Buddha-Dhamma: Nicht-Wahrnehmbarkeit und Selbstkonsistenz

1. Viele Menschen versuchen, Buddha-Dhamma in Begriffen zu analysieren und zu interpretieren, die durch unsere sechs Sinne leicht verständlich sind.

  • Der Buddha sagte, sein Dhamma „war der Welt nicht bekannt“. Aber viele Leute versuchen, die Kernlehre Buddhas mit konventionellen Konzepten zu erklären. Dies ist geschehen, seit Nagarjuana und andere Vorväter des „Mahayana-Buddhismus“ versuchten, Nibbana in verschiedenen Begriffen wie Sunnata bzw. „Leere“ zu erklären.
  • Das Gleiche passierte auch dem „Theravada-Buddhismus“. Buddhaghosa (Schreiber des bekannten Visuddhimagga) war kein Sotapanna, sondern vedischer Brahmane, bevor er zum „Buddhismus“ konvertierte und Buddha Dhamma formte, bis es zu vedischen Konzepten passte. Buddhas Anapana Bhavana wurde zum Beispiel durch die Vedische Pranayama Atemmeditation ersetzt.
  • Es ist gut möglich, dass Buddhaghosa, Nagarjuna und andere nicht absichtlich versuchten, Buddha-Dhamma zu verzerren, sondern es so zu beschrieben, wie sie es mit ihrem Hintergrund in vedischen Begriffen verstanden. Auch wenn Leute heutzutage Bücher zum „Buddhismus“ schreiben, erklären sie es mit Bezug zum eigenen weltlichen Bezugsrahmen.
  • Aus diesem Grund scheint es bei Durchsicht solcher Bücher, dass es keinen großen Unterschied zwischen Buddha-Dhamma und irgendeiner anderen Religion gibt. Sie alle lehren „wie man ein moralisches Leben führt“. Es gibt sehr wenig Diskussion, wenn überhaupt, über die grundlegenden Konzepte wie Anicca, Dukkha, Anatta, Paticca Samuppada, Anapanasati, Satipattana. Was auch immer besprochen wird, ist meist verzerrt oder einfach falsch.
  • Ich denke, diese einzige Tatsache ist das größte Hindernis für die meisten Menschen, sich auf den „richtigen Weg“ zu begeben oder sogar eine Vorstellung davon zu bekommen, was wirkliches Buddha-Dhamma ist.
  • Wir müssen darüber nachdenken, was der Buddha meinte, als er sagte: „Mein Dhamma war der Welt zuvor nicht bekannt“. Es ist nicht etwas, was man innerhalb des „konventionellen Rahmens“ erfassen kann, der für einen normalen Menschen mit einem verunreinigten Geist leicht wahrnehmbar ist.

2. Lassen Sie mich zuerst klarstellen, was ich unter „wahrnehmbar“ oder „verständlich“ für uns als normale Menschen verstehe. Unsere sechs Sinne können nur einen winzigen Splitter der „Welt“ erkennen.

  • Auf dieser niedrigsten Ebene kann die Wissenschaft heute nur 4 Prozent der Masse unseres Universums ausmachen; siehe „Das 4-Prozent-Universum: Dunkle Materie, Dunkle Energie und das Rennen um den Rest der Wirklichkeit“, von Richard Panek (2011).
  • Es gibt viele, viele Dinge, die noch nicht von der Wissenschaft (oder Philosophie) „entdeckt“ wurden, und im Grunde ist nichts Bedeutsames über den GEIST entdeckt worden.
  • Daher ist der Versuch, die Gültigkeit des Buddha Dhamma nur anhand der bekannten Tatsachen aus der Wissenschaft zu messen, wie ein Blinder, der versucht herauszufinden, wie ein Elefant aussieht, indem er ein Bein des Elefanten berührt.
  • Ein Frosch, der in einem Brunnen lebt, weiß nichts von der größeren Welt. In ähnlicher Weise steht ein normaler Mensch, einschließlich aller Wissenschaftler, vor dem Problem die „Realität“ herauszufinden, indem er nur Daten verwendet, die durch unsere begrenzten sechs Sinne verfügbar sind. Daher ist es unmöglich, dass eine wissenschaftliche Theorie jemals „vollständig“ ist, wie es der Mathematiker Kurt Gödel bewies; siehe Gödels Unvollständigkeitssatz.

3. Die meisten Menschen denken und glauben, dass der einzige Weg zur Bestätigung von Buddhas Lehre darin besteht zu sehen, ob diese Lehre mit der Wissenschaft vereinbar ist. Fragen Sie einen Frosch, wie die Welt außerhalb des Brunnens aussieht!

  • Das mag für viele lächerlich klingen, aber denken wir uns ein paar hundert Jahre zurück. Vor nur 400 Jahren glaubte die „Wissenschaft“ an das geozentrische Modell des Universums, d.h. dass die Erde im Zentrum steht und die Sterne in einer Himmelskugel weit oben eingebettet liegen; siehe Geozentrisches Weltbild.
  • Nicht nur die Wissenschaft, sondern auch alle anderen großen Religionen haben versucht, ihre Religionen zu diesem Zeitpunkt auf dieses Modell einzustimmen, und die meisten Religionen halten sich immer noch an diese Konzepte. Siehe den gleichen Wikipedia-Artikel unter „Religiöse Rezeption“.

4. Vor 2500 Jahren beschrieb der Buddha unser Sonnensystem klar als „Chakkawata“ oder „Chakrawata„, ein Planetensystem. Nicht nur das, er sagte auch, dass es unzählige solcher Systeme im Universum gibt und dass es Zeitverschwendung wäre, alle Details darüber herausfinden zu wollen.

  • Im Laufe der Jahre und besonders seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Wissenschaft einige Aspekte der weiteren Welt Buddhas „wiederentdeckt“, einschließlich der Existenz von Milliarden von Galaxien, von denen jede Milliarden Planetensysteme enthält.
  • Aber jemand, der im 19. Jahrhundert lebte, konnte die Idee unzähliger Weltsysteme (Cakkawata) lächerlich machen und sagen: „Wo sind die Beweise aus der Wissenschaft?“. Dieser Aspekt des Buddha-Dhamma war der „Wissenschaft“ damals nicht bekannt.
  • Genauso sind viele Aspekte des Buddha-Dhamma auch aktuell der Wissenschaft nicht zugänglich. Aber mit der Zeit wird sich mehr und mehr als richtig erweisen, wenn die Wissenschaft Fortschritte macht.

5. Wenn man auf die vollständige Bestätigung des Buddha-Dhamma durch die Wissenschaft wartet, ist man genauso töricht wie eine Person, die vor fünfhundert Jahren lebte, das geozentrische Modell annahm und Buddha Dhamma als „exotisch“ oder „mystisch“ ablehnte.

  • Wir haben das Glück in einer Zeit zu leben, in der die Wissenschaft beeindruckende Fortschritte macht und viele Aspekte der Weltsicht des Buddhas bestätigt hat.
  • So wie die Erfindung des Teleskops zur Entdeckung eines viel größeren Kosmos führte, führte die Entdeckung des Mikroskops (und seiner raffinierteren Versionen) zu einer bisher unbekannten „mikroskopischen Welt“, die von unzähligen mikroskopischen Lebewesen wimmelt. Es gibt Milliarden solcher Wesen auf jedem einzigen menschlichen Körper.

6. Die Wissenschaft kann nur jene Phänomene akzeptieren, die mit wissenschaftlichen Instrumenten beobachtet und gemessen werden können. Solche wissenschaftlichen Instrumente sind im Grunde „Erweiterungen“ unserer sechs Sinne.

  • Während wir zum Beispiel die Monde des Jupiter nicht mit bloßen Augen sehen können, können wir sie mit Teleskopen sehen. Obwohl wir diese mikroskopischen Kreaturen in und auf unserem Körper nicht mit bloßem Auge sehen können, können wir sie mit guten Mikroskopen sehen.
  • Als der Buddha sagte, dass es unzählige Wesen in dieser Welt gibt, sahen sich die Leute um und lachten. Die Mahayanisten haben immer noch den Eindruck, dass man darauf warten kann, die Buddhaschaft selbst zu erlangen (nicht nur Nibbana), bis „alle“ bereit sind, die Buddhaschaft zu erlangen (vermutlich auch all die Milliarden mikroskopischer Kreaturen am Körper)!
  • Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Während die Wissenschaft bestätigt hat, dass es unzählige Planetensysteme gibt, war sie bisher nicht in der Lage, Leben in einem einzigen anderen Planetensystem zu finden. Wenn dies geschieht, wird das „Warten auf die Buddhaschaft“ für die Mahayanisten noch viel länger andauern.
  • Ebenso wird der Job eines „Schöpfers“, der sich um jedes einzelne Wesen kümmert (auch wenn es nur Menschen sind), unerträglich mühsam werden, da es auch unzählige Weltsysteme mit Menschen gibt.
  • Ich versuche nicht, mich auf Kosten anderer lustig zu machen, sondern möchte nur rüberbringen, dass es an der Zeit ist, all diese unsinnigen Überzeugungen und falschen Ansichten loszuwerden. Das sind alles Ditthi.
  • Sich von solchen falschen Ansichten zu befreien, kommt weit vor Beginn einer fruchtbaren Meditation. Reinigung durch „korrekte Sicht“ kommt vor „Reinigung durch formale Meditation“. Samma Ditthi oder „korrekte Sichtweise über diese Welt“ kommt zuerst auf dem achtfachen Pfad.

7. Wenn ich genug Abhidhamma-Material eingestellt habe, wird es klarer, aber ich möchte auf ein anderes wichtiges Thema hinweisen. Im Abhidhamma wird detailliert beschrieben, wie alle Arten von Energien im Universum in Orbitalbewegungen „gespeichert“ werden („bramana“ in Pali oder Sinhala).

  • In Planetensystemen umkreisen Planeten einen Stern. Diese Planetensysteme bilden zusammen Galaxien, und diese Galaxien durchlaufen auch Kreisbewegungen in Form von Scheiben. siehe: rechtläufig und rückläufig.
  • Wissenschaftler entdeckten, dass Atome im Grunde Elektronen sind, die den winzigen Kern aus Protonen und Neutronen umkreisen.
  • Aber der Buddha lehrte all dies und mehr vor 2500 Jahren (natürlich nicht die gleichen Begriffe): Die kleinste Einheit der Materie ist kein Atom, sondern ein Suddhashtaka. Es ist viel kleiner als ein Atom und „fast reine Energie“.
  • Das ist grundsätzlich das, was die Wissenschaftler aktuell herausfinden. Sie fanden kürzlich Beweise für das Higgs-Boson, von dem man annimmt, dass es das kleinste jemals entdeckte Teilchen ist.
  • Ein Suddhashtaka ist jedoch noch kleiner. Gemäß Buddha Dhamma ist es die Bewegung jener Suddhashtaka in verschiedenen Bewegungsmustern („bramana„), die zu anderen materiellen Einheiten führt, wie zum Beispiel kaya dasaka, bhava dasaka usw. Mehr dazu im Abschnitt Abhidhamma.

8. Wenn wir von etwas hören, was mit dem AKTUELLEN WISSEN nicht erklärt werden kann, ordnen wir das der Esoterik oder Mystik zu. Aber während es viele solche „erfundenen Theorien“ gibt, die ohne Substanz sind, kann man für Buddha-Dhamma nachweisen, daß es mit all unserem Wissen über die Welt übereinstimmt.

  • Wenn wir jemanden zurückholen könnten, der vor Beginn des 20. Jahrhunderts starb, und ihm sagten, dass wir ein Ereignis in einem fernen Land in Echtzeit „sehen“ könnten, würde er/sie es nicht glauben. Wenn wir der Person mit einem Fernseher ein Ereignis in Echtzeit zeigen würden, wäre er/sie verblüfft und könnte sich weigern das zu glauben.
  • Aber heute wissen wir, dass Bild und Ton dieses Ereignisses fast verzögerungsfrei über lange Distanzen übertragen werden kann und diese Signale durch „Einstellen eines Fernsehers“ auf die richtige Frequenz „gesehen“ werden.
  • Die Arbeit von Kamma Vipaka (gespeicherte Energie unserer Taten) oder Wiedergeburt, die an einem entfernten Ort stattfindet, funktioniert auf die gleiche Weise. Auch wenn wir es nicht „sehen“ oder wahrnehmen können, kann diese Energie materialisiert werden, wenn die Bedingungen gegeben sind. Siehe den Beitrag Annantara und Samanantara Paccaya. Es wird einige Zeit dauern, bis diese Konzepte in den Geist einsinken, aber je mehr Sie lesen, desto mehr werden Sie verstehen.

9. Es gibt zwei Schlüsselmethoden, die in der Wissenschaft verwendet werden, um eine gegebene wissenschaftliche Theorie zu verifizieren: Sie haben einige grundlegende Axiome, die unantastbar zu sein scheinen UND alle anderen gegenwärtig akzeptierten wissenschaftlichen Theorien müssen mit dieser Theorie übereinstimmen.

  • Wenn sich eine derzeit akzeptierte wissenschaftliche Theorie als unvereinbar mit einem neu entdeckten Phänomen herausstellt, wird diese wissenschaftliche Theorie verworfen und eine neue Theorie angenommen.
  • Keine wissenschaftliche Erkenntnis auf dem neuesten Stand hat gezeigt, dass sie mit dem reinen Buddha-Dhamma inkonsistent ist, wie wir es im Tipitaka finden. Wenn jemand eine solche Instanz findet, würde ich es begrüßen, wenn ich davon höre.
  • Es gibt jedoch viele Dinge im Buddha-Dhamma, die nicht von der Wissenschaft bestätigt wurden. Weitere werden bestätigt, da neue Erkenntnisse entstehen.
  • Buddha Dhamma ist selbst-konsistent. Daher kommt meine Besessenheit sicherzustellen, dass alle meine Beiträge interkonsistent sind.
  • Die Kompatibilität mit „neuen Erkenntnissen“ durch Wissenschaft und Selbstkonsistenz innerhalb der grundlegenden Konzepte wie Tilakkhana, Vier Edle Wahrheiten, Edler Achtfacher Pfad, Paticca Samuppada usw. sind die zwei Möglichkeiten, die Gültigkeit vom Buddha Dhamma zu prüfen. „Neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft“ bedeutet hier nicht notwendigerweise die von der Wissenschaft gegebenen Erklärungen, weil sich wissenschaftliche Erklärungen mit der Zeit ändern können (zum Beispiel musste das geozentrische Modell geändert werden). Wenn die Wissenschaft Beweise für außerirdisches Leben findet, wird dies mit Buddha-Dhamma übereinstimmen. Was die Wissenschaft vorschlägt, wie dieses Leben entstanden ist, muss aber nicht richtig sein.

10. Man muss über die Implikationen dieser Punkte kontemplieren (und es gibt viele, wie ich in anderen Beiträgen erwähnen werde). Wie kann ein Mensch, der vor 2500 Jahren lebte, eine so ausgefeilte Art und Weise finden, materielle Phänomene zu beschreiben, die durch die Bemühungen von Tausenden Wissenschaftlern über viele Generationen hinweg „neu entdeckt“ werden?

  • Es ist ganz klar, dass der Buddha alle „normalen menschlichen Fähigkeiten“ transzendieren konnte, indem er seinen Geist reinigte. Daher gilt Gödels Unvollständigkeitssatz nicht für Buddha-Dhamma.
  • Deshalb mag sein Dhamma dem grundlegenden Bezugsrahmen, den wir alle als normale Menschen haben, nicht „zugänglich“ sein. Konzepte wie Wiedergeburt und Kamma Vipaka mögen mysteriös klingen. Der einzige Weg die Wahrheit in solchen Konzepten zu sehen, besteht darin, sie nach wissenschaftlichen Standardmethoden zu untersuchen.

11. Tatsache bleibt, dass der Buddha dies und noch viel mehr sehen konnte, indem er seinen Geist reinigte. Und die Wissenschaft hat die „Kraft des menschlichen Geistes“ noch nicht entdeckt.

  • Auch wenn ein Mensch den Geist im Durchschnitt nur einmal in vielen Äonen auf das Niveau eines Buddha reinigen kann, ist es für jeden von uns möglich, unseren Geist in ausreichendem Maße zu reinigen, um viele Tatsachen über die Natur zu sehen, die die Wissenschaft nicht kennt.
  • Wenn dies bis zu einem gewissen Grad geschieht, wird offensichtlich, dass all diese materiellen Fortschritte (und jede Art von Sinnesfreuden, die solche Fortschritte bewirken) im Vergleich zu dem Gefühl der Erleichterung und des Wohlergehens durch die Reinigung des Geistes unbedeutend sind.

12. Während man zum Beispiel sogar das beste Essen auf Erden genießen kann, können sogar die jhanischen Erfahrungen (ariya oder sogar anariya Jhana) länger andauern. Man könnte stundenlang in einem Jhana bleiben und dieses Gefühl der Erleichterung genießen.

  •  Die „Basis“ der „Abkühlung“ oder „Niveema“ oder „Nivana„, die auf der Sotapanna-Stufe kommt, ist für immer und kann nicht mit irgendeinem kurzlebigen Sinnesgenuss verglichen werden.
  • Wenn man zum vierten Jhana kommt, könnte man Abhinna-Kräfte entwickeln, um auf die eigenen vergangenen Wiedergeburten zurückzublicken und zu BESTÄTIGEN, dass der Wiedergeburtsprozess real ist. Zu dieser Zeit könnte man sogar viele Wesen in anderen Reichen „sehen“ und auch ihre Existenz bestätigen.
  • Obwohl also keiner von uns in der Lage sein wird, die „vollständige Realität“ dieser Welt „wie ein Buddha“ zu erleben, können wir mit geistiger Anstrengung (Reinigung des Geistes) viele Aspekte der weiteren Welt Buddhas verifizieren. Damit können wir in der Lage sein zu sehen, welche Art von Leiden wir in früheren Leben durchgemacht haben. Welches Leid auch immer unter den schlimmsten Bedingungen für einen Menschen empfunden wird, ist nichts im Vergleich zu dem Leid, das in den untersten vier Reichen anzutreffen ist.
  • Und all das beginnt mit dem richtigen Verständnis von Lokottara Samma Ditthi durch das Verstehen von anicca, dukkha, anatta, das jenseits des weltlichen Samma Ditthi liegt, d.h. „wie man ein moralisches Leben führt“. Siehe Maha Chattarisaka Sutta (Diskurs über die Großen Vierzig) – MN 117.

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