Die vier Grundlagen der geistigen Kraft (cattārō iddhipada)

überarbeitet 22.12.2020

Diese vier geistigen Qualitäten werden cattārō iddhipada in Pali oder Sinhala genannt. Es sind Faktoren, die entscheidend für das Erreichen von Zielen sind, ob weltlich oder transzendent.

  • Iddhi wird üblicherweise als „magische“ Kraft verstanden. Jene Yogis, die weit entfernte Dinge sehen/hören können, Gedanken anderer lesen usw., besitzen iddhi-Kräfte. Sie erwarben diese Fähigkeiten, indem sie diese vier Faktoren nutzten, um ihre Verunreinigungen zu unterdrücken.
  • Wenn man auf Nibbana hinarbeitet, kann man die gleichen Faktoren nutzen, um Verunreinigungen aus dem Geist zu entfernen.
  • Man könnte die gleichen Faktoren nutzen, um weltliche Ziele zu erreichen, wie z.B. finanzielle Unabhängigkeit, Bestleistungen im Beruf/Sport, die Gesundheit verbessern usw.

Die Faktoren sind folgende: chanda (Vorliebe, bis hin zur Besessenheit), citta (Gedanken), viriya (Anstrengung) und vimansa (Analyse). Chanda ist NICHT Gier, es ist die Entschlossenheit ein Ziel zu erreichen.

  • Jeder Erfinder, Unternehmer, Wissenschaftler, Architekt, in der Tat jeder, der ein Experte in seinem Beruf ist, weiß, dass diese Faktoren kritisch sind, auch wenn sie nicht darüber nachgedacht haben.

1. Man muss Vorliebe bzw. Besessenheit (chanda) für das Projekt entwickeln. Es ist keine Gier, sondern hat eine reine Qualität und wird zum Lebensziel.

2. Wenn man diese „Besessenheit“ hat, denkt man ständig darüber nach. Wenn man nachts aufsteht, um ins Bad zu gehen, denkt man darüber nach. Es ist das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man aufwacht. Das nennt man citta. Wir werden es Gedanken oder Kontemplation nennen.

3. So unternimmt man Anstrengungen (viriya), um das Ziel zu erreichen. Das ist es, was Schwimmer früh am Morgen aufstehen lässt, Wissenschaftler/Erfinder ihr Essen vergessen lässt, Ingenieure wach hält um Produkte zu verbessern usw.

4. Man ist immer auf der Suche nach eventuellen Fehlern oder einer möglichen Verbesserung der laufenden Bemühungen. Wenn die beteiligten Konzepte keinen Sinn ergeben, sucht man immer nach einer besseren Erklärung, einem besseren Weg etc. Das ist das Argumentieren/Untersuchen (vimansa).

  • Diese Faktoren stützen sich gegenseitig. Daher können sie nach einem langsamen Start zu explosionsartigem Wachstum führen. Die Faktoren nähren sich gegenseitig und das Projekt wird autark. Das wird exponentielles Wachstum genannt. Daher ist es schwierig die Zeitdauer bis zum Erreichen der Ziele zu berechnen. Bei lineare Extrapolation wäre es einfacher.
  • Das Gleiche gilt für jemanden, der auf dem Pfad anfängt. Zunächst braucht es Zeit, um die Konzepte zu absorbieren. Aber WENN DIE KONZEPTE RICHTIG SIND (d.h. ohne Widersprüche), dann werden sehr schnell Fortschritte gemacht. Das Prinzip von Paticca Samuppada beginnt zu arbeiten und man wird Ressourcen anziehen, an die man gar nicht gedacht hätte. Siehe Das Gesetz der Anziehung, Charakter (Gathi) und Verlangen (Asavas).

Ich weiß das aus Erfahrung sowohl als Wissenschaftler als auch jetzt als Anhänger des Pfades. Nachdem ich über vier Jahre arbeitete, hatte ich bis 2013 nur langsame, stetige Fortschritte auf dem Pfad gemacht. Aber ich kam so weit voran, dass ich nach besseren Erklärungen suchte und unterwegs viele Dinge verwarf. Seit Mitte 2013 ist das Wachstum explodiert. Das war der Punkt, an dem ich durch das Gesetz der Anziehung auf das reine Dhamma stieß.

  • Der Buddha nannte das Bhavana (Meditation). Man denkt ständig darüber nach, klärt, recherchiert usw., das heißt „asevitaya, bhavithaya, bahuleekathaya, …„.
  • Man kann in allen vier Körperhaltungen meditieren: Sitzen, Stehen, Gehen und Liegen. Natürlich kann man sich in einer formelleren Sitzhaltung besser konzentrieren.

Tiefere Bedeutung bei der Kultivierung des edlen achtfachen Pfades

Siehe Javana eines Citta – Wurzel der geistigen Kraft für eine Abhidhamma-Analyse.

1. Chanda (cha + anda, wobei „cha“ den Geist meint und „anda“ ist „anduma“ oder Kleidung) bedeutet, den Geist mit angemessener „Kleidung“ auszustatten, was hier bedeutet samma vaca, samma kammanta, samma ajiva. Dies ist es, was die „Sympathie“ oder „Vorliebe“ für Nibbana mit erhöhtem Niramisa Sukha anheizt.

  • Übrigens wird eine andere Bedeutung von „anda“ (blind) impliziert, wenn Chanda in kamachanda (kama + cha + anda) verwendet wird, d.h. „von kama bzw. Sinnesfreuden geblendet“.

2. Citta bedeutet hier die Denkweise, um Nibbana zu erreichen.

3. Aber selbst wenn jemand Lust und Denkweise hat, Nibbana zu erreichen, muss man sich bemühen (viriya).

4. Selbst wenn sich jemand anstrengt, muss er/sie in die richtige Richtung gelenkt werden. So braucht man vimansa (Untersuchung/Argumentation), um anicca, dukkha, anatta zu verstehen und samma ditthi zu erlangen.

5. Iddhi bedeutet „wachsen“ und pada bedeutet „gerichtet“. Man beschleunigt mit iddhipada in die Richtung, die man mit dem Geist setzt. Somit müssen alle vier Faktoren vorhanden sein.

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