Wie man Nibbana schmeckt

1. An anderer Stelle auf der Webseite wird Nibbana im tieferen Sinne beschrieben. Hier betrachten wir es für den Anfang auf einfache Weise.

  • In singhalesischer Sprache wird Nibbana auch als Nivana oder Niveema bezeichnet. Das bedeutet Abkühlung. Während man sich Nibbana nähert, fühlt man die Abkühlung bzw. ein Gefühl des Wohlbefindens.

2. Können Sie sich erinnern, wann Sie sich das letzte Mal richtig aufgeregt haben? Wie war das Gefühl dabei? … Man heizt sich auf. Der ganze Körper wird heiß und unruhig, der Blutdruck steigt, die Gesichtsfarbe wechselt zu rot.

  • Dieses innerliche „Brennen“ nennt man Tapa in Pali und es entsteht aus Gier, Hass und Unwissenheit. Atapi meint das Gegenteil: „Abkühlung durch Entfernen der Verunreinigungen“. Das ist mit atapi sampajano in der Satipattana Sutta gemeint.
  • Wenn man zum Zustand atapi sampajano“ kommt, fühlt man sich ruhig und „abgekühlt“.

3. Erinnern Sie sich, wie sich das anfühlte, als Sie jemanden glücklich machten, entweder durch eine gute Tat oder durch gute Worte? Sie kühlten sich runter, es fühlte sich gut an. War das nicht das Gegenteil vom „Brennen“ zuvor?

  • Wenn man mit Gier handelt, heizt man sich auch auf, wenn auch weniger als mit Wut. Gleiches gilt für Taten mit Unwissenheit/Ignoranz. Man ist nicht sicher, ob man die richtige Sache tut. Der Geist ist unruhig: Ist das richtig oder falsch? Soll ich es tun oder nicht? Das wird Vicikicca genannt. Weil man es nicht wirklich weiß, ist man unsicher, ängstlich und der Körper heizt sich auf.

4. Wenn man aufgibt, mit Hass, Gier oder Ignoranz zu handeln, wird man weniger aufgeregt sein und ein Gefühl der Ruhe und Mühelosigkeit spüren. Das ist ein frühes Stadium von Nibbana.

  • Wenn man die Vorteile der Abkühlung sieht, wird man Handlungen mit Hass, Gier und Ignoranz vermeiden. Man wird gute Taten bevorzugen und mit Großzügigkeit agieren.

5. Beachten Sie auch den Zustand der Gedanken (citta) in den beiden entgegengesetzten Situationen. Wenn man mit Verunreinigung agiert, laufen die Gedanken wild drucheinander. Sie kommen schnell und sind voller Energie. Die impulsive Kraft der Gedanken ist hoch (javana).

  • Auf der anderen Seite laufen die Gedanken reibungslos und Javana ist gering, wenn man mit Güte, Großzügigkeit und Achtsamkeit agiert. Die Gedanken sind immer noch mächtig, aber sie wirken in Richtung Ruhe des Geistes. So kann man einen Geschmack von Nibbana bzw. der „Abkühlung“ schon früh auf dem Pfad bekommen.

6. Nun könnte man eine temporäre Abkühlung erreichen, indem man die Gedanken nicht wild laufen lässt. Am einfachsten fokussiert man den Geist auf ein einziges Objekt (ein religiöses Symbol oder auf den Atem). So wird die „vorübergehende Linderung“ von Menschen jeder Religion gefühlt, wenn sie ein religiöses Symbol mit dem Glauben kontemplieren.

  • Allerdings besteht die einzige Möglichkeit für dauerhafte Erleichterung darin, Gier, Hass und Ignoranz allmählich aus dem Geist zu entfernen. Dies geschieht durch das „Hereinholen“ (ana) von guten Gedanken, Worten und Taten und das „Entfernen“ (pana) von unreinen Gedanken, Worten und Taten. Das ist Buddhas Anapana Bhavana, was zu dauerhaftem Glück führt.
  • Wenn man diese richtige Anapana konsequent tut, werden schlechte Gewohnheiten (gathi) allmählich entfernt und gute Gewohnheiten kultiviert.
  • Wenn man die Verunreinigungen in erheblichem Maße entfernt, wird diese Erleichterung permanent und auch nicht in zukünftigen Geburten reduziert. Diese erste Stufe von Nibbana wird Sotapanna/Stromeintritt genannt.  Ein Sotapanna wird garantiert nicht in den Apaya geboren (die vier untersten Reiche). Er/sie hat alle Gathi entfernt, die für Geburten in den Apaya geeignet sind.

7. Allerdings ist es unmöglich, Gier und Hass durch schiere Willenskraft zu entfernen. Zum Beispiel kann man nicht Gier loswerden, indem man seinen Reichtum verschenkt. Wird das ohne Verständnis getan, kann Reue und Hass daraus folgen.

  • Gier und Hass verschwinden AUTOMATISCH, wenn man die Weltsicht des Buddhas versteht: dass wir nichts zur eigenen Zufriedenheit auf lange Sicht erhalten können. Diese Weltsicht ist in den drei Merkmalen „dieser Welt“ eingebettet (anicca, dukkha, anatta).
  • Diese drei Merkmale nicht zu verstehen, ist Unwissenheit/Ignoranz bzw. Avijja.
  • Aus diesem Grund kommt Samma Ditthi bzw. das „korrekte Weltbild“ zuerst auf dem edlen Pfad. Wenn man die wahre Natur „dieser Welt“ begreift, wird der Geist AUTOMATISCH Gedanken, Worte und Taten ablehnen, die Gier und Hass enthalten. Samma Ditthi (richtige Sichtweise) führt automatisch zu Samma Sankappa (fruchtbare Gedanken), Samma Vaca (fruchtbare Sprache), Samma Kammanta (fruchtbare Taten), Samma Ajiva (passender Lebensunterhalt), Samma Vayama (Bemühungen darin), Samma Sati (moralische Achtsamkeit) und Samma Samadhi (friedlicher Zustand des Geistes). Samma Samadhi ist für einen Sotapanna dauerhaft.
  • Samadhi kann nicht mit Atemmeditation oder einer anderen Art der „Fokussierung auf ein Gedankenobjekt“ erreicht werden.
  • Die Reinigung des Geistes ist der Schlüssel. Das geschieht zuerst durch Lesen, Hören und Verstehen des reinen Buddha Dhamma.

8. Während man dem edlen Pfad folgt, kann man ein Gefühl des Wohlbefindens ERLEBEN. Man nennt es Niramisa Sukha. Es unterscheidet sich von Sinnesfreuden. Siehe Drei Arten von Glück – Was ist Niramisa Sukha?

  • Wenn Sie ein Gefühl des Wohlbefindens erleben, während Sie gerade diesen Text lesen, ist das ein guter Anfang. Dieses Gefühl wird wachsen, wenn man tieferes Verständnis erlangt. Ich bin durch diesen Prozess gegangen und möchte es anderen Menschen vermitteln.

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