Dukkha bedeutet normalerweise Leiden. Das ist Dukkha Vedanā. Aber Dinge, die scheinbar Glück bringen, haben auch Dukkha Lakkhana (Dukkha-Merkmal oder -Eigenschaft). Der Buddha erklärte dies in der ersten edlen Wahrheit, Dukkha Sacca.
Dukkha Sacca (Wahrheit über das Leiden)
1. Wir begegnen dem Wort „dukkha“ in verschiedenen Zusammenhängen:
(i) Dukkha Vedanā (Gefühl, das von unangenehmen bis schmerzhaften Empfindungen reicht, z.B. sich mit einem Küchenmesser schneiden).
(ii) Dukkha Lakkhana ist das Merkmal des Leidens in den Tilakkhana.
(iii) Dukkha Sacca (erste edle Wahrheit) weist darauf hin, dass dukkha lakkhana dieser Welt inhärent ist, d.h. Leiden kann man (auf lange Sicht) nicht vermeiden. Das Leiden ist in den „angenehmen Dingen“ verborgen.
(iv) Dukkhakkhandha enthält alle Arten von Leiden, die sich aus dem Handeln mit Avijjā ergeben (Unwissenheit über Dukkha Sacca). Paṭicca Samuppāda beschreibt, wie das geschieht. Die Paṭicca Samuppāda-Sequenz endet mit der Aussage: „Evametassa kevalassa dukkhakkhandhassa samudayō hōti“ bzw. „so entsteht die ganze Masse des Leidens.“ Dabei steht khandha für „Haufen“ oder „Ansammlung/Gesamtheit“.
Verschiedene Arten von Dukkha Vedanā
2. Vedana ist das, was man fühlt: glücklich/angenehm, traurig/unangenehm oder neutral (sukha, dukkha, adukkhamasukha vedanā).
- Dukkha Vedanā umfasst verschiedene Arten. Einige werden vom physischen Körper empfunden (Verletzungen oder Krankheiten), andere werden vom Geist erzeugt (wie Depressionen), und diese sind „samphassa jā vēdanā“ (vēdanā erzeugt durch saṅ). Das Wort saṅ steht für Gier, Hass, Unwissenheit. Ein Arahant fühlt nur noch die erste Art von Dukkha Vedanā, aber nicht die zweite (Geist gemachtes Leiden).
- Diese zweite Kategorie entsteht aufgrund der persönlichen Einstellung (gati). Zum Beispiel entstehen unangenehme Gefühle, wenn wir jemanden sehen, den wir nicht mögen.
Dukkha Lakkhana (Merkmal des Leidens)
3. Dukkha Lakkhana ist kein Gefühl. Es ist eine intrinsische Eigenschaft oder Qualität, die in weltlichen Dingen „verborgen“ liegt. Es ist anfangs etwas schwierig zu verstehen.
- Schauen wir auf ein paar einfache Beispiele.
Glas hat die „Eigenschaft zu zerbrechen“, d.h. es kann zerbrechen, wenn es auf eine harte Oberfläche fällt. Aber bis es zerbricht, hat Glas nur die „Eigenschaft zu zerbrechen“.
Ein Getränk, was Gift enthält, hat die „Eigenschaft, Krankheit oder Tod zu verursachen“. Aber nur wenn man es trinkt, wird man krank bzw. sterben.
- In gleicher Weise haben alle weltlichen Dinge (besonders jene, die den Geist erfreuen) die „Eigenschaft des Leidens“. Aber man wird nur leiden, wenn man daran festhält.
- Angenommen, wir hören, dass Person X gestorben ist. Wir werden nur dann traurig sein und leiden, wenn X jemand war, der uns nahe stand. Wenn wir hingegen X gar nicht kannten, werden wir nicht leiden. Je stärker die Anhaftung, desto stärker wird man Traurigkeit fühlen (dukkha vedanā).
- Alles in dieser Welt hat Dukkha Lakkhana. Dabei gibt es zwei Aspekte:
(i) Wir werden mit einem Körper geboren, der Dukkha Lakkhana hat. Wir müssen mit jedem physischen Dukkha leben, was auf den Körper einwirkt, z.B. wenn wir verletzt oder krank werden,
(ii) Menschen (Freunde, Verwandte usw.) und Dinge (Häuser, Autos usw.) haben ebenfalls Dukkha Lakkhana. Wir können das daraus resultierende Leiden begrenzen, indem wir an weniger Menschen und Dingen anhaften. Der Verlust von Anhaftung kommt jedoch ganz natürlich mit dem Verstehen und sollte nicht erzwungen werden. Man MUSS auch vorhandene Verantwortlichkeiten berücksichtigen.
Dukkha Sacca (erste edle Wahrheit)
4. Dukkha Sacca (erste edle Wahrheit) weist auf unvorstellbares Leiden im Wiedergeburtsprozess hin. Wiedergeburt kann in 31 Reichen erfolgen. Wir können das Leiden der Tiere und auch der Menschen sehen. Aber das Leiden ist in den anderen 3 unteren Reichen extrem.
- In Dukkha Sacca liegt auch die Grundursache des Leidens: das Verlangen/Anhaften an weltlichen Vergnügungen. Nur ein Buddha kann dieses verborgene Leiden entdecken und mit Hilfe von Paṭicca Samuppāda erklären, wie es zustande kommt.
Physisches Leiden und Tod – schwer zu verstehen?
5. Manche Menschen scheinen das Leiden nicht zu verstehen. Andere scheinen zu glauben, dass sie nicht sterben werden. Um aus einem Diskussionsforum zu zitieren: „Geburt und Tod sind nur eine Sichtweise des Selbst.“ Offensichtlich stecken diese Menschen den Kopf in den Sand, d.h. sie versuchen, eine bestimmte Wahrnehmung zu vermeiden.
- Doch Leiden ist real. Versuchen Sie, sich selbst zu kneifen. Tut das etwa nicht weh? Stellen Sie sich das Leid vor, wenn jemand bei einem Messerangriff stirbt.
- Auch wenn Tiervideos wie das folgende der Unterhaltung dienen, liefern sie anschauliche Beispiele für das unvorstellbare Leiden im Tierreich. Sie werden nicht einfach getötet und gefressen, sondern noch lebend verspeist. Stellen Sie sich vor, dass Sie diese Art von Leiden ertragen müssten!
- All diese Tiere waren in der Vergangenheit Menschen. Außerdem werden die meisten heute lebenden Menschen in der Zukunft im Tierreich geboren werden.
- Auch wenn wir die unvorstellbaren Leiden in den anderen drei unteren Reichen nicht sehen, können wir doch zumindest das harte Leiden im Tierreich sehen. Natürlich gibt es auch im Menschen-Reich Leiden, aber die Tiere in freier Wildbahn leben gefährlicher. In der Wildnis gibt es kaum „alte Tiere“; sobald sie langsamer werden, haben stärkere Tiere einen Vorteil.
YT-Video: Zebra von Krokodilen gefressen
Entdeckung der Paṭicca Samuppāda Sequenz
6. Das obige Video zeigt, was Dukkha Vedanā bedeutet (hier insbesondere körperliches Leiden).
- Aber solche Dukkha Vedanā entstehen nicht ohne Ursachen. Wenn man die vergangenen Leben eines Tieres zurückverfolgt, kann man sehen, dass es entsprechende „schlechte Kamma“ gab, die zu einem solchen schlechten Ergebnis führten.
- Schlechte Taten (apuññābhisaṅkhāro) werden mit Avijjā getan und führen zu zukünftiger Existenz (bhava) und Geburt (jāti). Der Buddha fand das heraus, indem er den Lebensstrom eines Wesens zurückverfolgte. Diese Entdeckung machte er in der Nacht seiner Erleuchtung.
- Zuerst erlangte der Buddha pubbe nivāsānussati ñāna, um auf frühere Menschen-Geburten zurückzublicken. Hier bedeutet pubbe „früher“, nivasa bedeutet „Haus“ und anussati bedeutet „erinnern“, d.h. das Wissen, sich an die aufeinanderfolgenden Wohnsitze einer bestimmten Gandhabba zu erinnern. In einem Menschen-Bhava kann eine Gandhabba viele verschiedene „Häuser“ haben (physische Körper). Mit diesem Wissen (ñāna) kann man also frühere Geburten als Mensch sehen, auch in mehreren Menschen-Bhava, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.
7. Das zweite Wissen, cutupapāda ñāna, erweiterte die Fähigkeit des Buddha, alle früheren Wiedergeburten in jedem Reich für jedes Lebewesen zu sehen. Hier bezieht sich cutupapāda auf alle Arten von Wiedergeburten in verschiedenen Reichen (cuti = Ende eines bhava; upapāda = Geburt) .
- Das erlaubte dem Buddha klar zu sehen, wie verschiedene Arten von Kamma zu entsprechenden Existenzen (bhava) und Geburten (jāti) darin führen, d.h. wie „avijjā paccayā saṅkhāra“ zu Bhava und Jāti führt. Enden tut es immer mit „jāti paccayā jarā, marana, soka-paridēva-dukkha-dōmanassupāyasā sambhavan’ti„.
- Mit diesem Wissen erlangte der Buddha schließlich das dritte und letzte Wissen: āsavakkhaya ñāna bzw. das Wissen, wie man Verunreinigungen/Anhaftungen entfernt. Siehe Der Weg zu Nibbāna – Entfernen von Āsavā.
- Der Buddha beschrieb diesen Prozess in verschiedenen Suttas, z.B. AN 8.11, MN 4, MN 85 und MN 36. Verañja Sutta (AN 8.11) ist eine kurze Sutta.
Essenz von Buddha-Dhamma – Leiden ist in Sinnesfreuden verborgen
8. Ein Durchschnittsmensch ist erstaunt, wenn er hört, dass die Grundursache des Leidens die Anhaftung an all den Dingen ist, die er/sie so sehr schätzt.
- Es ist auch schwer zu „sehen“, weil es eine zeitliche Verzögerung zwischen Ursachen und Wirkungen gibt. Während einige Kamma schon während des aktuellen Lebens Vipāka bringen, materialisieren sich viele Kamma Vipāka in zukünftigen Geburten.
- Wenn man jedoch Zeit damit verbringt und die Lehren des Buddha sorgfältig untersucht, wird man die Wahrheit dieser Aussage „sehen“: „Es gibt unvorstellbares Leiden, was in Sinnesfreuden verborgen liegt.“ Das ist bei unmoralischen Taten wie Mord oder Diebstahl leichter zu erkennen.
- Für Menschen, die solche unmoralischen Handlungen gedankenlos tun, ist es viel schwieriger, dieses tiefe Dhamma zu begreifen (aufgrund von Moha).
- Andererseits braucht es passende Bedingungen, um Fortschritte auf dem geistigen Pfad zu machen. Angulimala hatte fast 1000 Menschen getötet und trotzdem erlangte er innerhalb weniger Wochen nach der Begegnung mit dem Buddha die Arahanschaft.