7. Was ist Ānāpāna?

1. Die Ānāpānasati Sutta im Majjhima Nikaya (Ānāpānasati Sutta, MN 118) beginnt gleich nach dem ersten Vers:

Ānāpānassati, bhikkhave, bhāvithā bahulīkathā mahapphalā hoti mahānisansā. Ānāpānassati, bhikkhave, bhāvithā bahulīkathā chattāro satipaṭṭhāna paripūreti. Chattāro satipaṭṭhānā bhāvithā bahulīkathā saptha bojjhaṅga paripūrenti. Saptha bojjhaṅgā bhāvithā bahulīkathā vijjā vimuttin paripūrenti.…..

Das bedeutet: „Ānāpānasati, Bhikkhus, wenn sie praktiziert wird, trägt viele Früchte und führt zu vielen Vorteilen. Ānāpānasati, Bhikkhus, wenn sie kultiviert und befolgt wird, bringt die vier Satipattānas zu ihrer Vollendung. Die vier Satipattānas, wenn sie kultiviert und befolgt werden, bringen die sieben Bojjangas zu ihrem Abschluss. Die sieben Bojjangas, wenn sie kultiviert und befolgt werden, bringen Vijjā (Gegenteil von Avijjā) und Vimutti (oder Nibbāna) zu ihrem Abschluss …

  • Wenn nun ānapāna „Einatmen und Ausatmen“ bedeutet, wie kann das zur Vollendung der vier Satipattānas, der sieben Bojjangas, der Entfernung von Avijjā und zu Nibbāna führen? Kann jemand ernsthaft glauben, dass das möglich ist?
  • Stattdessen bedeutet ānapāna die Kultivierung von satipattāna, saptha bojjanga usw., indem wir „Moralisches hereinnehmen“ und „Unmoralisches aussortieren“.

2. Satipattāna Bhāvana ist eine ausführlichere Version der Ānāpānasati Bhāvana. Daher ist es wichtig, die korrekte Version der Ānāpānasati zu lernen. Wenn man Ānāpānasati richtig ausführt, kann man leicht auf Satipattāna Bhāvana wechseln.

3. Finden wir zuerst heraus, was der Buddha unter āna und āpāna in āna + āpāna + sati gemeint hat, zusammen ānāpānasati. Sati ist natürlich Achtsamkeit zur Vermeidung der Dasa Akusala.

  • Āna ist „aufnehmen“. In singhalesisch bedeutet ānayānaya „einführen/importieren“. „Āpāna“ ist „verwerfen/exportieren“. In Singhalesisch ist „apānayānaya“ „exportieren“. So bedeutet „āna“ + „āpāna“ oder ānapāna „aufnehmen/verwerfen“ oder „Import/Export“.
  • Assa“ ist dasselbe wie „āna“ und „passa“ ist dasselbe wie „āpāna„. In Sri Lanka sagen die Eltern zum Kind, dass sein Zimmer aufräumen/säubern soll: kāmaraya (Zimmer) assa passa (oder aspas) karaganna„.
  • Bei der Reinigung des Raumes muss das Kind die Unordnung loswerden (passa), kann aber auch etwas wie eine Blumenvase aufnehmen (assa), um den Raum angenehmer zu gestalten oder einen Stuhl aufnehmen, der nützlich ist.

4. Während der Zeit des Buddha selbst wurden Hilfssuttas sowie Kommentare (Atthakatha) geschrieben, um die Schlüsselworte in den Haupt-Suttas zu erklären, die für eine einfache Übertragung verkürzt wurden. Es gibt zwei wichtige Suttas, Assāsa Sutta und die Parama Assāsa Sutta, die beschreiben, wie man kusala Gedanken „aufnehmen“ und akusala Gedanken „verwerfen“ sollte. Das ist āna + āpāna (ānapāna) bzw. assa / passa, zum Aufräumen (des Geistes).

  • In der Mahasaccaka-Sutta wurde „assa/passa“ auch als „ein- und ausatmen“ gezeigt, als der Buddha Saccaka beschrieb, wie er noch als Bodhisattva nach Anweisungen von Alara Kalama und Uddacaramaputta die „Atemmeditation“ übte und auf der Suche nach Wahrheit war.
  • Aber die nächsten Verse dieser Sutta beschreiben, wie er diese Technik aufgegeben und auf den richtigen Weg gegangen ist.
  • Daher müssen wir darauf achten, dass je nach Situation eine bestimmte Phrase im richtigen Kontext verwendet wird.
  • Zum Beispiel gibt es einige konventionelle und tiefere Bedeutungen der Schlüsselwörter „atta“ und „anatta“ und man muss herausfinden, welche Bedeutung für einen gegebenen Fall anzuwenden ist.

5. Wenn man weiß, was kusala/akusala Kamma ist, muss man zuerst verhindern, dass man akusala Kamma ansammelt und stattdessen sich bemühen kusala Kamma zu tun, indem man verdienstvolle Taten bevorzugt (punna kriya).

  • Wenn man also ein moralisches Leben führt, engagiert man sich automatisch in der Grundform von Ānāpānasati.
  • Man kann keine korrekte formale Ānāpānasati Meditation machen und sogar Samadhi erreichen, geschweige denn ein Jhana, wenn man kein moralisches Leben führt. Die fünf Hindernisse sind zu stark um unterdrückt zu werden.

6. Die formale Ānāpānasati Bhāvana kann in einer Meditationssitzung oder einer Gehmeditation durchgeführt werden, während man in der Basisversion engagiert ist (das Gute reinholen/das Schlechte verwerfen).

  • Es besteht keine Notwendigkeit Samatha Bhavāna getrennt zu tun. Wenn man eine formale Ānāpānasati-Sitzung mit geschlossenen Augen an einem ruhigen Ort hat, wird man automatisch zu Samadhi gelangen. Lass gute Gedanken wachsen und verwirf böse Gedanken! Sehr einfach.
  • In einer formalen Sitzung sollte man auch Dhamma-Konzepte wie anicca, dukkha, anatta kontemplieren. Das ist echte Konzentration auf „āna“ („Import“).
  • Wenn man zu Samādhi kommt, geht der Geist auf „Autopilot“. Sie werden das Gefühl haben, dass Ihr Geist die Kontrolle übernimmt und Sie müssen sich weniger anstrengen, den Fokus zu behalten.

7. Wenn man die Basisversion macht, während man mit anderen Tätigkeiten beschäftigt ist, liegt der Fokus der Achtsamkeit natürlich auf dieser Tätigkeit. Diese Aufgabe beinhaltet vermutlich keine der GROßEN ACHT, die wir zuvor besprochen haben. Es könnte eine technische Aufgabe oder eine tägliche Arbeit sein. Beachten Sie nur die Aufgabe (Waschen, Fahren usw.)! Hier kommt man nicht zu Samadhi, also besteht keine Gefahr, sich selbst zu verletzen.

  • Es ist jedoch auch möglich während verschiedener Tätigkeiten in Ānāpānasati Bhavāna engagiert zu sein (z.B. im Wartezimmer beim Arzt, beim Busfahren, beim Bügeln…). Wenn unser Geist nicht auf etwas fokussiert ist, sprudeln alle möglichen Gedanken wie in den Grundlagen der Meditation gesagt. Dies ist auf tief verwurzelte Gewohnheiten oder Asavas zurückzuführen, die wir nicht nur in diesem Leben, sondern auch in früheren Leben erworben haben.

8. Je mehr wir die Gewohnheit wiederbeleben oder durchleben (d.h. ana/apāna oder assa/passa tun), stärken wir diese gute Gewohnheit (Gathi).

  • Wir sind den ganzen Weg im Kreislauf der Wiedergeburten gegangen, der wegen unserer schlechten Gewohnheiten (Gathi) mit viel Leiden erfüllt ist. Diese schlechten Gewohnheiten sind zu einem sehr dichten Zustand tiefsitzender Sehnsüchte (āsava) verdichtet. Es kann daher einige Zeit brauchen, dieses āna/pāna zu entwickeln. Man wird aber auf jeden Fall die Ergebnisse in einigen Wochen bis zu einigen Monaten sehen.

9. Im Anapānapabba der Satipattāna Sutta heißt es: „..so sato va assa sati, sato va passa sati. Digham va assasanto digham assasami ti pajānati, digham va passasanto digham passasami ti pajānati, ……“ Hier ist nicht gemeint „langatmig einatmen, lange ausatmen“; vielmehr bedeutet es „alte schlechte Gewohnheiten loszuwerden und die alten guten Gewohnheiten zu kultivieren“.

  • In ähnlicher Weise handelt es sich bei dem nächsten Satz („..rassam va assasanto …“) nicht um kurze Atemzüge, sondern um jene gute Gewohnheiten, an denen Sie in letzter Zeit zu arbeiten begonnen haben, und um jene schlechten Gewohnheiten, die sich kürzlich in den Geist eingeschlichen haben (falls da etwas ist).
  • Es gibt keine Möglichkeit, dass jemand seinen Geist durch Ein- und Ausatmen reinigen kann, auch wenn er sich beruhigen lässt (samatha). Die korrekte Art, dies zu tun, bewirkt sowohl Samatha als auch Vipassāna gleichzeitig.

10. Wenn wir ein bisschen mehr darüber nachdenken, stellen wir fest, dass wir das Folgende loswerden müssen: Micca Ditthi (falsche Sichtweisen), Micca Sankappa (falsche Gedanken oder Ideen), Micca Vaca (falsche, schädliche Sprache), Micca Kammanta (schädliche Handlungen), Micca Ajiva (falsche, schädliche Lebensweise), Micca Vayama (Tendenz zu unmoralischen Aktivitäten), Micca Sati (Tendenz zur Konzentration auf unmoralische Aktivitäten), Micca Samadhi (die Tendenz, sich in unmoralische Ideen/Handlungen zu verwickeln).

  • In gleicher Weise brauchen wir: Samma Ditthi, Samma Sankappa, Samma Vaca, Samma Kammanta, Samma Ajiva, Samma Vayama und Samma Sati.
  • Anders ausgedrückt: Ānāpānasati ist nichts anderes, als dem „Edlen Achtfachen Pfad“ zu folgen und das Gegenteil zu verwerfen.

11. Je länger man den Noblen Achtfachen Pfad „hereinnimmt“ oder „lebt“ und das Gegenteil „ablehnt“, desto einfacher wird es, in einer formalen Meditationssitzung zu Samadhi zu gelangen. Wenn Samadhi nach und nach wächst, wird man eines Tages automatisch in das erste Ariya Jhāna kommen. Es gibt jedoch noch etwas, das benötigt wird, bevor man zu den Ariya Jhānas gelangt: ein Verständnis von Anicca, Dukkha, Anatta. Wir werden das Warum in einem anderen Beitrag besprechen.

  • Üben Sie jeden Tag so weit wie möglich „ānapāna“. Mit der Zeit werden Sie die Abkühlung bzw. Nivāna oder „einen Geschmack von Nibbāna“ fühlen.
  • Buddha Dhamma erfordert NICHT das Befolgen von Ritualen. Es geht darum, den Geist zu reinigen, und das erfordert Anstrengung und Konzentration. Anfangs könnte es hart sein, aber wenn man Stück für Stück zu Samadhi gelangt, wird man motiviert. In wenigen Monaten kann man auf sein Leben zurückblicken und sehen, dass es sich zum Besseren verändert hat.
  • Obwohl man anfangen kann, unmoralische Taten zu verwerfen und moralische zu kultivieren, muss man die wahren Bedeutungen von San, Anicca und Anatta kennen, um die Anāpānasati Bhāvana in einem tieferen Sinne zu tun: (i) man muss verstehen welche San oder Verunreinigungen zu verwerfen sind; siehe San. (ii) Man muss die tieferen Bedeutungen der Tilakkhana kennen; siehe Anicca, Dukkha, Anatta.

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