Niramisa Sukha

überarbeitet am 21.12.2020, 2.10.2023

Die Qualitäten sāmisa, nirāmisa, nirāmisatara sind mit Kāmaloka bis Nibbāna verbunden.

Sāmisa, Nirāmisa, Nirāmisatara

1. Die grundlegenden Konzepte können verstanden werden, wenn man sich die drei Arten von Sukha ansieht.

  • So ist sāmisa Sukha das Vergnügen, mit allen fünf Sinnen zu genießen, insbesondere Geschmack, Geruch und Körperberührung. Diese sind nur in Kāmaloka vorhanden, was die sechs Devaloka einschließt.
  • Es gibt ein besseres Glück, wenn man die Sinnesfreuden aufgibt (d.h. Kāmaloka transzendiert) und zu Jhānā gelangt. Das ist nirāmisa Sukha, was in Rupāloka erfahren wird. Dieses Glück ist temporär für die anariya Versionen und permanent für die ariya (edlen) Versionen.
  • Das ultimative nirāmisa Sukha ist nirāmisatara. Es wird auf der Arahant-Stufe erreicht und gilt für einen lebenden Arahant.
  • Die Nirāmisa Sutta (SN 36.31) beschreibt verschiedene Aspekte der drei Begriffe im Detail. Gehen wir das durch.

Nirāmisa Sutta (SN 36.31)

2. Nirāmisa Sutta diskutiert verschiedene Aspekte von sāmisa, nirāmisa, nirāmisatara. Diese sind pīti (Freude), sukha (Glück), upekkhā (neutrale Geisteshaltung) und vimokkha (Freiheit/Befreiung).

  • Pīti und Vedanā sind Cetasika. Sukha ist eine Art von Vedanā.
  • Upekkhā bedeutet Neutralität.
  • Vimokkha bedeutet, einen Zustand zu transzendieren oder zu überwinden, d.h. Freiheit/Befreiung von diesem Zustand.
  • Im Allgemeinen bedeutet Nibbāna die Befreiung von dieser Welt, und die Welt besteht aus kāma loka, rupa loka, arupa loka. Aber Pīti und Sukha sind in bestimmten höheren Reichen nicht vorhanden, besonders nicht in arupa loka.
  • Es folgen die Erklärungen der einzelnen Kategorien.

Kategorien von Sāmisa, Nirāmisa, Nirāmisatara für Pīti und Sukha

3. Pīti und Sukha werden vollständig in Kāmaloka erfahren und sind mit den fünf Arten von Kāmaguṇa verbunden. Siehe Kāma Guna, Kāma, Kāma Rāga, Kāmaccanda.

  • So sind Pīti und Sukha, die durch Sinneskontakt mit Augen, Ohren, Zunge, Nase und Körper entstehen, sāmisa pīti und sāmisa  sukha.
  • Wenn man Kāmaloka transzendiert und in das erste oder zweite Jhāna eintritt, wird in diesen beiden Jhānā eine andere Art von Pīti erfahren. Es sind Jhāna-Faktoren (jhānaṅga) und die sind von „höherer Qualität“. Das ist nirāmisa pīti und nirāmisa sukha.
  • Wenn man zum dritten Jhāna übergeht, verschwindet pīti jhānaṅga, und nur sukha bleibt. Somit wird nirāmisa sukha in den ersten drei Jhānā erfahren.
  • Die ultimativen Versionen von pīti und sukha werden auf der Arahant-Stufe erreicht (nirāmisatara pīti und sukha).

Kategorien von Sāmisa, Nirāmisa, Nirāmisatara für Upekkhā

4. Wenn der Sinneskontakt zu einem „neutralen Geisteszustand“ führt, heißt es sāmisa upekkhā (adukkhamasukha).

  • Wenn ein „neutraler Geisteszustand“ im vierten Jhāna erreicht wird (nach Überwinden von nirāmisa pīti und sukha), ist das nirāmisa upekkhā.
  • Die ultimative Version von upekkhā wird auf der Arahant-Stufe erreicht (nirāmisatara upekkhā).

 

Kategorien von Sāmisa, Nirāmisa, Nirāmisatara für Vimokkha

5. Wenn man Kāmaloka transzendiert und in Rupaloka eintritt (d.h. rupāvacara Jhāna), ist das die Befreiung von Kāmaloka. In der Sutta wird dies ausgedrückt durch „rūpappaṭisaṁyutto vimokkho sāmiso vimokkho“ oder „das Betreten von Rupaloka ist sāmiso vimokkho„.

  • Nirāmisa vimokkha wird erreicht, wenn man Rupaloka überwindet und Arupaloka betritt (d.h. arupāvacara Jhāna). Das ist die Befreiung von Rupaloka und der Eintritt in Arupaloka. Dort ist das Leiden noch geringer.
  • Aber die „endgültige Befreiung von allem Leiden“ liegt in der Arahantschaft. Das ist nirāmisatara vimokkha.
  • Das ist die Essenz der Nirāmisa Sutta (SN 36.31).

Diskussion

6. Nirāmisatara Pīti, Sukha oder Upekkhā werden von einem lebenden Arahant erfahren, der die entsprechenden āmisa und nirāmisa Zustände transzendiert hat.

  • Es gibt keine Worte, um Nibbāna Sukha nach Parinibbana zu beschreiben (oder eines Arahants in nirodha samāpatti). Sie werden in KEINEM Reich der Welt wiedergeboren. Alles was wir sagen können ist, dass es nach Parinibbana absolut kein Leiden mehr gibt. Der ehrwürdige Sariputta hat dies in der Nibbānasukha Sutta (AN 9.34) erklärt.
  • Der Status eines Arahants ist für Neulinge im Dhamma nicht verständlich. Es ist besser, sich langsam anzunähern und die Lehre schrittweise zu entdecken.
  • Informationen zu den 5 Fakultäten in Bezug auf Vedana: Paṭhamavibhaṅga Sutta (SN 48.37).

7. Der Buddha sagte nicht, dass es kein samisa sukha/piti gibt (Sinnesvergnügen bzw. an rupa gebundene Freuden). Der einzige Grund, warum die Wesen an dieser Welt festhalten, ist das Vorhandensein dieser Sinnesfreuden und die Anhaftung daran.

  • Der Buddha sagte, dass solche Sinnesfreuden vergänglich und nicht dauerhaft sind. Selbst wenn man ein Vermögen erbt und das ganze Leben in Luxus lebt, ist das Leiden im weiteren Verlauf von Samsara unvermeidlich. Das meiste Leiden (dukkha) findet sich in den vier unteren Reichen (apaya).
  • Nirāmisa Sukha beginnt da, wo der Stress weniger wird. Es kann mit der Erleichterung verglichen werden, die man erfährt, wenn chronische Kopfschmerzen weggehen.
  • In gewisser Hinsicht leben wir alle mit einem „chronischen Kopfschmerz“, den wir nicht einmal erkennen. Wir haben uns daran gewöhnt und merken nicht einmal, dass es einen „besseren Zustand“ gibt. Erst wenn man den „reduzierten Stress“ in Form von nirāmisa Sukha fühlt, erkennt man das. Das ist die wahre Inspiration für das Erreichen der höheren Stufen von Nibbana.

8. Es ist wichtig zu erkennen, dass nirāmisa Sukha nicht erreicht werden kann, indem man einfach Dinge aufgibt und in die Abgeschiedenheit geht. Auch heute noch kultivieren einige Yogis Jhānas, indem sie sich „vor den Sinnesfreuden im Dschungel verstecken“. Aber jedes Jhāna, was ohne Verständnis der vier edlen Wahrheiten/Paṭicca Samuppāda/Tilakkhana kultiviert wird, ist weltliches (anariya) Jhāna.

  • Solche Yogis werden in einem Brahmaloka geboren und genießen nirāmisa Sukha/Piti bis zum Ende dieser Existenz. Danach können sie in jedem Reich wiedergeboren werden, auch in den Apāyā. Man muss mindestens Sotapanna Anugami werden, damit man frei von den unteren vier Reichen wird.
  • Das „Aufgeben weltlicher Dinge“ geschieht mit Verständnis der wahren Natur dieser Welt. Viele Menschen gaben weltliche Dinge auf und wurden Bhikkhu, aber erst nachdem sie das fruchtlose Verlangen nach weltlichen Dingen erkannten.

9. Es ist die Natur des Geistes, dass er den Nutzen von etwas sehen muss, bevor er es annimmt.

  • Man kann den Geist dazu zwingen, ein paar Sinnesfreuden „aufzugeben“, aber das kann nicht aufrechterhalten werden. Die meisten Menschen, die dies aus Unwissenheit (Nichtverstehen von Buddha Dhamma) versuchen, werden am Ende unzufrieden und geben auf.
  • Der Geist muss „sehen“, dass es eine bessere Option gibt, verglichen mit samisa Sukha. Wenn man auf dem Pfad beginnt und ein moralisches Leben führt, wird man allmählich nirāmisa Sukha spüren.

10. Der Buddha gab uns ein Gleichnis, um diesen Effekt zu erklären. Früher, als Menschen über die Ozeane fuhren, um nach neuen Ländereien zu suchen, nahmen sie Vögel im Käfig mit. Wenn sie herausfinden wollten, ob sie nahe am Land waren, ließen sie einen Vogel frei. Der Vogel würde herumfliegen und zurück zum Schiff kommen, wenn er kein Land findet.

  • Dasselbe gilt für den Geist. Er wird sich nicht an etwas Neues binden (nirāmisa sukha), außer es ist besser als das, was er schon hat (samisa sukha).
  • Die Punkte in Nr. 9 und 10 werden in der Cūḷa­duk­khak­khan­dha Sutta (MN 14) erklärt.

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