1. Menschen betätigen sich in unmoralischen Handlungen, weil sie die Sinnesfreuden sehr schätzen und sich nicht einer besseren Art des Glücks bewusst sind. Siehe Drei Arten von Glück – Was ist Niramisa Sukha?.
Daher sind sie bereit, sogar unmoralische Dinge zu tun, um Sinnesfreuden zu gewinnen. Sie erkennen nicht die zwei Nachteile solcher Taten:
- Wenn man andere willentlich verletzt, muss man die Folgen mit hohen Zinsen zurückzahlen (Gesetz von Kamma).
- Sinnesfreuden sind temporär.
Diese Tatsachen liegen in der wahren Natur dieser Welt, u.a. im endlosen Kreislauf der Wiedergeburten, in den 31 Reichen, im Kamma-Gesetz und im Kausalprinzip von Paticca Samuppada. Man muss diese Fakten von einem Buddha oder einem wahren Schüler des Buddha lernen.
2. Was ist Avijja? Es ist im Grunde die Unkenntnis der beiden Tatsachen oben, obwohl eine ganze „Weltanschauung“ dahinter liegt. Die wichtigsten Zutaten dazu sind:
- „Diese Welt“ ist viel komplexer als das, was wir mit unseren fünf physischen Sinnen beobachten können, d.h. da sind 31 Reiche anstelle von nur 2 Reichen (Menschenreich und Tierreich). Siehe Die große vereinheitlichte Theorie.
- Die wahre Natur der Existenz in allen 31 Reichen ist anicca, dukkha, anatta. Siehe Anicca, Dukkha, Anatta.
- Das meiste Leiden findet sich in den unteren vier Reichen (Apayas).
- Der ewige Wiedergeburtsprozess hat keinen Anfang und der einzige Weg raus, ist das Erreichen der Arahant-Stufe von Nibbana.
- Durch Erreichen der Sotapanna-Stufe kann man die Wiedergeburt in den Apayas dauerhaft verhindern.
3. Die Definition von Avijja ist „Nichtverstehen der Vier Edlen Wahrheiten“. Aber um die Vier Edlen Wahrheiten zu verstehen, muss man die „wahre Natur der Welt“ sehen, d.h. die drei Merkmale anicca, dukkha, anatta.
4. Kurz gesagt bedeuten anicca, dukkha, anatta:
- Es gibt nichts in dieser Welt, das langfristig zur Zufriedenheit aufrechterhalten werden kann (anicca). Jedes Streben nach Glück endet damit im Leiden (dukkha). Es hat keinen Sinn, Glück in dieser Welt zu suchen, und letztlich ist man hilflos und ohne Kontrolle (anatta).
- Die drei Merkmale gelten nicht nur für das Menschen-Reich. Es gibt auch in den anderen Reichen keine dauerhafte Zuflucht, auch wenn die Reiche ab dem Menschen-Reich aufwärts relativ wenig Leiden einbringen.
- Insbesondere wird man zum Gefangenen der unteren Reiche, wenn man unmoralische Handlungen zum Erreichen eines illusorischen Glücks begeht. Die Apayas sind unsere eigentliche Heimat, Geburten im Menschenreich und darüber sind sehr selten.
5. Für alle, die tiefer graben wollen: anicca, dukkha, anatta sind Manifestationen der unbeständigen Natur „dieser Welt“.
- Im Abhidhamma wird erläutert, wie diese Welt „Geist basiert“ entsteht und wie sich sowohl Geist als auch die materiellen Erscheinungen rasend schnell verändern.
- Diese Veränderung geschieht nicht zufällig, sondern durch das Prinzip „Ursache und Wirkung“ bzw. Paticca Samuppada.
- Allerdings ist es nicht notwendig, alle Details zu kennen, um „Abkühlung“ oder Stufen von Nibbana zu erreichen. Man kann die Konzepte von anicca, dukkha, anatta über Kontemplation der eigenen Lebenserfahrungen erfassen.
6. Wenn man das „große Weltbild“ nicht erfasst, trifft man schlechte Entscheidungen.
- Zum Beispiel sieht ein Fisch nicht die Schnur oder den Haken, sondern nur den Wurm. Würde er das ganze Bild sehen, könnte er sich richtig entscheiden und nicht zubeißen.
- Wie der Fisch sehen wir nur das Vergnügen in diesem Leben. Wir erkennen nicht, dass wir damit eine Welt ergreifen, die unerträgliches Leiden in den Apayas birgt und verborgenes Leiden in diesem Leben. Siehe Peleema.
7. Das komplexe Weltbild (wo sich alles Moment für Moment in allen 31 Reichen verändert) kann nur mit einem hochreinen Geist erkannt werden. Im Gegensatz zu einem Buddha kann ein normaler Mensch (egal wie intelligent) diese Weltsicht nicht selbständig erlangen.
- Avijja kann nicht durch „Buchwissen“ ausgeräumt werden. Man muss die „wahre Natur dieser komplexen Welt“ verstehen.
- Auch wenn es einem gesagt wird, ist es nicht einfach, es auch zu erfassen. Unser Geist ist von Verunreinigungen bedeckt, die sich seit anfanglosen Zeiten angesammelt haben. Siehe Schlüssel zur Beruhigung des Geistes.
8. Ein weiterer wichtiger Faktor, der viele Menschen „im Dunkeln“ oder „in Unwissenheit“ hält, ist der falsche Eindruck, dass Buddha Dhamma eine pessimistische Weltsicht enthält. Das reine Dhamma war über tausend Jahre versteckt und einige wichtige Fakten über die Vier Edlen Wahrheiten wurden verzerrt:
- Wenn der Buddha sagte, „diese Welt“ ist mit Leiden erfüllt, meinte er die größere Welt mit 31 Reichen. Er sagte auch nicht, dass die ganze Zeit Leiden vorhanden ist oder in allen Reichen. In höheren Reichen (Reiche Nr. 6 – 31) gibt es eigentlich mehr Glück als Leiden. Auch im Menschenreich (Reich Nr. 5) gibt es für viele Menschen mehr Glück als Leiden. Deshalb ist es schwer die Motivation aufrecht zu halten, um die Botschaft des Buddha zu untersuchen.
- Doch die meisten Wesen verbringen die meiste Zeit in den untersten vier Reichen (Apayas). Aus diesem Grunde ist im Durchschnitt das Leiden in Sansara viel größer im Vergleich zu jeder Art von Glück.
- Das „größere Weltbild“ ging zusammen mit dem Konzept des endlosen Kreislaufs der Wiedergeburten verloren. Siehe Sansarische Zeitskala. Es ist nicht allgemein bekannt, das es keinen erkennbaren Anfang in diesem Wiedergeburtsprozess gibt. Auf der sansarischen Zeitskala ist die Lebensdauer von hundert Jahren zu vernachlässigen. So ist jede Errungenschaft in einem Menschenleben von sehr kurzer Dauer und ein Tropfen im Ozean der sansarischen Zeit.
- Auch der Buddha war nur ein Bote, der diese bestürzenden Fakten über die Natur vermittelte. Er entdeckte die Gesetze der Natur, die deutlich zeigen, dass es nicht möglich ist, irgendwo in diesen 31 Reichen dauerhaft Glück zu finden. Aber er wies darauf hin, wie man eine bessere und dauerhafte Art von Glück findet.
9. Es gibt eine bessere Art von Glück, was auch dauerhaft ist: die Nibbanische Glückseligkeit oder Niramisa Sukha. Siehe Drei Arten von Glück und Nibbana – schwierig zu verstehen?. Man kann anfangen, dieses Niramisa Sukha zu erleben, noch bevor die Sotapanna-Stufe erreicht ist.
- Die Fakten nicht zu kennen, ist Avijja (Unwissenheit/Ignoranz). Wenn man diese Fakten nicht kennt, wie kann man dann eine Lösung für das Problem des Leidens finden?
10. Der Buddha verglich Avijja mit Dunkelheit. Man kann Dunkelheit nicht gewaltsam entfernen. Man muss Licht bringen, dann vergeht die Dunkelheit. In gleicher Weise kann Unwissenheit nur mit Weisheit entfernt werden.
- Weisheit (Panna) kultiviert man durch Lernen von Buddha Dhamma. Zuerst entwickelt man Panna, um Moral von Unmoral zu unterscheiden. Dann erst kann man die wahre Natur der Welt verstehen, d.h. anicca, dukkha, anatta. Siehe Was ist einzigartig in Buddha Dhamma?.