Was ist “San”?

1. Ein Schlüsselwort, dessen Bedeutung seit Hunderten von Jahren verborgen liegt, ist San. San ist im Grunde der Begriff für „gute und schlechte Dinge, die wir erwerben„, während wir irgendwo in den 31 Reichen existieren, siehe Die große vereinheitlichte Theorie.

2. Es gibt auch die Möglichkeit das San zu nennen, was wir „ansammeln“. In Pali und Sinhala ist das Wort für Zahlen Sankhyā, mit san + khyā bzw. Addieren + Multiplizieren & Subtrahieren + Dividieren), d.h. Sankhya sind die mathematischen Operationen Addition, Multiplikation, Subtraktion und Division. Dabei bedeutet Sananhäufen“ und khyā bedeutet „entfernen„.

  • Deshalb wird san verwendet, um Dinge anzuzeigen, die wir auf der sansarischen Reise tun bzw. hinzufügen.
  • Khyā bzw. khaya wird verwendet, um das Entfernen anzuzeigen. Nibbana wird durch Entfernen von Verunreinigungen (Raga, Dosa, Moha) erreicht, und so ist Nibbana Ragakkhaya, Dosakkhaya und Mohakkhaya.

Schon mit diesem Wissen ist es möglich, die Wurzeln vieler allgemeiner Wörter zu verstehen, wie sankhara, sansara, sanna, samma, etc.

3. Es muss jedoch zwischen Sankhara und Abhisankhara unterschieden werden. Sankhara beinhaltet ALLES, was wir zum Leben in „dieser Welt“ tun. Dazu gehört Atmen, Wandern, Essen, so ziemlich alles. Sogar ein Arahant muss Sankhara tun bis zu seinem Parinibbana bzw. Tod.

  • Einige Sankhara entstehen mit Alobha, Adosa oder Amoha als Ursache. Siehe Kusala-Mula Paticca Samuppada. Die anderen Sankhara-Typen entstehen aus Avijja (Unwissenheit) und haben Lobha (Gier), Dosa (Hass) oder Moha (moralisch blind) als Grundursache. Siehe Akusala-Mula Paticca Samuppada.
  • Das Präfix „abhi“ bedeutet „stärker“ oder „grob„. Sankhara wird zum Abhisankhara, durch das „Kreisen“ über bestimmten Sinnesobjekten (ausgelöst durch Verlangen/Abneigung). Siehe Nibbana – schwer zu verstehen? Der sansarische Wiedergeburtsprozess wird von Abhisankhara angetrieben.
  • Taten mit Lobha, Dosa, Moha führen zur Wiedergeburt in den unteren vier Reichen, es sind apunnabhi Sankhara. Die guten Dinge, die wir über Alobha, Adosa, Amoha ansammeln, führen zur Wiedergeburt im Menschen-Reich oder darüber, es sind punnabhi Sankhara. So tragen beide Arten dazu bei, den Wiedergeburtsprozess zu verlängern, aber wir müssen aus zwei Gründen gute Dinge erwerben: (i) es hindert uns daran, schlechte Dinge zu tun, (ii) mit der richtigen Absicht getan, wird es helfen, den Geist zu reinigen.

4. Ein weiterer wichtiger Begriff ist „samma„, bestehend aus san + mā. Das bedeutet „frei von San“ zu werden. Beispielsweise:

  •  hoti jati, jati“ bedeutet „Möge ich frei von wiederholter Geburt sein“.
  •  mé bāla samāgamō“ bedeutet „Möge ich frei von denen sein, die ohne (Buddha)Dhamma sind“.

5. Die richtige Bedeutung dieser Begriffe zu kennen, führt zu einem klaren Verständnis vieler Wörter:

  • Sankhara = san + khāra = Handlungen, getan irgendwo in den 31 Reichen. Alles Handeln stoppt erst mit Parinibbana, d.h. wenn man als Arahant stirbt.
  • Abhisankhara = abhi + saṅkhāra = starke/wiederholte Handlungen zur Verlängerung des Wiedergeburtsprozesses. Dazu zählen auch gute Taten.
  • Sansāra (oder samsāra) = san + sāra (fruchtbar) = Wahrnehmung, dass San gut/fruchtbar ist. So geht man durch den endlosen Wiedergeburtsprozess mit der falschen Wahrnehmung, dass es fruchtbar sei.
  • Sammā = san + mā (eliminieren) = beseitigen von San oder frei von San. So bedeutet Samma Ditthi das Entfernen der falschen Ansichten (über diese Welt), die einen an Sansara gebunden halten.
  • Sannā = san + nā (Wissen) = Wissen über San. Dies geschieht tatsächlich, wenn man Nibbana erreicht. Bis dahin ist die Sanna getrübt oder verzerrt. Wenn wir ein Objekt identifizieren, sagen wir eine Rose, so identifizieren wir es nur in einer konventionellen Weise als Blume. Wir sehen nicht die wahre Natur von irgendetwas, bis Nibbana erreicht ist. Bis wir Nibbana erreichen, haben wir verzerrte Wahrnehmung bzw. vipareetha sanna (auch sanna vipallasa).
  • Sandiṭṭhikō = san + ditthi = Fähigkeit, San zu sehen. Man wird Sandiṭṭhikō auf der Sotapanna-Stufe. Die meisten Texte definieren Sandiṭṭhikō mit widersprüchlichen Worten wie: selbstverständlich, sofort sichtbar, hier und jetzt sichtbar usw.
  • Sangāyanā = san + gāyanā (rezitieren) = rezitieren und kategorisieren von San (und Wege, San zu entfernen) bei der Organisation von Dhamma für die Weitergabe an künftige Generationen. Der erste Sangayana um die Lehre Buddhas zu systematisieren, wurde nur 3 Monate nach dem Parinibbana des Buddha abgehalten.
  • Sanvara = san + vara (Verhalten) = San durch moralisches Verhalten beseitigen. Saṃvaraṭṭhena silam“ bedeutet „Sila ist moralisches Verhalten„. Es soll 24 Stunden am Tag gepflegt werden, nicht nur an bestimmten Tagen. Yam Samadanan Tam Vathan„, bedeutet „Das Befolgen der fünf Regeln oder acht Regeln an bestimmten Tagen ist nur ein Ritual“. Solche Rituale sind gute Ausgangspunkte, müssen aber verworfen werden, wenn man Weisheit gewinnt.
  • Sanvēga (auch samvega) = san + vēga (d.h. Geschwindigkeit) = kraftvolle, starke Impulse durch San.
  • Sanyōga (auch samyoga) = san + yōga (Bindung) = gebunden durch San.
  • Sansindheema = san + sindheema (verdampfen, entfernen) = das Entfernen von San, zum Beispiel durch die sieben Schritte beschrieben in der Sabbasava Sutta. Das führt zu Niramisa Sukha bzw. nibbanischer Glückseligkeit.
  • Sansun = san + sun (zerstören) = wird San entfernt, wird der Geist ruhig und heiter.
  • Sancetanā = san + cetanā = verunreinigte Absichten
  • Samphassa = san + phassa = verunreinigter Sinneskontakt

6. Ein schönes Beispiel zur Veranschaulichung von „San“  ist der Vers, den der ehrenwerte Assaji zu Upatissa sagte (Upatissa ist der Laienname des ehrenwerten Sariputta, der ein Hauptjünger des Buddha war):

„Ye dhammā hetuppabhavā, Tesaṃ (te san) hetuṃ tathāgato āha; Tesañca (te san ca) yo nirodho, Evaṃvādī mahāsamaṇo“

Te = drei, hetu = Ursache, pabbava = pa + bhava oder „wiederholte Geburt“, nirodha = nir + udā = aufhören zu entstehen.

Die Übersetzung wird damit deutlich:

„Alles Dhammā, was den Wiedergeburtsprozess hervorbringt, entsteht aus Ursachen, die sich aus den drei Sans ergeben: Raga, Dosa, Moha. Der Buddha hat gezeigt, wie man diese Sans beseitigt und wie damit solches Dhammā aufhört zu entstehen.“

  • Dhammā bedeutet hier nicht Buddha Dhamma, sondern Dhammā im Allgemeinen („das was man trägt“).

7. Wir begegnen oft solchen Fällen. Wenn man weiß, was San ist, kann man sofort die Bedeutung eines bestimmten Verses erfassen. Die meisten dieser Begriffe sind in der singhalesischen Sprache leicht verständlich. Im Gegensatz zum Volksglauben ist es NICHT Sanskrit, das eng mit der Maghadhi-Sprache verwandt ist, die der Buddha sprach, sondern es ist Sinhala (oder Singhalesisch), die eng mit Māgadhi verwandt ist (maga + adhi = edler/höherer Weg).

  • Der Tipitaka wurde in Pali mit Sinhala-Schrift geschrieben. Pali ist eine Version von Māgadhi geeignet für die Niederschrift von mündlichen Diskursen in zusammenfassender Form zur Übermittlung.
  • Jedes Pali-Wort enthält viel Information. So wurden Kommentare geschrieben, um die Bedeutung wichtiger Pali-Wörter zu erklären.
  • Ein gutes Beispiel ist das Pali-Schlüsselwort Anicca. Im Sanskrit ist es anitya, und das ist, was normalerweise ins Englische als „Unbeständigkeit“ übersetzt wird. Aber die eigentliche Bedeutung von Anicca ist in Sinhala sehr klar: Das Pali Wort „icca“ ist das gleiche in Sinhala, mit der Idee „das ist, was ich mag„. So hat Anicca die Bedeutung „kann es nicht so haben/erhalten, wie ich es mag„.

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