Diese Welt ist von anicca-Natur, was bedeutet, dass es in dieser Welt keine Zuflucht vor Leiden gibt.
Der Unterschied zwischen „ein moralisches Leben führen“ und „nach Nibbāna streben“
1. Oft wird gesagt: „Alle Religionen sind gleich; sie lehren, wie man ein MORALISCHES LEBEN führt“. Dann denke ich an all die Menschen, die sich der eigentlichen Botschaft des Buddha nicht bewusst sind.
- Die meisten Religionen lehren tatsächlich, wie man ein moralisches Leben führt. Und es gibt auch Belege dafür, dass Atheisten genauso moralisch sein können wie religiöse Menschen. Siehe Morality-in-everyday-life-Science-2014-Hofmann.
- Buddha-Dhamma geht jedoch darüber hinaus. Egal wie gut wir uns in diesem Leben verhalten, auf lange Sicht wird das allein nicht helfen. Zum Verstehen der Botschaft des Buddhas ist es aber notwendig.
Der perfekte Geist eines Buddhas
2. Wenn der menschliche Geist Gier (lobha) und Hass (dosa) verliert, kann man Weisheit gewinnen (paññā). Mit anderen Worten: Ein unbelasteter Geist kann die Dinge klarer „sehen“.
- Menschen tun törichte Dinge, wenn die Gier überhand nimmt (man denke an Bestechung, Vergewaltigung usw.). Wut kann zu noch schwereren Vergehen wie Körperverletzung oder Mord führen.
- Die Tendenz, durch Gier oder Zorn „getriggert“ zu werden, wird mit der Kultivierung von Weisheit abnehmen. Hier bedeutet Weisheit (paññā), die harten Konsequenzen solcher Handlungen nicht nur in diesem Leben, sondern auch im Prozess der Wiedergeburt klar zu erkennen.
- Diese Weisheit ist in den vier edlen Wahrheiten, Tilakkhana und Paṭicca Samuppāda enthalten.
3. Auch ohne dass ein Buddha in der Welt erscheint, können manche Menschen Gier und Hass UNTERDRÜCKEN und „höhere Geisteszustände“ (jhāna) erlangen. Wenn man zu höheren jhānischen Zuständen gelangt, kann man außergewöhnliche Fähigkeiten erlangen, z.B. die Fähigkeit auf einige frühere Leben „zurückzublicken“. Aber da Gier/Hass nicht dauerhaft beseitigt sind, bleiben solche Fähigkeiten begrenzt.
- Ein wahrer Schüler des Buddhas würde das gleiche Jhāna erlangen, aber dauerhaft Verunreinigungen entfernen. Einige können auch weitreichende übernatürliche Kräfte erlangen. Dies wird in der Sāmaññaphala Sutta (DN 2) beschrieben.
4. Ein Buddha ist einzigartig, weil er Paññā bis zum Maximum kultivierte und so herausfand, wie man Lobha und Dosa vollständig und spurlos beseitigt. Er erlangte dieses Wissen in der Nacht des Erreichens der Buddhaschaft.
- Mit diesem vollkommenen Geist erlangt ein Buddha gleichzeitig die höchsten übernatürlichen Kräfte, die es ihm erlauben, die Existenz von 31 Reichen zu überprüfen. Er ist in der Lage, nicht nur ausgewählte frühere Leben zu sehen, sondern so viele, wie er mag. Daher berichtete der Buddha detailliert über seine früheren Leben. Und nicht nur das, er war auch in der Lage zu sehen, WIE ein bestimmtes früheres Leben aufgrund von Ursachen und Bedingungen entstand. Auf diese Weise fand er den Paticca Samuppada-Prozess heraus.
Buddha überprüfte die Anicca-Natur
5. Im Tipitaka finden sich viele Berichte darüber, wie der Buddha verschiedene Reiche besucht. Es gibt auch viele Berichte, in denen Devas und Brahmas zum Buddha kommen, um ihn zu befragen.
- Zum Beispiel bittet Brahma Sahampati den Buddha, sein neu entdecktes Dhamma der Welt zu lehren. Oder wir finden einen Bericht darüber, wie der König eines Deva-Reiches, Sakka Deva, bei einem Besuch Buddhas die Sotapanna-Stufe erreichte.
- Ein Bericht in der Brahmanimantanika Sutta (Majjhima Nikāya 49) zeigt die anicca-Natur der Brahmaloka. Schauen wir kurz rein.
Brahmanimantanika Sutta (MN 49)
6. Die Sutta beschreibt, dass der Buddha eines Tages mit seinen abhiññā-Kräften sehen konnte, dass Baka Brahma folgende falsche Idee im Sinn hatte. Brahmas im Mahā Brahma Loka betrachten Baka Brahma nicht nur als ihren Anführer, sondern auch als ihren „Schöpfer“.
- Die falsche Sichtweise von Baka Brahmā war dies: „Meine Existenz ist von nicca-Natur, sie ist dauerhaft, sie ist ewig, sie ist ganz, sie ist unvergänglich. Hier gibt es keine Geburt, kein Altern, kein Sterben, kein Vergehen, keine Wiedergeburt. Und es gibt keine höhere Befreiung als diese.“
- Der Pāli-Vers lautet: “idaṁ niccaṁ, idaṁ dhuvaṁ, idaṁ sassataṁ, idaṁ kevalaṁ, idaṁ acavanadhammaṁ, idañhi na jāyati na jīyati na mīyati na cavati na upapajjati, ito ca panaññaṁ uttari nissaraṇaṁ natthī’ti.”
- Man beachte, dass dhuva das Pāli-Wort für „dauerhaft“ ist. Das Wort nicca (ebenso wie das Gegenteil: anicca) kann in KEINER Sprache als ein einziges Wort übersetzt werden.
- Die nicca–Natur garantiert eine leidfreie Zukunft. Das bedeutet, dass der zyklische Prozess von Geburt, Alter, Tod, Geburt, Alter, Tod,… nicht stattfindet.
7. Um die falsche Sichtweise des Baka Brahmā zu korrigieren, verschwand der Buddha aus der Nähe des großen Sāl-Baumes im Subhaga-Hain in Ukkaṭṭhā und erschien in dieser Brahma-Welt.
Baka Brahmā sah den Buddha kommen, begrüßte ihn und sagte zu ihm: “Idañhi, mārisa, niccaṃ, idaṃ dhuvaṃ, idaṃ sassataṃ, idaṃ kevalaṃ, idaṃ acavanadhammaṃ, idañhi na jāyati na jīyati na mīyati na cavati na upapajjāti. Ito ca panaññaṃ uttari nissaraṇaṃ natthī’ti.“
Übersetzt: „Dieses Dasein, guter Herr, kann nach meinem Belieben erhalten werden; es ist beständig, es ist ewig. Es umfasst alles, ist nicht dem Vergehen unterworfen, wird nicht geboren, altert nicht, stirbt nicht und vergeht nicht. Es ist keine weitere Befreiung von dieser Existenz notwendig“.
Der Buddha antwortete: „Du bist unwissend. Du sagst, dass deine Existenz nach deinem Belieben sein kann, aber das ist nicht so. Es ist nicht dauerhaft, wie du sagst…“ (yatra hi nāma aniccaṃyeva samānaṃ niccanti vakkhati, addhuvaṃyeva samānaṃ dhuvanti vakkhati)
- Der Buddha fügte hinzu: „…obwohl du sagst, dass es keine Notwendigkeit für eine weitere Befreiung gibt, gibt es in der Tat eine dauerhafte Befreiung, derer du dir nicht bewusst bist“ („santañca panaññaṃ uttari nissaraṇaṃ “natthaññaṃ uttari nissaraṇan” ti vakkhatī’ti.“)
8. Baka Brahmā antwortete daraufhin: „Aber, guter Herr, ich sage „nicca“, weil es so ist, ich sage „stabil“, weil es stabil ist, ich sage „ewig“, weil es ewig ist. Es gibt kein Leiden mehr, … ich bin dem Verlangen nach pathavi, āpo, tejo, vāyo dhātu entkommen…“. (d.h. Baka Brahmā hat Taṇhā nach Sinnesvergnügen in Kāmaloka überwunden).
- Der Buddha sagte zum Baka Brahma, dass er wisse, dass dieser Kāmaloka überwunden habe und er sich seiner Kräfte voll bewusst sei.
- Der Buddha fügte hinzu, dass es Dinge in dieser Welt gibt, derer sich Baka Brahma nicht bewusst ist. (1) Es gibt höhere Brahmaloka, (2) Baka Brahma selbst lebte im höheren Abhassara-Brahma-Loka, starb dort und war in diesem tieferen Brahmaloka wiedergeboren. Der Buddha sagte zum Baka Brahma: „Du kennst und siehst diese höheren Reiche nicht, aber ich kenne und sehe sie.“
Hier ist der relevante Teil der Sutta, wo der Buddha zu Baka Brahma sagt: ”Pathaviṃ kho ahaṃ, brahme, pathavito abhiññāya yāvatā pathaviyā pathavattena ananubhūtaṃ tadabhiññāya pathaviṃ nāpahosiṃ, pathaviyā nāpahosiṃ, pathavito nāpahosiṃ, pathaviṃ meti nāpahosiṃ, pathaviṃ nābhivadiṃ…”
Übersetzt: „Brahma, da ich weiß, dass pathavi nur pathavi (ohne Leben) ist, da ich die wahre Natur von pathavi kenne, nehme ich pathavi auch nicht als mein.“ (Keine Anhaftung an Dinge in Kāmaloka bestehend aus den vier mahā bhuta)
- Dann wiederholte er denselben Vers für die anderen drei mahā bhuta, aus denen die Körper der Wesen in Kāmaloka bestehen, d.h. āpo, tejo, vāyo.
- Aber das allein reicht nicht aus, um frei von Leiden zu sein. Man muss das „unreine Bewusstsein“ bzw. Kamma Viññāṇa reinigen. (Das erfordert das Verstehen der vier edlen Wahrheiten, Tilakkhana und Paṭicca Samuppāda.)
9. Der Buddha fasste dies alles im folgenden Vers zusammen (siehe Pabhassara Citta, Strahlender Geist und Bhavaṅga): “Viññāṇaṃ anidassanaṃ anantaṃ sabbato pabhaṃ, taṃ pathaviyā pathavattenaananubhūtaṃ, āpassa āpattena ananubhūtaṃ, tejassa tejattena ananubhūtaṃ, vāyassavāyattena ananubhūtaṃ, bhūtānaṃ bhūtattena ananubhūtaṃ, devānaṃ devattenaananubhūtaṃ, pajāpatissa pajāpatittena ananubhūtaṃ, brahmānaṃ brahmattenaananubhūtaṃ, ābhassarānaṃ ābhassarattena ananubhūtaṃ, subhakiṇhānaṃ subhakiṇhānaṃ subhakiṇhattena ananubhūtaṃ, vehapphalānaṃ vehapphalattena ananubhūtaṃ, abhibhussa abhibhuttena ananubhūtaṃ, sabbassa sabbattena ananubhūtaṃ.”.
Übersetzt: „Viññāṇa ist unsichtbar, unendlich, und führt zum Wiedergeburtsprozess für alle. Mit Viññāṇa (unreinem Bewusstsein) kann man die wahre Natur von pathavi, āpo, tējo, vāyo, bhūta, deva, pajapati brahma, abhassara brahma, subhakinha brahma, vehapphala brahma nicht verstehen, d.h. von allem in dieser Welt (sabba).“
10. Dann schloss der Buddha: „Also, Brahmā, ich bin dir nicht gleich. Ich bin in der Tat höher im Wissen.“
- Daraufhin forderte Baka Brahma den Buddha heraus, indem er sagte, er werde verschwinden, und wenn der Buddha von höherem Wissen sei, solle er versuchen, ihn zu finden. Aber es gelang ihm nicht, sich vor dem Buddha zu verstecken.
- Da sprach der Buddha: „Jetzt verschwinde ich vor dir, Brahmā. Finde mich, wenn du kannst.“ Natürlich war Baka Brahma nicht in der Lage, den Buddha zu finden, und so musste er sich geschlagen geben.
Zusammenfassung
11. Baka Brahma dachte, dass für ihn alles Leiden überwunden sei, weil er Kāmaloka transzendiert hatte.
- Aber er war sich nicht bewusst, dass seine Existenz – auch wenn sie sehr lang anhält – nicht von Dauer ist, dass es höhere Brahmaloka mit noch längeren Lebenszeiten gibt, die ebenfalls nicht von Dauer sind. Noch wichtiger ist, dass er in der Zukunft noch immer in den Apāyas geboren wird.
- Existenz in den 31 Reichen ist von anicca-Natur. Das führt unweigerlich zu Dukkha. Daher sind alle Bemühungen um Befreiung INNERHALB dieser Welt nutzlos (anatta). Nirgendwo in dieser Welt findet man dauerhaft Zuflucht vor dem Leiden!