Sansarische Gewohnheiten, Charakter (Gathi) und Verlangen (Asava)

Charakter (gathi), Verhalten und Verlangen (asava) haben manchmal Ursachen in vergangenen Leben. Es ist einfacher schlechte Gewohnheiten zu brechen, wenn man Ursachen und Folgen versteht.

  • Im Abschnitt Moralisches Leben wurde geklärt, wie man schlechte Gewohnheiten loswird, gute Gewohnheiten entwickelt und so Ziele erreichen. Wir haben gesehen, dass die Verhaltensmuster oder Gewohnheiten eines Menschen seinen Charakter (gathi) formen. Hier werden wir sehen, dass einige Gewohnheiten nicht aus diesem Leben stammen, sondern in früheren Leben erworben wurden. In gewisser Weise sind dies nur „erkennbare Dinge“, die wir von Leben zu Leben tragen. Siehe Was reinkarniert? – Konzept eines Lebensstroms.

1. Gewohnheiten (gathi in Pali und Sinhala) werden durch wiederholte Verwendung erworben. Gewohnheiten können neutral sein (man kann es sich zur Gewohnheit machen, die Zähne intensiv oben links zu putzen), gut sein (Diziplin beim Training), schlecht sein (Rauchen).

  • Je mehr man sich an eine bestimmte Gewohnheit hält, desto mehr gräbt sich diese Gewohnheit in den Geist ein. Fahrradfahren ist eine Gewohnheit, die man lernen muss. Anfangs ist es hart, aber sobald sich die Gewohnheit bildet, geschieht es fast automatisch. Es wird zu einem tief verwurzelten Gathi.

2. Schlechte Gewohnheiten können gestoppt werden, indem man sich bewusst anstrengt die Gewohnheit zu beenden. Dies ist zunächst sehr aufwendig und deshalb ist es von Anfang an wichtig die Konsequenzen abzuschätzen und den Geist von den Gefahren einer schlechten Gewohnheit zu überzeugen.

  • Es ist auch wichtig, eine schlechte Gewohnheit durch eine gute (zumindest weniger schädliche) Gewohnheit zu ersetzen. Anstatt zu rauchen, könnte man einen Kaugummi kauen, wenn man den Drang spürt.

3. Gewohnheiten helfen auch den Charakter einer Person zu formen. Wir sehen bei Menschen sehr unterschiedliche Charaktereigenschaften: freundlich oder boshaft, ruhig oder aufgeregt, nachdenklich oder leicht ablenkbar usw. Es ist leicht zu erkennen, dass Menschen mit „schlechten Charakterqualitäten“ diejenigen sind, die eine oder mehrere hervorstechende schlechte Gewohnheiten haben.

  • Aber die gute Nachricht ist, dass niemand „von Natur aus schlecht“ ist. Es gibt Ursachen (Gründe) für eine Person schlechtes Gathi zu haben. Sobald diese Ursachen entfernt werden, wird man eine Person mit guten Gewohnheiten/Charakter.
  • Das beste Beispiel ist Angulimala, der zur Zeit des Buddha lebte und fast tausend Menschen tötete. Der Buddha konnte ihm die Konsequenzen seines Verhaltens zeigen und er erlangte innerhalb weniger Wochen die Arahantschaft!

5. Es sind nicht nur Menschen, die solche persönlichen Eigenschaften zeigen, Tiere haben sie auch. Manche Hunde sind bösartig, andere wollen kuscheln. Einige sind loyaler als andere usw.

  • Das sind Gewohnheiten/Charakter (gathi), die über mehrere Leben geformt wurden. Die meisten Gathi-VERÄNDERUNGEN geschehen nur während eines Lebens als Mensch, weil der menschliche Geist am fähigsten ist, Gewohnheiten zu ändern. Tiere zum Beispiel sind eher wie Roboter (natürlich nicht völlig).

6. Schlechte Gewohnheiten werden durch schlechte Entscheidungen basierend auf einem unreinen Geist gebildet, der durch die fünf Hindernisse bedeckt wird. Und schlechte Gewohnheiten führen zu Handlungen, die diese Gewohnheiten weiter verstärken.

  • Sobald sich ein bestimmtes schlechtes Gathi etabliert, kann es sogar zu einer Geburt mit diesem Gathi führen, d.h. es wird für dugathi (du + gathi) bestimmt, was ein anderer Name für die Apaya ist (die vier unteren Reiche). Zum Beispiel kann jemand, der sich wie ein Tier benimmt, als Tier wiedergeboren werden.
  • Der Zyklus muss unterbrochen werden, um diesen sich selbst stützenden Prozess zu stoppen. Aber solange die fünf Hindernisse (pancanivarana) da sind, wird es wahrscheinlich früher oder später neue schlechte Gewohnheiten geben.

7. Die Wesen der Apaya können in vier Hauptkategorien eingeteilt werden, entsprechend den Proportionen von Gier und Hass in ihrem sansarischen Gathi (natürlich ist Ignoranz immer vorhanden):

  • Pretas [Sanskrit], Petas [Pali], d.h. hungrige Geister, haben „gieriges“ Gathi.
  • Die Wesen im untersten Reich, Niraya (Hölle), haben von Hass beherrschtes Gathi.
  • Tiere haben Gathi mit Gier und Hass. Deshalb ist das Pali (oder singhalesische) Wort für Tiere thirisan (thiri + san = „drei Verunreinigungen“). Natürlich ist die Unwissenheit über die Natur dieser Welt immer dabei!
  • Die Asura haben die Gewohnheit so wenig wie möglich zu tun und die harte Arbeit anderer auszunutzen (a + sura, mit a = „nicht“ und sura = „kompetent“ oder „fähig“; asura meint also die, die auf andere angewiesen und faul sind).

8. Ähnlich ist jemand für eine gute Wiedergeburt bestimmt, der gute Gewohnheiten kultiviert (sugathi = su + gathi = sukha/somanassa + gathi). Gute Wiedergeburt meint das Menschen-Reich oder höher. Zum Beispiel kann jemand, der sich keinen Sinnesfreuden hingibt und Mitgefühl und liebende Güte pflegt, in den Brahma-Reichen wiedergeboren werden, wo es relativ wenig Leiden und vor allem jhanische Freuden gibt.

  • Deva (Reiche 6-11) sind voller Mitgefühl und haben keine hasserfüllten Gedanken. Aber sie genießen Sinnesfreuden.
  • Brahma (Reiche 12-31) haben weder Gier noch Hass, aber natürlich Unwissen.
  • Menschen (5. Reich) können alle drei haben. Der einzigartige Aspekt des Menschen-Reiches ist jedoch die Fähigkeit, den eigenen Geist zu reinigen, alle drei zu ENTFERNEN und damit Arahant zu werden. Dies geschieht, indem man dem edlen Pfad folgt und alle vorhandenen „schlechten Gewohnheiten“ entfernt.

Natürlich haben Deva und Brahma Unwissenheit und können daher in jedem Reich wiedergeboren werden, wenn sie sterben (es sei denn, sie hätten die Sotapanna-Stufe erreicht).

9. Sobald Gathi erstmal im Geist verwurzelt sind, können sie über viele Wiedergeburten von Leben zu Leben übertragen werden. Einer, der leicht durch Alkohol verführt wird, hat wahrscheinlich diese Gewohnheit in früheren Leben geformt.

  • Einer, der diese Gewohnheit erst in diesem Leben formt, wird es wahrscheinlich in das nächste Leben tragen. In ähnlicher Weise hat jemand, der in diesem Leben Großzügigkeit pflegt, diese Gewohnheit auch im nächsten Leben.

10. Wenn diese schlechten Gewohnheiten sich Leben für Leben aufbauen, werden sie ausgereift/verfestigt und so tief verankert. Wir alle tragen tief verwurzelte sansarische Gewohnheiten, die mit einer oder mehreren Verunreinigungen verbunden sind. Diese werden mentale Fermentationen oder tief sitzende Verlangen genannt (asava).

  • Einige Gathi und Asava liegen versteckt (schlafend) und werden anusaya genannt. Bei einem starken „Auslöser“ kann ein tief verwurzeltes Anusaya an die Oberfläche kommen. Anusaya sind schwer zu entfernen, da sie nicht sichtbar sind.
  • Wenn man durch Handlungen ständig ein Gathi stärkt, macht das die entsprechenden Asava bzw. Anusaya noch stärker.

11. Damit wird klar, warum man schlechte Gewohnheiten brechen sollte, nicht nur zum Wohle dieses Lebens, sondern auch für zukünftige Leben.

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