Sansarische Zeitskala

1. Um die Botschaft des Buddhas wirklich zu verstehen, muss man die unvorstellbare Länge von Samsāra erfassen (Kreislauf der Wiedergeburten, Sansara genannt, san + sara). Der Buddha sagte, dass es keinen erkennbaren Anfang der Existenz gibt. Es existierte immer, und es wird bestehen, bis man Nibbāna erreicht. Unendlichkeit ist ein irrsinniges Konzept.

2. Sansara ist für viele eine harte Nuss, denn viele Kulturen/Religionen haben das Konzept einer festgelegten Zeit der Schöpfung. Wenn es eine erste Ursache (Schöpfung) gibt, dann muss es eine Zeit geben, wo alles begann. Aber wenn es keine Schöpfung gibt, dann kann es keine Zeit für einen Anfang geben.

  • Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schätzte Lord Kelvin, einer der Top-Wissenschaftler seiner Zeit, dass das Alter der Sonne kleiner 40 Millionen Jahre sein muss und unser Wissen über das Universum war ziemlich beschränkt auf das Sonnensystem.

3. Die Rechtfertigung der Lehre Buddhas begann zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Quantenmechanik und der Relativität: Die Entdeckung der Radioaktivität im Jahre 1898 durch Becquerel und Einsteins Erklärung des photoelektrischen Effekts im Jahre 1905 führten zur Quantentheorie der Atomstruktur, die wiederum zum korrekten Bild der Atomfusion als Quelle der Sonnenenergie führte.

  • So wurde 1956 das Alter des Sonnensystems als größer 4 Milliarden Jahre anerkannt. Dennoch sind sogar Milliarden von Jahren kaum das gleiche wie „anfanglose Zeit“!

4. Aber es gab noch mehr zu entdecken. 1929 bewies Edwin Hubble, dass die entfernten Galaxien sich voneinander und von unserer Galaxie weg bewegen und dass unsere Galaxie nur eine von vielen Galaxien ist. Das war eine große Untertreibung, da wir jetzt wissen, dass es Milliarden von Galaxien in unserem beobachtbaren Universum gibt! Und sie entfernen sich voneinander, d.h. das Universum expandiert.

  • Die Entdeckung der Mikrowellen-Hintergrundstrahlung in den 1960er Jahren führte zu dem Schluss, dass unser Universum mit dem „Big Bang“ vor etwa 14 Milliarden begann.

6. Es gibt mehrere Theorien, die derzeit in der Quantenmechanik erforscht werden, die mit der Kosmologie zusammenhängen. Es gibt eine Theorie, die erfordert, dass ein Universum für jedes mögliche Ereignis existiert! So kann es unendlich viele parallele Universen geben. Siehe das Buch „The Beginning of Infinity“ von David Deutsch (2011). In all diesen Theorien gibt es mehrere Universen, die immer existieren.

7. Obwohl es noch keine „akzeptierte Theorie“ gibt, scheint klar, dass jede Art von Erklärung wahrscheinlich konsistent ist mit der Existenz von mehreren Universen oder Universen, die das Leben zu allen Zeiten unterstützen (z.B. ist keine „materielle Welt“ mit greifbarer Materie notwendig für Wesen im Arūpa Loka sowie in höheren Reichen im Rūpa Loka).

8. Der Buddha zeigte mit einem Gleichnis die unvorstellbare Länge von Samsāra und wies darauf hin, dass unsere Zeit in diesem Leben weniger ist als ein Augenblick im Vergleich zur Länge von Samsāra. Der Buddha benutzte als Maßeinheit Maha Kalpa, um seinen Anhängern zu helfen, die enorme Länge von Samsāra zu visualisieren.

  • Die Länge eines großen Aeons (Mahā Kalpa) erklärte der Buddha, sei länger als die Zeit, die ein Mann brauchen würde, um einen Berg aus festem Granit abzutragen, indem er den Berg  einmal alle hundert Jahre mit einem Seidentuch streichelt. Der Berg hat dabei den Umfang von 4 und die Höhe von 1 Yojanā (ca. 7 Meilen).
  • Heute verwenden die Wissenschaftler das Wort „Aeon“, um die Dauer eines Universums zu bezeichnen (vom „Big Bang“ bis zum „Big Crunch“).

9. Nur zum Spaß schätzte ich die Masse des Materials, das jedes Mal von dem Seidentuch entfernt werden muss (also alle 100 Jahre). Ein 7-Meilen-Würfel aus Stein mit einer Dichte von 2515 kg pro Kubikmeter hätte eine Masse von grob 3,5 x 10^6 kg. Angenommen, die Lebenszeit des Sonnensystems sei 10 Milliarden Jahre, so ergibt sich die Masse, die durch jedes Streicheln entfernt wird, zu ungefähr 36 g. Das scheint eine vernünftige Zahl zu sein!

10. Doch das ist noch nichts im Vergleich zur Länge von Samsāra. Unendlichkeit ist ein Konzept, das schwer zu erfassen ist.

  • Eines Tages fragten die Mönche (Bhikkhu) den Buddha, wie viele große Äonen schon vergangen seien. Der Buddha antwortete: „Angenommen, Bhikkhus, es gäbe vier Mönche mit einer Lebensdauer von hundert Jahren, und jeden Tag würde sich jeder von ihnen an hunderttausend große Äonen erinnern. Es gäbe noch große Äonen, die nicht von ihnen erinnert wären, wenn diese vier Mönche am Ende von 100 Jahren sterben. Denn, Bhikkhus, dieses Samsāra ist ohne erkennbaren Anfang“.
  • Ein anderes Gleichnis vom Buddha ist folgendes: Jedes Lebewesen war in diesem unvorstellbar langen Samsāra irgendwann deine Mutter, dein Vater oder ein enger Verwandter gewesen.
  • Man kann eine Vorstellung davon bekommen, warum Unendlichkeit so schwer zu ergründen ist, indem man darüber liest, was die Wissenschaft darüber sagt. Ein unterhaltsames Buch ist „The Beginning of Infinity“ (2011) vom Physiker David Deutsch.

Schreiben Sie einen Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Verbinde mit %s