Satipattana – Einführung

1. Zuerst müssen wir herausfinden, was Sati bedeutet.

  • Sati ist ein „guter“ Geistesfaktor (sobhana Cetasika). Deshalb entsteht Sati nur in moralischen Gedanken (kusala Citta) und nicht in akusala Citta. Wie in Cetasika (geistige Faktoren) besprochen, entstehen „gute Cetasika“ nicht in akusala Citta (umgekehrt entstehen „schlechte Cetasika“  nicht in kusala Citta).
  • Viele denken, Sati ist „Aufmerksamkeit“ oder „Achtsamkeit“. Aber ein Selbstmordattentäter muss beim Bau der Bombe achtsam sein oder ein professioneller Dieb muss seinen Plänen für einen großen Raub volle Aufmerksamkeit schenken: Sati ist in beiden Fällen nicht beteiligt. Die Cetasika sind dort zwei „neutrale“ Cetasika (die in kusala und akusala Citta vorkommen): Vitakka (anfänglicher Fokus) und Vicara (fortgesetzter Fokus).
  • Andere glauben, Sati sei die Fähigkeit sich zu erinnern. Doch das macht das  manasikara Cetasika.

Wenn eine Person stoppt und abwägt, ob eine Handlung moralische oder unmoralische Konsequenzen hat und nur die Handlungen ausführt, die moralische Konsequenzen haben, dann handelt diese Person mit Sati.

2. Pattana kann bedeuten: „Einrichtung“, „vorbereiten“ oder „zu formen“. Deshalb bedeutet Satipattana das Formen von Sati, oder Training des Geistes um mit Sati zu handeln.

  • Dieser Trainingsprozess hat vier Schritte, deshalb auch „Cattārō Satipatthana“ (cattārō = vier). Obwohl die vier Stufen miteinander in Beziehung stehen, ist es eine Folge. Die vier Schritte sind Kayanupassana, Vedananupassana, Cittanupassana, Dhammanupassana.
  • Die Bedeutung von „anupassana“ wird in Punkt 4 unter Was bedeuten all diese verschiedenen Meditationstechniken? beschrieben.

3. In Buddha Dhamma dreht sich alles um die Reinigung des Geistes. Das ist der Schlüssel zu echtem und dauerhaftem Frieden des Geistes. Ein verunreinigter Geist erzeugt unreine Gedanken (Citta). Verunreinigte Gedanken führen zu unreiner Sprache (mit zeitlicher Verzögerung) und zu verunreinigten Taten (mit noch mehr Zeitverzögerung).

  • Die Reihenfolge der Reinigung ist rückwärts:  Erst kontrolliert man körperliche Handlungen, dann (oder gleichzeitig) Sprache und dann erst Gedanken (während sie entstehen). Gedanken sind am schwersten zu kontrollieren.

4. Wie im Abschnitt Abhidhamma besprochen, entstehen Gedanken (Citta) sehr schnell, weit über eine Milliarde Citta pro Sekunde. Wir erleben aber nur „Bündel von Citta“ und akkumulieren dazu mindestens 0,05 Sekunden. Selbst dann ist es nicht möglich, Gedanken mit bloßer Willenkraft zu kontrollieren.

  • Aber unsere Gedanken werden von Charakter und Gewohnheiten diktiert (Gathi). Und diese Charaktereigenschaften können mit Anstrengung geändert werden, indem man zuerst Handlungen und dann auch Sprache mit Sati steuert.

5. Aus diesem Grund kommt Kayanupassana zuerst in Satipattana. Wir disziplinieren uns selbst, indem wir nur moralische Handlungen ausführen und moralisch reden. Beide ergeben sich aus dem Gedankenstrom, aber sie erscheinen mit „Zeitverzögerung“. Wir denken zuerst und handeln oder sprechen später, wenn auch nur Bruchteile von Sekunden. Die Zeitverzögerung reicht aus, um mit Übung die Kontrolle zu erlangen.

  • Wir führen „körperliche Taten“ mit noch größerer Verzögerung aus als Sprache. Solange man nicht in große Wut gerät, ist genug Zeit alle schlechten Handlungen zu stoppen. Mit der Zeit verschwinden diese unmoralischen Dinge. Später wird es zur Gewohnheit und damit viel einfacher.

6. Kayanupassana bedeutet sich selbst zu kontrollieren, bevor man irgendetwas Unpassendes sagt oder tut.

  • Man muss Kayanupassana zu allen Zeiten des Tages tun. Satipattana kann nicht auf „formale Sitz-Meditation“ beschränkt werden.
  • Wir sagen oder tun Dinge als Reaktion auf das, was wir sehen, hören, riechen, schmecken, berühren oder denken. Sprache oder Handlungen kommen zeitverzögert, da der Sinneseindruck erst durch den Geist verarbeitet wird. Selbst wenn wir im Begriff sind etwas Schlechtes zu sagen, können wir dies bemerken und uns stoppen. Wenn man jemanden schlagen will, kann man die schlechten Folgen der Tat erkennen und sofort stoppen. Das ist der Anfang.

7. Mit der Praxis ändert sich das Gathi und unangenehme Situationen werden weniger auftreten. Es gibt viele Beiträge zum Thema Gathi, u.a. im Abschnitt Meditation unter Schlüssel zu Anapanasati – Wie man Gewohnheiten und Charakter verändert. Satipatthana ist im Grunde ein methodischer Weg Anapanasati zu tun. Eine wissenschaftliche Sichtweise ist hier Wie Gewohnheiten gebildet und gebrochen werden – Eine wissenschaftliche Ansicht.

8. Kayanupassana ist der erste und wichtigste Teil der Cattārō Satipattana.

  • Während Kayanupassana praktiziert wird, ändert sich das Gathi und man wird ruhiger. Und man wird nicht impulsiv auf Gefühle reagieren. So wird die nächste Stufe Vedananupassana vorbereitet, d.h. „darüber nachdenken, wie man reagiert, wenn bestimmte Gefühle auftauchen“.
  • Wenn beides praktiziert wird, ändert sich das Gathi in einem Maße, dass auch erste Gedanken „weniger Gift“ enthalten und damit wird Cittanupassana eingeleitet, d.h. man denkt automatisch moralisch.
  • Schließlich wird es einfacher, zu Samadhi zu gelangen und anicca, dukkha, anatta zu kontemplieren (oder jedes andere Dhamma Konzept). Das ist Dhammanupassana.

9. Man beginnt also mit Kayanupassana und geht dann zu den anderen drei Anupassana über. Wenn man letztlich alle vier abschließt, beendet man den Prozess und man wird Samma Sati in voller Höher erlangen, was zu vollständigem Samma Samadhi führt, d.h. Arahantschaft .

  • Natürlich erreicht man das normalerweise über vier Stufen, zuerst die Sotapanna Stufe.
  • Es ist nicht sinnvoll die Regelschule zu besuchen, ohne vorher die Grundschule zu besuchen, oder zur Universität zu gehen ohne Abitur. So muss man die vier Schritte methodisch durchlaufen. Kayanupassana  wird detailiert im nächsten Beitrag betrachtet.
  • Dies bedeutet nicht, dass man nicht die anderen drei Anupassana tut, während man mit Kayanupassana beschäftigt ist. Es bedeutet nur, dass es nicht viel Sinn macht die andere drei zu üben, wenn man nicht die Großen Acht, die mit Handlung und Sprache getan werden, aktiv angeht. Siehe 2. Grundlagen der Meditation.
  • Man hört nicht auf mit Kayanupassana. Es muss Teil eines jeden Tages werden. Man muss es nicht mit Gewalt tun, es wird eine Gewohnheit. Wenn man die Vorteile sieht, trägt sich das Ganze von allein. Man bindet schrittweise die anderen drei auch ein, und schon bald tut man alle vier zusammen. Aber  Kayanupassana ist die Grundlage.

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