Nibbatti Lakkhana im Udayavaya Nana

1. Im vorherigen Text schauten wir auf die ersten 25 Faktoren, die den Udaya-Teil in Udayavaya stützen, Udayavaya Nana – Einführung. Jedes der fünf Aggregate hat fünf Faktoren, die zur Entstehung beitragen. Somit gibt es 25 Faktoren, welche die „persönliche Welt“ für jedes Wesen entstehen lassen.

  • Die fünf Aggregate oder die Pancakkhandha sind viel komplexer als vermutet. Bitte lesen Sie die Texte zu Pancakkhandha, wenn Sie wirklich Udayavaya Nana begreifen wollen: Die fünf Aggregate (Pancakkhandha).

2. Alles, was wir erleben, erleben wir nur für einen Bruchteil einer Sekunde. Dann geht diese Erfahrung über auf den „Vergangenheits-Haufen“ (Atita) der fünf Aggregate bzw. Haufen.

  • Alles, was wir uns vorstellen oder erhoffen, hat sich noch nicht materialisiert. Das gehört zum „Zukunfts-Haufen“ (Anägata) der fünf Aggregate.
  • Nur ein vernachlässigbarer kleiner Teil wird in einem gegebenen Moment erfahren: der „Jetzt-Haufen“ (Paccuppanna).

3. All diese Dinge entstehen als Sankata, egal ob materiall (Rupa) oder geistig (Vedana, Sanna, Sankhara, Vinnana). Ein Sankata existiert für kurze Zeit (nicht die Erfahrung darüber), andere viel länger (vor allem Rupa). Aber selbst dann „gehen“ immer Teile davon ständig in die Vergangenheit.

  • Denken Sie an einen Menschen X. Er/sie beginnt als einzelne Zelle und wächst von Tag zu Tag, wird ein Baby, ein Kind, ein junger Mensch, ein alter Mensch und stirbt. Wenn eine andere Person (Y) X wachsen sieht, wächst dabei auch der Rupakkhandha von Y kontinuierlich. Der „Vergangsheits-Rupakkhandha“ wird immer größer. Wenn X sich selbst beobachtet, geht seine Erfahrung auf seinen Rupakkhandha.
  • Zu jeder Zeit können wir nur einen „Schnappschuss“ des Rupakkhandha sehen. Wenn X stirbt, sind alle Schnappschüsse in die Vergangenheit gegangen und gehören somit zum „Vergangenheits-Rupakkhandha“ von X und Y. Die beiden Rupakkhandha sind unterschiedlich. Jeder hat seine Erfahrung.
  • Jetzt können wir sehen, warum der Pancakkhandha jedes Wesens einzigartig ist.

4. Nun analysieren wir, warum alle fünf Aggregate ihren Ursprung in Avijja, Tanha und Kamma haben: Weil wir die falsche Wahrnehmung haben (Nicca Sanna), dass wir dauerhaftes Glück durch Dinge in dieser Welt erreichen können (Avijja), haften wir an Dingen oder hassen andere Dinge (Tanha) und handeln entsprechend (Kamma).

  • Nachdem man Parinibbana  erreicht (d.h. als Arahant stirbt), gibt es keine Welt mehr zu erleben und damit keinen Pancakkhandha.

5. Die anderen beiden Faktoren (Ahara und Nibbatti Lakkhana) beschreiben das Fortschreiten der Pancakkhandha,  die ihren Ursprung in Avijja, Tanha und Kamma haben.

  • Wenn es sich um ein materielles Phänomen handelt (Rupa), braucht es Ahara (Nahrung), um zu wachsen. Das kann Nahrung für Lebewesen sein oder Nährstoffe für Pflanzen.
  • Wenn es ein geistiges Phänomen ist (Vedana, Sanna, Sankhara, Vinnana), braucht es „geistige Nahrung“: Phassa (Kontakt), Mano Sancetana und Vinnana Ahara. Dies werden wir später anschauen.

6. Jedes dieser fünf Aggregate benötigt einen „Bauplan“ oder einen Mechanismus zum Entstehen, Wachsen, Reifen, Verfall, Zerstörung. Das ist Nibbatti Lakkhana.

  • Diese „Blaupause“ wird entsprechend der drei Ursachen gemacht: Es ist ein komplexer Plan, der viele Aspekte berücksichtigt, die von Avijja, Tanha und Kamma geformt werden.
  • Diese komplexen Faktoren führen zu Nibbatti Lakkhana. Es kann „Produktionseigenschaften des Sankata“ genannt werden, was jeweils zu einem der fünf Aggregate gehört.
  • Wir werden noch sehen, dass alle fünf Faktoren tatsächlich Ursachen werden und miteinander verbunden sind.

7. Bei einem Menschen oder Tier kann man das leichter sehen. Wenn ein Lebewesen ein Menschen-Bhava erlangt, basiert das auf einem bestimmten Kamma Vipaka. Ein Bauplan des Menschen-Bhava wird automatisch durch kammische Energie generiert.

  • Der Bauplan ist die Manomaya Kaya bzw. Gandhabba.
  • Die Entstehung des Menschen geschieht nach dem „Bauplan“ der Manomaya Kaya: Größe, Augenfarbe, Hautfarbe, usw. wurden bestimmt, als eine geeignete Gebärmutter automatisch nach dem Gathi des Wesens ausgewählt wurde. Das „Auswahlverfahren“  entschied über die passenden Eltern für die Gandhabba.
  • Das ist die Rolle, die von Nibbatti Lakkhana in diesem speziellen Fall übernommen wird.

8. Das bestimmte Bhava wird durch die jeweiligen Taten (Kamma) festgelegt: Sind die Taten geeignet für ein Hunde-Bhava, wird man ein Hunde-Bhava erhalten.

  • Aber auch andere Eigenschaften dieses Hundes werden durch die Gesamtbewertung des Gathi festgelegt, was man über unzählige frühere Leben erworben hat.
  • Nibbatti Lakkhana ist ein komplexes Gebilde, was zahlreiche Dinge berücksichtigt, aber zwei sind bestimmend: Kamma und Gathi.

9. Zum Beispiel können zwei verschiedene Wesen das gleiche Hunde-Bhava haben. Aber keine zwei Hunde gleichen sich in Ihrem Aussehen und Verhalten. Einige sind bösartig, andere sind liebevoll. Einige sind groß, andere sind klein. Die möglichen Varianten sind im Grunde unendlich. Auch zwei „Zwillingshunde“, die genau gleich aussehen, unterscheiden sich zumindest in ihrem Verhalten. Gleiches gilt für zwei Menschen.

  • Nibbatti Lakkhana ist eine komplexe Mischung verschiedener Faktoren. Aber nur ein Buddha kann sehen, warum bestimmte Eigenschaften in einem bestimmten Wesen auftauchen. Auch der Fleck im Fell eines Hundes wird einen Grund haben.
  • Auch wenn das Bhava durch ein spezifisches starkes Kamma bestimmt wird (Janaka Kamma), spiegeln sich im physischen Körper zahlreiche Kamma Vipaka aus vergangenen Leben.
  • Welche Arten von Kamma Vipaka Früchte bringen, hängt im hohen Maße von den geeigneten Bedingungen ab. Handelt man unklug, wird schlechtes Kamma Vipaka Früchte tragen. Handelt man mit Achtsamkeit, kann man schlechte Ergebnisse vermeiden und auch gute Ergebnisse hervorbringen. Siehe Was ist Kamma? – Wird alles durch Kamma bestimmt? oder Annantara und Samanantara Paccaya.

10. Manomaya Kaya bestimmt nicht starr die Zukunft eines Wesens. Einige „Produktionseigenschaften“ ändern sich. Der Lebensstrom funktioniert nicht wie ein Roboter in einer Fabrik nach einem festgelegten Plan.

  • Die Körperstruktur eines Wesens ändern sich je nach Lebensstil und Gewohnheiten. Isst man ungesund und wahllos, tendiert man zu Fettleibigkeit. Auch den Charakter kann man durch eigene Motivation und äußere Einflüsse ändern.
  • Nibbatti Lakkhana sind nicht deterministisch. Das Gathi kann sich ändern und damit auch Manomaya Kaya und physischer Körper.

11. Der Hauptgrund für diese Flexibilität ist, dass die Manomaya Kaya aus drei „Komponenten“ besteht: Kammaja Kaya, Cittaja Kaya, Utuja Kaya.

  • Der Kammaja Kaya ist wirklich determiniert. Er enthält die Gründe (Kamma) für das jeweilige Bhava.
  • Die kritische Komponente, die unter unserer Kontrolle ist, ist Cittaja Kaya. Diese Komponente ist im Grunde unser Gedankenstrom (was zu verbalen und körperlichen Handlungen führt). Unser Denken ist abhängig vom Niveau unserer Ignoranz (Avijja).
  • Die dritte Komponente ist Utuja Kaya, was den feinen Körper der Gandhabba ausmacht. Utuja Kaya wird ständig erneuert und verändert aufgrund des Kammaja Kaya und Cittaja Kaya. Die Energie aus beiden wird zu feinstofflicher Materie (Suddhashtaka) umgewandelt. Siehe Der Ursprung der Materie – Suddhashtaka.

12. Die Entwicklung eines Menschen ist ein komplexer Prozess. Aber man kann mit den obigen Erklärungen ein Grundverständnis erwerben.

  • Jetzt können wir sehen, dass der physische Körper nur eine „Hülle“ ist. Gandhabba  wohnt innerhalb des physischen Körpers und steuert diesen. Siehe Ghost in the Machine – Synonym für die Manomaya Kaya?.

13. Der physische Körper, den wir so sehr schätzen, ist in Wirklichkeit eine leblose Hülle. Die Gandhabba repräsentiert den Lebensstrom und liegt versteckt innerhalb.

  • Der Utuja Kaya der Gandhabba erstreckt sich über den ganzen Körper und gibt ihm „Leben“. Es ist ein feines Netz, das unser Nervensystem überlappt und mit dem wir Körperempfindungen fühlen.
  • Unter extremen Belastungen kann die Gandhabba aus dem physischen Körper rauskommen. Dies ist als Außerkörperliche Erfahrung (engl. OBE) bekannt. Siehe Manomaya Kaya und Außerkörperliche Erfahrung (OBE). Wenn das geschieht, ist der physische Körper leblos. Ärzte erklärten Herzpatienten bei einer Operation schon für tot und fanden Minuten später heraus, dass der Patient lebt (Gandhabba kehrte in den Körper zurück).

14. Die Gandhabba kann das eigene Nibbatti Lakkhana im gewissen Maß durch weise Verwendung des Cittaja Kaya bestimmen.

  • Cittaja Kaya macht es möglich Nibbana zu erreichen.
  • Man kann sein Gathi ändern, indem man zuerst Moral von Unmoral unterscheidet und dann die Anicca-Natur dieser Welt versteht.
  • Die meisten Menschen wissen nicht um die  Bedeutung des Cittaja Kaya. Das ist im Wesentlichen der Grund, warum ein Buddha benötigt wird, um die wahre Natur dieser Welt zu offenbaren und zu lehren, wie man den Cittaja Kaya verwendet (d.h. wie man denkt, spricht und handelt).

15. Nibbatti Lakkhana funktioniert ähnlich für alle Sankata mit den fünf Aggregaten verbunden. Lassen Sie uns ein Vinnana betrachten, wenn wir eine Person X sehen.

  • Das Vinnana hängt davon ab, wer  X sieht. Wenn es X seine liebevollen Eltern sind, dann werden diese ein „liebendes Vinnana“ erzeugen. Das Vinnana entsteht, bleibt für eine gewisse Zeit und verblasst, während sich der Geist auf etwas anderes fokussiert. Wenn dieses Vinnana entsteht, entsteht es mit Nibbatti Lakkhana im Zusammenhang mit der vergangenen Erfahrungen mit X. Ein Feind von X könnte ein „hasserfülltes Vinnana“ erzeugen.

16. Es ist leicht zu sehen, dass die anderen drei Aggregate im obigen Beispiel auch enstehen.

  • Die Eltern generieren glückliche Gefühle (Vedana), erkennen X (Sanna) und initiieren Handlungen über Sprache oder Körper (Sankhara). So sind die vier geistigen Aggregate miteinander verwandt.

17. In Buddha Dhamma ist alles auf einer bestimmten Ebene miteinander verbunden. Es ist die ganze Struktur der Natur. Jedes Stück Information ist Teil eines komplexen Puzzles. Wenn man beginnt zu sehen, wie alles zusammen passt, macht das den Geist freudig und bietet Anreiz und Wunsch, mehr über die wahre Natur dieser komplexen Welt zu lernen.

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