gier) und Vyapada (extremer Hass).

  • Diese beiden, Kamachanda und Vyapada, sind die Hauptschuldigen, welche den Geist belasten, Stress erzeugen und das „innerliche Brennen“ bewirken. Wenn man mit Anstrengung jeden aufkommenden Gedanken von extremer Gier und Hass stoppt, kann man Erleichterung in Echtzeit erleben. Man muss nicht warten, bis sich die Folgen von Kamma „materialisieren“. Solche Vorteile wird es auch geben, aber man wird mehr unmittelbare Vorteile erleben.
  • Dies ist der Beginn der „Abkühlung“ bzw. Niramisa Sukha, wie im Artikel erklärt Drei Arten von Glück.

4. Wie im vorhergehenden Beitrag Satipattana – Einführung gesagt, disziplinieren wir zuerst unsere körperlichen Handlungen und Sprache, weil sie eine „Zeitverzögerung“ haben.

  • Man kann mit den konventionellen fünf Geboten beginnen. Ohne diese grundlegende Disziplin, kann man keinen dauerhaften Frieden im Geist erreichen, egal wieviel Zeit man mit Meditation verbringt.
  • Wenn man nur ein Gebot einhält (Töten, Stehlen, sexuelles Fehlverhalten, Lügen und „berauscht“ mit Alkohol, Drogen, Macht, Position, Ruhm), sollte man schon kurzfristig die Vorteile erleben können.

5. Danach kann man die Großen Acht  angehen (Töten, Stehlen, sexuelles Fehlverhalten, Lügen, „berauscht“ mit Alkohol, Drogen, Macht, …,Tratsch, Verleumdung, harte Rede) Siehe Grundlagen der Meditation.

6. Die Kayanupassana besteht aus sechs Abschnitten (pabba): Anapanapabba (Abschnitt über Anapana), Iriyapathapabba (Abschnitt über Körperhaltungen), Sampajanapabba (Abschnitt über Gewohnheiten), Patikulamanasikarapabba (Abschnitt über die Betrachtung von Körperteilen),  Dhatumanasikara (Abschnitt über die Betrachtung der Elemente) und Navasivathikapabba (Abschnitt über den Zerfall des Körpers). Wir haben bereits Anapana in mehrere Beiträgen besprochen, beginnend mit Was ist Anapana? .

Die Iriyapathapabba der Kayanupassana in der Satipatthana Sutta dreht sich darum, wie man jegliche unmoralische Handlung vermeidet.

  • Wir kennen vier grundlegende Körperhaltungen bzw. Iriya: Sitzen, Stehen, Gehen und Liegen (schlafen).
  • In jeder Haltung müssen wir darauf achten, was wir gerade tun oder sagen wollen. Dies ist der Anfang von Satipatthana, „moralisch achtsam sein“ zu allen Zeiten.
  • Wenn ein Gedanke in den Sinn kommt, etwas zu sagen oder etwas zu tun (ob im Sitzen, Stehen, Gehen oder Liegen), müssen wir in die Gewohnheit kommen, die Folgen zuerst zu betrachten.

7. Zum Beispiel könnten wir auf der Straße gehen und jemand sehen, den wir nicht mögen. Wenn wir die Tendenz haben schlecht zu reden, haben wir genug Zeit, um die schlechten Folgen zu betrachten und den Vorgang zu stoppen.

  • Wir könnten im Bett liegen und uns langweilen. Dann kommt die Idee in den Sinn, einen Freund zu besuchen und ein wenig zu quatschen. Jetzt ist genug Zeit, um darüber nachzudenken, ob man die Zeit nicht produktiver nutzen kann.
  • Manchmal erhalten wir vielleicht eine unangenehme E-Mail, in der uns jemand verleumdet. Wir geraten sofort in Wut und regen uns auf (tapa). Am liebsten würden wir gleich eine „passende“ E-Mail zurückschreiben. Aber wir brauchen Zeit, um eine bessere Handlungsweise in Betracht zu ziehen. Vielleicht hat sich die Person einfach geirrt oder falsche Annahmen gemacht. Natürlich gibt es Menschen, die absichtlich solche Dinge tun, um Spannungen zu erzeugen. Dann ist es aber auch besser dies zu ignorieren, anstatt die Situation weiter anzuheizen. Wir sollten uns von solchen Störenfrieden fernhalten, was wiederum eine Gewohnheit werden muss.

8. Wir müssen uns ständig fragen: „Warum soll ich das tun? Warum soll ich das sagen?“. Wenn das Ergebnis dieser Handlung uns oder jemand anderen verletzen könnte, müssen wir eine andere Art der Umsetzung finden oder die Sache ganz sein lassen.

  • Es ist traurig Menschen zu sehen, die ihre Zeit mit „achtsamer Geh-Meditation“ verschwenden, wobei man achtsam den Fuß hebt und senkt, oder achtsam den Arm beugt und streckt. Dies ist die Iriyapathapabba, die meistens gelehrt wird. Wie kann das Verfahren zu dauerhaftem Frieden des Geistes führen? Natürlich kann so etwas beruhigen, aber das ist auch alles.
  • Und es ist nicht genug, dies echte Iriyapathapabba in einer formellen Sitzung zu tun. Es muss zur Gewohnheit werden.

9. Wenn man dies für eine Woche tut, sollte man eine Veränderung in sich selbst wahrnehmen können: ein Gefühl der Ruhe, eine „innere Ruhe“. Natürlich wird es Einige geben, die schon dort sind. Der nächste Schritt folgt im kommenden Beitrag.

  • Wenn man in diesem Stadium ist, wird es leichter sein, in Samadhi zu gelangen, auch wenn man nur die „Atem-Meditation“ praktiziert. Ein moralischer Geist lässt sich leichter beruhigen. Menschen tun schreckliche Dinge in der Wut oder Gier eines Momentes, weil sie diese Gewohnheit nicht haben. Siehe auch Mögliche Ergebnisse der Meditation – Samadhi, Jhana, Magga Phala.

 

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