Gandhabba – nur im Menschen- und Tierreich

1. Es gibt verschiedene Texte zum Gandhabba-Konzept, verstreut auf der ganzen Webseite, vor allem in der Sektion Gandhabba (Manomaya Kaya). Diese Texte zeigen Details darüber, wie ein Lebewesen durch den Wiedergeburtsprozess geht, ohne unveränderliche „Seele“. Dabei werden aber sich ändernde persönliche Eigenschaften bzw. Gathi bewahrt.

  • Alles begann mit einem Beitrag zu diesem Grundkonzept vor über zwei Jahren: Was reinkarniert? – Konzept eines Lebensstroms.
  • Obwohl es gut ist, eine Vorstellung von der Natur aller Lebewesen in den 31 Reichen zu bekommen, ist es nicht notwendig diese im Detail zu lernen. Ich möchte nur ein komplettes und konsistentes Bild entsprechend der Originallehre des Buddhas in diesem Abschnitt liefern.
  • Allerdings ist der Begriff der Gandhabba wichtig um zu verstehen, wie wir mit physisch verschiedenen Körpern mehrmals in einer einzigen menschlichen Existenz (menschliches Bhava) wiedergeboren werden, die hunderte oder tausende von Jahren andauern kann; siehe Bhava und Jati – Existenz und Geburt. Im Gegensatz zu Devas und Brahmas, die nur einmal geboren werden, leben und sterben wir, um mehrmals als Mensch wiedergeboren zu werden, bevor wir in ein anderes Reich gehen.

2. Wir werden zunächst zwei Hauptaspekte über die 31 Reiche überprüfen und wie man einige herausragende Unterscheidungsmerkmale zwischen verschiedenen Reichen erfassen kann. Dann werden wir das Konzept der Gandhabba, das nur für menschliche und tierische Reiche gilt, näher erläutern.

  • Erstens ist der Übergang von einer Existenz (Bhava) zur anderen augenblicklich; es geschieht im Cuti-Patisandhi-Moment.
  • Der zweite Aspekt ist, dass in den 20 Reichen oberhalb von Kama Loka die Wesen (Brahmas) weniger als ein Milliardstel eines Atoms in der modernen Wissenschaft wiegen!
  • Alle Wesen mit dichten Körpern leben in den 11 Reichen von Kama Loka und auch dort haben die Devas in den 6 Deva Reichen sehr feine Körper.

3. Die folgende Grafik zeigt die Hauptmerkmale dessen, was im Cuti-Patisandhi-Moment geschieht, wenn ein Lebewesen von einem Bhava zum anderen wechselt, z.B. von einem Menschen zu einem Brahma.

Births-in-Different-Realms

  • Ohne Ausnahme wird bei jedem dieser Cuti-Patisandhi Momente ein neuer Kammaja Kāya (Kamma-Körper) durch die kammische Energie erzeugt, die eine neue Existenz unterstützt. Dieser Kammaja Kāya hat IMMER eine Hadaya Vatthu, die der Sitz des Geistes ist  und deren Qualität vom Reich abhängt.

4. Das kritische Ding, was im Cuti-Patisandhi Moment geschieht, ist die Erzeugung des unglaublich kleinen Kammaja Kāya, der die Blaupause für die neue Existenz enthält. Zu diesem Zeitpunkt kann der Mechanismus der „Geburt“ grob in drei Kategorien eingeteilt werden, wie in der Tabelle gezeigt.

  • Die Brahmas in den Rupi– und Arupi-Reichen (die Top 20 Reiche) werden sofort mit wenig mehr als einigen Suddhashtaka großen „Materie-Elementen“ geboren. Ihre Körpermerkmale werden unten diskutiert, aber das Hauptmerkmal hier ist, dass sie sofort in diesen Reichen geboren werden und dort sehr lange leben, bis zum Tod. Dann bestimmt ein weiterer Cuti-Patisandhi Moment das nächste Bhava dieses Wesens.
  • Der einzige Unterschied in den 6 Deva Reichen (in Kāma Lōka) im Vergleich zu den Brahmas ist, dass sie gut definierte physische Körper (Karaja Kāya) wie wir haben. Allerdings sind diese Körper viel weniger dicht als unsere, und wir können sie nicht sehen, auch wenn sie direkt vor uns stehen.
  • Es wird gesagt, dass ein Deva mit dem Körper-Äquivalent eines 16-jährigen geboren wird und die Nahrung ein Getränk namens Amurtha ist. Sie haben alle fünf Sinnes-Fakultäten wie wir für optimale Sinnesvergnügen in Kama Loka. Sie leben auch dieses eine Leben bis zum Tod um dann zu einer neuen Existenz (Bhava) im Cuti-Patisandhi Moment zu wechseln.
  • Das schließt die Diskussion zur grünen Box rechts ab.

5. Was in der grünen Box auf der linken Seite passiert, ist ein wenig komplexer, denn jedes Reich in den Apayas (niedrigste vier Reiche) ist etwas anders. Wir werden das Tierreich zusammen mit dem Menschen-Reich unten besprechen (mittleres grünes Feld). Lassen Sie uns kurz die niedrigsten drei Reiche besprechen, die durch die grüne Box auf der linken Seite angezeigt werden.

  • Das unterste Reich ist die Niraya (Hölle), wo Wesen mit vollen dichten Körpern in einem Augenblick geboren werden. Sie unterliegen unaufhörlichem Schneiden, Brennen und verschiedenen anderen Formen der Folter und können unzählige Male sterben, nur um sofort wiedergeboren zu werden. Erst wenn die kammische Energie für diese Existenz erschöpft ist (normalerweise nach Millionen von Jahren), erreichen sie den nächsten Cuti-Patisandhi Moment.
  • Wesen im Pretha (oder Peta) Reich werden auch sofort geboren und können feine oder dichte Körper haben. Das unterscheidende Merkmal dort ist Leiden durch Hunger.
  • Wesen im Asura-Reich sind Wesen mit riesigen, sehr inaktiven Körpern. Sie werden auch sofort geboren und leben dieses jämmerliche Leben bis zum nächsten Cuti-Patisandhi Moment.

6. Das bringt uns in die mittlere grüne Box, welche die Menschen- und Tier-Reiche darstellt. Hier findet ein etwas komplizierterer Prozess statt. Ein Wesen wird mit einem sehr feinen Körper am Cuti-Patisandhi-Moment wie in den Rupa-Loka-Reichen erzeugt; es heißt Gandhabba.

  • Eine Gandhabba hat den grundlegenden Thrija Kāya von einem Rupi Brahma: Kammaja Kāya, Cittaja Kāya und Utuja Kāya, die wir unten im Detail besprechen. Darüber hinaus kann eine Gandhabba einen sehr feinen Karaja Kaja (physischer Körper) durch Einatmen von Aroma erwerben. So ist eine Gandhabba dichter als ein Rupi-Brahma; sie hat einen Körper mehr wie ein Deva bzgl. der Dichte.
  • Eine Gandhabba kann in diesem Zustand für viele Jahre bleiben, bis eine geeignete Gebärmutter verfügbar ist, d.h. der Geisteszustand der Mutter zum Zeitpunkt der Vereinigung von Mutter und Vater stimmt mit dem Gathi der Gandhabba überein (Einnisten in der Zygote folgt). Dann bestimmt die Gandhabba den Körperaufbau des Fötus und wird schließlich als Baby geboren, wächst auf und schließlich stirbt der physische Körper (nicht die Gandhabba). Wenn mehr kammische Energie für das Bhava vorhanden ist, verlässt die Gandhabba den toten Körper und wartet auf eine weitere Gebärmutter. Dieser Vorgang setzt sich fort, bis die Bhava-Energie erschöpft ist. Dann folgt der Cuti-Patisandhi-Moment, um ein neues Bhava zu erhalten; siehe obiges Diagramm
  • Zusätzlich zur Gebärmutter tritt die Gandhabba bei einigen Tierarten in das Ei eines weibliches Tieres ein. Nach dem Heranwachsen zu einem vollen Tier und späterem Tod, kommt die Gandhabba heraus und wartet auf ein anderes Ei. Es ist das gleiche Verfahren wie oben.

7. Einer der Hauptvorteile des Lernens über die Gandhabba liegt darin die falsche Sichtweise (micca ditthi) zu entfernen:  „Ich bin mein physischer Körper“.

  • Ein physischer Körper ist ein vorübergehender Schutz, den die Gandhabba benutzt, um die begehrten „Sinnesfreuden“ zu erleben, insbesondere zu riechen, zu essen und zu berühren (vor allem Sex). Leider kann ein menschlicher Körper nur etwa 100 Jahre andauern und nach 50-60 Jahren ist er im „Zerfallsmodus“. Die Sinnesfreuden vermindern sich und schließlich stirbt der Körper.
  • Dann kommt die Gandhabba aus dem toten Körper und wartet auf eine geeignete Gebärmutter. Wenn sie in eine Gebärmutter gezogen wird, wird der neue physische Körper auch von den neuen Eltern beeinflusst und kann daher sehr verschieden vom vorherigen Körper sein. Sogar während dieses „Menschen-Bhava“ können unsere Körper von einer Geburt zur anderen sehr unterschiedlich aussehen (wie durch Wiedergeburtsgeschichten bestätigt).
  • Natürlich bleibt auch die Gandhabba nicht gleich. Die einzigen Dinge, die man als „persönlich“ an der Gandhabba bezeichnen kann, sind ihre Gathi (Charakter/Persönlichkeit). Die entwickeln sich aber auch.
  • Das ist grundsätzlich eine kurze Erläuterung des obigen Diagramms.

8. Wie wir in Nr. 4 oben erwähnt haben, haben die meisten Lebensformen in den 31 Reichen unglaublich winzige physische Körper. In der Tat wiegt jedes einzelne Wesen in den 16 Rupa Loka und in den 4 Arupa Loka weniger als ein Milliardstel eines Atoms! Man kann sie sich eher als Energiepakete vorstellen.

  • Falls es aus früheren Beiträgen nicht klar war, erinnern wir uns, dass ein Arupa Loka Brahma nur einen Kammaja Kāya hat, der aus nur einem Vatthu Dasaka besteht.
  • Rupa Loka Brahmas haben hingegen Kāya Dasaka und Bhava Dasaka zusätzlich zu Vatthu Dasaka und zwei Pasada Rupa zum Sehen und Hören; so hat ihr Kammaja Kāya fünf Suddhashtaka große Elemente. Ein Rupa Loka Brahma hat auch einen Cittaja Kāya (Gedankenstrom) und einen Utuja Kāya (sehr fein).
  • Ein Brahma kann selbst mit dem besten Mikroskop nicht gesehen werden.
  • Diese Details werden in Körperformen in 31 Reichen – Bedeutung von Manomaya Kaya besprochen. Es ist zu beachten, dass der Begriff Manomaya Kāya bezogen auf Menschen-Reich und Tier-Reich identisch ist mit Gandhabba.

9. Fassen wir nochmals den Aufbau eines Kammaja Kāya einer menschlichen Gandhabba zusammen. Er hat eine Hadaya Vatthu (bestehend aus einem Vatthu Dasaka), Bhava Dasaka und Kāya Dasaka und vier Pasada Rupa (Cakkhu Dasaka, Sota Dasaka, Gandha Dasaka, Jivaha Dasaka).

  • Dieser Kammaja Kāya besteht im Grunde aus 7 Suddhashtaka in verschiedenen Bramana (Spin) und Paribramana (Rotation) Modi. So werden sie zu Dasaka (Einheiten von zehn bzw. eine Dekade). Siehe 31 Reiche verbunden mit der Erde.
  • Sechs von ihnen definieren die Sinnesfähigkeiten der Gandhabba: Vatthu Dasaka ist der Geist und Kāya, Cakkhu, Sota, Gandha, Jivaha Dasaka sind die „feinen Sinne“, die Körper, Augen, Ohren, Nase und Zunge des physischen Körpers entsprechen. Gandhabba kann über diese Sinne direkt mit der Außenwelt interagieren, wenn sie außerhalb des physischen Körpers ist. Sie kann Aroma riechen und einatmen, wodurch ein sehr feiner physischer Körper entsteht. Dieser Körper ist jedoch nicht fest genug, um etwas zu berühren oder zu essen.
  • Das siebte Dasaka ist Bhava Dasaka, das zusammen mit dem Kāya Dasaka definiert, welche Art von physischem Körper es einmal in einer Gebärmutter zu bauen beginnt. Zum Beispiel wird das Geschlecht vom Bhava-Dasaka bestimmt, aber das ist nicht seine einzige Aufgabe.

10. Sobald sich der Kammaja Kāya im Cuti-Patisandhi Moment bildet, wird der Geist aktiv und der Gedankenstrom (Cittaja Kāya) startet; erste Gedanken sind nur auf Kamma Vipaka zurückzuführen und der Geist ist meistens im Bhavanga-Zustand. Gleichzeitig wird ein Utuja Kāya durch die Suddhashtaka gebildet, durch sowohl Kammaja Kāya als auch Cittaja Kāya.

  • So hat die Gandhabba unmittelbar nach dem Cuti-Patisandhi-Moment drei „Körper“ oder Thrija Kāya. Jedoch ist der Cittaja Kāyavöllig geistig und sowohl Kammaja Kāya als auch Utuja Kāya sind sehr fein, mit zusammen viel weniger „Gewicht“ im Vergleich zu einem Atom in der Wissenschaft.
  • Kurz nach dieser „Anfangsformation“ kann die Gandhabba einen sehr feinen physischen Körper (Karaja Kāya) durch Einatmen von Aroma (aus Früchten, Bäumen usw.) bauen. Dennoch ist auch der zu fein, um mit dem bloßen Auge gesehen zu werden, aber einige Leute (besonders solche mit Abhinna-Kräften) können einige „ausreichend feste“ Gandhabbas sehen.

11. Aber diese Gandhabba ist ständig gestresst, weil sie nicht die begehrten Sinnesfreuden der normalen Menschen genießen kann: Essen und Sex. Sie kann Menschen sehen, die diese Sinnesfreuden genießen und ist sehr frustriert, keinen „richtigen physischen Körper“ erwerben zu können. Manche können in diesem Zustand viele, viele Jahre bleiben, bis eine geeignete Gebärmutter verfügbar wird (Tier-Gandhabbas sind in der gleichen Situation).

  • In manchen Fällen können sie die kammische Energie für das menschliche Bhava verbrauchen und einen weiteren Cuti-Patisandhi-Moment erleben, ohne einen menschlichen Körper zu erlangen. Deshalb ist man seinen Eltern verpflichtet, egal wie schlecht sie auch sein mögen.

12. Die Geschichte der Gandhabba wird interessanter (und komplizierter), nachdem sie die erste Geburt als normaler Mensch durchgemacht hat und stribt. Die Gandhabba, die aus dem toten Körper herauskommt, unterscheidet sich natürlich von der ursprünglichen Gandhabba. Der Kammaja Kāya hat sich verändert entsprechend dem Abhisankhara, das der Mensch kultiviert hat. Aber die kammische Energie für das menschliche Bhava ändert sich nicht. Wenn es im Moment des Cuti-Patisandhi 1000 Jahre kammische Energie hatte, wird diese mit der Zeit abnehmen.

  • Natürlich gibt es keinen Cuti-Patisandhi-Moment, wenn ein Mensch mit vorhandener kammischer Energie stirbt. Der Tod ist nur der Tod des physischen Körpers. Die Gandhabba, die gerade aus diesem toten Körper kommt, wartet auf eine neue Gebärmutter; siehe obige Darstellung. So setzen sich alle drei Komponenten des Thrija Kāya nach dem „Tod des Menschen“ fort.

13. Lassen Sie uns einige wichtige Merkmale dieser Gandhabba betrachten, die aus dem toten Körper des Menschen hervorgeht.

  • Der Kammaja Kāya hat immer noch eine Kopie des vorherigen physischen Körpers. Wenn jedoch ein neuer physischer Körper im neuen Mutterleib beginnt, braucht es auch einige Merkmale von den neuen Eltern (und kann auch starkes Kamma-Vipaka aus dem vorherigen Leben widerspiegeln). Der neue physische Körper ist also ein Kompromiss zwischen diesen drei Einflüssen. Er kann einige unterscheidende Merkmale behalten (Geburtsmarken oder Schusswunden, wie von Wiedergeburtsfällen bekannt), wird aber auch von den neuen Eltern neue Eigenschaften erhalten (Hautfarbe, Größe usw.) .
  • Tatsächlich ist die Gandhabba, die vom toten Körper kommt, nur eine „neblige, feine Version“ der Person im Tod. Meistens kommt sie mit Abdrücken der Kleidung heraus, die sie beim Tod trug. Sie kann eine geisterhafte, neblige Form haben, bis sie in eine neue Gebärmutter geht. Mein Lehrer Thero hat Gandhabbas von Menschen gesehen, die vor Hunderten von Jahren starben und diese alten Kostüme trugen. Natürlich sind diese keine echte Kleidung.

14. Da Cittaja Kāya auch weitergeht, gehen die Gedankenströme auch einfach weiter. Wenn also jemand bei einem Unfall stirbt, erkennt er/sie vielleicht eine Weile nicht, dass er/sie gestorben ist. Wenn jemand durch eine Schusswaffe stirbt, kommt die Gandhabba einfach heraus und wird auf die Leiche schauen um herauszufinden, was passiert ist. Sie möchte vielleicht nach Hause gehen und findet sich sofort zu Hause wieder. Die Gandhabba versucht vielleicht, andere anzusprechen, aber natürlich hören die anderen nicht. Sie versucht geliebte Personen zu berühren, kann aber nicht. Es wird gesagt, dass es für eine Gandhabba sieben Tage dauert um vollständig zu begreifen, was passiert ist, und zu seinem/ihrem neuen Leben zu finden.

  • Aus diesem Grund können sich Kinder an ihr vergangenes Leben erinnern. Aber wie wir schon Dinge aus Wochen/Jahren zuvor vergessen, vergessen diese Kinder das frühere Leben, wenn sie älter werden. Außerdem ist es schwieriger, sich an das frühere Leben im Vergleich zu diesem Leben zu erinnern.
  • Ein weiterer Punkt ist, dass die meisten solcher Wiedergeburtsfälle von Menschen stammen, die in ihrer Kindheit oder Jugend bei Unfällen starben. Die alt werden und sterben, erinnern sich wahrscheinlich nicht an ihr vergangenes Leben, weil ihr Geist beim Tod nicht mehr so scharf war.

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