Kama Tanha, Bhava Tanha, Vibhava Tanha

1. Tanha ist „Anhaftung via Gier, Hass und Unwissenheit“.

  •  Das Wort Tanha stammt von „than“ + „“, mit than = „Ort“ und ha = „anhaften“ oder „verschmelzen“.

2. Wir haften aus Unwissenheit an Dingen, Konzepten, Beziehungen oder Wesen, da wir  darin dauerhaftes Glück sehen. Diese Anhaftung basiert zuerst auf Verlangen/Gier. Kommt dabei etwas in die Quere, erzeugen wir Anhaftung via Abneigung/Hass. Das ist die zweite Variante der Anhaftung.

  • Zum Beispiel möchte ein Teenager ein Auto und erzeugt Verlangen danach. Wenn ihm die Eltern das Auto verweigern, kann der Teenager Wut erzeugen und sogar seine Eltern hassen. Jetzt ist er an zwei Stellen gebunden.

3. In Kāma Loka sind alle fünf physischen Sinnesfähigkeiten vorhanden. Anhaftung über diese fünf Sinne ist Kāma Tanha. Anhaftung entsteht aus dem Verlangen nach Sichtbarem, Klang, Geschmack, Geruch und Körperkontakt.

  • In Rūpa Loka entsteht Kāma Tanha nur mit Augen und Ohren. Ein Anagami, der in Rūpa Loka wiedergeboren wird, hat also noch etwas Rūpa Tanha und Sadda Tanha, weil er/sie vielleicht eine Buddha-Statue sehen oder Dhamma-Diskurse hören möchte.

4. Bhava Tanha ergibt sich aus Anhaftung an „jegliche Existenz“. Somit ist Bhava Tanha in Kāma Loka, Rūpa Loka und Arupa Loka vorhanden, d.h. in allen 31 Reichen.

  • Auch in Kāma Loka kann es Menschen geben, die nicht nach Kāma bzw. Sinnesfreuden verlangen, aber ein ruhiges, friedliches Leben führen wollen. Sie haben überwiegend Bhava Tanha. Sie könnten an abgelegenen Orten Jhānas kultivieren. Das ist ihr gewünschtes Bhava. Wenn sie Jhanas entwickeln, werden sie in Rūpa Loka oder Arupa Loka wiedergeboren.
  • Es gibt andere subtile Formen von Bhava. Manche möchten berühmt werden, einen Titel gewinnen, eine bestimmte Position erreichen oder eine Verantwortung haben, usw. Dies ist nicht mit Sinnesvergnügen assoziiert und basiert auch auf Bhava Tanha.

5. Vibhava Tanha ergibt sich aus der falschen Ansicht des Materialismus (zu Zeiten des Buddhas Uccēda Ditthi genannt). Man glaubt dabei, dass mit dem Tod alles endet, d.h. man glaubt, dass der Geist ein Nebenprodukt des Körpers (Gehirn) ist. Wenn der Körper stirbt, ist das Leben deshalb beendet. So glaubt man, dass man die Freuden des Lebens genießen muss, bevor es vorbei ist. Diese Menschen haben offensichtlich auch Kāma Tanha.

  • Es ist leicht Vibhava Tanha zu haben, vor allem dann, wenn man nicht die Botschaft des Buddha kennt. Da unsere normalen menschlichen Sinne nicht so „versteckte“ Aspekte dieser Welt erfassen, glaubt man nur, was man sieht. Es braucht Anstrengung, um die weitere Weltsicht zu erfassen, die alles erklärt, was wir erleben. Siehe Launen des Lebens und der Weg gute Geburten zu suchen.
  • Viele unmoralische Taten werden mit Uccēda Ditthi begangen (d.h. mit Materialismus oder Nihilismus), weil man glaubt, dass alles in dieser Welt Genuss sein soll. Die Logik ist, wenn diese Geburt die einzige ist, dann kann man in der Zukunft kein schlechtes „Schicksal“ erleiden und muss jetzt alles reinholen, was geht.
  • Die Verbindung zwischen Uccēda Ditthi und Vibhava Tanha wird im Abschnitt Ucchēdavāda in der Brahmajala Sutta gezeigt.
  • Es macht einen Unterschied, ob man Gemüse schneidet oder Tiere mit dem Messer tötet. Offensichtlich wird das Tier starken Schmerz erfahren. Was ist dann anders zwischen uns und dem Tier? Wir unterscheiden uns nur auf der intellektuellen Ebene. Wir Menschen haben ein höheres intellektuelles Niveau nur deshalb, weil wir Glück hatten, dieses vorübergehende Menschen-Leben wegen früherer guter Taten zu erhalten.
  • In der nächsten Geburt können wir auch als Tier geboren werden. Das hängt nur vom Kamma ab, das wir angesammelt haben. Es braucht Zeit für solche Analysen und sich von der Tiefe des Buddha Dhamma zu überzeugen.

6. Jede Art von Tanha wird auf dem Edlen Pfad entfernt.

  • Wenn man auf dem Weg beginnt und sich bemüht, die Botschaft des Buddha zu verstehen, verliert man schrittweise alle drei Arten von Tanha. Mit der Zeit kann man die Veränderung fühlen und daraus resultierend Nirāmisa Sukha. Es kann ein paar Wochen, Monate oder auch ein Jahr dauern, bis man eine deutliche Veränderung wahrnimmt.
  • Vibhava Tanha entfernt man auf der Sotapanna-Stufe, da nur jemand mit Micca Ditthi Vibhava Tanha haben kann. Vibhava Tanha hat man nur, wenn man nicht an Wiedergeburt glaubt.
  • Kāma Tanha führt zu verschiedenen Niveaus der Anhaftung, die auf den vier Stufen zu Nibbana Schritt für Schritt entfernt werdenKāmaccanda wird auf der Sotapanna-Stufe entfernt; Kāma Raga wird auf der Sakadagami-Stufe reduziert und auf der Anagami-Stufe entfernt.
  • Solange man irgendwo in den 31 Reichen wiedergeboren wird, hat man mindestens Bhava Tanha. Bhava Tanha wird erst auf der Arahant-Stufe vollständig eliminiert.

7. Schließlich zwei relevante Punkte:

  • Diese drei „Tendenzen sich zu binden“ (Kāma Tanha, Bhava Tanha, Vibhava Tanha) entstehen durch  Kāmasava, Bhavāsava und Vibhavāsava. Tanha entsteht aufgrund von Asava: Man haftet an, weil man tief sitzendes Verlangen hat.
  • Vibhavāsava wird manchmal als zwei Teile genannt: Ditthāsava (Ditthi Asava) und Avijjāsava (Avijja Asava). Vibhavāsava entsteht aus falschen Sichtweisen und aus Unwissenheit über die wahre Natur dieser Welt.

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