Nikaya im Sutta Pitaka

1. Der Tipitaka bzw. der Pali-Kanon des Buddha Dhamma (Buddhismus) enthält drei Hauptabschnitte bzw. „Körbe“ (Pitaka). Tipitaka meint „drei Körbe“: Suttapitaka, Vinayapitaka und Abhidhammapitaka.

  • Der Suttapitaka wird in fünf Abschnitte unterteilt, sogenannte Nikāya. Das Wort Nikāya kommt von ni + kāya, mit kāya = „Wille“ oder „Handlung“ oder „Tat“ eingeleitet durch die sechs Sinneseingänge. In der Kāyānupassanā achtet man auf die Reaktionen, wenn  Sinneseindrücke auftauchen. Hier bedeutet ni = „beenden“ (nikmeema in Singhalesisch bedeutet „befreit werden“) und damit  ist Nikāya  der „Pfad zu Nibbàna“. Mit Erreichen von Nibbàna hat man alle Kāya gestoppt.

2. Die Suttas (Pali: Plural von Sutta ist eigentlich Suttā) sind in fünf  Nikāyas kategorisiert  (Diga, Kuddhaka, Majjima, Samyutta, Anguttara), basierend auf den fünf Menschen-Typen. Alle Menschen können in fünf allgemeine Typen unterteilt werden, je nach sansarischen Gewohnheiten und Fähigkeiten, auch Indriya-Typen genannt: Saddha, Viriya, Sati, Samādhi, Paññā.

  • Diga Nikāya hilft vor allem denen mit Saddha Indriya, die detaillierte Erklärungen benötigen. Diese Suttas  sind recht lang (diga). Zum Beispiel bietet die Maha Satipattana Sutta im Diga Nikāya detaillierte Anweisungen, wie man achtsam handelt und Anapana praktiziert.
  • Suttas im Kuddhaka Nikāya (ku + uddaka, mit ku = „Keles“ oder „Verunreinigungen“ und udda = „entfernen“) sind kurz und übersichtlich. Sie bieten knappe Anweisungen für diejenigen mit hoher Weisheit (Panna Indriya).
  • Majjima Nikāya enthält „mittellange“ Suttas mit Erklärungen auf einem Niveau zwischen Diga Nikāya und Kuddhaka Nikāya. Es eignet sich für dominante Viriya Indriya. Man beachte, dass Majjima für „Mitte“ steht, aber Majjimā wie in Majjimā Patipadā hat eine tiefere Bedeutung im Sinne von „sich vom Rausch fernhalten“. Siehe Majjima Patipada – ein Weg die Anhaftung an diese Welt aufzugeben.

3. Die Suttas im Samyutta Nikāya konzentrieren sich auf Erklärungen zu San, was ein Schlüsselwort in Buddha Dhamma ist. Siehe Was ist ‚San‘?.

  • Samyutta  kommt von san + yutta, mit yutta = „besteht aus“. Es wird natürlicherweise als „Samyutta“ ausgesprochen, anstatt „Sanyutta“. Dies gilt für viele kombinierte Wörter mit San (wie Samsāra oder samma = san + ).
  • Samyutta Nikāya eignet sich bestens für dominante Sati Indriya.

4.  Suttas im Anguttara Nikāya eignen sich für dominante Samadhi Indriya.

  • Anguttara kommt von anga + uttara, mit anga = „Teile“ oder „Komponenten“ und uttara = “vorherrschend“ oder „Prinzip“. Daher enthalten Suttas im Anguttara Nikāya Schlüsselprinzipien und sind auch relativ kurz. Sie eignen sich für Menschen, die leicht zu Samadhi gelangen.
  • An diesen Kategorien kann man erkennen, warum heutzutage Suttas aus dem Diga und Majjima Nikāya mehr in Gebrauch sind. Die meisten Menschen fallen in diese beiden Kategorien, wo Saddha bzw. Viriya Indriya dominant sind.

5. Der Begriff Nikāya wird auch noch anderweitig verwendet: Unter den Theravāda Nationen in Südostasien und Sri Lanka wird Nikāya auch als Bezeichnung für eine Kloster-Abteilung verwendet, was natürlich erst nach der Trennung in Theravāda/Mahāyāna begann.

  • Zum Beispiel gehören in Sri Lanka verschiedene Tempel zu drei Arten von Nikāya: Siam, Ramanyà und Amarapura.
  • Sie gehören alle zum Theravāda und es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen ihnen, was die Lehre angeht. Wenn man einen Tempel besucht, ist es unmöglich zu unterscheiden, zu welchem Nikaya er gehört.

6. Zur Unterscheidung der beiden Kontexte bzgl. dem Wort Indriya: Indriya bedeutet „dominant“. Bei den Sinneseindrücken gibt es für Menschen sechs Arten dominanter Indriya: Cakkhu, Sota, Jivha, Ghana, Kāya, Mano.

  • Die moderne Wissenschafft beschäftigt sich nur mit den fünf physischen Sinnen. Die Wissenschaftler glauben, dass Gedanken im Gehirn (zufällig) generiert werden. Das ist nicht richtig und wird sich in der Zukunft noch als falsch herausstellen.
  • Mana Indriya (im Gehirn) ist der sechste und wichtigste Sinneseingang. Dort werden Sinneseindrücke aus Mano Loka empfangen. Siehe Unsere zwei Welten: Materie und Geist.
  • Es gibt 11 Rupa-Arten, aber sie können in zwei Haupttypen unterschieden werden (olarika bzw. „dicht“ und sukuma bzw. „fein“): die materielle Welt bzw. Bhauthika Loka enthält dichte Rupa und die geistige Welt bzw. Nāma Loka enthält die feinen Rupa (unterhalb der Suddhāshtaka-Stufe). Die Rupa oberhalb der Suddhashtaka-Stufe können von den fünf physischen Sinnen erfasst werden, die feinen Rupa jedoch kann nur die Mana Indriya erfassen. Siehe Ursprung der Materie.

7. Die andere Verwendung vom Wort Indriya ist die Unterteilung der Menschen nach ihren dominanten Eigenschaften und Fähigkeiten (Gathi). Für manche Menschen ist es einfacher, Dhamma-Konzepte zu erfassen, weil sie den geistigen Pfad schon in früheren Leben kultiviert haben und das Panna-Cetasika leichter triggern können.

  • Andere folgten dem Pfad vielleicht nur über das Befolgen von Regeln und Vorschriften. Sie haben daher oft Vertrauen in Buddha Dhamma und Saddha Indriya ist dominant.
  • Diejenigen mit Sati Indriya können sich besser auf Konzepte konzentrieren.
  • Wir alle kennen Menschen mit Viriya Indriya. Das sind die Typen, die  „niemals aufgeben“ und ein scheinbar unerschöpfliches Energieniveau haben.
  • Andere meditieren gern und haben möglicherweise Jhanas in früheren Leben erreicht. Sie haben Samadhi Indriya.
  • Alle Indriya werden auf der Arahant-Sufe ausbalanciert und zu 5 Mächten. Siehe Panca Indriya/Panca Bala.

8. Eine ausgezeichnete Webseite mit vollständigem Suttapitaka (in Pali) ist Sutta Central

  • Dort finden sich auch der komplette Vinaya und Abhidhamma Pitaka (in Pali).
  • Es gibt auch SanskritSutras, die natürlich zum Mahāyāna gehören.
  • Die chinesischen Agama Suttas sind ebenso vorhanden (in Chinesisch). Wenn ich das richtig verstehe, sind diese ganz ähnlich den Theravāda Suttas. Sie wurden vom PaliTheravāda ins Chinesische übersetzt, bevor die Mahayana Sutras geschrieben wurden. Falls jemand Chinesisch und Englisch beherrscht, könnte er/sie einen Vergleich anstellen und berichten.

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