Unterschied zwischen Tanhā und Upādāna

Einführung

1. Der Unterschied zwischen Taṇhā und Upādāna ist subtil, aber entscheidend zu verstehen. Er ist der Schlüssel zum Verständnis, wie man sich von schlechtem Gati befreit und gutes Gati kultiviert. Das ist der Weg zu Nibbāna.

  • Dieses Verständnis ist auch von entscheidender Bedeutung, um grundsätzlich Satipaṭṭhāna (und Ānapānasati) Bhāvanā zu verstehen.

2. Bei Satipaṭṭhāna (und Ānapānasati) Bhāvanā geht es darum, achtsam zu sein und neue SCHLECHTE Gedanken einzufangen. Man sollte solche Gedanken sofort stoppen. Wenn der Gedanke gut ist, sollte man dabei bleiben (z.B. über ein Dhamma-Konzept nachdenken).

  • Das Wort „Gedanke“ vereinfacht zu sehr. Es umfasst védanā, sañña, saṅkhāra, viññāna, was jeweils komplex ist.
  • Sankhāra ist hier hervorstechend, da Kamma durch die drei Arten von Saṅkhāra erzeugt wird: manō saṅkhāra, vaci saṅkhāra, kāya saṅkhāra. Siehe Kamma entsteht durch Sankhāra.

Manō Saṅkhāra entstehen automatisch aufgrund von Gati

3. Manō Saṅkhāra entstehen automatisch aufgrund von vorhandenem Gati, wenn passende Sinneseindrücke hereinkommen.

  • Wir bemerken diese anfänglichen Manō Saṅkhāra meist nicht. Erst wenn Vaci Saṅkhāra einsetzen (man hört sich selbst im Stillen sprechen), wird uns die Situation bewusst.
  • Das ist ein wichtiger Punkt. Selbst wenn kein einziges Wort hörbar wird, sammeln sich Vaci Saṅkhārā an, wenn man über dieses Objekt „nachdenkt“. Eskaliert es weiterhin, spricht man auch hörbar darüber (auch Vaci Saṅkhārā). Vaci Saṅkhārā enthalten Vitakka und Vicāra Cetasika.
  • Im weiteren Verlauf kann man körperlich aktiv werden (Kāya Saṅkhāra).
  • Alle drei Arten von Saṅkhāra entstehen im Geist. Die Stärke des Kamma nimmt in der folgenden Reihenfolge zu: manō, vaci, kāya saṅkhāra.

4. Wir haften AUTOMATISCH an bestimmten Ārammaṇa, basierend auf unserem Gati. Dann entstehen Manō Saṅkhāra automatisch je nach Gati. Das ist Taṇhā (entweder über Kāmarāga oder Paṭigha; Avijjā ist jeweils vorhanden). Siehe Tanhā – Wie wir via Gier, Hass und Unwissenheit anhaften.

  • Der Begriff „taṇhā“ bedeutet „verschmelzen“ bzw. „anhaften“ (thāna bedeutet „Ort“ und bedeutet „verschweißen“ oder „anhaften“).
  • Wir haben keine direkte Kontrolle über Taṇhā. Um Manō Saṅkhāra zu stoppen, muss man das Gati ändern/entfernen.

Bedeutung von Vaci Sankhāra

5. Wenn die Anhaftung stark genug ist, wird der Geist nun über das Objekt nachdenken, d.h. es entstehen Vaci Saṅkhāra und das Objekt rückt in den Fokus.

  • Sobald wir uns dieser Anhaftung bewusst werden, KÖNNEN wir achtsam sein, über die Konsequenzen nachdenken und uns davon entfernen. Daher können wir solche Vaci Saṅkhāra stoppen.
  • Der Geist genießt jedoch solche Vaci Saṅkhāra. Es liegt ihm einfach und es ist sehr verlockend. Menschen erhalten z.B. sexuelle Befriedigung, indem sie einfach von Ereignissen aus der Vergangenheit oder sexuellen Begegnungen in der Zukunft „träumen“.

6. In der Na Santi Sutta (SN 1.34) definierte der Buddha „kāma“ als dieses „Tagträumen“ bzw. „mehr und mehr Gedanken darüber erzeugen“: Na te kāmā yāni citrāni loke, Saṅkapparāgo purisassa kāmo

Übersetzt: „Die schönen Dinge der Welt sind nicht kāma; der Mensch erschafft sein kāma, indem er an diese schönen Dinge denkt (rāga saṅkappa)…“.

  • Das ist ein entscheidender Punkt. Außerdem „träumen“ wir nicht nur von Sex, sondern auch von anderen Sinnesfreuden.
  • Selbst wenn man körperlich nichts tut, kann man eine Menge schlechtes Kamma anhäufen, nur weil man solche Vaci Saṅkhāra erzeugt.
  • Die Welt ist voll von schönen Dingen, geschmackvollen Speisen, verführerischen Düften usw. Das Erleben dieser Sinneneindrücke ist nicht kāma. Zum Beispiel akzeptierte auch der Buddha köstliche Speisen, erzeugte aber niemals Manō/Vaci Saṅkhāra darüber. Er hatte keine Gati mehr dafür.

Vaci Sankhāra verantwortlich für Upādāna

7. Jeder, der noch kein Anāgāmi ist, wird automatisch Manō Saṅkhāra generieren, da noch Kamaraga vorhanden ist. Das führt dann zu Vaci Saṅkhāra bzw. Kāma Saṅkappa je nach Anhaftung.

  • Wenn wir „mit dem Strom schwimmen“ und uns an diesem „Tagträumen“ bzw. dem Erzeugen von Vaci Saṅkhāra erfreuen, nennt man das Upādāna.
  • Upādāna bedeutet „es (im Geist) näher heranziehen“ (upa + ādāna, mit upa = „nah“ und ādāna = „ziehen“).

8. Wir kontrollieren also nicht Taṇhā bzw. die anfängliche Anhaftung.

  • Gati kann man auch nicht einfach beseitigen, indem man solche Sinneseindrücke vermeidet.
  • Zuerst muss man Gati reduzieren, was an diese Art von Sinneseindruck bindet. Vaci Saṅkhāra sind „Nahrung“ für die Kultivierung dieser Gati. Deshalb muss man Vaci Saṅkhāra stoppen, sobald man sich dessen bewusst wird. Damit reduziert man schlechtes Gati.
  • Wenn man solche akusala Vaci Saṅkhāra nicht stoppt, stärkt man das Gati mit der Zeit.

Schlechte Gewohnheiten stoppen

9. Der Buddha erklärte es auf diese Weise: Der Mensch kann nicht länger als sieben Tage ohne Nahrung UND Wasser leben.

  • Wenn wir jedoch auf feste Nahrung verzichten und nur Wasser zu uns nehmen, können wir mehrere Wochen überleben.
  • Man kann jedoch versucht sein, ein wenig Nahrung zu sich zu nehmen. Dadurch wird der Prozess unterbrochen, und die Uhr beginnt von neuem zu laufen.

10. Das ist die Analogie für das Entfernen einer Gewohnheit. Man kann die Gewohnheit (oder die Sucht) relativ schnell beenden, indem man Kāya UND Vaci Saṅkhāra stoppt.

  • Stoppt man nur Kāya Saṅkhāra, tut aber weiterhin Vaci Saṅkhāra, dann wird das Gati vielleicht NIE ganz entfernt werden.
  • Die Analogie ist nicht so optimal. Vaci Saṅkhārā sind fast so schlimm wie Kāya Saṅkhāra.
  • Je öfter wir die Disziplin nicht einhalten, desto länger dauert es, diese Gewohnheit bzw. Gati zu brechen. Deshalb müssen wir immer achtsam denken, sprechen und handeln. Das ist der Schlüssel zu Ānapānasati und Satipaṭṭhāna Bhāvanā.

11. Zum Beispiel kann man die Drogensucht in kürzester Zeit (z.B. in einem Monat) überwinden, wenn man die Disziplin aufbringt, die Droge nicht mehr zu nehmen und auch nicht mehr über den Genuss nachzudenken.

  • Wenn man zwar die Droge nich mehr nimmt, aber weiter den Genuss im Geist durchlebt, wird es nicht funktionieren.
  • Das kennen viele Menschen, die von verschiedenen Dingen wie Alkohol, Zigaretten oder übermäßigem Essen süchtig sind. Sie hören vielleicht vorübergehend mit diesen Aktivitäten auf, aber Monate später brechen sie die Disziplin. Das liegt an den nicht gestoppten Vaci Saṅkhāra. Upādāna für diese Aktivität ist ungebrochen.

Paṭicca Samuppāda beginnt mit einem Sinneseindruck

12. Der akusala mula PS-Prozesse beginnt mit einem Sinneseindruck, der den Geist an ein Ārammaṇa bindet. Die folgende Übersicht veranschaulicht die Abläufe.

pdf-Datei: Tanha-und-Upadana

  • Der Schlüssel liegt darin, Vaci Saṅkhāra zu stoppen. Sobald wir uns der „schlechten Gedanken“ bewusst werden, müssen wir sie stoppen. Dann wird dieses „schlechte Gati“ mit der Zeit an Stärke verlieren und schließlich verschwinden.
  • Indem man also achtsam ist und mit Paññā agiert (Weisheit, was Vijjā oder das Gegenteil von Avijjā ist), kann man Upādāna reduzieren und allmählich loswerden.
  • Vaci Saṅkhārā tragen nicht nur zu schlechtem Gati bei, sondern führen auch dazu, dass man im Cuti-Patisandhi-Moment ein neues (schlechtes) Bhava ergreift.

Grundlage von Satipaṭṭhāna und Ānapānasati Bhāvanā

13. Das ist Grundlage von Satipaṭṭhāna (und Ānapānasati) Bhāvanā. Siehe 7. Was ist Ānāpāna? und Maha Satipaṭṭhāna Sutta.

  • Mit Achtsamkeit können wir uns eines „schlechten Gedankens“ sofort bewusst werden. Dadurch KÖNNEN wir den Upādāna-Schritt stoppen, d.h. wir können die Bildung von neuem Kamma stoppen.
  • Wenn wir zum Beispiel eine attraktive Person sehen, fangen wir vielleicht automatisch an, näher hinzuschauen. Aber sobald wir uns dessen bewusst werden, können wir wegschauen und an etwas anderes denken.
  • Andererseits ärgern wir uns vielleicht über eine Person und sind dabei, etwas Schroffes zu sagen. Sobald wir aber merken, dass wir damit „alten Gewohnheiten“ folgen, können wir sogar mitten im Satz aufhören. Wenn wir den Fehler erst bemerken, nachdem wir etwas Schlechtes gesagt haben, sollten wir uns entschuldigen. Das mag anfangs schwierig sein, aber das ist der einzige Weg, um solche schlechten Gewohnheiten zu beseitigen.

14. Kontrolliert man den kritischen Upādāna-Schritt, wird sich das Gati langsam verändern. Dann wird mit der Zeit Taṇhā reduziert und schließlich verschwinden.

Von Tanhā zu Upādāna zu schlechtem Gati

15. Eine Flasche mit Gift, die auf dem Tisch steht, wird uns nicht schaden. Sie kann nur dann töten, wenn man davon trinkt.

  • Genauso verhält es sich mit Upādāna. Es gibt viele „angenehme Dinge“ auf dieser Welt. Aber wenn man die anicca-Natur versteht, wird der Geist nicht danach verlangen. Das stoppt Upādāna.
  • Fliegen, die vom Licht angezogen werden, verbrennen dort. Sie wissen nicht, dass das glänzende Licht, auch wenn es attraktiv erscheint, tödlich wirkt. In gleicher Weise sieht ein Fisch nur den Köder, nicht den Haken.
  • Den meisten Menschen ist nicht klar, dass Sinnesfreuden nur zu Leid führen. Deshalb gehen sie diesen so gern nach.

16. Die allmähliche Kontrolle von Adana ist der Weg, schlechte Gati zu reduzieren, gute Gati zu kultivieren und schließlich Taṇhā loszuwerden.

  • Die Beseitigung von Taṇhā ist dasselbe wie die Beseitigung von Anusaya.
  • Um effektiver zu sein, muss man auch Avijjā reduzieren, indem man Buddha Dhamma lernt und die Tilakkhana versteht.

Gutes Gati via Vaci Sankhāra kultivieren

17. Natürlich funktioniert es auch umgekehrt. Wir können „gutes Gati“ kultivieren, indem wir über verwandte Dinge nachdenken.

  • Wenn uns zum Beispiel ein Dhamma-Konzept in den Sinn kommt, sollten wir damit fortfahren. Dann wird es zur Gewohnheit, über Dhamma-Konzepte nachzudenken.
  • Wenn ich heutzutage aufstehe, ist das erste, was mir in den Sinn kommt, ein Dhamma-Konzept oder ein Problem, über das ich am Vortag nachdachte.

Zusammenfassung

18. Schließlich gibt es zwei Dinge, die man tun muss, um auf dem Pfad Fortschritte zu machen.

  • Das eine ist, Avijjā zu reduzieren, indem man Buddha Dhamma lernt.
  • Das andere ist, Upādāna zu reduzieren, indem man akusala Vaci Saṅkhāra kontrolliert. Wenn man beides tut, wird der Fortschritt immens sein.

 

 

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