Cuti-Patisandhi – Abhidhamma-Perspektive

1. Oft wird geglaubt, dass Patisandhi bzw. die Verknüpfung zu einer neuen Existenz (Bhava) in der Gebärmutter geschieht (im Menschen- und Tierreich). Das ist nicht richtig. Eine Gebärmutter ist hierfür nicht nötig. Patisandhi Citta folgt im letzten Citta Vithi des sterbenden Wesens nach dem Cuti Citta des alten Lebens.

  • Die neue Lebensform (Gandhabba) entsteigt dem toten Körper direkt nach dem letzten Citta Vithi. Beginnt das neue Leben aber mit einer Opapatika-Geburt [sofortige vollständige Körperform], so bildet sich die Lebensform vollständig direkt nach dem letzten Citta Vithi des alten Lebens. Hier betrachten wir den Fall des Entstehens einer Gandhabba. Also ist die neue Lebensform ein Mensch oder ein Tier.

2. Patisandhi (pati ist „Bindung“ und sandhi bedeutet „koppeln/anschließen“) ist die Bindung an ein neues Leben am Ende des alten. Das geschieht in einem Gedanken-Moment im Körper des sterbenden Wesens. Natürlich hat die Gandhabba einen sehr feinen Körper, der nur von Wesen mit abhinna Kräften gesehen werden kann.

  • Ich muss vorausschicken, dass diese Analyse sehr technisch wird und nur für die sinnvoll ist, die mit Citta Vithi vertraut sind. Allerdings sind die Schlussfolgerungen informativ, sodass man hoffentlich trotzdem etwas mitnehmen kann. 

3. Der letzte Citta Vithi des alten Lebens läuft in gewohnter Weise mit 17 Cittaatita bhavanga, bhavanga calana, bhavanga upacceda, pancadvara vajjana, cakkhu vinnana, sampaticcana, santirana, vottapana und dann folgt die Javana-Sequenz (7 Javana Citta). Nach dem fünften Javana Citta kommen noch zwei weitere Javana Citta. Das sechste ist das Cuti Citta und das siebte und letzte Javana Citta ist das Patisandhi Citta.

  • Im letzten Citta Vithi liefert ein früheres Kamma Vipaka ein Arammana (Gedankenobjekt) im Zusammenhang mit diesem Kamma Vipaka über eine der sechs Sinnestüren. Es ist in der Regel ein visuelles Objekt oder ein Geräusch im Zusammenhang mit der neuen Existenz (bhava). Auch wenn die körperlichen Fähigkeiten im Todesmoment sehr schwach sind, wird die Person trotzdem klar das Nimitta sehen oder hören (denn es ist ein geistiger Prozess). Dann trifft der Geist mit dem Vottapana Citta eine Entscheidung basierend auf Gathi und Arammana. Das sterbende Wesen hat keine Kontrolle darüber. Es heißt auch, „kammaja pure jatha; cittaja pacce jatha“, d.h. Kamma Vipaka kommt zuerst, und dann fließen Javana Citta und ergreifen das neue Bhava:

„Kamma vipaka vajjanti, vipako kamma sambhavo. Tasma punabbhovo hoti, evan loko pavattati

Übersetzt:

Kamma Vipaka  präsentiert eine neue Existenz, das unwissende Wesen ergreift die Existenz. Damit wiederholt sich der Kreislauf der Wiedergeburten und so existiert die Welt“

4. Zuerst kommt das Vipaka Citta, was Kamma Sambhava induziert. Mit dem Vottapana Citta wird vipako kamma sambhavo eingeleitet. Das Vottapana Citta entscheidet, wie mit dem Arammana (Objekt) zu verfahren ist, was vom Kamma Vipaka stammt. Im Normalfall haftet das Wesen via Gier/Hass am Objekt und ergreift mit den nachfolgenden Javana Citta eine neue Existenz.  Daher startet vipako kamma sambhavo mit dem ersten Javana Citta. Nach 5 Javana Citta  ist die kammische Energie optimal, wobei sich die aufeinander folgenden Javana via Asevana Paccaya verstärken. Das sechste Citta ist das Cuti Citta und mit dem Patisandhi Citta ergreift man das neue Bhava.

  • Das Cuti Citta folgt im letzten Citta Vithi kurz nach dem eigentlichen Cuti (Sterben), das ist paccejāta zu kammaja cuti. Das nachfolgende Patisandhi Citta (das siebte Javana Citta) ist immer für das nächste Bhava verantwortlich. Dabei geschieht der Übergang von paccejāta zu kammaja patisandhi, was mit dem Pancadvara Vajjana Citta in diesem letzten Citta Vithi beginnt.

5. Betrachten wir nun den letzten Citta Vithi des alten Lebens im Detail. Dieser letzte Citta Vithi wird mit dem letzten bisschen kammischer Energie des alten Lebens gestartet und nimmt seinen Lauf mit 17 Citta. Eine Analogie dazu wäre ein Stein, der in die Luft geworfen wird. Die Energie ist vollständig ausgegeben, wenn der Stein losgelassen wird, jedoch fliegt der Stein weiter bis zum Aufprall auf die Erde. In gleicher Weise endet das Bhava mit dem Initiieren des letzten Citta Vithi einschließlich der letzten 2 Bhavanga Citta nach den 7 Javana Citta.

  • Cuti bzw. Tod/Sterben ist kein Citta. Es ist das Ende der kammischen Energie des alten Lebens. Cuti geschieht im Start-Moment des letzten Citta Vithi. Patisandhi ist der eigentliche Kammaja-Akt bzw. Bindung an eine neue Existenz.
  • Es gibt zwei Bhavanga Citta im letzten Citta Vithi. Das neue Vatthu Rupa kann erst gebildet werden, wenn der letzte Citta Vithi des alten Lebens abgelaufen ist. Es kann keine zwei Citta Vithi zur gleichen Zeit geben.

6. Wenn im letzten Citta Vithi die Citta Atita Bhavanga, Bhavanga Calana und Bhavanga Upacceda ablaufen, endet das Kamma Vipaka des alten Lebens. An den Pancadvara erscheint nun entweder Kamma Nimitta, Asanna Kamma oder Gathi Nimitta. Das wird das Vipaka Citta des neuen Lebens: kamma vipaka vajjanti. Es wird von Sampaticcana und Santīrana Citta empfangen. Dann folgt vipaka kamma sambhavo mit dem Vottapana Citta. Dabei trifft der Geist eine Entscheidung bzgl. des Objekts abhängig von Avijja (und damit Gathi/Asava).

  • Vipaka Kamma Sambhavo beginnt mit dem ersten Javana Citta und entwickelt sich bis zum fünften Javana Citta. Damit wird das sechste Javana Citta, das Cuti Citta, definiert. Der neue Kamma Beeja verbraucht seine Energie ab dem siebten Javana Citta im neuen Bhava.

7. Wenn dieser letzte Citta Vithi zu Ende geht, ist die alte Hadaya Vatthu auch tot. Die kammische Energie ist verbraucht. Der nächste Citta Vithi beginnt mit einer neuen Hadaya Vatthu im neuen Bhava. Die neue Hadaya Vatthu wird vom neuen Kamma-Samen gebildet, der mit dem siebsten Javana Citta (Patisandhi Citta) ergriffen wurde. Damit startet unmittelbar der erste Citta Vithi des neuen Lebens. Die neue Gandhabba bildet sich und entsteigt dem toten Körper.

  • Wenn ein Mensch stirbt und die nächste Existenz als Tier beginnt, kommt die neue Gandhabba mit der passenden Tierform voll ausgebildet aus dem toten Menschenkörper. Das ist der Entwurf für den neuen physischen Körper.
  • Diese Gandhabba muss dann auf eine geeignete Gebärmutter warten. Dabei entscheidet nicht die Gandhabba, welche Gebärmutter gut ist. Vielmehr wird die Gandhabba von einer Gebärmutter mit passendem Gathi angezogen.
  • Wenn Sperma ein Ei in einer Gebärmutter befruchtet, entsteht eine einzelne Zelle bzw. eine Zygote. Aber es gibt dort kein Leben, bis eine Gandhabba in die Gebärmutter eintritt und die Zygote als Lebensraum annimmt. Nun wächst die Zygote zum Embryo, dann zum Fötus, und nach der Geburt zum voll ausgebildeten Menschen oder Tier je nach Bauplan.
  • Der Wissenschaft ist es bisher nicht gelungen, das Entstehen all der komplexen Körperteile eines Menschen oder eines Tieres zu erklären. Der Bauplan kommt von der Gandhabba, nicht von der Einzelzelle.

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